Paul Lafargue

Der Jesuitenstaat in Paraguay

 

III. Die Niederlassungen der Jesuiten

Der spanische Hof zeigte an der Bekehrung der Indianer und an ihrer Zivilisierung lebhaftes Interesse. Da er wie weitere Anwendung der brutalen Mitteln verbot, deren man sich bis dahin bedient hatte, und anstatt Sanftmut und Milde empfahl, mußte er auf die Anregung der Jesuiten hin die Apostel der neuen Methode materiell unterstützen, um ihnen ihr Kulturwerk zu erleichtern. Geistliche Eroberer traten nun an die Stelle der weltlichen: Nicht nur die Jesuiten, auch zahlreiche andere Geistliche, die zwar die Sprache und die Sitten der Indianer nicht kannten, aber als Zehrpfennig dies Subventionen der Madrider Regierung in der Tasche trugen, begaben sich in die Grenzgebiete der Länderstriche, die von Europäern bewohnt waren. Ein solcher Missionar erbaute eine hölzerne Kirche, sammelte einige Indianer um sich, die er in den Städten aufgelesen hatte und die sich im Einverständnis mit ihm befanden und kündet die Gründung eines Ortes an. Wenn die erhaltene Subvention aufgebraucht war, verschwand der Pfarrer und begann irgendwo anders das gleiche Spiel mit dem gleichen Erfolg. Das erbaute Kirchlein fiel bald in Trümmer und das Dorf hörte auf zu existieren, aber der spanische Hof frohlockte über die Fortschritte, die Christentum und Zivilisation dank der betätigten Sanftmut machten. In Wirklichkeit wurde seit dem Erlaß der königlichen Ordonanz (* „ordonenza“) vom Jahr 1611 auch nicht ein einziges indianische Dorf gegründet. Eine Ausnahme machten die Missionen der Jesuiten.

Die Missionare der Gesellschaft Jesu wurden gleichfalls aus der Kasse der Regierung unterstützt, aber sie nahmen es ernst mit ihren Aufgaben, die Wilden in Ortschaften anzusiedeln, sie des Nomadenlebens zu entwöhnen, sie zur Arbeit und obendrein noch zum Christentum zu erziehen. Zu diesem Zweck machten sie sich zunächst mit den Indianern vertraut, indem sie unter ihnen lebten, ihre Sprache lernten, ihre Sitten und den Aberglauben studierten. Von 1610 bis 1768 gründeten und leiteten sie 30 „pueblos“, die zur Zeit der Jesuitenausweisung aus Paraguay 150.000 Einwohner zählten. In der Mission des heiligen Franziskus Xaver [42], der zahlreichst bevölkertsten Jesuitenniederlassung, wohnten 30.000 Indianer, die schwächer bevölkerten Ansiedlungen zählten zwischen 500 und 1.000 Bewohner.

Die Niederlassungen gehörten zur berühmten Provinz Guairá, welche zwischen den Ufern des Paraguay und Uruguay, zwischen dem 26. und 28. Breitengrad und dem 54. und 57 Längengrad westlich von Greenwich gelegen waren. Drei andere Missionen lagen in größerer Entfernung von ihnen. In Wirklichkeit haben die Jesuiten nur 26. Flecken gegründet, die anderen Missionen entstanden aus ehemaligen „comendarias“, 19 von den 26 Niederlassungen wurden während der ersten Jahre gegründet und mit Wilden vom Stamm der Guaraní besiedelt. Für die übrigen sieben Missionen nahm man Indianer aus Ansiedlungen, die schon länger als ein halbes Jahrhundert bestanden.

Azara schreibt den Erfolg der Jesuiten während der ersten 25 Jahre ihrer Missionstätigkeit, wo sie so viele Zweigniederlassungen gründeten, nicht ihrer Überredungskunst und der Macht des apostolischen Wortes zu. Seiner Ansicht nach war der Umstand entscheidend, daß in jenen Jahren Portugiesen und die „mamelucos [Mamelucken]“ von São Paulo in rücksichtslosester, unmenschlichster Weise die Wilden verfolgten, um sie zu Gefangen zu machen und als Sklaven zu verkaufen. [43] Die entsetzten und versprengten Indianer flohen in das Gebiet zwischen den Flüssen Paraná und Uruguay und in die Urwälder, in welche die Räuber nur schwer eindringen konnten. In kleinen Gruppen herumschweifend, mutlos und verkommend, unterwarfen sie sich sehr leicht dem Einfluß der Jesuiten, die ihnen Lebensmittel und Schutz boten. Der Dechant Funes, der die Behauptung Azaras zu widerlegen sucht, kann seine Meinung nichts anderes einwenden, als daß die Spanier in Paraguay fast ebenso grausam waren als die Portugiesen und die Mestizen von São Paulo. Er bestätigt also Azaras Behauptung, daß die Indianer nur in die Missionen flüchteten, um ihren grausamen Verfolgern zu entgehen. Als die Jagd auf die Wilden etwas nachließ, fanden auch die Jesuiten keine Indianer mehr, die sich bekehren und zivilisieren ließen.

