Paul Lafargue

 

Der Mythos von Adam und Eva

Eine Studie zur Religionskritik [1]

(1891)


Paul Lafargue, Le Mythe d’Adam et d’Ève, La Revue Socialiste, XX, Paris Juli-Dezember 1894.
Paul Lafargue, Der Mythos von Adam und Eva – Ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie, Neue Zeit, IX/2, 1890/91, S.225ff. u. S.263ff.
Diese Version in Paul Lafargue, Geschlechterverhältnisse, Hrsg. Fritz Keller, Hamburg 1995, S.133-53. (Fußnoten, die mit * gekennzeichnet sind, stammen von dieser Ausgabe.)
Transkription: Fritz Keller.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


Nur das Seiende ist,
Die Mythen sind verlogene Erzählungen,
das Nicht-Seiende ist nicht,
die Wahrheit enthalten.
und kann auch nicht gedacht werden.
Aristoteles [2]
Parmenides [3]

So ist denn die Erzählung der Thora ihr Gewand [...].

So hat auch die Thora einen Körper, das sind die Gesetze, welche der Leib der Thora genannt werden. Dieser Leib der Thora umkleidet sich mit den Hüllen, welche die Erzählungen aus dieser Welt bilden. Sohar [4]
 

Im 18. Jahrhundert kannte man in Frankreich, das damals die Heimat des kritischen Denkens und der Gottlosigkeit [5] war, nur zwei Gesichtspunkte, von denen aus man die Erzählungen der Bibel betrachtete: Entweder bekannte man sich als Gläubiger und ließ sie wörtlich gelten, oder man bekannte sich als Freidenker und verwarf sie als Erfindung von Betrügern. Die philosophischen Geister unserer Zeit spötteln ebensowenig über ihre Unmöglichkeit, wie sie vor ihren Mysterien niederknien; sie deuten sie und versuchen zu entdecken, ob ihre phantastische Hülle nicht irgendwelche positiven Tatsachen verbirgt. Sie treten damit in die Fußstapfen der Irrenärzte, die, weit entfernt, gewisse unleugbare geheimnisvolle Phänomene in Abrede zu stellen, vielmehr versuchen diese, die man früher dem göttlichen Eingreifen zuschrieb, auf pathologische Ursachen zurückzuführen.

Es ist meines Erachtens kaum möglich, daß der Mensch, dessen Geist sich nur an wirklichen Dingen und Erscheinungen üben kann, sich etwas absolut Unwirkliches vorzustellen vermag. Man darf also wohl den tiefsinnigen Ausspruch des griechischen Philosophen umkehren und behaupten, daß das, was der Mensch denkt, existiert hat, existiert oder existieren kann. [6]

Allein wie ein Hohlspiegel je nach seinem Durchmesser die Bilder mehr oder weniger verzerrt reflektiert, so spiegelt auch das menschliche Hirn je nach dem Grad seiner Entwicklung und der Kultur die Dinge und Erscheinungen in den verschiedensten Kombinationen und Gestalten wider. Die Intelligenz entwickelt sich mit den verschiedenen Geschichtsepochen; der Mythos, den wir als absurd belächeln, ist im Gegenteil den primitiven Menschen, die ihn geschaffen und geglaubt haben, als selbstverständlich und natürlich erschienen. Wir brauchen nicht einmal über unsere eigene persönliche Erfahrung hinauszugehen, um dies bestätigt zu finden. Sind die Moden und Vorurteile unserer Großväter für uns nicht ebenso lächerlich und unvernünftig, wie es unsere für kommende Generationen sein werden?

Die Mythen sind weder Erfindungen von Betrügern, noch müßige Phantasien, sie sind vielmehr eine der naiven und spontanen Formen des menschlichen Denkens. Erst dann werden wir die Kindheit der Menschheit kennenlernen, wenn wir den Sinn enträtseln können, den sie für die primitiven Menschen hatten, und der im Laufe langer Jahrhunderte verlorengegangen ist. Nur ist es ungemein schwer, sich in dem geheimnisvollen Labyrinth der Mythen zurechtzufinden; es sind bereits mehrere Methoden zu ihrer Deutung versucht worden, ohne jedoch die erwarteten Resultate erbracht zu haben, wie man aus den Widersprüchen schließen kann, die bei der Erklärung desselben Mythos durch verschiedene Gelehrte entstehen, welche dieselbe Methode anwenden. Seit einigen Jahren legen englische Mythologen, welche sich „folklorists“. [7]

Der geistreiche und gelehrte Folklorist Monsieur Andrew Lang [8], um nur einen von vielen herauszugreifen, hat zum großen Entsetzen der „feingebildeten“ Kreise den Gedankenblitz gehabt, die griechischen Mythen n´mit den sagen der Wilden zu vergleichen. Und er wies nach, daß die schwarzen Afrikaner und die amerikanischen Rothäute Mythen besaßen, die denen der Griechen, diesen Leuchten unserer Zivilisation, zum Verwechseln ähnlich sind. Es ist also wohl mehr als wahrscheinlich, daß es aufgrund des Studiums der Sitten und Bräuche wilder Völkerschaften gelingen wird, das vorgeschichtliche Milieu wieder zu rekonstruieren, in welchem die Urreligionen entstanden sind, und die Vorgänge zu begreifen, welche ihre Entstehung beeinflußt haben. Schon Goguet, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts [9], und Chateaubriand, am Anfang des 19. Jahrhunderts [10], haben auf die eigentümlichen Analogien aufmerksam gemacht, welche zwischen den Franken zur Zeit der Merowinger [11], den Griechen Homers und den Indianern bestehen, deren Sitten Morgan [12] die ersten Formen der Familie offenbart haben. Alle Anthropologen erkennen heute an, daß die Wilden, welche leider vor unserer brutalen Zivilisation so schnell verschwinden, die Kindheit der Menschheit durchleben; nach Dr. Letourneaus [13] treffendem Ausdruck sind sie die lebende Vorgeschichte.

Die Folklorists beschränken sich darauf, die Legenden, Mythen und abergläubischen Vorstellungen verschiedener Völker miteinander zu vergleichen. Als „respectable englishmen hüten sie sich, die biblischen Erzählungen in ihrer Studie einzubeziehen; man muß folglich über sie hinausgehen, man muß die legenden der Ilias, die theogonie des Hesiod [14] und die Erzählungen der Genesis der gleichen methodischen Kritik unterziehen.

 

I. Die zwei Erzählungen der Genesis

Die Exegeten [15] haben darauf hingewiesen, daß die Genesis über die Schöpfung des Menschen zwei Erzählungen enthält, welche einander durchaus nicht ergänzen, sondern einander widersprechen.

Das I. Kapitel erzählt, daß Elohim „den Menschen schuf nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, und er schuf sie ein Männlein und Fräulein“ (I, 27). [16] Und er sagte ihnen: „Sehet da, ich übergebe euch alles Kraut, das Samen hervorbringt auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die samentragende Früchte hervorbringen; das sei eure Nahrung“ (I, 29). er verlieh ihnen also das Recht von jeder Frucht ohne ausnahme zu essen.

Das II. Kapitel erzählt den Vorgang anders: „Jahve-Elohim bildete den Menschen aus dem Staub von dem Erdboden“ (7), setzte Adam, dessen name tatsächlich Erde bedeutet, in den Garten Eden und sprach zu ihm: „Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen. Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen aber darfst du nicht essen. Denn an dem Tage, da du davon issest, mußt du sicher sterben“ (16 u. 17). Darauf zog Jahve-Elohim aus Adams Seite dessen Frau Eva, gerade wie Zeus aus seinem schenkel Dionysos, aus seinem Haupt Athene hervorgehen ließ. Nach dieser Erzählung ist der Mensch nicht als Ebenbild Gottes geschaffen, erst als er von der verbotenen Frucht gegessen hatte, sprach Jahve-Elohim: „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns“ (III, 22).

Das III. und IV. Kapitel schildert den Ungehorsam Adams und Evas, ihre Austreibung aus dem Paradies und die Ermordung Abels; sie bringen ferner eine Genealogie von Kains Nachkommen. Das V. Kapitel setzt die unterbrochene Erzählung fort. Es weiß nichts vom Garten Eden, von der Schöpfung Evas, dem Sündenfall, der Geburt Kains und Abels, sondern es spricht wieder von Adam als einem Männlein und Fräulein, der im Alter von 130 Jahren „einen Sohn zeugte, ihm ähnlich, nach seinem Bild [folglich zweigeschlechtig], und nannte ihn Seth“ (3). Die Erzählung schließt mit einem von Adam bis auf Noah reichenden Geschlechtsregister ab.

Aus den Kapiteln II, III und IV erfahren wir, daß die Erde außer von Adam und seinen Kindern noch von anderen Menschen bewohnt war; daß Flüsse und verschiedene Gegenden Namen erhalten hatten, ehe Adam geschaffen worden war; daß das Gold, der Gebrauch der Metalle, das Schmieden von Schwertern, die Züchtung von Tieren und die Bebauung des Bodens, kurz viele Dinge bekannt waren, welche auf eine ziemlich hohe Zivilisation hindeuten, während doch erzählt wird, daß Adam und Eva wie die niedrigsten Wilden nackt gingen und sich nicht einmal ihrer Nacktheit bewußt waren. Sie waren also unfähig zu begreifen, was „die Erkenntnis des Guten und Bösen“ bedeutete, welche sie durch den Genuß der verbotenen Frucht erlangen sollten. Reisende haben in der Tat nachgewiesen, daß wilde, welche in einem ähnlichen Zustand der nacktheit und unschuld leben, keine abstrakten Ausdrücke wie Erkenntnis, böse, gut, Gerechtigkeit und entsprechende Begriffe besitzen. [17]

Die drei genannten Kapitel sind offenbar eingeschoben worden und müssen aus einer anderen Epoche als das I. und V. Kapitel stammen, welche von anderen Ereignissen handeln. Anstatt die ersten fünf Kapitel der Genesis als ein Ganzes zu betrachten, muß man sie in zwei Gruppen teilen, welche man getrennt studiert, wie dies in den folgenden Ausführungen geschehen soll. Analysiert man sie im Lichte der Kenntnisse, die wir über die primitiven Völker besitzen, so wird es vielleicht möglich, den Sinn der Mythen zu ergründen, welche sie erzählen.

