Fritz Keller

 

Paul Lafargue

(Teil 2)

 

Ende Juli 1872 verlassen die Lafargues Madrid in Richtung Lissabon. Soll der schnelle Ortswechsel über den Verlust hinweghelfen, der so schwer ist, daß sich Laura noch „nach Jahren die Augen feuchten und die Lippen“ beben, „wenn sie von ihren kleinen Mädchen“ [163] spricht? Ende August schiffen sich die beiden dann nach Den Haag ein, wo ein Kongreß der Internationale stattfinden soll. Die Konflikte zwischen den Anhängern Marx’, der zum ersten und einzigen Mal selbst an einer solchen Tagung teilnimmt, und denen Bakunins, der es vorzieht, nicht zu erscheinen, sollen hier entschieden werden. Paul vertritt formell die spanischen und portugiesischen Sektionen oder besser: die Handvoll Marxisten in diesen Ländern. Um die Anerkennung dieser Mandate entbrennt sofort nach Eröffnung der Tagung eine bittere Kontroverse [164]. Die Akzeptanz von Pauls Vertretungsbefugnis stellt die Mehrheitsverhältnisse klar und ermöglicht ihm, seinen Vorschlag zur Gründung internationaler Gewerkschafts-Verbände den Delegierten vorzutragen [165]. Wie von Marx und Engels gewünscht, beschließen die Delegierten in den folgenden Tagen, die Ermächtigung an den Generalrat der Internationale, Sektionen und Föderationen bis zum nächsten Kongreß zu suspendieren, ja sogar die handstreichartige Verlegung des Sitzes der Organisation von London nach New York.

Von Den Haag kehren die Lafargues wieder nach London zurück. Nach Polizeiberichten reist Paul noch zwei Mal nach Lissabon – offenbar mit geringem Erfolg. In Frankreich auf der Fahndungsliste, auf der iberischen Halbinsel politisch unerwünscht, findet er sich mit dem Exil an der Themse ab. Laura und er beziehen nahe der Familie Marx, in Hampstead, eine Wohnung. Zusammen mit einem früheren Mitglied des Generalrates eröffnet Paul zunächst „eine Fabrik von Blechinstrumenten“ [166]. Dann versucht er sich als Foto-Graveur mit einem neuen Verfahren. Im Dezember 1874 bittet er Engels um eine Anleihe, bis er das letzte Erbstück seines Vaters, ein Haus in New Orleans, zu günstigen Bedingungen verkauft hat [167]. Engels nimmt die angebotene Sicherstellung nicht an. Daraus entwickelt sich eine jahrelange finanzielle Förderung [168], die so generös ist, daß die Lafargues über ein Dienstmädchen verfügen, im Urlaub ans Meer reisen [169] und Paul es vorzieht, zu schnorren, als seinen geschäftlichen Schuldnern zu Leibe zu rücken [170].

Mit Engels verfaßt Paul das Pamphlet „Ein Komplott gegen die internationale Arbeiter-Assoziation“ [171]. Marx kümmert sich dabei um den Schlußteil und besorgt die Endredaktion. Doch die Internationale, die in dieser Streitschrift verteidigt wird, liegt in Agonie. Der Erfolg der Anhänger Marx’ auf dem Haager Kongreß – errungen, indem die Vertreter des Generalrates die Delegierten wichtiger Sektionen niederstimmten – erweist sich immer mehr als Phyrrus-Sieg. Pauls Pläne zur Gründung internationaler Trade Unions bleiben Papier [172]. Schließlich wird die Assoziation 1876 aufgelöst.

Diese Auflösung ist auch Anerkenntnis, daß die Restauration in Europa gesiegt hat. Für die Lafargues ist das hautnah spürbar. Denn sie leben in der Hauptstadt eines „Größeren Brittanien in einer täglich englischer werdenden Welt“ [173]. Imperiales Sendungsbewußtsein erfaßt immer breitere Bevölkerungsschichten. Die Flüchtlinge aus aller Herren Länder werden buchstäblich zum Randphänomen. In kleinen Zirkeln tragen sie die verlorenen Schlachten ein zweites und ein drittes Mal aus. Paul will damit nichts zu tun haben. Er widmet sich der Kulturgeschichte, vielleicht auch beeinflußt von Lauras literarischen Neigungen. Ausgehend von Germaine de Staels Milieutheorie („Die Sprache ist Ausdruck der Gesellschaft“) verfaßt er eine Abhandlung über „Die Anfänge der Romantik“, ein „kritische Studie über das Zeitalter der großen Revolution“ [174]. Das soziale Umfeld im viktorianischen London, vor allem „die rasende, bis zur Erschöpfung der Individuen und ihrer Nachkommenschaft gehende Arbeitssucht“, inspiriert ihn außerdem zu seinem Hauptwerk, der Satire „Das Recht auf Faulheit“ [175], mit der er allerdings sofort ziemlich aneckt: „Mit droit à la paresse nehmen Sie sich in acht“ warnt Engels zum Beispiel Eduard Bernstein. „Selbst den Franzosen war das stellenweise zu stark [...]“ [176]. Zusammen mit Laura übersetzt er und beteiligt sich am gesellschaftlichen Leben. Hauptereignisse sind dabei die Tafelrunden, die Engels, „der es mit Luthers Parole“ hält, daß „Wein, Weib und Gesang des Lebens Würze“ sind, „ausgerechnet am puritanischen Sonntag, dem Tag, an dem der Aufenthalt in London für jeden lebensfrohen Menschen ein Greuel ist“ [177], einberuft. In der Regents Road 122 treffen die beiden die gesamte intellektuelle Elite des internationalen Sozialismus: Victor Adler, August Bebel, Eduard Bernstein, Karl Kautsky, Wilhelm Liebknecht, Georgi Plechanow, Vera Sassulitsch ... [178].