Da zögerten sie dann auch nicht, den Weg der Überredung aufzugeben und ohne irgendwelche Gewissenskonflikte zu weniger platonischen Mitteln Zuflucht zu nehmen, um ihre drei letzten Niederlassungen zu gründen. Dieser Gründungen rühmen sie sich nicht gegenüber aller Welt, aber Azara versichert, daß er Kenntnis von ihren Methode der Zivilisierung durch Indianer, die unter ihnen gelitten haben, bekommen habe. Die Methode ist typisch, sie verdient es, geschildert zu werden, denn offenbar ist sie in mehr als einem Fall zur Anwendung gelangt. Die Jesuiten übersandten den Guaranís von Taruma Geschenke durch bekehrte Mitglieder ihres Volkes, die ihre Sprache redeten. Nachdem diese Abgesandten das Glück ihres neuen Lebens geschildert hatten, teilten sie mit, daß ein ehrwürdiger Vater, der sie herzlich liebe, unter ihnen wohnen möchte. Er werde kostbare Geschenke mitbringen, unter anderem viele Kühe, damit sie das ganze Jahr genug zu essen hätten, ohne daß sie sich viel abplagen und Nahrung suchen müßten. Die Wilden gestatteten das Kommen des frommen Vaters. Der Jesuit ließ sich in Gesellschaft etlicher ausgesuchter Indianer unter den Wilden nieder. Nach und nach und unter den unterschiedlichsten Vorwänden, um keinen Verdacht zu erregen, vermehrte er die Zahl seiner Gefolgschaft. War diese zahlreich genug geworden, umzingelte man das Lager der Wilden, veranlaßte sie durch Drohungen, Versprechungen und heuchlerische Reden zur Unterwerfung und gliederte sie dann in die verschiedenen Missionen de Paraná ein. Viele Indianer entflohen wieder und kehrten in ihre Heimat zurück, obwohl diese sehr weit entfernt von den Niederlassungen lag. Gewöhnlich wurden sie wieder eingefangen und in noch entferntere Niederlassungen geschickt.

Dieses brutale Vorgehen erinnert in vielem an das der Spanier und Portugiesen, die von den Jesuiten so scharf verurteilt worden waren. Allerdings war es nicht immer erfolgreich. So gelang es den Jesuiten nicht eine Mission in Sankt Stanislaus zu gründen. Freilich handelte es sie dabei um die Bekehrung und Mission von M’bayas, „die mit allen Guaranís der Welt nicht gebändigt werden konnten“. Wie immer traten die Jesuiten auch hier als Freunde auf, und unter dem Vorwand der Auslieferung von kriegsgefangenen Angehörigen ihres Stammes lockten sie die ihnen feindlich gesinnten Kriege nach der Mission von Santo Corazon. Prächtig wurden die M’bayas dort empfangen, unter Musikbegleitung fand ihr Einzug statt, ihr Besuch wurde durch Konzerte, Tänze, Kampfspiele und eine riesigen Schlemmerei gefeiert, bei welcher man sie betrunken machte, was nicht allzu schwer fiel. Man ließ sie getrennt schlafen und während des Schlummers wurden sie gefesselt und ins Gefängnis geworfen, wo sie bis zur Vertreibung der Jesuiten aus Paraguay verblieben. Azara erfuhr die Tatsachen, die er berichtet, von mehreren M’bayas, die das Unglück gehabt hatten, mit der Loyalität der Jesuiten Bekanntschaft zu schließen.

Über die Gründung der ersten Missionen existieren nur die Erzählungen der Missionare, die übereinstimmend versichern, daß die Wilden einzig und allein mittels sanfter Überredung zur Seßhaftigkeit bewogen wurden. Nichtsdestotrotz suchten die Jesuiten gleich zu Beginn ihrer Zivilisationsarbeit um Erlaubnis an, ihre Anhänger mit Flinten bewaffnen zu dürfen. Sie erhielten die Erlaubnis dazu im Jahr 1636, nach dem Besuch des Paters Montoya in Madrid. [44] Wie sie behaupteten, benötigten die Jesuiten des Rechtes zur Bewaffnung von Mannschaften, um ihre Niederlassungen gegen die fortgesetzten Angriffe der Wilden verteidigen zu können. Tatsächlich praktizierten die ehrwürdigen Väter die Jagd auf Indianer, allerdings in der Form der Überredung. Die Briefe der Missionare enthalten eine große Anzahl erbaulicher Histörchen über ihr Vorgehen. Bekehrte Indianer gingen in die Wälder, um dort den neuen, wahren Glauben unter den Götzendienern zu verkünden, und es gelang ihnen auch, Gläubige zu sammeln, die die göttliche Gnade ergriffen hatte. Gewöhnlich waren die Neubekehrten Frauen und Kinder, die ohne Zweifel geraubt wurden, während sich die Männer des Clans auf der Jagd oder auf Kriegszügen befanden. Kehrten die Männer dann nach Hause, forderten sie mit der Waffe in der Hand ihre Angehörigen zurück. Manchmal wurden die Jesuitenniederlassungen auch von Indianern angegriffen, die sich durch lügenhafte Verheißungen hatten betören lassen, aber, von dem Leben in den Siedlungen gründlich enttäuscht, entflohen waren und sich nun für die üble Behandlung rächen wollten. die sie während ihres unfreiwilligen Aufenthaltes in den Missionen erduldet hatten. Wenn man weiß, mit welcher nicht zu brechenden Zähigkeit sich die Wilden ihrer Gewöhnung an regelmäßige Arbeit widersetzten – zu der übrigens auch die arbeitende Bevölkerung der zivilisierten Länder unter Schmerzen „erzogen“ worden ist -, so begreift man, daß die Jesuiten mehr durch Gewalt als durch Überredung die Arbeiter ihrer Missionen rekrutieren mußten. Sie selbst anerkennen, daß sie gezwungenermaßen den erwachsenen Indianern ihre Gewohnheiten als Jäger und Fischer lassen mußten, und daß sie das Dogma der Zwangsarbeit nur den Kindern einbleuen konnten, die sie raubten oder die in ihren Niederlassung geboren wurden.