 

 

II. Der Mythos von Adam, dem Mannweib

Das erste und fünfte Kapitel der Genesis erwähnen nicht die Existenz von Frauen. Adam und seine Nachkommen bis auf Noah sind nach dem Bild Elohims geschaffen, sie sind „Männlein und Fräulein“, erfreuen sich einer außergewöhnlichen Langlebigkeit, zeugen erst Kinder, nachdem sie mehr als 100 Jahre zählen und sterben mehrere Jahrhunderte alt. Noah war 500 Jahre alt, als er drei Söhne zeugte; er ist der einzige Abkömmling Adams, von dem drei Kinder beim Namen genannt werden.

Die Rabbiner haben keine Bedenken gehabt, Adam als zweigeschlechtig gelten zu lassen. Moses Maimonides [18] im 12. und Manasse Ben Israel [19] im 17. Jahrhundert, zwei der berühmtesten hebräischen Theologen, behaupteten, daß Adams Körper, wie der des Hermaphrodit, des Kindes von Hermes und Aphrodite, gleichzeitig ein Mann und eine Frau gewesen sei, und daß der männliche und der weibliche Körper bei den Schultern zusammengewachsen waren. Wenn man den Bibeltext wörtlich nimmt, so muß man sich allerdings das erste Menschenpaar ähnlich vorstellen. [20] Plato [21] hat bereits ein Geschlecht zweigeschlechtiger Wesen beschrieben, welche vier Beine und vier Arme hatten und auf einem einzige Hals zwei Köpfe trugen. Die doppelte Anzahl von Gliedern machte sie so stolz und übermütig, daß sie die Götter des Olymps bekriegten. Zeus dachte anfangs sie auszurotten, wurde aber dann milder gestimmt und begnügte sich damit, sie in je zwei Hälften zu teilen. Jeder der beiden Hälften blieb eine starke, eigentümliche Neigung, sich mit der anderen zu vereinigen, und hierin ist nach Plato der Ursprung der Liebe zu suchen.

Auch in der altpersischen Mithras-Religion [22] stossen wir auf die Vorstellung, daß die ersten menschlichen Wesen zweigeschlechtig gewesen sind. Sie lehrt, daß aus dem Baum des Lebens, dem „Reiva“, ein zweigeschlechtiges Wesen entsprungen ist, welches dann, in zwei Hälften geteilt, den Mann Meschia und die Frau Meschiana bildete, die zu den Stammeltern des Menschengeschlechtes wurden. Mann kann den Mythos vom zweigeschlechtigen ersten Menschen noc„ bei einer großen Zahl von Völkern wiederfinden. [23]

Monsieur Ledrain, ein moderner Assyrologe, konstatiert, daß die Religionen Vorderasiens viele Fälle von Zweigeschlechtigkeit der Götter aufweisen, und er zieht daraus den Schluß, daß sich der Mensch die Gottheit zunächst doppelgeschlechtig vorgestellt hat. Allein die zweigeschlechtigen Götter, deren Bildnis er auf den Ziegelsteinen und Monumenten Asiens gefunden hat, gehören nicht etwa einer wilden Nation an, sondern Völkern mit bereits hochentwickelter Kultur, welche in Städten lebten, Schriftzeichen, den Ackerbau, die Bearbeitung von Metallen usw. kannten. Andererseits weiß man, daß in dem ägyptischen und griechischen Pantheon Neith bzw. Zeus – um nicht noch andere Götter zu nennen – erst als Hermaphroditen dargestellt werden, nachdem sie lange Zeit in der Gestalt eines einzigen Geschlechts verehrt worden waren. [24] Die doppelgeschlechtigen Götter gehören einem mythologischen Kreis an, der erst nach der Vorstellung vom Hermaphroditismus des ersten Menschenpaares entstanden ist. Es würde über den Rahmen des vorliegenden Artikels hinausgehen, wollten wir die Gründe anführen, welche für diese Ansicht sprechen.

Lassen wir also die androgynen Götter beiseite und konzentrieren wir uns auf zwei Fragen: „Was bedeutet dieses erste, doppelgeschlechtigen Menschenwesen, was bedeutet der mit so außergewöhnlicher Langlebigkeit begnadete Adam? – Verbirgt sich unter diesen Irrealitäten eine Wirklichkeit und wenn ja, welche?“

Morgan hat in seinem epochemachenden Werk [25] nachgewiesen, daß bei den auf der niedrigsten Stufe stehenden Wilden, von denen wir Kenntnis haben, der sexuelle Verkehr innerhalb der Horde stattfand. Die Horde war, um Mac Lennans [26] Ausdruck zu gebrauchen, „endogam“: Erst später wurde der sexuelle Verkehr zwischen Angehörigen derselben Horde verboten. Um innerhalb der endogamen Gruppen den sexuellen Vereinigungen zwischen Mutter und Sohn, Vater und Tochter vorzubeugen, teilte man sie in vier Generationen: die der Großeltern, der Eltern, der Kinder und der Enkel. Alle Angehörigen derselben Generation betrachteten sich als Geschwister, als Kinder der ihnen vorausgehenden älteren und als Eltern der ihnen nachfolgenden jüngeren Generation. Die sexuelle Verbindung war zwischen allen Männern und Frauen derselben Generation, also zwischen Geschwistern, gestattet, dagegen zwischen Angehörigen verschiedener Generationen verboten. [27] Aber in einer noch weiter zurückliegenden Geschichtsperiode muß auch eine sexuelle Vereinigung zwischen Mutter und Söhnen, Vater und Töchtern stattgefunden haben, wie das gewisse Legenden und religiöse Zeremonien bezeugen: In Indien vermählt sich Brahma [28] mit seiner Tochter Saravasti; in Ägypten rühmt sich Ammon, der Gatte seiner Mutter zu sein; in den Eddas [29] ist Odin der Gemahl seiner Tochter Frigg und in Persien praktizierten die Magier diese Art der Blutschande, um Hohepriester zu zeugen.

Die endogamen Horden sind doppelgeschlechtig, weil ihre Angehörigen nicht außerhalb ihres Bereichs Frauen und Männer zur Ehe suchen müssen: Die Lebensbedingungen jener Wilden bringen notwendigerweise den sexuellen Verkehr zwischen Angehörigen derselben Gruppe mit sich.

Wie die in Herden lebenden Tiere, so verlassen auch die männlichen und weiblichen Angehörigen der primitiven Horden einander nie; sie wandern, jagen, essen, schlafen und kämpfen zusammen; sie besitzen keine Haustiere – ausgenommen zuweilen Hunde – sie wissen nichts von irgendwelcher Kultur. Da sie nur von der Jagd, dem Fischfang und dem Sammeln von Beeren, Früchten und Wurzeln leben, besteht zur Gewinnung ausreichender Nahrung die Notwendigkeit, wie die wilden Pferde ihre Zahl auf 40 bis 50 Köpfe zu beschränken. Sobald diese Zahl überschritten ist, teilt sich die Horde in zwei, welche sich ihrerseits bei weiterem Wachstum abermals spalten und so fort. Sämtliche kleinen Gruppen, welche auf dem Wege der Teilung entstanden sind, führen den selben Namen, dem zuweilen noch ein Zuname beigefügt wird; sie kommen zu festgesetzten Zeitpunkten, um miteinander bestimmte religiöse Zeremonien zu feiern. Diese 40 bis 50 Personen starken Horden bilden ein Ganzes, das wie ein Individuum lebt und webt, soviele Köpfe wie Personen und die doppelte Anzahl von Armen und Beinen zählt. Die griechische Mythologie personifiziert derartige Horden in der Gestalt von Hekatoncheiren, jener fünfzigköpfigen und hundertarmigen Titanen, welche von Gaia und Uranos, also jenen Gottheiten gezeugt wurden, die älter sind als Zeus und die 12 olympischen Götter, welche Aischylos [30] als neue Götter bezeichnet. Der Umstand, daß sich der menschliche Geist eine ganze Gruppe zusammenlebender Menschen als ein einziges Wesen vorstellt, scheint ganz natürlich. So erscheinen z.B. Guy Coquille, diesem scharfsinnigen Kommentator des mittelalterlichen Gewohnheitsrechtes in Frankreich, die Bauerngemeinschaften, welche die feudalen Ländereien in „bourdelage als einziger Körper, der aus mehreren Gliedern besteht, die allerdings von einander getrennt sind, aber doch durch ihre Brüderlichkeit, Freundschaft und ihren ökonomischen Zusammenhang nur einen einzigen Körper ausmachen“ [31]

Die Talmudisten [32] behaupten, daß Adam ein Riese war, den Gott auf das Bitten der Engel hin, welche den ersten Menschen fürchteten, verkleinerte. Auf alle Fälle unterschied er sich, gerade wie die Titanen und Hekatoncheiren, von den gewöhnlichen Sterblichen durch sein Doppelgeschlecht und durch seine ungemein lange Lebensdauer. Die beiden oben zitierten gelehrten Rabbiner klären uns über diese Punkte nicht auf, und soviel mir bekannt ist, hat noch niemand den Versuch gemacht, eine vernünftige Deutung des Mythos vom doppelgeschlechtigen Adam zu liefern. Meines Erachtens geben uns die endogamen Horden Polynesiens [33] den Schlüssel zum Verständnis der bisher unerklärlichen Passagen der Erzählungen der Genesis.