Im November 1877 sorgt eine französische Wochenzeitschrift für Aufregung im Emigrantendasein. Die Erstlingsnummer der Egalité erscheint mit einer klaren sozialistischen Prinzipienerklärung und druckt ganze Kapitel aus Marx’ „Kapital“ ab. Spiritus rector des Blattes ist Jules Guesde. Nach Jahren der Emigration in der Schweiz und in Italien wegen seines literarischen Engagements für die Commune ist er nach Paris zurückgekehrt ist. Seine Zeitschrift hat sofort alle gegen sich: Die Regierung, welche Prozeß um Prozeß gegen die Redakteure anstrengt, den Drucker, „der entschieden seine Pressen verweigert“, die „Fetischanbeter des Genossenschaftwesens“ im Sinne Proudhons, die einen Aufruf zugunsten streikender Arbeiter krumm nehmen und die Anhänger Bakunins, die vermeintliche „Stellenjäger“ auf dem Weg zum „Abgeordnetenmandat“ denunzieren [179]. Trotzdem erscheinen 33 Nummern. Erst dann muß die „Egalité“ ihr Erscheinen nach Verurteilung des Sitzredakteurs zu einem Jahr Haft und 1.000 Francs Strafe einstellen [180]. Aber die Aktivisten des Blattes sind durch solche Maßnahmen nicht mehr zu erschrecken: Bereits beim zweiten Arbeiterkongreß in Lyon im Januar 1878 waren sie als aktive Minorität gegen die von Proudhon inspirierte Vorstellung, durch Errichtung allgemeiner Konsum-, Kredit- und Produktivgenossenschaften die Aufhebung des Lohnsystems zu erreichen, aufgetreten. Damals war die Abhaltung eines internationalen Kongresses anläßlich der Weltausstellung in Paris beschlossen worden. Das Unternehmen scheint zunächst am polizeilichen Verbot zu scheitern. Doch dann widersetzt sich die „kollektivistische“ Minorität, bestehend aus sechs Vertretern von Produktivgenossenschaften und drei ehemaligen Redakteuren der „Egalité“ mit Guesde an der Spitze, dem polizeilichen Verbot. Ein großer Prozeß gegen 39 Personen ist die Folge.

Pauls Kampfgeist erwacht [181]. Er bombardiert französische Zeitungen mit Briefen, in denen er die marxistischen Ideen verteidigt. Als Blanqui aus dem Gefängnis Clairvaux entlassen wird, schreibt er ihm, lädt ihn zu einem Besuch in London ein: „Bereits vor 1848, während man noch in den utopischen Träumen der ersten Kommunisten versunken war, haben Sie die Ehre gehabt, den Klassenkampf zu verkünden. Heute ist der Kampf in schrecklicher Weise entbrannt, und Sie erscheinen von neuem, um uns als Fahnenträger zu dienen“ [182].

Während Blanqui von dieser Rolle nichts wissen will, wird ein Brief, den Guesde, der nach einer glänzenden, im ganzen Land unter dem Titel „Kollektivismus und Revolution“ [183] verbreiteten Verteidigungsrede im Gefängnis Saint-Pelagie einsitzt, im Frühjahr 1879 an Marx richtet [184] und den dieser seinem Schwiegersohn überantwortet, der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit. Trotz Guesdes Neigung zu Lasalles Theorien [185] entwickelt sich Paul zu seinem Mentor [186], den er gerne bei sich in Paris hätte, was Paul jedoch zunächst verweigert. In ausführlichen Korrespondenzen planen die beiden eine Wiederherausgabe der „Egalité“. Gemeinsam skizzieren sie jenen Aufruf, den Guesde dann aus dem Gefängnis an „die Proletarier, die Kleinbauern und Kleinbürger“ richtet, sich einer sozialistischen Partei anzuschließen.

Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 waren „in allen Teilen des Landes die Fabriken wie die Giftpilze empor[ge]schossen“, hatten „die Kleinindustrie vernichtet und ein industrielles Proletariat geschaffen, welches bis dahin in Wirklichkeit nur in einigen Städten Nordfrankreichs vorhanden gewesen war [...]“ [187]. Deshalb fällt jetzt der Appell zur Organisierung auf fruchtbaren Boden. Beim dritten Arbeiterkongreß in Marseille im November 1879 erringen die um Guesde gescharten „Kollektivisten“ einen durchschlagenden Erfolg. Die Delegierten „stürzen die Beschlüsse der beiden vorangegangenen Kongresse [...] um, welche die Genossenschaften als das wirksamste und einzige Mittel der Emanzipation der Arbeiter betrachtet hatten“. Sie fassen Beschlüsse im Sinne der Theorien Marx’: „Da die Lohnarbeit das Ergebnis der Spaltung der Gesellschaft in zwei Klassen ist [...] beschließt der Kongreß, daß das Ziel der Arbeiter die Nationalisierung der Kapitalien (Bergwerke, Eisenbahnen) usw. sein muß, die denjenigen zum Betrieb übergeben werden sollen, die sie produktiv machen, d.h. den Arbeitern selbst“ [188]. Eine Federation du Parti des Travailleurs Socialistes de France wird gegründet.

Um das Neujahr erlebt Paul die Überraschung, daß 40 neue Nummern der Egalité in Hampstead einlangen [189]. Ab nun schreibt Paul fast alle theoretischen Artikel des Blattes. Die „Egalité“ ist außerdem noch Kampforgan: „Sie eröffnete das Feuer gegen die Bourgeoisiepresse [...]. Sie hatte die Kühnheit, offen dem französischen Chauvinismus die Stirn zu bieten, der damals so übertrieben und so verbohrt war, daß man in einem hervorragenden radikalen Blatte nicht einmal bismarckfeindliche Korrespondenzen eines sozialistischen Abgeordneten aufzunehmen wagte, weil sie aus Berlin kamen [...]“ [190]. Energisch forderte die „Egalité“ die Amnestierung der verhafteten und nach Neukaledonien [191] verschleppten Communarden. Diesem Ziel dient eine Kampagne für die Wahl Blanquis, der bereits verhaftet worden war, bevor er überhaupt an einem Aufstand hätte teilnehmen können, in die Nationalversammlung. Tatsächlich öffnet die Wahl des alten Konspiranten in Bordeaux den Verurteilten und Verbannten die Gefängnistore.