Die Gesellschaft Jesu, die von der spanischen Regierung die nötigen Geldmittel zur Gründung der „Missionen“ erhalten hatte, wollte innerhalb dieser als einzige Herrin schalten und walten. Es gelang ihr, einen königlichen Erlaß durchzusetzen, nach dem es jedem Spanier verboten war sich ohne Einwilligung des Ordens in den Niederlassungen aufzuhalten. Die Jesuiten behaupteten, daß die Laster der zivilisierten Christen die Herzensunschuld der neubekehrten Indianer und ihre Seelenheil schwer gefährdeten. [45] Sie setzen ferner durch, daß die jährlichen Inspektionen entfielen, die die Kolonialregierung in den „comendarias“ der „yanaconas“ und „mitayos“ vornehmen ließ. Die Jesuiten legten nur Gott und dem Ordensgeneral und sonst niemandem Rechenschaft darüber ab, wie sie die seßhaft gemachten Indianer regierten und wie sie die von ihnen erzeugten landwirtschaftlichen und gewerblichen Reichtümer verwalteten. [46] Obwohl die Jesuiten sich über das Gesetz stellten, erhielten sie doch nach wie vor aus dem königlichen Schatz die Mittel für den Unterhalt und die Existenz eines Missionars für jede Niederlassung. Die dafür notwendige Summe wurde durch eine Kopfsteuer von 1 Peso und 8 Realten aufgebracht, die die Indianer der geistlichen Ansiedlungen der Krone bezahlen mußten, während die Indianer der weltlichen Kolonien pro Kopf eine jährliche Abgabe von 5 Pesos zu entrichten hatten. [47].

Die Jesuiten waren so klug und geschickt gewesen, ihre Missionen unmittelbar der Krone zu unterstellen. Dadurch waren sie der Überwachung durch die Kolonialregierung entzogen und ihre Bewohner blieben von der Fronarbeit in den Bergwerken und allen Abgaben befreit. Damit niemand außer ihnen auch nur einen Heller Steuer von den bekehrten Indianern einheben konnte, ließen sie sich durch eine königliche Dispens von der Verpflichtung befreien, den Bischöfen der Kolonie einen Zehnten zu zahlen, „weil die Missionen“, so erklärt Charlevoix, „zu arm waren diese Last tragen zu können“. Der Hof von Madrid überhäufte die Jesuiten mit Begünstigungen. Er setzte nicht nur ihre Steuer herab und schaffte sie schließlich ganz ab, sondern als sie 1636 trotz des Widerstandes der Kolonialregierung das Recht erhielten, die Indianer ihrer Niederlassungen auf europäische Art zu bewaffnen [48], lieferte ihnen sogar der königliche Schatz die Mittel für die Beschaffung eines Teils der Kriegsmunition. [49].

Nachdem sie die Erlaubnis erhalten, hatten die Indianer mit Flinten und Kanonen auszurüsten, stellten sie eine reguläre Armee auf, angeblich um die Einfälle der Portugiesen und der „mamulucos“ abzuwehren, in Wirklichkeit aber, um die Missionen gegen die Spanier zu schützen, mit denen die Jesuiten immer in offener Feinschaft leben. Im Notfall wollten sie auch über eine Macht gegen die Kolonialregierung verfügen, die die Vertreterin der spanischen Krone war. So erklärt es sich, daß die Jesuiten, als sie sich im Besitz einer ansehnlichen bewaffneten Macht befanden, angeklagt wurden, einen unabhängigen Staat bilden zu wollen. Vielleicht hegte die Gesellschaft Jesu tatsächlich den hochfliegenden Plan, eine theokratische Republik zu gründen, die einen Teil Südamerikas umfaßte. Die Missionen, die sie in Brasilien entlang des Amazonasstromes, in Peru und im Norden Paraguays gründete, sollten sich entwickeln und ausdehnen und die Mittelpunkte bilden, um welche sich die verschiedenen Teile dieses Jesuitenreiches gruppierten.