Die wilden Völker gebrauchen oft einen Namen in der Einzahl, um eine Gesamtheit von Personen zu bezeichnen; so bedeutet z.B. bei den haarigen und halbwilden Ainu [34] das Wort „Ainu“ ebenso ein einziges Individuum wie eine Gruppe von Individuen. Anstatt den Namen Adam als Eigennamen einer Person aufzufassen, muß man ihn als den namen einer oder mehrerer wilder semitischer Horden betrachten. Die Erzählung der bibel berechtigt uns dazu, denn sie besagt, daß Elohim „den Menschen schuf nach seinem Bilde [...], und er schuf sie ein Männlein und Fräulein“ (I, 27), und daß die ersten Menschen nackt gingen und wie die Menschenaffen nur von Früchten lebten.

Die von der Horde Elohim abstammende Horde Adam zeugte ihrerseits die Horde Seth, von der die Horde Enos ihren Ursprung ableitete und so fort. Alle diese Horden erkennen als ihre Ureltern die zu Stammesgöttern erhobenen Elohim an; ihre Angehörigen nennen sich in der Folge „Kinder von Elohim“, d.h. Kinder der Götter, um sich dadurch von den übrigen Menschen zu unterscheiden, welche nur Söhne und Töchter der Menschen sind (VI, 1. u. 2.).

Die Horde Adam ist endogam, d.h. sie besteht wie die Horde Elohim, die sie nach ihrem „Bilde“ geschaffen hat, und wie die Horde Seth, welche sie ihrerseits nach ihrem „Bilde“ gezeugt hat, aus Männern und Frauen. Sie spaltet sich nach der Weise der wilden Völker, sobald sie zu groß geworden ist, in kleine Horden von ungefähr 40 Köpfen, welche den Namen Adam führen und zu bestimmten Zeitpunkten zur Feier religiöser Zeremonien zusammenzukommen. Jedoch nach einer gewissen Zeit, die nach der Zahl der gemeinsamen Treffen berechnet wird, sind die Horden Adam zu zahlreich geworden, oder sie habe sich über einen zu weiten Raum zerstreut, als daß sie sich noch alle an dem selben Ort versammeln könnten. So entschließen sie sich, auseinanderzugehen, neben der bisherigen eine neue Gruppe von Horden zu bilden, die den Namen Seth führt, einen anderen, eigenen Kultus hat (IV, 26) und an einem anderen Ort zusammenkommt.

Die heilige Formel, welche man bei diesen Teilungen aussprach, war vielleicht die selbe, welche Elohim dem Adam zurief: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan. Herrschet über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf Erden regt“ (I, 28). Es ist bemerkenswert, daß Elohim Adam nur Pflanzen zur Nahrung gibt (I, 29).

Der Ausdruck, daß Gott den ersten Menschen als „Männlein und Weiblein“ schuf, hat keinen Sinn, wenn man voraussetzt, daß er sich auf ein einziges Elohim oder Adam genanntes Individuum bezieht. Er entspricht jedoch mit wunderbarer Genauigkeit der Wirklichkeit, sobald man ihn auf endogame Horden anwendet, welche den Namen Elohim, Seth, Noah usw. führen.

Die Wilden kennen ihr Alter nicht, obwohl sie zuweilen genügend zu zählen verstehen, um sagen zu können, wieviele Male sich ein Ereignis oder eine Zeremonie in einem vorgegebenen Zeitraum wiederholt hat. Sie erinnern sich der Zahl durch Einschnitte, welche sie an einem Stock anbringen, oder durch Knoten, die sie in ein Bastseil oder in einen Lederriemen knüpfen; ein Knoten bedeutet eine Einheit, ein Doppelknoten ein Dutzend usw. Der Rosenkranz der frommen Katholiken ist noch eine Überbleibsel des mnemotechnischen Seiles. Die Angehörigen der Horden Adam, Seth, Enos... und Noah usw. wußten nicht, wie alt sie waren, aber sie kannten die Zahl der gemeinsamen Reffen, welche wahrscheinlich im Laufe eines Jahres mehrmals stattfanden. [35] Die Anzahl dieser Treffen, welche mit den olympischen Spielen der Griechen verglichen werden können, sind nun generös als eben so viele Lebensjahre den vorsintflutlichen Patriarchen zugesprochen worden: So erklärt sich deren verblüffend lange Lebensdauer auf höchst natürliche Weise.

Die von Elohim abstammenden Horden blieben bis zu Noahs Tagen endogam; ungefähr um diese Zeit hat sich jedoch die Notwendigkeit neuer sexueller Umgangsformen bemerkbar gemacht, „die Kinder Elohim’s“ fingen an, außerhalb ihrer Horden, unter den „Menschentöchtern“ Frauen zu suchen (VI, 2). die neuerung bedeutete eine vollkommene Revolution der Sitten und Bräuche sder Organisation der Horden; sie stieß anfangs auf große Schwierigkeiten und forderte den zorn der Götter, der Elohim heraus, welche die Schützer und Erhalter der alten Bräuche waren. Die Elohim entschlossen sich, „die Menschen, welche sie geschaffen hatten, von der Erde zu vertilgen“ [36]; es muß zu blutigen Kämpfen gekommen sein, welche zur Auflösung der alten Horden und zur Neuorganisation von Gruppen nach einem neuen System führten.

Tatsächlich beginnt mit Noah einen neue Ära: Bis dahin hatten Elohim, Adam, Seth, Enos, Kenan, Mahalaleel, Jerad, Henoch, Methusala und Lamech nur je eine Linie von Nachkommen gezeugt, deren Namen uns die Bibel überliefert hat; Noah macht jedoch davon eine Ausnahme, von ihm stammen durch Sem, Cham und Japhet drei Linien ab, was bedeutet, daß sich die Horde Noah in vier Gruppen spaltete, deren eine den Namen Noah behielt, während sich die drei übrigen anders nannten. Wenn die australischen Horden, denen Fison [37] und Howitt [38] ein sorgfältiges Studium gewidmet haben, anfangen, nicht mehr endogam zu sein, sondern sich in Eheklans zu organisieren, so teilen sie sich gerade in eine Anzahl von Gruppen, welche durch Multiplikation von Zwei gewonnen wird. Die Angehörigen desselben Klans pflegen nicht mehr, wie früher, geschlechtlichen Verkehr miteinander, vielmehr haben alle Männer eines Klans A zum Beispiel, alle Frauen eines anderen Klans B zu Gattinnen, und umgekehrt haben alle Frauen des Klans B alle Männer des Klans A zu Gatten. Die Klans A und B werden Eheklans genannt. [39] Auf diese sonderbare Weise ist es den Wilden gelungen, dir sexuellen Verbindungen zwischen Brüdern und Schwestern mütterlicherseits zu verhindern; erst viel später fingen die Menschen an, die sexuellen Verbindungen zwischen Kindern ein und desselben Vaters zu verbieten. Diese Tatsache würde allein als Beweis genügen, daß die erste Form der Einzelfamilie die matriarchalische, mutterrechtliche gewesen ist, was bereits jetzt kaum bezweifelt wird.

Zur selben Zeit, als der sexuelle Verkehr innerhalb der Gruppe verboten wurde, schuf wahrscheinlich die rohe Fantasie zweigeschlechtige Wesen, um dadurch die endogam gebliebenen Gruppen darzustellen.

Die Erzählungen der Kapitel I und V der Genesis, von Voltaire, der ihren mystischen Gehalt nicht erfassen konnte, ins Lächerliche gezogen [40], verhüllen unter ihrem symbolischen Mantel reale Fakten, die uns in die am weitesten zurückliegenden Epochen der menschlichen Entwicklung führen, während die Erzählungen der Kapitel II, III und IV, die wir im folgenden analysieren werden, mystische Fakten aus verhältnismäßig näherliegenden Epochen verklären. [41]

 

 

III. Der Mythos von Adam und Eva

Der in den Kapiteln II, III und IV enthaltene und in die erste Erzählung eingeschobene Mythos von Adam und Eva ist ein Mischung von Legenden, welche sich in späteren, aufeinander folgenden Epochen gebildet haben, und die wahrscheinlich in verschiedenen Ländern eingesammelt worden sind.

Als ob der Einschub vertuscht werden soll, fängt das II. Kapitel mit einem Resümee des I. Kapitels an. Es wiederholt, daß Elohim am siebenten Tag „sein Werk“ vollendete und an diesem tag ruhte, und von da an betritt Jahve-elohim die Szene; er ist es, der spricht und handelt. Verweilen wir einen Moment bei diesem doppelnamen Gottes.