Prinzipien allein sind für die in Marseille gegründete Partei zu wenig. Lafargue schlägt deshalb Guesde die Ausarbeitung eines Wahlprogramms vor. Die Idee wird begeistert aufgenommen. Anfang Mai 1880 reist Guesde zu diesem Zweck sogar noch London. Bei Engels wird das Wahlprogramm redigiert [192]. Marx diktiert Paul die Präambel, die „considérants [Erwägungen]“ [193]. Die daran anschließenden Minimalforderungen reichen von der Abschaffung aller Gesetze über Streiks und Versammlungen über den Acht-Stunden-Tag bis zur schützenden Überwachung der Lehrlinge durch die Arbeiterorganisationen.

Bei den heftigen Kontroversen um diesen, in der „Egalité“ veröffentlichten, Progammentwurf in der Parti des Travailleurs tritt eine regierungsfreundliche Tendenz, die mit Sozialismus ganz und gar nichts zu schaffen haben will, immer deutlicher hervor. Angehörige dieser Minderheit mieten den für den Kongreß der Partei vorgesehenen Saal in Le Havre an und wollen nur die ihnen genehmen Delegierten einlassen. Sie werden ausgeschlossen. Die verbliebene Mehrheit nimmt das Wahlprogramm an, aber in den Debatten gewinnen neben und gegen die von Guesde geführten „Kollektivisten“ noch drei andere Strömungen ideologische Konturen:

Während des Wahlkampfes im Mai 1881 verhärten sich die Fronten zwischen den Flügeln. Die Anarchisten beschuldigen die „Kollektivisten“ des parlamentarischen Kretinismus; der Flügel um Longuet kritisiert den mangelnden Willen zur Zusammenarbeit mit bürgerlichen Radikalen [195]. Einig sind sich beide Flügel nur im Kampf gegen den Internationalismus: marxistischer Sozialismus und das Programm von 1880 wären „deutsche Importgüter“. Zu allem Überdruß entdeckt auch noch ein enger Mitarbeiter von Guesde, Paul Brousse, nach einer intensiven schriftlichen Diskussion mit Lafargue, daß die „Kollektivisten“ deutsche Agenten sind [196]. Eine „Politik des Möglichen“ wird plötzlich zum Ziel des früheren Anarchisten: „Ich gebe das Prinzip des Alles oder nichts auf, das bisher gegolten hat, und gewöhnlich mit dem überhaupt nicht endete, und ziehe es vor, das ideale Endziel in mehrere ernst zu nehmende Teilstrecken zu zerlegen [...]“ [197].

Nachdem die „Egalité“ aus finanzielle Gründen im August 1880 eingestellt werden mußte, verfügen Lafargue-Guesde in diesen Fraktionskämpfen über kein Sprachrohr. Ein Versuch Pauls, von der SPD finanzielle Unterstützung für ein weiteres Erscheinen zu erhalten, endet mit einem Eklat. „Es ist absolut nötig“ schnaubt der dazu befragte Engels, „daß die Herren endlich lernen mit ihren eigenen Hilfsquellen Rat zu halten“ [198].

Um zu retten, was noch zu retten ist, übersiedelt Paul – zunächst allein – nach Paris. Er verdingt sich als Versicherungsagent [199] und Korrespondent der russischen Zeitung Slovo [Die Welt] wird [200]. Im Juni besucht ihn dort sein Schwiegervater. Nach dem Tod von Marx’ Frau war dieser auf Anraten von Engels nach Algier gereist und befindet sich nun auf der Rückreise. Die Depressionen und Selbstzweifel, die ihn plagten [201], scheinen verschwunden – Marx führt mit Paul stundenlange Gespräche [202]. Im Haus von Mesa, des alten Mitstreiters von Paul aus den Tagen der Madrider La Emancipacion, trifft Marx mit Guesde zusammen [203]. Brousse und seine Anhänger haben eben beschlossen, die „Kollektivisten“ samt und sonders aus der Partei auszuschließen [204]. Sie verbreiten, daß in Wahrheit Laura die Verfasserin von Pauls Artikeln ist, er hingegen nur respektlose Witzchen beisteuert [205].

Marx ist mit seinen französischen Anhängern unzufrieden. „Ce qu’il y a de certain, c’est que moi je ne suis pas Marxiste [Wenn das Marxismus ist, will ich kein Marxist sein]“ meint er zu Paul und seinen Freunden [206]. Auch Engels ortet von London aus „Abweichungen“ [207].

Pauls Pläne sind hochfliegend – er will die „Internationale aufs neue errichteten“, aber diesmal nicht durch „internationale Aktion“, sondern über den Umweg von „nationalen Organisationen“ [208]. Zur Erreichung dieses Etappenziels steigert er seine politischen Aktivitäten noch. Ständig ist er unterwegs, „nur Gott weiß, wo“, wie Laura indigniert bemerkt [209]. Unmittelbar vor dem geplanten Parteikongreß in Saint Etienne tourt er mit Guesde durch Frankreich. Stationen sind Lyon, Roanne, Montluçon, Bezenet, Saint Chamond ... Die Reise finanzieren sie durch ihr Vorträge. Dieses Geschäft läuft gut. Es bleibt sogar noch etwas für die Parteikasse übrig [210], nichts hingegen für Paul privat, der immer weniger Zeit für seinen Brotberuf hat. Aber, wie Laura fomuliert: „Die Boulevards mögen sehr poetisch sein [...], aber ihre Poesie und sogar ihre Prosa muß in harter Währung bezahlt werden“ [211]. Wieder springt Engels ein.

Brousses Erfolg kann dadurch nicht verhindert werden. Als Paul am 24. September 1882 in Saint Etienne ankommt, sind er und 24 andere Delegierte bereits zum endgültigen Bruch entschlossen [212]. In Roanne treffen sie sich zum einem Gegen-Kongreß. Dort fügen sie dem 1880 beschlossenen Programm die Forderung nach Beseitigung „aller Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches, die eine Unterordnung des Arbeiters gegenüber dem Unternehmer oder der Frau gegenüber dem Mann festsetzen“ [213] hinzu und werden dadurch zu internationalen Vorreitern in Sachen Frauenemanzipation [214].