Nur unter großen Schwierigkeiten war es den Jesuiten gelungen, die Indianer ihrer Missionen mit Feuerwaffen ausrüsten zu dürfen. [50] Die spanische Regierung hatte es sich nämlich zur Regel gemacht, bei den kriegerischen Indianerstämmen dieses Teils der Welt nicht Waffen einzuführen, deren Besitz diese zu gefürchteten, wenn nicht unbezwingbaren Feinden gemacht hätte. Schon mit ihren unvollkommenen Waffen fügten sie den Spaniern große Verluste zu. Die europäische Ausrüstung der Eingeborenen wurde den Jesuiten erst gewährt, nachdem der ehrwürdige Pater Montoya nach Madrid gereist war und versichert hatte, daß die Indianer der Missionen gutgläubige Katholiken und getreue Diener des Königs von Spanien seien. Sobald die Jesuiten die angestrebte Bewilligung erhalten hatten, machten sie sich sofort unter Einsatz ihres Organisationstalents und ihrer zähen Ausdauer daran, eine Armee zu bilden. Bereits im Jahr 1641 konnten sie über ein Heer von 4.000 Mann verfügen, die mit Flinten und Kanonen bewaffnet waren und unter der Führung von 300 einheimischen Offizieren standen, deren Oberbefehl als General der Kazike Abiaru innehatte. Sie konnten ein Heer von 7.000 bis 12.000 Mann aufbieten, mit Hilfe dessen sie Antequera [51] und Ramon bekämpften und besiegten. Diese Truppen wurden jedoch von höheren europäischen Offizieren kommandiert.

Jeder Ort, so berichtet Charlevoix [52], unterhielt ein Korps Infanterie und ein Korps Kavallerie. Die Fußtruppen waren ausgerüstet mit der Makana, das heißt der Keule, mit Bogen und Schleuder, sowie mit Schwert und Flinte. Die Reiter führten Lanzen, Säbel, Muskete und kämpften, wenn es sein mußte, wie die Musketiere zu Fuß. Die Oberleitung der Missionen nahm auch eine Abteilung abiponischer Reiter in ihren Dienst, die wegen ihres Mutes und ihrer Geschicklichkeit, Pferde zu lenken, berühmt waren. [53].

Alle Montage waren der militärischen Erziehung gewidmet, nichts, was diese zu fördern geeignet war, wurde vernachlässigt. Die Truppen wurden im Turnen, Fechten, Kriegstänzen, Massenbewegungen und im Kleinkrieg geübt. Das erweckte bei den Indianern wieder die Heldentugenden ihres Volkes. Sie legten bei den Kampfspielen und Manövern einen so leidenschaftlichen Eifer an den Tag, daß die Jesuiten die Parteien oft trennen mußten, damit es nicht Blutvergießen und zahlreiche Opfer gab. [54] Die Jesuiten bedienten sich ihrer Truppen nicht nur zur Verteidigung ihrer Missionen. Sie beeilten sich sie auch der Kolonialregierung zur Verfügung zu stellen und zwar aus einem zweifachen Grund: um die Eingeborenen an die Kriegführung zu gewöhnen und um den Spaniern durch die bewaffnete Macht zu imponieren, die sie aufmarschieren lassen konnten.

Kaum waren die bekehrten Indianer bewaffnet und diszipliniert, da wurden sie 1637 gegen die Carracas-Indianer gesandt, die die Einwohner einer spanischen Kolonie niedergemetzelt hatten. Sie belagerten die Carracas-Indianer auf einer Insel, töteten einen Teil von ihnen und führten die anderen als Gefangene fort. Aufständische Indianer hatten 1641 Asunción eingenommen, die Stadt, in der der königliche „gobernador“ von Paraguay seinen Sitz hatte. Die Missionare sandten ihm Truppen zu Hilfe, die die Rothäute schlugen, vertrieben und die Spanier retteten. 1653 befreiten sie Asunción nochmals und 1660 retteten sie wiederum den „gobernador“, der in einer Kirche von Wilden belagert wurde; die Truppen der Jesuiten vertrieben die Wilden aus der Stadt, die sie erobert hatten. Zweimal, 1667 und 1671, stellten die Jesuiten ihre Fahrzeuge der Regierung zur Verfügung, um spanische Soldaten auf dem Río de la Plata von Corrientes nach Buenos Aires zu transportieren, das von Engländern blockiert wurde.

Im selben Maß, wie die Niederlassungen der Gesellschaft Jesu zahlreicher und größer wurden, wuchs auch der Haß und die bittere Feindschaft, den sie von Anfang an erregt hatten. Sie zogen sich den Zorn der gesamten spanischen Kolonie zu.

Der Umstand, daß das Gebiet der Missionen Spaniern jedes Standes verschlossen war, und daß diese sich nur mit ausdrücklicher Erlaubnis als Gäste und nicht länger als drei Tage dort aufhalten durften, weckte den Verdacht und den Neid der Europäer. Die Goldsucher bildeten sich unbegründeterweise ein, daß die Jesuiten reiche Edelsteinminen entdeckt hätten, die sie allein ausbeuten wollten. Und da es vorkam, daß sie den Besuch ihrer Missionen Bischöfen und hohen Staatsbeamten untersagten, deren feindselige Einstellung ihnen bekannt war, beschuldigte man sie, den Staatsschatz dadurch zu betrügen, daß sie nicht die genaue Zahl der Bewohner ihrer Ortschaften angaben, um nicht die ihren auferlegte Kopfsteuer entrichten zu müssen.