Die Übersetzer des Alten Testaments geben die Namen Elohim, Jahve-Elohim und Jahve ohne jeden Unterschied durch „Gott der Herr“ und durch der „Herr“ wieder. Sie begehen damit den gleichen schweren Irrtum, wie ihn sich der hellenist zu Schulden kommen lassen würde, der die Namen Uranos, Kronos und Zeus, welche drei aufeinander folgenden Generationsn von Göttern angehören, einfach mit “Gott“ übersetzen würde, also ob sie eine himmlische Person bezeichneten. – Jahve ist eine Einzahl, Elohim hingegen die Mehrzahl von Eloah und bedeutet die Starken, Mächtigen, die Wurzel „El“ bedeutet der starke Mann, der mutige Mann, der held. Michel Nicolas bemerkte, daß im Alten Testament die Könige, Fürsten und Richter Elohim genannt werden. [42]

Jedoch schloß bereits im Jahre 1753 Dr. Astruc [43], gestützt auf den abwechselnden Gebrauch der Worte Elohim und Jahve, daß Moses zwei verschiedene Überlieferungen zu einer einzigen Erzählung verschmolzen haben mußte. Diese Bemerkung wurde Ausgangspunkt wichtiger Studien über den Text des Pentateuch. [44] Michel Nicolas war der Ansicht, daß der Elohismus die alte, polytheistische Form der israelitischen Religion war, während der Jehovismus oder Jahveismus eine jüngere und durchdachtere Form derselben bildete. Es steht fest, daß der Kultus Jahves jüngeren Ursprungs ist, denn es heißt in der Bibel ausdrücklich, daß er von Seth, Adams Sohn, begründet wurde (Kap. IV, V 26). Nach englischen Theologen wäre Jahve der Nationalgott des jüdischen Volkes, während die Elohim Vorläufer der Pluralität und Universalität der Götter der Dreieinigkeit wären.

Heutzutage ist man wohl zu einer realistischeren Auffassung berechtigt. Wenn man einige Stellen miteinander vergleicht, in denen das Wort Elohim vorkommt, so merkt man, daß die Heiden es verwenden, wenn sie sich an die Hebräer wenden, und daß es von den letzteren angewandt wird, wenn sie zu den Heiden sprechen. In den Augen der Heiden sind es die Elohim gewesen, welche die Israeliten von der Knechtschaft der Ägypter befreit haben (I. Samuelis, IV, 18); als Joseph vor dem Pharao weissagen soll, spricht er von den Elohim (I. Mosis, XLI, 16); als David für seine Familie den Schutz moabitischer Könige anfleht, bedient er sich des Wortes Elohim (I. Samuelis, XXII, 3) usw. [45] Das scheint darauf hinzudeuten, daß die Elohim, die Renan [46] so treffend mit den „Geistern der Wilden“ verglichen hat, allen semitischen Stämmen gemeinsame Götter waren, und daß jahve der Elohim oder richtiger der Eloah eines einzigen Stammes, also, wie die englischen Theologen denken, eine Stammes- oder Nationalgott gewesen sei. In der Tat ist om den Kapitel II und III der Genesis von Jahve-Elohim die Rede, d.h. von einem der Elohim mit Namen Jahve, und an einer Stelle aus dem I. Buch der Könige wird erzählt, daß die Syrer Jahve als einen der Elohim betrachteten (XX, 23 und 28).

Das Wort Jahve ist von dem Zeitwort sein, „hanah“ angeleitet, und da es als Substantiv gebraucht wird, so bedeutet es “das Wesen, welches existiert“, der „Seiende“. Jahve ist also ein Eloah, ein starker, mächtiger Mann, der andere überlebt, er ist folglich ein vergöttlichter Ahnherr, dessen Kultus von Seth begründet wurde. – Baal, mit dem er ständig im Streit liegt, mußte auch ein von einem anderen semitischen Stamm zum Ahn erhobener Eloah sein.

Ein aus der römische Genealogie entlehntes historisches Beispiel wird den Sinn der Wortkombination Jahve-Elohim präzise hervortreten lassen. – Die Gens Cornelia teilte sich in vier Zweige, welche sich von einander durch die Namen Scipio, Lentulus, Cossus und Sulla unterschieden. Nun hieß jemand zum Beispiel Publius Cornelius Scipio: Cornelius war der Name der Gens und entsprach dem Namen Elohim, Scipio war der Name einer der vier Linien und entsprach dem Namen Jahve, den einer der Zweige der Elohim führte, und Publius war ein Personenname. Jede Linie der Gens Cornelia hatte ihren besonderen Ahnherren und mithin auch ihren besonderen Ahnenkult, jedoch erkannten die vier Zweige einen ihnen allen gemeinsamen Vorfahren an, und so kamen sie von Zeit zu Zeit zusammen, um die Riten seines Kultus miteinander zu begehen. Die Elohim waren die allen Semiten gemeinsamen Ahnherren, Jahve wurde dagegen nur von einer der Linien der großen semitischen Familie als göttliche Person verehrt.

Zur Zeit, mit der die Schilderung des Mythos einsetzt, waren die Jahve-Elohim bereits auf einer relativ hohen Stufe der materiellen und geistigen Entwicklung angelangt; sie besaßen den gegen Morgen gelegenen, mit Bäumen bepflanzten Garten Eden, den Haustiere bevölkerten und der von einem großen Strom bewässert wurde, aber sie hatten „keinen Menschen, um den Erdboden zu bebauen“ (II, 5). Um sich Arbeiter zu beschaffen, wandten sie sich an Adam, d.h. an den Zweig der Elohim, der noch wild, wie ihre ältesten vorfahren durch die Wälder streifte, und der ihnen ebenso verabscheuungswürdig wie „der Staub“ erschien, mit dem sie sich vielleicht, den australnegern gleich, bestreuten. Die mittelalterlichen Feudalherren nannten sich zwar christen und Kinder Adam’s, waren aber dennoch fest davon überzeugt, daß sie aus besserem Stoff als die Bürger und Leibeigenen gebacken seien: Die Jahve-Elohim schauten mit ähnlichen Gefühlen auf ihre wilden Stammverwandten herab. Sie brachten sie als Sklaven in ihren Garten und zeigten ihnen die Bäume und Tiere, die sie „bebauen und bewahren“ sollten (II, 17). Als Adam undEva ungehorsam waren und von der verbotenen Frucht aßen, befürchteten die Jahve-Elohim, sie würden auch ihre Hand ausstrecken und von dem „Baum des Lebens nehmen und essen und ewig leben“ (III, 22).

Das Verbot, die Früchte des Baumes der Erkenntnis zu schmausen, und die Befürchtung, Adam könnte auch diejenigen des Baumes des Lebens brechen und essen, verlangt zwei unterschiedliche Erklärungen.

Die Klans der Wilden führen die Namen von Tieren und Pflanzen, welche für die Vorfahren gelten, und die für die Angehörigen der Klans heilig sind. Das ist der Grund, warum es in Ägypten in einer bestimmten Stadt verboten war, ein bestimmtes Tier oder eine bestimmte Pflanze zu essen, die an einem anderen Ort ganz ruhig verspeist wurde. Das Bild der als Urahn verehrten Pflanze bzw. des Tieres war in den Wohnungen und auf die Gräber der Angehörigen des Klans eingemeiselt und zuweilen auch auf deren Haut tätowiert. Monsieur Robertson Smith, der gelehrte Professor des Arabischen an der Universität Cambridge, führt in seinem Werk über die Verwandtschaftsysteme der Araber eine lange Reihe arabischer Stämme auf, die noch in historischer Zeit die Namen von Tieren und Pflanzen trugen, von denen sie abzustammen behaupteten. [47]

Dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen kommt eine andere Bedeutung zu.

Wenn in Australien die Ernte des Brotfruchtbaumes schlecht auszufallen droht, so erklärt man die Yamswurzeln [48] und die wilden Bananen „tabu“, d.h. man verbietet ihren Genuß. Mangelt es an Hühnern und Schweinen, werden in einer Bucht die Fische rar, so erklärt man Hühner, Schweine und die betreffende Bucht „tabu“.

Aber das Tabu, welches, wie die Fastenzeit der Katholiken [49], ein im allgemeinen Interesse erlassenes Verbot ist, dient dazu, Privilegien zwischen den verschiedenen Altersstufen, Geschlechtern und Klassen zu schaffen. So war es zum Beispiel den jungen, noch nicht zur Jäger- und Kriegerwürde erhobenen Australiern verboten, das Fleisch des Emu zu essen; auf gewissen Südsee-Inseln durften Frauen niemals Schweinefleisch oder Menschenfleisch verspeisen, Delikatessen, deren Genuß ausdrücklich Männern vorbehalten war. J. King berichtet in seiner Voyage de l’Astrolabe [Reise der Astrolabe] [50], daß er eines Tages Zeuge gewesen ist, wie ein junger Sklave getötet wurde, weil er es gewagt hatte, süße Bataten zu schmausen, welche „tabu“ erklärt worden waren. die Priester verhängten das Tabu im Namen „Eautas“, der polynesischen Götter. Das religiöse Verbot flößte einen solchen Schrecken ein, daß derjenige, welcher es versehentlich übertrat, sich manchmal selbst zum Hungertod verurteilte. Das „Tabu“ existierte auch bei den Juden. Monsieur R. Smith sagt, daß aus dem im Pentateuch und im Leviticus [51] erhaltenen Verbot mancher Speisen als „unrein“ durchaus nicht geschlossen werden darf, daß diese im körperlichen Sinne „unrein“ waren, denn das hebräische Wort „tame“ wurde nicht etwa zur Bezeichnung wirklich unreiner Dinge gebraucht, sondern es war ein Terminus des religiösen Rituals, dessen Sinn vollkommen der Idee des „Tabu“ entspricht.

Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen war „tabu“ erklärt. Die Früchte, die Eva „gut zu essen und lieblich anzusehen“ fand, waren exklusiv den Jahve-Elohim vorbehalten; sie zu genießen lief darauf hinaus, deren Vorrechte zu verletzen, sich ihnen gleichzustellen, ihres gleichen zu werden, weshalb sie auch sagen: „Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden“ (III, 22). Das in diesem Vers gebraucht Fürwort uns deutet klar darauf hin, daß unter Jahve-Elohim nicht ein einzelnes Individuum, sondern eine Gesamtheit von Individuen, ein Klan, zu verstehen ist – Eva und Adam glaubten ebenso, ihren Herren gleich geworden zu sein; sie erröteten über ihre Nacktheit, die ihnen bis dahin natürlich erschienen war, und sie verlangten, wie die Jahve-Elohim bekleidet zu werden. Die Kleidung ist das äußere Zeichen der Unterschiede in der Lebensstellung. Im Britischen Museum zu London befinden sich aus dem Niltal stammende und wunderbar gut erhaltene alte Wandmalereien, auf denen vornehme Ägypterinnen, die bekleidet und geschmückt sind, von Sklavinnen bedient werden, die wie Eva vor dem Sündenfall absolut nackt gehen. Wenn in den amerikanischen Kolonien ein schwarzer Sklave freigelassen wurde, so war es seine erste Sorge, Kleidung anzulegen und die Manieren seiner ehemaligen Herren nachzuahmen.

Es ist bemerkenswert, daß Adam und Eva nicht aus eigener Initiative die „tabu“ erklärte Frucht brechen. eine dritte Person muß sich einmischen, um ihnen die Idee zu suggerieren, um sozusagen das Tabu zu brechen. Hier ist der Mythos der Schlange mit der Erzählung der Genesis verflochten.
 


Obwohl die Schlange ein Kriechtier ist, oder vielleicht gerade weil sie „auf dem Bauche geht“, hat sie in der Geschichte der Menschheit eine Sonderrolle gespielt. sie wurde überall verehrt: Bei den Mexikanern und Ägyptern war sie ein gott, die Gallas von Abessinien hielten sie für die Mutter des Menschengeschlechtes [52], die Orientalisten behaupten, daß der Buddhismus nur eine Umgestaltung des Kultus der Schlange ist; die Athener fütterten in dem auf der Akropolis gelegenen Tempel der Athene eine heilige Schlange; der heilige Augustinus [53] erzählt von christlichen Ketzern, den Ophiten [54], welche in den Kirchen eine Schlange hielten, die auf den Ruf des Priesters aus ihrem Nest herauskroch, um die Hostien zu belecken, mit denen die Gläubigen kommunizierten. Von Lucian [55] erfahren wir, daß die Griechen Alexander dem Großen Tempel bauten und Opfer darbrachten, weil er der Sohn einer Schlange gewesen sei, die seine Mutter Olympia begattet hatte. In Indien ist die Schlange Ahi der Feind Indras, des Vaters des Tageslichtes, bei den Persern erscheint Ahriman, der Gott des Bösen in der Gestalt eines Reptils und wird als die Schlange mit den zwei Füßen bezeichnet.

In der Genesis heißt es, daß die „Schlange listiger als alle Tiere des Feldes“ war (III, 1); die Griechen schrieben ihr die Gabe der weissagung zu, Kassandra und ihr Bruder Helenos wren von der Schlange begabt worden, in die Zukunft schauen zu können. Der Geschichtsschreiber Josephus [56] glaubte mit seinen jüdischen Landsleuten, daß die Schlange des Wortes mächtig gewesen war und häufig Zwiesprache mit Adam gehalten hatte, daß sie jedoch von Gott mit dem Verlust der Sprache bestraft worden war. Paracelsus [57] war der Ansicht, daß sie mit ihrer Sprache nicht die Klugheit eingebüßt habe, und daß alle Reptilien noch das Wissen der tiefen Geheimnisse der Natur bewahrten.

Gewiß sind alle diese wunderbaren Eigenschaften mehr oder minder freigebig auch anderen Tieren, ja sogar Pflanzen zugeschrieben worden. Der Urmensch überträgt naiv seine eigenen Eigenschaften auf die Tiere, die ihn umgeben, er macht keinen Unterschied zwischen sich und ihnen; sie leben, fühlen, denken und handeln genau wie er selbst. Deshalb hält er sie auch für seine Vorfahren und ist überzeugt, daß seine Seele nach seinem Tode durch Tiere, Pflanzen und sogar unbelebte Gegenstände wandert. Es hat eines sehr langen Entwicklungsprozesses bedurft, ehe es dem Menschen gelang, sich von Tieren und Pflanzen abzusondern und das „genus homo [die menschliche Gattung]“ zu schaffen. Der letzte Fortschritt der Naturwissenschaft besteht darin, ihn wieder dem Tierreich zuzuweisen. [58]

Die einfachste und dennoch vernünftigste Erklärung des Mythos von der Schlange wird uns von den naiven Illustratoren der deutschen Bibel aus Luther’s Tagen an die Hand gegeben. Sie zeigen uns Eva im Gespräch mit einer Schlange, die ein Menschenhaupt hat. In dem ägyptischen Pantheon sind halbe Menschen mit Tierköpfen, aber auch umgekehrt Tiere mit Menschenköpfen dargestellt. Nach ihrem Auszug aus Ägypten waren Moses und die Hebräer mit ähnlichen Darstellungen jedenfalls vertraut. Aber sie mußten nicht einmal notwendigerweise in Ägypten gelebt haben, um Mensch und Tier zu einem einzigen Wesen zusammenzufügen. Die Wilden und Barbaren, welche Tiere für ihre Vorfahren halten, führen deren Namen und tragen bei gewissen Zeremonien ihres Kultes Masken, welche den Kopf oder den Körper des betreffenden Tieres darstellen. Nun zählt aber die Schlange zu den Tieren, welche am allerhäufigsten als Ahnen gewählt worden sind; Monsieur R. Smith berichtet uns, daß mehrere arabische Stämme die Namen verschiedener Schlangen führten. Wahrscheinlich waren es also Angehörige des Schlangenklans, die Adam und Eva überredeten, sich gegen die Jahve-Elohim, ihre Herren und Meister und Eigentümer des Paradieses, zu empören. Nur durch diese Annahme werden die Worte verständlich, die Jahve-Elohim der Schlange zuruft: „Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Sproß und ihrem Sproß“ (III, 15), d.h. ich werde krieg zwischen euren beiden Klans entfachen.

Während ihrer Knechtschaft in Ägypten sind die Israeliten jedenfalls öfters hart bestraft worden, weil sie Früchte gegessen hatten, deren Genuß nur ihren Herren zustand. Zur Strafe wurden sie – wie dies auch in Rom üblich war – aus den Lustgärten, in denen die Arbeit verhältnismäßig leicht war, auf die Landgüter geschickt, wo sie weit härtere Arbeit zu verrichten hatten. So erklärt sich, daß Jahve-Elohim zu Adam sagt: „Du sollst nicht von ihm essen, verflucht sei der Erdboden um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren, dein Leben lang. – Dornen und Disteln soll er dir wachsen lassen. Das Kraut des Feldes mußt du essen. – Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen [...]“ (III, 17, 18, 19). Möglicherweise haben eine oder mehrerederartige Vorkommnisse den kern des Mythos geliefert, um den sich dann andere Einzelheiten gruppierten. Übrigens passen abstrakte Ausdrücke wie die Erkenntnis des Guten und Bösen weit mehr in den Mund ägyptischer Priester, als in den semitischer Barbaren.


Der Mythos vom Ungehorsam und Sündenfall des ersten Menschenpaares mag wohl vom religiösen Standpunkt äußerst wichtig sein, um den Ursprung des menschlichen Elends zu erklären – gerade wie seine Wiederholung, der Mythos von Cham wichtig ist, weil er die Versklavung einer ganzen Rasse als richtig hinstellt [59] – allein vom historischen Standpunkt aus besitzt er weniger Wert, als manche seiner Details, die bisher nur wenig beachtet worden sind.

Der Vers 24 des II. Kapitels lautet: „Darum wird der Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen“. Die Frau verläßt also nicht ihre Eltern, sie sagt nicht demütig, wie Ruth: „Denn wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du weilst, will auch ich weilen. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott“. [60] Die Frau hing also noch nicht vom Mann ab. Aber Vers 16 des III. Kapitels zeigt an, saß sich die Stellung der Frau durchaus verändert hat, denn Jahve kündigt ihr als Neuerung: „Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen“. D.h. der Mann wird nun das Oberhaupt der Familiengemeinschaft.

Die beiden angeführten Verse deuten an, daß sich im Schoße der Familie eine ganze Revolution vollzogen hatte. Bachofen [61] war aufgrund seines Studiums der griechischen Sagen zu der Überzeugung gelangt, daß der patriarchalischen Familie eine andere Form der Familie vorausgegangen sein mußte, in welcher die Frau den Mann beherrschte, sie über ihn herrschte, um uns des biblischen Ausdruckes zu bedienen. Morgan ist aufgrund langjähriger Beobachtungen über die Sitten der Indianer zur selben Schlußfolgerung gelangt. Wo das Mutterrecht besteht, bleibt die Frau in ihrer Familie, in ihrem Klan, der Mann muß „seinen Vater und seine Mutter verlassen, um an seinem Weibe zu hangen“. Vor dem Sündenfall war Eva die Herrin, despoina, wie die Spartaner sagten, bei denen die primitiven Sitten noch längere Zeit fortbestanden haben. Deshalb wendet sich auch der Versucher an sie; Adam „gehorcht ihrem Worte“, sie befiehlt und büßt für ihren Fehler doppelt; sie verliert ihre Autorität über den Mann und wird an ihrem Körper gestraft; unter Schmerzen soll sie ihre Kinder gebären.