Eine Drei-Teilung der Fédération du Parti des Travailleurs ist damit besiegelt. Wobei Paris die Domäne der Anarchisten und der Anhänger Broussets ist, die „Possibilisten“ [215] genannt werden, weil ihre Zeitung „Prolétaire“ einmal schreibt: „Wir wollen unsere Bestrebungen in kleinen Dosen verabreichen [...]“ [216], die Provinz bleibt hingegen „den kollektivistischen Ideen treu“ [217].

Für die Zukunft ist Paul optimistisch. Seinen Freunden und ihm gelingt es, die Egalité – zeitweise sogar täglich – neu herauszugeben [218]. Mitten in die Verhandlungen mit Geldgebern für dieses Projekt platzt eine Vorladung vor das Landgericht in Montluçon. Guesde und Paul sollen bei ihren Vorträgen zu Mord, Raub und Brandstiftung aufgerufen haben. Sie weigern sich zu erscheinen, auch als sie dafür mit Arrest bedroht werden, und leben in der Folge im Untergrund [219] – ein Zustand, der sie jedoch nicht an täglichen Besuchen in der Redaktion und öffentlichen Auftritten bei Versammlungen hindert [220]. Der von schwerer Krankheit und dem überraschenden Tod seiner Lieblingstochter Jenny gezeichnete Marx in London gerät außer sich, als er davon erfährt. Lafargue habe „die üble Narbe von dem Negerstamm: kein Gefühl [...] der Schamhaftigkeit, sich lächerlich zu machen“. Es wäre „Zeit, daß Lafargue seinen kindischen Renommistereien über seine Zukunftsrevolutionsgreueltaten [ein] Ende macht [...], wenn das Journal nicht durch einen Prozeß seitens der Regierung begraben werden soll. [...] Lafargue ist in der Tat der letzte Schüler Bakunins, der ernstlich an ihn glaubt“, schreibt er Engels. „Er soll wieder lesen sein mit Dir geschriebenes Pamphlet über die Alliance und wird ihm klar werden, wo er seine allerneueste Munition hergenommen hat. [...] Longuet als letzter Proudhondist und Lafargue als letzter Bakuninist! que le diable les emporte [Der Teufel soll sie holen]!“ [221].

Nach dreiwöchiger Fahndung, am 12. Dezember 1882, wird Paul verhaftet, ohne daß er Widerstand leistet. Laura erhält die Botschaft durch einen unbekannten jungen Mann, der ihr auch den Salat, den Paul für das Abendessen besorgen sollte, überbringt [222]. Nach vier Tagen wird er aus der Haft entlassen.

Marx grollt. Er nennt seinen Schwiegersohn „leichtsinnig“ und „albern“ [223]; auch seine Artikel in der „Egalité“ genügen seinen Ansprüchen nicht mehr [224]. Nur sein Tod verhindert weitere Standpauken, wenn nicht Schwerwiegenderes.

Nach dem Begräbnis in London, an dem er teilnimmt, sieht Paul seinem Gerichtsverfahren entgegen. Ein leichtes Kribbeln im Bauch [225] hindert ihn jedoch nicht, gemeinsam mit Guesde ein ironisches Schreiben an den Justizminister zu richten: Darin bitten die beiden, die Ausnahmestrafbestimmungen für Nachkommen des Herrscherhauses auch auf sie anzuwenden – schließlich könne man bei den galanten Gepflogenheiten der Bourbonen nicht ausschließen, daß in ihren Adern ebenfalls blaues Blut fließt [226].

In Moulins, wo der Prozeß schließlich stattfindet, stellt der Bürgermeister des Ortes Guesde und Paul gratis einen Theatersaal zur Verfügung, in dem die beiden am Vorabend des Prozesses nochmals ihre inkriminierten Ansichten verbreiten. Der Staatsanwalt der Republik revanchiert sich am nächsten Tag, indem er sie als Kriminelle, schlimmer als einfache Diebe charakterisiert, wollen sie doch das Eigentum aller rauben. Zu ihrer Belastung liest er Artikel aus einem anarchistischen Blatt vor, das, wie es sich später herausstellt, mit Geld der politischen Polizei gegründet worden war [227]. Nach drei Tagsatzungen fällt das Urteil: Sechs Monate Arrest verbunden mit einer Geldstrafe. Eine Menge vor dem Gerichtssaal jubelt den Verurteilten zu und eskortiert sie zu ihrem Hotel [228].

In dem Trubel vergißt Paul – von einem Besuch seiner Mutter in Bordeaux kommend – seine Verabredung mit Laura zur gemeinsamen Fahrt nach Moulins. So erhält sie erst nach Tagen der quälenden Ungewißheit in der Wohnung am Boulevard de Port-Royal von ihm ein Telegramm über den Ausgang des Prozesses. Zwei Tage später taucht Paul persönlich auf und reagiert bestürzt auf die Vorwürfe [229].

Am 21. Mai 1883 muß die Strafe angetreten werden. Die Haftbedingungen in Saint-Pelagie, wo schon Proudhon und Blanqui eingesessen waren, sind relativ human: Von 10 bis 16 Uhr darf täglich Besuch empfangen werden – nur über die Nacht wird jeder Häftling in seine Zelle gesperrt [230]. Die Gefangenen können sich selbst versorgen. Paul hat also Gelegenheit, das von ihm gerne verwendete Sprichwort „Sapiens omnia scit recte agere et lentes diligenter condire [Der Weise versteht alles trefflich, sogar das sorgsame Kochen von Linsen]“ [231] umzusetzen. Im Gefängnis-Speisehaus ist Paul für die Grilladen, Guesde für die Saucen zuständig [232]. Niemand hindert die beiden am Lesen, Schreiben und – wie Engels süffisant anmerkt – „an einer entspannten und friedlichen Diskussion über die Chancen einer revolutionären Revolution“ [233]. Produkt der erzwungenen Muße ist tatsächlich ein gemeinsam verfaßter Kommentar zum Parteiprogramm [234].