Die Missionare betrieben mit den landwirtschaftlichen und gewerblichen Produkten, die sie in ihren Niederlassungen erzeugt hatten, einen schwungvollen Handel. Sie verkauften in den größeren Städten Paraguays und auch in Buenos Aires Tabak, grüne Gemüse, rohen und gesponnene Baumwolle, gegerbtes Leder, Schuhe, Wachs und hauptsächlich den Yerba de Paraguay, den Paraguaytee, gewöhnlich Maté genannt, der in Südamerika sehr häufig anstelle des Kaffees genossen wird. Nach Charlevoix betrug der jährliche Umsatz der Jesuiten an diesem Produkt durchschnittlich 12.000 Arrobas, ungefähr 184.000 Kilo. Jede Niederlassung produzierte ungefähr 2.000 Arrobas Baumwolle, so daß die 30 Missionen zusammen einen Produktionsertrag von 921.000 Kilo Rohbaumwolle erzielten. Die Interessen aller europäischen Siedler wurden durch die Konkurrenz geschädigt, die ihnen die Jesuiten auf dem Gebiet der Industrie und des Handels machten. Daher erhoben sie gegen die Jesuiten genau die Anklagen, die die frommen Väter einst ihnen vorgehalten hatten. Sie behaupteten, daß die Indianer durch die Jesuiten eine stärkere Ausbeutung und härtere Behandlung erlitten, als sie ihnen in den weltlichen „comendarias“ zuteil geworden sei. Sie beschuldigten sie außerdem, eine beträchtliche Zahl von Eingeborenen jährlich dadurch Todesgefahr auszusetzen, daß sie diese 100 und 200 Meilen weit von ihrer Heimat ausschickten, um das Paraguaygras einzubringen. Während der langen und beschwerlichen Züge, die zu diesem Zweck stattfanden, erlagen sehr viele Indianer dem Hunger und der Überanstrengung. Diese hohe Sterblichkeit war nach Ansicht der europäischen Siedler der Grund für die schwache Bevölkerungszunahme in den Missionen. Zur Begründung ihrer Behauptung, daß die Jesuiten die Indianer aufs schonungsloseste ausbeuteten, verwiesen die Spanier darauf, daß bei Übernahme der „comendarias“ der „mitayos“ die Missionare die Vorschrift abschaffen ließen, welche den weltlichen „comendarias“ verbot, die Eingeborenen mehr als zwei Tage in der Woche arbeiten zu lassen. Ferner machten sie geltend, daß die Jesuiten die Abschaffung der Inspektion durchgesetzt hatten, die jährlich durch Abgesandte der Regierung vorgenommen wurde. Durch diese Umstände könnten sie völlig nach Belieben die Neubekehrten ihrer Missionen mit Arbeit belasten und überbürden.

Die Geistlichkeit war den Missionen ebenfalls feindlich gesinnt. Die Bischöfe konnten es den Jesuiten nicht verzeihen, daß sie unter dem Vorwand, die Niederlassungen seien zu arm, keinen Zehnten zahlten. Dom Bernadino, der Bischof von Assunción, klagte sie an, die christliche Religion zu verfälschen, um sie dem Geschmack der Wilden anzupassen, diesen zu gestatten, den Gott der katholischen Christen unter dem Namen des indianischen Gottes Tupa zu verehren, und bei der Übertragung des Katechismus in die guaranísche Sprache die Lehren der Kirche entstellt zu haben. Er warf ihnen außerdem vor, daß sie das Beichtgeheimnis brächen, das in ihren Händen zu einem Werkzeug der Herrschaft geworden sei. Die Jesuiten bewirkten, daß Dom Bernadino in eine andere Kolonie versetzt wurde. Die Gesellschaft Jesu verfolgte in Paraguay die gleiche Taktik, die sie in China anwendete, wo sie das Kreuz abschafften weil es den Proselyten [55] als ein schmachvolles Marterwerkzeug erschien. Pascal [56] und die Gegner der Jesuiten haben sich über solchen Opportunismus weidlich entrüstet. Sie vergessen dabei, daß das Christentum nur durch ähnliche Konzessionen bei den zivilisierten Völkern und den Barbaren der Alten Welt festen Fuß fassen konnte. [57].