Monsieur Robertson Smith findet, daß der Name Eva auf die mutterrechtliche Familie hindeutet, er meint, „Hawwa“, der hebräische Name für Eva, sei durch die Lautverschiebung mit angefügter weiblicher Endung aus dem Worte „hagg“ gebildet, welches ursprünglich die Verwandtschaft mütterlicherseits bezeichnete. Als Abraham seinen ältesten Knecht den auftrag erteilt, eine Frau für seinen Sohn zu holen, antwortet ihm dieser, es werde notwendig sein, daß Isaak in das Land seiner Frau übersiedle (I. Buch Mosis, XXIV, 5). Die Frau Simons, welche eine Tochter der Philister ist, bleibt bei ihrem Volke wohnen, und Simon besucht sie dort (Buch der Richter, XV). In unseren Tagen hat Monsieur Duveyrier [62] entdeckt, daß bei den Tuaregs die mutterrechtliche Familie noch fortbesteht und die letzte Stufe der Entwicklung erreicht hat.

Daß Eva vor dem Sündenfall aus einer Rippe Adam’s entsteht, ist ein Anachronismus. Ein derartiger Mythos konnte sich erst bilden, nachdem die vaterrechtliche Familie entstanden war, und die Frau in die Wohnung ihres Mannes nicht mehr als ebenbürtige, gleichstehende, sondern als eine ihm untergeordnete Person übersiedelte. Der Gatte besitzt dort über sie und ihre Kinder das Recht über Leben und Tod. Nach dem römischen Recht entsprach die Stellung der Frau in der Familie derjenigen einer Tochter, „loco filiae“, so daß sie durch eine gesetzliche Fiktion zur Schwester ihrer eigenen Kinder wurde. Der primitive Geist der Semiten mußte es auf eine gröbere, sozusagen handgreiflichere Weise als durch eine gesetzliche Formel zum Ausdruck bringen, daß die Frau dem Mann unterworfen war, und so ließ er die Gattin aus ihres Mannes Seite hervorgehen, wie das Kind aus dem Mutterleib kommt.

Aber wenn auch die Frau nicht aus dem Körper ihres Gatten hervorging, so ging sie doch aus seinem Geldbeutel hervor; während der ersten Periode des Vaterrechtes kaufte der Mann seine Frau entweder durch Geschenke, wie Isaak, oder dadurch, daß er wie Jakob jahrelang um sie diente. – Homer legt dem jungen Mädchen das Beiwort „alphesiboia“, die Einbringerin von Rindern, bei, weil man sie gegen Rinder eintauschte; in mehreren Sprachen bedeutet der Ausdruck „sich verloben“ ein Pfand geben. Da der Familienvater das Recht über Leben und Tod seiner Kinder besaß, übertrug er dieses Recht auf den Käufer seiner Tochter, den Gatten, welchen nun seinerseits über seine frau die Gewalt eines Vaters erhielt. Um der Autorität des Mannes eine Erklärung zu unterschieben, adoptierte der Gatte seine Frau und nahm sie als seine Tochter in die Wohnung auf; daß die Genesis Eva aus der Rippe entstehen läßt, ist ohne Zweifel auf eine Scheinadoption der Frau durch den Mann zurückzuführen, welche bei den Semiten in den ersten Zeiten des Patriarchats Brauch war.

 

 

IV. Der Mythos von Kain und Abel

Dieser Mythos, der seit Byron ein Lieblingsthema der romantischen Dichtung geworden ist [63], zeichnet sich durch große Einheitlichkeit aus; die Einzelheiten, die er erzählt, sind nicht ausländischen Ursprungs, sondern sie sind offenbar im Schoße der semitischen Nation oder wenigstens eines Hirtenvolkes entstanden, das dem seßhaften Leben und dem Ackerbau feindselig gegenüber stand.

Diodorus von Sizilien [64] erzählt, daß es zu seiner Zeit bei den Stämmen der nabatäischen Semiten [65] bei Todesstrafe verboten war, Weizen zu säen, Bäume zu pflanzen und Häuser zu bauen. Die Hebräer mußten in einem bestimmten Abschnitt ihrer Geschichte einen intensiven Haß gegen die Bearbeitung des Bodens empfinden, die das Nomadenleben unmöglich machte und die Herden von den bebauten Ländereien fernhielt. Jede Kultivierung des Bodens bedeutet eine Beschränkung des Weiderechtes, welches für ein Hirtenvolk das erste und wichtigste aller Rechte ist.

Die Genesis erzählt uns, daß Abraham und Lot sich trennen mußten, weil ihre Hirten wegen der Weiden und Quellen unaufhörlich stritten; Esau und Jakob mußten ebenfalls auseinander gehen (XIII und XXXVI). Noch häufiger muß es zu Streitigkeiten und Kämpfen zwischen Hirten und Ackerbauern gekommen sein, da die Bauern es für ihr gutes Recht hielten, den Herden den Zutritt zu ihren bebauten Feldern zu verwehren. Wahrscheinlich tötete der Ackersmann Kain bei einer dieser Schlägereien den Hirten Abel, dessen Tiere seine Einfriedungen zerbrachen und seine Saaten abweideten.

Das Kalevala, das Heldengedicht des finnischen Volkes, erzählt von einem Brudermord, dessen Schilderung in ihrer wilden Brutalität uns vielleicht das zeigt, was die Genesis verschweigt.

„Das stolze Schaf Untamo’s weidete den Hafer ab, den Kalervo gesät hatte, der wilde Hund Kalervo’s zerriß das Schaf Untamo’s. – Untamo wurde zornig und bedrohte Kalervo, seinen leiblichen Bruder, mit dem Tode. Er schwor, das Haus niederzureißen, groß und klein darin zu ermorden, alle seine Bewohner zu vertilgen und es in Schutt und Asche zu legen. – Und er bewaffnete seine Leute, den Starken gab er Schwerter, den Schwachen und Kindern gab er Spieße, und er zog zu einem blutigen Kampf, zu einem Krieg auf Leben und Tod gegen den Sohn seiner Mutter [...]. Sie kamen an Ort und Stelle [...]. Sie hauten Kalervo‘s Leute in Stücke, metzelten das ganze Geschlecht nieder, verbrannten seine Wohnung und machten sie dem unfruchtbaren Erdboden gleich. Eine einzige Frau entrann dem Gemetzel, eine Frau, welche ein Kind im Schoß trug“ (XXXI. Gesang, Runo).

Der Gott eines Hirtenvolkes konnte natürlich nicht umhin, für den Hirten gegen den Ackersmann Partei zu ergreifen, und Jahve handelte auch entsprechend: „Und Jahve schaute gnädig auf Abel und sein Opfer. Auf Kain aber und sein Opfer schaute er nicht“ (IV, 4 und 5).

Der Mord Abels mußte gerächt werden. Aber die Blutrache, jener erste im menschlichen Gehirn empordämmernde Begriff von einer vergeltenden Gerechtigkeit [66], wird nicht mit voller Strenge geübt, wenn es sich um Mitgieder derselben Familie, desselben Stammes handelt. Die Ursache dieses Verstoßes gegen die einfache und unerbitterliche Logik der Wilden und Barbaren ist einfach: Alle Angehörigen eines Klans führen ihren Ursprung auf eine gemeinsame Stammesmutter zurück, das gleiche Blut fließt in den Adern eines jeden; dieses Blut vergießen heißt in ihren Augen das größte Verbrechen begehen. Ein Wilder kann ein Mitglied seiner Familie in einem Anfall wahnsinniger Wut töten, aber er wird sich niemals dazu hinreissen lassen, sich vorsätzlich mit dem Blut seines Klans zu beflecken, selbst wenn dieses zu dem Zweck vergossen würde, den Tod eines Verwandten zu rächen. Die Verbannung ist die einzige Strafe, welche die primitiven Völker demjenigen auferlegen, der einem Mitglied seines Klans das Leben geraubt hat. Ist der Mörder jedoch ein Fremdling, dann muß die Blutrache rigoros zur Anwendung gelangen: Blut für Blut, Tod für Tod.

Aber auch die Verbannung ist eine furchtbare Strafe. Wer von ihr getroffen ist, irrt ohne Rast und Ruh’ umher, er wird ein „Wolfkopf“, ein „wulf heofold“, wie die alten Sachsen sagten, er ist ohne jeden Schutz gegen die Klans, die rund um den leben, aus dem er ausgeschlossen worden ist. Kain zittert und meint, als er sein Los erfährt: „Allzu groß zum Tragen ist meine Schuld [...] ich [...] muß unstet und flüchtig sein auf Erden: so wird mich der erste beste, der mich antrifft, erschlagen“ (IV, 13 und 14).

Die Wilden verfolgen jeden Fremdling, den sie auf ihrem Grund und Boden antreffen, wie ein wildes Tier. Die amerikanischen Indianer schnitten ihm die Nase ab und schickten ihn mit der Botschaft an die Häuptlinge seines Stammes zurück, daß sie ihn beim nächsten Betreten ihres Gebietes skalpieren würden. – Jahve, dem Kain sein Leid klagt, und der bei dieser Gelegenheit den Rat der Alten des Klans repräsentiert, will nicht des Brudermörders Tod, und „macht an Kain ein Zeichen, auf daß ihn keiner, der ihn träfe, erschlage“. Ja, er droht sogar, „wer immer Kain tötet, der soll es siebenfach büßen“ (IV, 14-15), d.h. Kains Tod soll durch den Tod von sieben anderen Personen gerächt werden. Das Zeichen, das ihm Jehova aufdrückt, dient ihm als Geleitbrief und ermöglicht ihm, durch das Gebiet der ringsum wohnenden Stämme durchzuwandern und das Land Nod, das Land der Flucht, zu erreichen, das jenseit von Eden, gegen Morgen gelegen war.