Nach seiner Entlassung bezieht Paul sofort wieder seinen Posten „auf den Zinnen des Boulevard Port Royal“ [235]. Zusammen mit Guesde, der sich ebenfalls im Quatier Latin, dem Treffpunkt der Pariser Intellektuellen, ansiedelt, nimmt er mit Hunderten junger Leute Verbindung auf. Regelmäßig hält er Vorträge in Studienkreisen, die jeweils am Sonntag vom Cercle de la Bibliothèque socialiste innerhalb der Parti Ouvrier, wie Pauls Gruppierung nach den Spaltungen heißt, organisiert werden [236]. Die Bilanz ist ernüchternd: „Einen Tag wirken unserer Ideen bestechend auf sie, aber wenn am nächsten Tag der Wind aus einer anderen Richtung des Gesichtskreises weht, dreht er ihr Hirn wieder um“ [237].

Laura organisiert mit Hilfe einiger Feundinnen Unterrichtskurse, die Proletarierinnen der Parti Ouvrier zuführen sollen. Sie schreibt anonym kleine Artikel und Notizen für das Zentralorgan „Le Socialiste“, meist über die Bewegung außerhalb Frankreichs. Unermüdlich zieht sie außerdem von Zeitungskiosk zu Zeitungskiosk, um durch fingierte Nachfrage die Verbreitung dieses Wochenblattes zu fördern. „Manchen ersparten Franc verausgabt sie, um das Blatt en gros anzukaufen und dann unter die Arbeiter des äußeren Quartier Latin zu verteilen“ [238]. Auch diese Kleinarbeit bringt wenig sichtbare Erfolge.

Fruchtbarer sind hingegen die Kontakte, die Laura zu Emigranten in Paris knüpft, vor allem zu Clara Zetkin, einer Deutschen, die vor den Bismarckschen Sozialisten-Gesetzen fliehen mußte und in Paris ihren Freund, den russischen Flüchtling Ossip ehelichte. Die Lafargues und die Zetkins verbindet schnell eine „innige Freundschaft“ [239], besonders die Frauen sind ein Herz und eine Seele [240]. Gemeinsam agitieren sie für die Parti Ouvrier vor den Betrieben. Die Lafargues unterstützen außerdem Clara bei ihrem Studium der marxistischen Lehre [241], wobei die Frauenfrage, mit der Paul sich gerade intensiv auseinandersetzt [242], einen besonderen Stellenwert einnimmt; Paul veröffentlicht ihre ersten Artikel in der von ihm redigierten Zeitschrift „Le Socialiste“.

Natürlich beobachtet die politische Polizei diese Aktivitäten der Lafargues mit Argwohn. Bismarcks Büttel machen sich einen deutschen Emigranten als Spitzel dienstbar [243]. Am 22. Mai 1885 erhält Laura eine kurze Nachricht ihres Gatten: „Je suis a Sainte-Pelagie, viens me voir [Ich bin in Sainte-Pelagie, komm’ mich besuchen]“ [244]. Die Polizei hat Paul erneut verhaftet, weil er sich weigerte, die in Moulins verhängte Geldstrafe zu bezahlen.

Nach zwei Monaten in Freiheit faßt Pauls Organisation, die Parti Ouvrier, den Entschluß, sich an den Wahlen zu beteiligen, „nicht in der Hoffnung ihre Kandidaten erwählt zu sehen, sondern zu dem Zweck, für ihre Ziele zu agitieren“ [245]. Es fehlt an allem, sowohl an Aktivisten als auch an Geld. Die lose strukturierte Organisation ist auf finanzielle Unterstützung durch die SPD angewiesen [246]. Paul wird in Allier aufgestellt. 14 Tage lang hastet er durch das Département, von einem Komitee zum nächsten Treffen. Er besucht Gemeinden, die mitten im Wald verloren liegen, von der nächsten Eisenbahnstation nur durch eine mehrstündige Wagenfahrt zu erreichen. In vielen dieser Orte hat noch nie eine Volksversammlung stattgefunden. Da der Pfarrer der einzige ist, denn die Bauern öffentlich hatten reden hören, nennen sie Paul „einen Prediger“. Aus der ganzen Umgebung kommen sie, um ihn zu hören. „Die Frauen“ zeigen „den größten Eifer, die größte Wißbegierde“, doch bleiben „sie vor den weit geöffneten Fenstern der Säle stehen“ [247]. Trotzdem kann Paul den republikanischen Gegenkandidaten, der das Gerücht in Umlauf setzt, er würde von den Monarchisten finanziert [248], nicht schlagen. Damit ist für ihn vorerst die Hoffnung dahin, sich als Abgeordneter noch mehr der Parteiarbeit und den Veröffentlichungen in Zeitschriften wie „Journal des Economistes“, „La Nouvelle Revue“ [249], „Bulletins de la Société d’Anthropologie“ oder in der von der SPD herausgegebenen „Neue Zeit“, wo er bereits eine „Hauptstütze“ [250] Kautskys darstellt, widmen zu können. Die Lafargues bleiben auf Engels Schecks angewiesen. Paul muß weiterhin für Zeilenhonorar als Korrespondent diverser sozialdemokratischer Zeitungen malochen.