Die Kolonialregierung fuhr fort, beim Madrider Hof gegen das Recht der Jesuiten zu protestieren, die Indianer bewaffnen und Streitkräfte organisieren zu dürfen, deren gute Zucht und Tapferkeit sie bei manchen Gelegenheiten kennengelernt hatte. Aber die Gesellschaft Jesu beherrschte die schwachen, kleinmütigen Nachfolger Philipp II. [58] durch den Beichtstuhl, und es gelang ihr stets aufs neue, die Angriffe und Forderungen des Statthalters der Kolonie zurückzuschlagen. Sie fühlte sich so stark, daß sie den Kampf mit Don Josè Antequera, den Statthalter von Paraguay, aufnahm. Sie schlug ihn und ließ ihn enthaupten. Während des Krieges gegen Antequerra und Ramon, der nach dem erstgenannten die Partei der Städte, die Partei „de los communeros“ organisierte, benutzten viele Indianer die Gelegenheit, um ihre Freiheit zurückzuverlangen. Im Verlauf dieser Kämpfe stellten die Jesuiten 12.000 Soldaten auf die Füße, die mit Flinten und Kanonen ausgerüstet waren und von hohen Offizieren europäischer Abstammung befehligt wurden.

Die beständigen Anklagen, welche von allen Klassen der spanischen Gesellschaft gegen die Jesuiten erhoben wurden, mußten schließlich doch den Hof von Madrid beunruhigen. Er wollte in Erfahrung bringen, inwieweit sie auf Wahrheit beruhten, und ordnete deshalb eine Untersuchung an. In äußerst geschickter Weise ließen die Jesuiten ihren Einfluß spielen, so daß diese Untersuchung Männern anvertraut wurde, die ihnen vollständig ergeben waren und das Wirken der Missionen überschwenglich verherrlichten. Einer von ihnen, Dom Pedro Farardo, Bischof von Buenos Aires, erklärte, daß die Niederlassungen der ehrwürdigen Väter eine ideale christliche Republik bildeten, in der die vollkommene Herzensunschuld herrsche und „wo vielleicht im Laufe eines Jahres nicht eine einzige Todsünde begangen werde“ und daß die Missionare so wunderbare Erziehungsresultate erreicht hätten, „mit Wilden, die zu allen Lastern geneigt waren“. [59].

Trotzdem sah man in Madrid nicht gerade mit freundlichem Auge auf die Gütergemeinschaft, die nach den Behauptungen der spanischen Ansiedler alle von den Indianern erzeugten Reichtümer den Jesuiten zur Verfügung stellte. Die Missionare ihrerseits versicherten, daß einzig und allein eine kommunistische Ordnung der Dinge es ermögliche, den Unterhalt für die bekehrten Indianer zu beschaffen, die, sorglos und leichtsinnig wie Kinder, völlig außerstande seien, ihren Besitz zu verwalten und die Ernteerträgnisse einzuteilen, daß ihre Existenz für das ganze Jahr gesichert würde [60], und daß die Niederlassungen nichts weniger als reich, vielmehr außerordentlich arm wären. „Was die Indianer durch ihre Arbeit erwerben“, schrieb der Bischof von Buenos Aires, „reicht nur hin, um ihnen täglich etwas Fleisch, Mais und Gemüse, schlechte und grobe Kleider und die Mittel zu verschaffen, die für den Unterhalt ihrer Kirche nötig sind“. Die Missionare behaupteten außerdem, daß der Kommunismus in den Niederlassungen nicht vollständig durchgeführt sei, weil jeder Familie ein kleines Feld zugewiesen wurde, auf dem sie ihre Nahrungsmittel produzierte.

Mit Staunen erfuhr der spanische Hof, daß, wegen der völkischen Absonderung der Indianer von den Spaniern, den Spaniern nicht nur der Zutritt zu den Missionen verboten war [61], sondern daß den Indianern auch die spanische Sprache nicht gelehrt wurde. [62] Jede Möglichkeit eines Verkehrs zwischen den Bekehrten und den europäischen Siedlern sollte unterbunden sein, damit die Bekehrten nicht sittlich verdorben werden konnten. Die holländische Regierung, die sich um das Seelenheil der Eingeborenen ihrer Kolonien nicht kümmert, verfolgt in ihren Besitzungen auf der Insel Java die gleiche Politik. Die europäischen Verwaltungsbeamten sind gezwungen, die javanesische Sprache zu lernen, damit sie sich mit ihren Untergebenen verständigen können, denen bloß die Landessprache geläufig ist und die keine europäische Sprache erlernen dürfen. Die spanische Regierung, weniger als die holländische vom Handelsgeist beherrscht, war der Überzeugung, daß sie diesen Stand der Dinge nicht dulden dürfe. Ein Erlaß vom 28. Dezember 1743 bestimmte, daß die Indianer der Missionen Spanisch lernen mußten, weil sie Untertanen der Krone seien. Eine Bemerkung Charlevoix’ gibt zu verstehen, daß die Jesuiten entschlossen waren, dem königlichen Befehl nicht Folge zu leisten. Ihrer Auffassung nach unterstanden die Indianer zunächst der Gesellschaft Jesu und dann erst dem spanischen König, der damals ein Bourbone war, Philipp V., ein Enkel Ludwig XIV. von Frankreich.

In jener Zeit wurde in Europa die Gesellschaft Jesu allgemein bekämpft. Dem Einfluß der bourbonischen Höfe gelang es durchzusetzen, daß die Jesuiten 1759 aus Portugal, 1762 aus Frankreich und 1767 aus Spanien vertrieben wurden, und daß der Papst Klemens XIV. [63] 1773 den Orden aufhob.