Im Land Nod läßt sich Kain nieder, baut eine Stadt und wird zum Stammvater einer neuen Linie. Mehrere seiner Nachkommen kehren aus Atavismus [67] zum Hirtenleben zurück, die anderen aber entwickeln sich in der Richtung weiter, die der Ahnherr eingeschlagen hat. Einer von ihnen, Tubalkain, erfindet die Kunst, „allerlei Erz und Eisenwerk“ zu schmieden. der Ackerbau und die Kunst, die Metalle zu bearbeiten und Städte zu erbauen, macht kains Geschlecht so mächtig und gefürchtet, dß Lamech, ein Nachkomme im fünften glied, sich stolz rühmt, daß er eine Beleidigung 77 Mal rächen könne (Genesis, IV, 22 u. 24). Der Hirtengott Jahve begnügte sich mit der einfachen Vergeltung „Auge für Auge, Zahn um Zahn“; bei seiner Drohung versprach er bloß sieben Tote für einen.

Der Mythos von Kain, der als Thema für hochtrabende Dummheiten von romantischen Dichtern herhalten mußte, symbolisiert den Triumph des Ackerbaues über das Hirtenleben.

Die Berichte der ersten fünf Bücher der Genesis erregen die Philister und ihren gesunden Hausverstand. Interpretiert mit Hilfe der Kenntnisse, die wir über die Sitten der primitiven Völker besitzen, lassen diese Bücher für uns Epochen wiederauferstehen, deren Andenken verloren wäre, wäre es nicht – um es einmal so auszudrücken – in den Symbolen der antiken Religionen einbalsamiert. Der Mythos, diese naive Form des Denkens, ist das einzige Mittel gewesen, über das die Menschheit verfügte, um die vergessenen Phasen ihrer eigenen Kindheit zu bewahren. [68]

 

 

Anmerkungen

1. * Die ursprünglich bereits 1890 zur Publikation in Revue Bleu vorgesehene Studie (Friedrich Engels/Paul und Laura Lafargue, Correspondence, (englisch), Moskau 1960, II, 385) erschienen unter dem Titel Le Mythe d’Adam et d’Éve in der Zeitschrift La Revue Socialiste, XX, Paris/Juli-Dezember 1894. Die deutsche Erstveröffentlichung (Neue Zeit, IX/2, 1890/91, 225ff., 263ff.) erschien mit dem Untertitel Ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie. Bearbeiter: Kurt Lhotzky. – Engels urteilte über die Studie: „Lafargues Bibeldeutung ist sehr nett – unreif, aber originell, und endlicher Bruch mit der jetzt veralteten deutsch-rationalistischen, philologischen Methode“ (Engels an Karl Kautsky, am 13. Juni 1891; in Friedrich Engels’ Briefwechsel mit Karl Kautsky, hgg. Benedikt Kautsky, Wien 1955, 301).In einem Brief an Lafargue führt er aus: „Ihr Artikel über Adam und Eva ist sehr geistreich, in ihm ist zweifellos etwas Wahres enthalten, aber wahrscheinlich gehen Sie in ihrer Interpretation zu weit, besonders hinsichtlich der Aufzählung der Vorfahren von Noah. Obgleich es in Bezug auf die Abkömmlinge Noahs gewiß ist, daß es da eine Reihe von Stämmen gibt. Eloah = Allah auf arabisch, etymologisch und lexikalisch. Das â (patatach furtivum) ist im Hebräischen unerläßlich, wenn am Ende des Wortes ein o oder u vor h oder ch steht (ruâch Elohim, der Geist Elohims im 2. Vers des I. Kapitels der Genesis. Im Plural Elohim, verschwindet das â“ (MEW 38, 108 u. Friedrich Engels/Paul und Laura Lafargue, Correspondence, (französisch), Paris 1959, III, 61) – Positive Urteile darüber finden sich auch bei August Bebel (Die Frau und der Sozialismus, Stuttgart 1922, S.21) und Franz Mehring (Über den historischen Materialismus; in: Gesammelte Schriften, Berlin 1961, 13, S.341).

2. * Aristoteles (384-322[?]) war Begründer der wissenschaftlichen Philosophie und Erzieher Alexander des Großen. Zitat in der deutschen Version fehlend.

3. * Parmenides (540-470) war im Altertum einer der angesehensten Philosophen aus griechischen Kolonie Elea in Unteritalien. Das Zitat stammt aus einem nur in Fragmenten erhalten gebliebenen Lehrgedicht (zit. nach Eduard Zeller: Grundriß der Geschichte der griechischen Philosophie, Leipzig 1920, S.61).

4. * Zit. nach: Der Sohar – Das Heilige Buch der Kabbala, hrsgg. von Ernst Müller, München 1982, S.40. Das Buch Sohar „Lichterglanz“, eine in aramäisch verfaßte Schrift der Kabbala, jener jüdischen Mystik, die im 12. Jahrhundert in der West-Provence entstand, wird dem Talmudisten Schimo’on ben Jochai aus dem 2. Jahrhundert zugeschrieben; tatsächlich dürfte Mose ben Schemtow de Leon (1250-1305) der Verfasser sein. Zitat in der deutschen Fassung fehlend. – Lafargue vermutete einen „mächtigen Einfluß auf die Denkart des Mittelalters“ (Paul Lafargue, Thomas Campanella, in Karl Kautsky, Vorläufer des modernen Sozialismus, III, Stuttgart-Berlin 1922, 86).

5. * „und der Gottlosigkeit“ in der deutschen Version fehlend.

6. * Vgl. dazu Lafargues Studie, Das Problem der Erkenntnis, Neue Zeit, XXVIII/1, 1909-1910, 836ff., 868ff.

7. Folklore = Volkskunde. Der Übersetzer.

8. * Andrew Lang (1844-1912) war ein prominenter Vertreter der Schule der vergleichenden Mythologie.

9. * Antoine Yves Goguet veröffentlichte 1872 Arts métiers in einem von Achille Peigne-Delacourt herausgegebenen Sammelband über Archäologie.

10. * Der Schriftsteller der Frühromantik, Francois Rene Vicomte de Chateaubriand (1768-1848) bereiste 1791 Nordamerika.

11. * Herrscherhaus im fränkischen Reich vom 5. bis Mitte des 8. Jahrhunderts

12. * Über den amerikanischen Ethnologen Lewis Henry Morgan (1818-1881) siehe die Studie Das Mutterrecht in Paul Lafargue, Geschlechterverhältnisse, Hamburg 1995.

13. * Der Ethnologe Charles-Jean Marie Letourneau (1831-1902) zählt zu den Mitbegründern der modernen Soziologie in Frankreich.

14. * Hesiod (ca. 700 v.u.Z.) beschäftigt sich – anders als Homer – nicht mit der Welt der Adeligen, sondern der Bauern. Die Theogonie erzählt das Werden der Götterwelt und die Abfolge der Himmelherrschaften.

15. * Ausleger der Bibel

16. * Der Text folgt hier der von Lafargue verwendeten Version des alten Testaments, da ansonsten verwendete Bibel (Freiburg-Basel-Wien 1968) die Stelle irreführend mit „als Mann und Frau schuf er sie“ übersetzt und sogar den hebräischen Ausdruck „’ischascha“ = Männin als Wortspiel interpretiert (18).

17. * Vgl. dazu Lafargues Studie, Der Ursprung der Idee des Guten, Neue Zeit, XVIII/1, 1899/1900, 80ff., 106ff., 176ff.

18. Der Philosoph und Arzt Maimonides, eigentlich Rabbi Mose Ben Maimon (1135-1204), verfaßte sein Hauptwerk Führer der Verirrten, in dem er das Schöpfungsdogma nur mangels Gegenbeweisen akzeptierte, in arabisch; er mußte vor Pogromen aus Cordoba nach Ägypten fliehen.

19. * Als erster Rabbiner wandte sich der theologisch-mystische Schriftsteller und Drucker Manaase ben Israel (1604-1657) in Amsterdam mit seinen Texten auch an Nicht-Juden.

20. Albert le Grande (* Theologe und Heiliger [1193-1280]) und Thomas von Aquin (* Theologe und Heiliger [1225-1275]) haben diese Frage behandelt: Warum war Jesus Christus kein Zwitter? – Jedenfalls hätte er einer sein müssen, denn er war einer der Elohim und wie Adam nach ihrem Vorbild männlich und weiblich zugleich erschaffen. Fußnote in deutscher Version fehlend.

21. * Die Beschreibung des „dritten Geschlechtes“ der Mannweiber findet sich in Das Gastmahl (Platon: Sämtliche Werke, Berlin o.J., 1, 681ff.)

22. * Der Mithras-Kult hatte seine Ursprünge im persischen Zarathustra-Glauben und breitete sich durch die römischen Soldaten um 300 n.u.Z. im ganzen Reich aus.

23. * Zum Beispiel in Japan – vgl. Friedrich Salomon Kraus: Das Geschlechtsleben in Glauben, Sitte und Brauch der Japaner (Beiwerk zum Studium der Anthropophyteia, II), S.18ff.