Engels meint: „Paul müßte das nächste Mal ins Parlament kommen, er hat sich zugunsten von Guesde [...] ua. zurückgehalten, hat die schwere anonyme Arbeit sich aufgeladen und den anderen nicht nur die ganze Belohnung überlassen, sondern auch den größten Teil des von ihm errungenen Vertrauens“ [251]. Seine Hoffnungen basieren auf den Anzeichen einer gesellschaftlichen Krise, die einen Linkstrend mit sich bringen könnte [252] – eine Diagnose, die wahrscheinlich von dem durch die Sozialistengesetzgebung Bismarcks nicht aufhaltbaren Erfolg der SPD beeinflußt ist. Denn „die Bourgeoisrepublik“ erweist „sich“ mehr und mehr „als ein kolossaler Betrug. Alle bürgerlichen Parteien, Monarchisten, Opportunisten [253] und Radikale [254] hatten nacheinander seit 1871 die Regierungsgewalt besessen und keine von ihnen hatte es verstanden oder vermocht, auch nur e i n e bedeutende Reform im Interesse der großen Volksmassen durchzuführen. Die Arbeiter bekommen „an Stelle einer Verbesserung ihrer Lage vielmehr eine stetige Verschlechterung [...] zu fühlen, denn seit dem Krieg hat die Großindustrie eine riesenhafte Ausdehnung gewonnen.[...] Das Kleinbürgertum, Händler und Rentiers“ leiden „ungemein durch die ökonomische Entwicklung, die Konkurrenz der großen Magazine und die Börsenkrisen [...]“ [255]. Wobei die Banken, denen die großen und kleinen Bourgeois ihre Aktien und Staatsschuldverschreibungen anvertrauen, weil sie selbst „die Industrie nicht kennen, welche die Gesellschaft betreibt, und nur dunkel die geographische Lage des geldleihenden Landes wissen“ [256], bei diesen Krachs eine höchst dubiose Rolle spielen. Insbesondere die Banque Rothschild, die Industrie und Versicherungsimperien kontrolliert und über die Finanzierung von Staatsanleihen über politischen Einfluß in ganz Europa verfügt, profitiert letztlich von jeder dieser Börsenkrisen.

Ein Bergarbeiter-Streik, der am 26. Januar 1886 in Decazeville aus Protest gegen eine Lohnreduktion ausbricht, scheint Engels zunächst Recht zu geben. Der Ausstand dauert 108 Tage. Die Kumpel werfen eine für seine Härte bekannten Manager aus dem Fenster des Verwaltungsgebäudes. Die beiden 1885 gewählten sozialistischen Deputierten intervenieren sofort für die Streikenden und finden bei anderen Abgeordneten Unterstützung. Paul verfaßt ständig Artikel, sogar für die englische Presse [257]. Am 12. Juni nimmt er in Château d’Eau an einer Versammlung teil, bei der ein Mann den Vorsitz führt, der wegen des Streiks von der Polizei gesucht wird. Guesde und die nach einer Arbeitslosendemonstration zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilte und eben begnadigte Louise Michel [258] stehen ihm zur Seite. Die legendäre „rote Jungfrau“, die den Lafargues auch persönlich gut bekannt ist [259], ist „ein Kind der Liebe“ und bezeichnet sich selbst als „Bastard“. Während der Commune hatte die Anarchistin rege Aktivitäten entfaltet, zuletzt selbst zur Waffe gegriffen, war deshalb vor’s Kriegsgericht gestellt worden und hatte sich mit den berühmten Worten verteidigt: „Da jedes Herz, das für die Freiheit schlägt, allem Anschein nur das Recht auf ein Stück Blei hat, fordere ich meinen Teil für mich! Wenn sie mich am Leben lassen, so werde ich nicht aufhören, nach Vergeltung zu schreien [...] [260]“. Zu lebenslanger Festungshaft verurteilt, später nach Neukaledonien verbannt, hält sie jetzt, nach ihrer Rückkehr in die Freiheit, Wort: „Der größte Teil ihrer Zeit und Kraft gehört der Arbeiterbewegung“ [261]. Ihr Motto ist: „[...] ich gehe mit allen Gruppen, die das verfluchte Gebäude der alten Gesellschaft angreifen, sei es mit dem Beil, mit der Mine oder durch das Feuer!“ [262]

Wenige Tage nach der Versammlung in Chateau d’Eau erhalten Paul und seine Mitstreiter eine Vorladung in das Palais de Justice. Sie sollen zum Aufruhr aufgefordert haben. Guesde wird der Satz „Wenn der Tag der Revolution kommt, werden wir zu den befreienden Gewehren Zuflucht nehmen müssen“ angekreidet. Paul soll über den mächtigsten Mann Frankreichs gesagt haben: „Rothschild ist gewohnt, gut zu essen; er wird nichts bekommen, außer wenn er teuer dafür zahlt, so 100.000 Franc für ein Kotelett zum Beispiel“ [263]. Die laufende Untersuchung hindert Paul jedoch nicht, mit den beiden sozialistischen Deputierten weitere Solidaritäts-Versammlungen zu organisieren [264]. Er und die übrigen Beschuldigten, ausgenommen Michel, weigern sich außerdem vor dem Geschworenen-Gericht zu erscheinen, weil ihr Verfahren mit dem gegen einen reaktionären Beschuldigten verbunden wurde. Sie werden in Abwesenheit zu vier bis sechs Monaten Arrest und jeweils 100 Franc Geldstrafe verdonnert [265] – ein Urteil, das jedoch von der Berufungsinstanz aufgehoben wird. Während des Verfahrens „feuert ein Fanatiker einen Revolverschuß auf Louise Michel ab und verwundet sie. Sie erreicht, daß der Schuldige freigesprochen wird, sie will nicht die Ursache für die Leiden eines anderen Menschen sein“ [266].