Unter den Dokumenten, die bei der Vertreibung der Jesuiten aus Paraguay beschlagnahmt wurden, befindet sich ein Brief des ehrwürdigen Pater Rabayo, der beweist, daß man ihm in Madrid alles andere als wohlgesinnt war. Der Pater sagt im wesentlichen, die gegen die Missionare erhobenen Beschwerden seien so zahlreich, schwerwiegend und schlimmer Natur, daß er unmöglich ihre Wirkung verhindern könne, obwohl er in seiner Eigenschaft als Beichtvater des Königs auf diesen einen bedeutenden Einfluß ausübe. Die spanische Regierung, so meint Azara, war von starkem und lebhaftem Argwohn gegen die christliche Republik erfaßt worden, weil fast alle Jesuiten in den Missionen Engländer, Italiener und Deutsche waren die wenigen unter ihnen befindlichen Spanier keinen hervorragenden Einfluß ausübten. Aber sie wagte nicht, die Jesuiten offen und direkt anzugreifen, da sie fürchtete, daß sie auf Widerstand stoßen und sogar eine Niederlage erleiden würde. So zog die Regierung ein vorsichtiges und sanftes Vorgehen vor. Sie forderte die allmähliche Befreiung der Indianer, die seit mehr als einem Jahrhundert unter jesuitischer Vormundschaft standen. Die Jesuiten bewilligten alles, was man von ihnen verlangte, aber sie hütete sich wohlweislich, auch nur irgendeine Konzession durchzuführen.

Die Zwistigkeiten, die zwischen Portugal und Spanien über die Grenzen ihrer südamerikanischen Kolonien ausbrachen, beschleunigten die Lösung des Konflikts. 1750 hatte der spanische König an Portugal einen Teil Uruguays abgetreten. Die portugiesische Regierung befahl den Jesuiten, die auf dem abgetretenen Gebiet sieben Missionen besaßen, sich samt den bekehrten Indianern aus dem Staub zu machen. Die Indianer weigerten sich, den Missionaren zu folgen. Manche von ihnen nutzten die Gelegenheit, um ihre Freiheit zurückzuverlangen und wieder die Ländereien zwischen dem Uruguay und dem Paraná zu durchschweifen, andere blieben in den neugegründeten Dörfern ansässig. Angestiftet von den Jesuiten griffen sie zu den Waffen, um den von ihnen tief verabscheuten Portugiesen Widerstand entgegenzusetzen. Don Pablo Bucareli y Ursúa, der den Frieden wiederherstellen wollte, warf den Missionaren vor, daß sie die Zweitracht schürten und einen Krieg angezettelt und unterstützt hätten, dessen erster und einziger Zweck gewesen sei, den Besitz der Missionen zu erhalten. Am 2. Jänner 1768 unterzeichnete der spanischen König Karl III. [64], der Sohn Philipps V., einen Erlaß, durch den die Jesuiten aus den drei Provinzen Paraguay, Rio de la Plata und Tucuman vertrieben wurden. Bucareli, der diesen Erlaß durchzuführen hatte, hielt es für klug die gleiche Taktik anzuwenden, die Mithridates [65] gebraucht hatte, um die in seinen Staaten lebenden Römer niederzumetzeln. Am 7. Juni schickte er den Statthaltern der einzelnen Gebiete ein versiegeltes Schreiben zu mit dem Befehl, es erst am 21. Juli zu öffnen. Am 22. Juli erschienen gleichzeitig und unverhofft in allen Missionen bewaffnete Reiterschwadronen, die den Befehl hatten, die in den „reductiones“ anwesenden Jesuiten ohne jeden Aufschub fortzuführen. 150 Missionare wurden aufgegriffen und in die Städte Corientes, Córdoba, Santa Fé, Montevideo und Buenos Aires gebracht. Am 3. August 1768 waren alle Jesuiten aus den spanischen Kolonien vertrieben.

 

 

Anmerkungen

42. * Franziskus Xaver (1506-1552) fuhr 1541 mit drei Gefährten nach Ostinidien und begann damit die jesuitische Bekehrungsarbeit außerhalb Europas. Er ist der Schutzpatron der katholischen Missionsarbeit.

43. Der Jesuit Montoya schreibt über das Wüten dieser „mamelucos“: „Sin duda tienen fé de Dios, las obras son del diabolo [Obwohl ihrem Namen nach Christen, waren sie ihren Werken nach Teufel]“ (Antonio Ruiz de Montoya: Conquista Espiritual, Madrid 1639, 93).

44. * Montoya wurde nach Madrid geschickt, um „[...] à la fuente de la justicia y Reales üpies [zu Füßen des Königs und an der Quelle der Gerechtigkeit]“ um Schutz zu flehen (Antonio Ruiz de Montoya [siehe Anm.43], 96).