24. Eine der großen Tafeln des „Panthéon Égyptien“ von Champollion dem Jüngeren (stellt Neith, die große Göttin von Sais, deren Fest alljährlich von ganz Ägypten gefeiert wurde, mit dem männlichen Geschlechtsorgan dar. (* Jean François Champollion, auch „Champollion le Jeune“ (1790-1832) begründete die moderne Ägyptologie; er entzifferte die Hieroglyphen). – Die Galerie Mythologique von Ch. Lenormant (1850) enthält nach Gedenkmünzen aus Vorderasien die Reproduktion eines Zeus, der Brüste hat. Der heilige Augustinus führt einen alten lateinischen Dichter an, der den Zeus „ruminus“ anruft, “der Vater und die Mutter der Götter“ (progenitor genitrixque deum). – (* Charles Lenormant [1802-1859] war Numismatiker; Lafargue bezieht sich auf Musée de numismatique et de glyptique, Bd. 4: Nouvelle galerie mythologique, Paris 1850, Tafel VIII, Abbildung 16 [siehe Titelblatt]; Aurelius Augustinus zitiert den Dichter Valerius Soranus [Der Gottesstaat, Salzburg 1951, 1, VII, 11, S.377]).

25. * L.H. Morgan: Die Urgesellschaft, Stuttgart 1908 (Reprint: Wien 1987)

26. * John Ferguson Mac Lennan (1827-1881) war schottischer Ethnologe – siehe dazu die obengenannte Studie über Das Mutterrecht.

27. Die sexeulle Vereinigung von Bruder und Schwester ist bei allen Völkern verbreitet gewesen: Die Griechen bezeichneten die Ehe Heras mit ihrem Bruder Zeus als heilige Ehe (hieros gamos); die Kreter feierten alljährlich in Erinnerung alter Bräuche das Fest der heiligen Ehe.

28. * Höchster Gott des Hinduismus

29. * Die Lieder-Edda ist die Aufzeichnung der Götter- und Heldenlieder, wie sie vor allem an den Höfen der Edelleute und isländischen Großbauern heimisch waren; die Prosa-Edda ist ein Lehrbuch für die altnordischen Dichter und Sänger, die Skalden.

30. * Das Werk des Dramatikers Aischylos (525-456) markiert den Höhepunkt der griechischen Tragödie.

31. Guy Coquille: Questions et Rèsponses sur les coutumes de Nivernais, § 1, VIII (1611). „Bourdelage“ war ein System des Anbaues fremder Ländereien, ähnlich dem Halbpachtsystem (métayage); der Grundeigentümer erhielt einen teil der Ernte, ein Zwölftel, Achtel, Sechstel usw. Gomme weist in seinen Village Communities darauf hin, daß dieses System noch in England und Schottland besteht. * Der Pariser Advokat Guy coquille Sieur de Romenay (1523-1603) betätigte sich als Publizist und Rechtswissenschaftler; der Archäologe und Folklorist George Laurence Gomme (1853-1916) galt als profunder Kenner englischer Kommunalgeschichte.

32. * Erforscher und Kenner des Talmuds, der Gesetze und religiösen Überlieferungen des nachbiblischen Judentums.

33. * Inselgruppe um Hawaii im Stillen Ozean

34. * Altasiatisches Volk in Hokkaido und Sachalin.

35. * Hier fehlt in der deutschen Version – offenbar aus Gründen der Stringenz der Darstellung – der folgende Absatz: Man war noch sehr weit davon entfernt, die Zeit berechnen zu können; Plinius der Ältere (* römischer Schriftsteller [23 od. 24-79], von dem eine 37-bändige Naturgeschichte naturalis historia erhalten ist) berichtet, „daß man den Sommer für ein Jahr zählte, den Winter für ein anderes; daß die Arkadier (* Bewohner einer Landschaft des Peloponnes), bei denen die Jahre drei Monate zählten, diese an der Anzahl der Jahreszeiten maßen und die Ägypter nach den Mondphasen. Daher wurde über viele von ihnen berichtet, daß sie 1.000 Jahre gelebt hätten“. * Darauf bezieht sich offenbar die Bemerkung Lafargues über „Studien zur Zeit-Frage“ im Brief an Engels vom 27. März 1895; in Friedrich Engels/Paul und Laura Lafargue, Correspondence, (englisch) Moskau 1960, I, 276.

36. * Lafargue, Sappho, Neue Zeit, IV, 1895, 6 (der Text folgt hier aus ähnlichen Gründen wie bei Anm. 16 der von Lafargue verwendeten Bibel-Übersetzung).

37. * Lorimer Fison (1832-1907) war ein englischer Ethnograph, der auch als Missionar auf den Fidschi-Inseln und in Australien wirkte.

38. * Alfred William Howitt (1830-1908) stellte als Kolonialbeamter ethnographische Studien an.

39. L. Fison und A.W. Howitt: Kamilaroi und Kurnai, Melbourne 1880

40. * Hinweis auf Voltaires (1694-1778) Dictionnaire philosophique portatife.

41. * Ganzer Absatz in der deutschen Fassung fehlend.

42. Michel Nicolas: Études critiques sur la Bible (* ancien testament, Paris) 1862. * Michel Nicolas (1807-1886) war Professor an der evangelischen Fakultät der Universität Montauban.

43. * Der französische Physiker Jean Astruc (1684-1766) wurde durch die Studie Conjectures sur les mémoires orginaux, dont il paroit que Moyse s'est servi pour composer le livre de la Genese bekannt, auf die hier Bezug genommen wird.

44. * Die ersten fünf Bücher des Alten Testaments.

45. * Ganzer Satz in der deutschen Version Fußnote.

46. * Joseph Ernst Renan (1823-1892) war ein französischer Philologe und Historiker; Lafargue bezieht sich wahrscheinlich auf seine damals aufsehenerregende, siebenbändige Studie L’Histoire des origines du christianisme (Paris 1863-1881).

47. M(*urdoch) Robertson Smith: Kinship and marriage in early Arabia, 1885

48. * Knolle, die wie Kartoffeln gekocht werden kann.

49. * Passage in der deutschen Version fehlend.

50. * Gemeint ist wohl das Buch von James King: A voyage to the Pacific Ocean, undertaken of Captain Cook, Clerke etc. in the years 1776-1780, London 1784 (franz. Übersetzung: Troisme voyage a l’ocean pacifique pour faire des découvertes dans l’hémisphere nord etc., Paris 1785).

51. * Bezeichnung für das III. Buch Mose.

52. * Eine Stammesgruppe von ca. 6 Millionen Angehörigen im Südosten Äthiopiens und Norden Kenyas, die kuschitisch spricht.

53. * Kirchenlehrer (354-430)

54. * Gnostische Sekte, auch Naassener (von hebräisch nachasch [Schlange]) genannt, die ihre größte Verbreitung im 2. Jahrhundert n.u.Z. hatte.

55. * Der in Syrien lebende griechische Satiriker Lucian (120-200) wurde wegen seiner freidenkerischen Ansichten „der Blasphemiker“ genannt.

56. Der jüdische Priester, Soldat, Staatsmann und Geschichtsschreiber Josephus Flavius (37-100[?]) verfaßt eine siebenbändige Geschichte des jüdischen Krieges.

57. * Paracelsus (1493-1541) war Arzt und einer der bedeutendsten Naturforscher der Neuzeit.

58. * Siehe dazu Paul Lafargue: Rousseau et l’égalité – Résponse au professeur Huxley; in: La Nouvelle Revue, Bd.63/März-April 1890, S.319ff.

59. * Auch „ham [heiß]“ – zweiter der drei Söhne des Noah, von diesem im Alter von 500 Jahren nach der Sintflut gezeugt (Gen. V, 32). Noah verfluchte ihn und seine Nachkommen, weil er ihn nackt seinen Rausch im Zelt ausschlafen sah (Lafargue, Das Proletariat der Handarbeit, Neue Zeit, V, 18-27). Ham gilt als Stammvater der Kanaaniter (ebenda, 22) und der Völker des Südens überhaupt (Die Legende von Victor Hugo, Neue Zeit, VI, 1887-1888, 6).

60. * Ruth, I, 16

61. * Über den Schweizer Historiker und Juristen Johann Jakob Bachofen (1815-1887) siehe die Studie Das Mutterrecht in Paul Lafargue, Geschlechterverhältnisse, Hamburg 1995.

62. * Die Entdeckungen des Ethnologen Henri Duveyrier (1840-1892) dienten auch der kolonialistischen Politik Frankreichs in Nordafrika.

63. * In Cain – A Mystery läßt der romantische dichter George Gordon Byron (1788-1824) Kain seinen Bruder nicht aus eifersucht, sondern in Auflehnung gegen einen doktrinären Glauben erschlagen.

64. * Diodorus von Sizilien war ein griechischer Geschichtsschreiber im 1. Jhdt. v.u.Z.. Seine 40-bändige Geschichte der Völker ist nur teilweise erhalten.

65. * Arabisches Volk, das die Handelsstraßen von Süd-Arabien nach Syrien kontrollierte.

66. * Vgl. dazu Lafargues Studie, Der Ursprung der Idee des Gerechten und Ungerechten, Neue Zeit, XVIII/1, 1898-99m 421ff., 464ff., 488ff.

67. * Wiederauftreten von Merkmalen der Vorfahren, die der unmittelbar vorhergehenden Generation fehlen.

68. * Ganzer Absatz in der deutschen Fassung fehlend.

 


Zuletzt aktualisiert am 23.8.2003