Nach diesem heroischen Streik in Dezcazeville läßt sich Paul – trotz eines schweren Augenleidens, das hintereinander drei Operationen nötig macht [267] – im fünften Arrondissement von Paris, Jardin des Plantes, bei Kommunalwahlen neuerlich als Kandidat aufstellen. Engels bemerkt Laura gegenüber, daß er „durch seine Eigenschaft als Neger dem Tierreich um einen Grad näher steht als der Rest von uns, und deshalb der geeignetste Vertreter“ [268] des Bezirkes Jardin des Plantes wäre. Er fällt wiederum durch [269]. Daß kein einziger Kandidat gewählt wird, der es wagt, sich selbst „revolutionär-sozialistisch“ zu nennen [270], macht deutlich, daß die von Engels diagnostizierte gesellschaftliche Krise zwar vorhanden ist, daß die organisatorisch zersplitterte Arbeiterbewegung davon aber nicht profitiert. Die Unruhe im Gefüge der dritten Republik nützt vielmehr Georges Boulanger, einem General, der sich „während seiner politischen Laufbahn drei Mal geschlagen hat und drei Mal besiegt worden“ [271] ist, aber nichtsdestotrotz in bester bonapartistischer Manier große Töne spuckt: Den Monarchisten und Bonapartisten verspricht er die Rückkehr zur Macht; den „Patrioten“ garantiert er einen Revanchekrieg gegen Deutschland, bei dem er nicht nur Elsaß-Lothringen, sondern – nebenbei – auch „Unter den Linden“ in Berlin erobern würde; den Anhängern einer Verfassungrevision verspricht er Änderung der Konstituante; viele mit der korrupten Politik und der wirtschaftlichen Krise Unzufriedene („le syndic des mecontents“) erblicken in ihm den „Erlöser, der ihnen aus der Not hilft“ [272].

Boulangers anti-parlamentarische und plebiszitäre Sammelbewegung zieht weite Kreise des Kleinbürgertums und der Arbeiterschaft in ihren Bann. Beeindruckt von diesem Trend suchen die „Possibilisten“ Anschluß ans politische Zentrum: Mit Republikanern, linken Opportunisten und Radikalen gründen sie die Société des Droits de l’Homme [Gesellschaft für Menschenrechte] zur Abwehr jeder Reaktion und Diktatur. Von kurzzeitigen Schwankungen abgesehen [273] verhält sich die Parti Ouvrier konträr. Lafargue und Genossen erklären zwar, daß „die Republik die zur Emanzipation des Proletariats notwendige Form ist“, die „um jeden Preis erhalten werden muß“ [274], aber sie wollen „sich weder dem Strom der blinden Unzufriedenheit hingeben und in den boulangistischen Krethi und Plethi aufgehen, noch sich mit den Bourgeoisrepublikanern alliieren, die den Boulangismus erst durch ihre Fehler und Verbrechen möglich gemacht hatten. [...] Man wählt nicht zwischen der Cholera und der Pest“ [275].

Mit aller Entschiedenheit treten sie der chauvinistischen Stimmung entgegen. „Die Sozialisten“ – erklärt Paul namens der Parti Ouvrier – „kennen nur ein Vaterland, die soziale Revolution. Alle Sozialisten, ohne Unterschied der Rasse oder Hautfarbe, sind miteinander brüderlich verbunden. Das tiefe Gefühl, das sie vereint, ist der Haß gegen die ungerechte kapitalistische Gesellschaftsordnung und ihre Stützen [...] Der Juni 1848 und der Mai 1871 haben jede Liebe der Sozialisten für das kapitalistische Frankreich im Blut der Proletarier ausgelöscht. Aber es gibt ein Frankreich, das die Sozialisten aller Nationen innig lieben: das revolutionäre Frankreich, das Frankreich, das sich mit einem revolutionären Rußland, einem revolutionären Deutschland verbinden und über Europa die rote Fahne der sozialistischen Revolution entfalten wird“ [276]. Kurze Zeit darauf wird er noch deutlicher: „Da die Parlamentarier der Radikalen und der Opportunisten nichts unternehmen wollen, da sie eine blamable Furcht vor dem Schreckgespenst Boulanger hegen, sollen sie uns die Waffen zurückgeben, die die Versailler Regierung uns [1871] weggenommen hat. Wenn die Nation bewaffnet ist, wenn jeder Bürger ein Gewehr und 50 Patronen hat, wird es nicht länger Gründe geben, eine Invasion unserer Grenzen oder eine Diktatur im eigenen Hause zu fürchten“ [277].

Mit den Blanquisten hatten Paul und Genossen in den Jahren seit dem Kongreß von Saint Etienne 1882 eine produktive Zusammenarbeit entwickelt, basierend auf dem gemeinsamen „Bestreben, eine Bewegung hervorzurufen, die die Volksmassen für die sozialistische Propaganda empfänglicher macht“ [278]. Gemeinsam hatten sie Einstellung des Krieges in Tonking [279] und die Heimkehr der Truppen verlangt, waren für die Grubenarbeiter von Decazeville eingetreten. Ja, die Zusammenarbeit war bis zu Plänen über ein gemeinsames Zentralkomitee gediehen [280]. Jetzt wechselt aber sogar ein Teil dieser treuen Bündnispartnern ins boulangistische Lager. Und Paul selbst ist in schwachen Stunden nicht mehr völlig überzeugt, daß es weiter Sinne hat, gegen den Strom zu schwimmen [281]: Paris hallt an allen Ecken und Enden von dem Gesang „C’est Bou ... lange, lange, c’est Boulanger, qu’il nous faut [Wir wollen Bou-Bou-Boulanger]“ wider, Gerüchte über einen bevorstehenden Staatsstreich des Generals werden kolportiert.

Trotzdem stellen die Parti Ouvrier und die, ihrer Überzeugung treu gebliebenen Blanquisten bei den Kammerwahlen am 22. September 1889 gemeinsame Kandidaten auf. Paul, ohnehin bereits „ein Musterehemann, der früh aufsteht und spät zu Bett geht“, wie Laura anmerkt [282], den neben seinem Augenleiden noch eine schwere Gastritis plagt [283], ist einer von ihnen. Die Parti Ouvrier verfügt aber nicht einmal mehr über eine Zeitung zu seiner Unterstützung [284]. Ein Viertel der für die Kampagne notwendigen 2.000 Francs muß er selbst aufbringen – diesmal hilft ihm seine Mutter dabei [285]. Wieder geht er auf Agitationsreise. Ziel ist das Département Cher in Mittelfrankreich. Saint-Armand, der Zentralort dieses Kreises, hat bereits eine sozialistische Stadtverwaltung. Die Schwierigkeit besteht im Wahlverhalten der Bauern in den Dörfern. Paul zieht deshalb mit einem „kleinbürgerlichen Grundbesitzer, welcher der Gemeindevorsteher seines Heimatdörfchens ist, von Ort zu Ort“ [286], kritisiert die Opportunisten und Radikalen, schimpft auf die mangelnde Hilfe der Regierungen bei der Reblaus-Plage in den Weingärten, erwähnt den Agrar-Sozialismus [287] – und fällt, ebenso wie sämtliche anderen Kandidaten seiner Partei, durch. Einzig positiver Effekt der Wahlen ist, daß Boulangers Stern sinkt: Die neue Regierung klagt Boulanger vor dem als Haute Cour konstituierten, republikanisch dominierten Senat wegen Komplotts gegen die Sicherheit des Staates an; „einen Herzogin, welche die Vierzig stark bergab geht, ein wenig verrückt, Tochter einer Champagnerhändlerin, aber nillionenschwer“, die „davon träumte, Boulanger zu erwerben, zu heiraten und Diktatorin von Frankreich zu werden“, sieht daraufhin „ihren Traum von Macht und Geld zerrinnen“ und wird zur Urheberin von „Enthüllungen, welche den Zweck verfolgen, den Götzen zu besudeln“ [288] ...