45. * „[...] mando que en pueblos de indios no peduan vivir ó vivan españoles, negros, mulatos, ó mestizos [...] proque se ha experimentado que alungos que tratan, tragian y vivien entre los indios son hombres inquietos, de mal vivir, ladrones, jugadores, viciosos y gente podrida; y por huir los indios de ser agraviados dejan sus pueblos [In den Indianerdörfern können und dürfen keine Spanier, Neger, Mulatten oder Mestizen wohnen, weil erfahrungsgemäß einige, die im Gebiet der Indianer Handel treiben, reisen und leben ein schlechtes Leben führen und den Indianern Unbillen zufügen]“ (Recopilación de leyes de Indias, Madrid 1681, Ley 21, tit. 3, lib. 6). Vgl. auch Charlevoix (siehe Anm.10), 285.

46. * Die Societas Jesu ist zentralistisch organisiert mit einem auf Lebenszeit gewählten Generaloberen an der Spitze der Hierarchie, die vier verschieden Stufen der Mitgliedschaft kennt: Novizen, Scholastiker, Koadjutoren, Professen. Nur nach einer 17-jährigen Ausbildungszeit kann die Stufe der „Professen“ erreicht werden, denen allein die höchsten Ämter des Regularklerikerordens vorbehalten sind und die außer Keuschheit, Armut und Gehorsam auch noch ein besonderes Gehorsamgeblübde gegenüber dem Papst ablegen.

47. * Charlevoix (siehe Anm.10), 282.

48. * Cédula Real vom 1640: „He tenido pro bien concederles algunas armas de fuego [Ich habe einige Feuerwaffen zum Gebrauch gewährt]“ (zit. nach Hernández [siehe Anm.23], 1, 514).

49. * Provisión final del Virrey vom 15. Jänner 1646: „Dense las armas para los Indios – 150 bocas de fuego con sus correspondientes pertechos, pólvora y municiones [Ich habe den Indianern Waffen gegeben – 150 Feuerwaffen mit dem dazugehörigen Kriegsbedarf, Pulver und Munition]“.

50. * Charlevoix (siehe Anm.10), 291ff.

51. * Don José Antequera y Sastra machte sich unrechtmäßig zum Gouverneur und regiert von 1721-1735 das Land.

52. * Charlevoix (siehe Anm.10), 321ff.

53. * Indianer im Gran Chaco (Argentinien), der den spanischen Eroberern hartnäckigen Widerstand entgegensetzte (vgl. Martin Dobrizhoffer: Historia de abiponibus equestri bellicosaque Paraquariæ natione [Die Geschichte der Abiponer, einer berittenen und kriegerischen Nation in Paraguay], Viennæ, Jos. nob. de Kurzbek 1784).

54. * Charlevoix (siehe Anm.10), 1, 321.

55. * Neubekehrten (in pejorativem Sinn).

56. * Der Philosoph, Mystiker und Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662) attackierte die Jesuiten in seinen Lettres provinciales wegen der von ihnen vertretenen Meinung, ein Christ dürfe aus mehreren ernsthaften kirchlichen Lehrmeinungen die für ihn angenehmere oder günstiger auswählen.

57. Die Isländer bekehrten sich erst im zehnten Jahrhundert zum Christentum, nachdem sie in einer Volksversammlung gewisse Bedingungen aufgestellt hatten. Sie forderten, daß sie im Geheimen ihre alten Götter und deren Bildnisse weiter verehren dürfen, deren öffentlicher Kultus mit Verbannung bestraft werden sollte; außerdem, daß die alten Gesetze, die die Aussetzung von Kindern, den Genuß von Pferdefleisch und andere Bräuche gestatteten, auch künftig noch Geltung behielten. Nach der Annahme dieser Bedingungen, durch die der Vater über Leben und Tod seiner Kinder bestimmen konnte, führte Thorgeir, der Gesetzgeber Islands, das Christentum als anerkannte Religion im Lande ein.

58. * Philipp II. (1527-1598) regierte ab 1556 Spanien, ab 1580 auch Portugal. Er war ein Gegenreformator und errichtete die Klosterresidenz Escorial in Madrid.

59. Aus dem Brief, der 1721 an Philipp V. gerichtet wurde und den Charlevoix (* [Anm.10], 330) anführt.

60. * Vgl. Charlevoix (siehe Anm.10), 296.

61. * „Donde bastaren los predicatores des Santo Evangelio par pacifar y convertir los Indios, no se consienta que entren otras personas que oueden estorbar la pacificación y conversión [Wo die Verkünder des heiligen Evangeliums zur Befriedung und Bekehrung der Indianer genügen, sollen keine anderen Personen, die dabei stören könnten, hinzukommen]“ heißt es in der „Ordenanza 147 de poblaciones [Erlaß 147 über die Volksgruppen]“ (zit. nach Hernández [siehe Anm.23], 1, 423).

62. * Charlevoix (siehe Anm.10), 288.

63. * Klemens XIV. amtierte von 1769-1774.

64. * Karl III. regierte von 1759-1788.

65. * Mithridates, König von Pontos, führte 88-84 das Griechentum zum Kampf gegen das von Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla geschwächte Rom. Er begann die Auseinandersetzungen mit dem Vesper von Ephesos, ein Gemetzel an allen Italiker in Kleinasien.

 


Zuletzt aktualisiert am 25.6.2004.