Während dieses anstrengenden Wahlkampfes muß Paul auch noch mit Genossen über die Gründung einer neuen, zweiten Internationale streiten. Auf ihrem Exil-Parteitag im schweizerischen Sankt Gallen 1887 hatten die SPD beschlossen, einen internationalen Arbeiterkongreß über die Verwirklichung einer Arbeiterschutzgesetzgebung austragen. Von Anfang an hatte sich die Umsetzung dieses Beschlusses als schwierig erwiesen. Da meinten plötzlich die englischen Gewerkschaften, die unter einer liberalen Führung standen, ebenfalls eine solche Zusammenkunft organisieren zu müssen. Sie wollten jedoch nur aktiv als Arbeiter in ihrer Branche tätige als Delegierte zulassen. Die SPD-Führung suchte einen Kompromiß, sagte sogar das eigene Projekt ab. Sie konnte jedoch keine Einigung erzielen, weil die Delegierten-Klausel, auf der die Engländer beharrten, ihren eigenen Ausschluß bedeutet hätte. Der internationale Gewerkschaftskongreß tagte daher in Abwesenheit der Deutschen – und beauftragte die mit den englischen Gewerkschaften eng liierten französischen „Possibilisten“ mit der Vorbereitung eines internationalen Sozialistenkongresses im Jahr 1889. Das war einmal für Engels, der „es als seine Lebensfrage betrachtete, daß die offensichtlich im Werden begriffene zweite Internationale sich auf den Grundgedanken des Kommunistischen Manifestes aufbaute [...] Grund dafür, daß er sich [...] bei diesem Anlaß noch einmal sehr energisch [...] in die internationale Parteipolitik einmischte“ [289]. War er doch zutiefst überzeugt: „Wir treiben [...] rasch genug entweder dem Weltkrieg oder der Weltrevolution entgegen – oder beidem!“ [290] Er dachte dabei an eine Zeitspanne bis zur Jahrhundertwende [291]. Hinter den Kulissen tat deshalb alles, um das öffentliche Ansehen der „Possibilisten“ so zu erschüttern, daß an ihre Stelle oder zumindest an ihrer Seite die Parti Ouvrier Pauls und die ihnen in der Praxis immer näher gerückten Blanquisten als Veranstalter auftreten konnten. Den deutschen Parteiführern rief er in Erinnerung, daß die französischen Marxisten sich durch ihre Freundschaft für die SPD im eigenen Land wiederholt unpopulär gemacht hatten: „Einen ihnen feindlichen Kongreß in Paris zu beschicken, wäre ein Faustschlag, den Ihr Euch selbst ins Gesicht gäbt“ [292].

Aufgrund der zentralen Stellung der Parti Ouvrier und seiner eigenen Haltung, die die Engels an Kompromißlosigkeit mitunter übertrifft [293], war Paul schnell zu einer Schlüsselfigur des internationalen Konfliktes geworden. Prominente SPDler hatten ihn außerdem persönlich für die Spaltungen unter den französischen Sozialisten und damit für die Auseinandersetzungen überhaupt verantwortlich gemacht. „Ich selbst bin geneigt“, wird etwa Eduard Bernstein Jahre später schreiben, „die Hauptschuld [an den Streitigkeiten] Lafargue zuzuschreiben, von dem ich gerne anerkenne, daß er nicht nur der geistig bedeutendste der damals führenden Persönlichkeiten des Sozialismus in Frankreich war, sondern auch von keinem in Selbstlosigkeit und Hingebung an die Bewegung übertroffen werden konnte. Aber er war zugleich [...] ein Mensch voller Launen und abstruser Einfälle, so daß die einen in ihm einen nicht ernst zu nehmenden Menschen sahen, und in der Polemik oft überaus bissig, so daß er andere direkt abstieß“ [294].

Tatsächlich waren in diesen Kontroversen, die manchen als unnütze Querelen erschienen, zum ersten Mal fundamentale Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Sozialdemokratie offen zu Tage getreten: Für Engels-Lafargue hatte konzeptive Klarheit absoluten Vorrang. Die Reihe der allzuschnell gewachsenen Sozialdemokratie sahen sie voller „Herren Spießbürger“ und „gebildete[r] Klugscheißer“ [295]. „In Frankreich und Deutschland [...] ist es höchste Zeit, halt zu rufen“ [296], denn – so meint Engels unter Anspielung auf Heinrich Heine -: „Ich habe Drachen gesät und Flöhe geerntet“ [297]. Die SPD-Führung war hingegen, wie sie zuvor schon auf dem Vereinigungsparteitag mit den Lasalleanern in Gotha 1875 bewiesen hatte, bereit, für das Wachstum der Partei fast jeden programmatischen Preis zu zahlen [298] und hatte – konsequenterweise – seit dem Beginn der französischen Fraktionskämpfe mehrmals unklare Positionen bezogen [299].

Engels-Lafargue können sich vorerst durchsetzen. Der gewerkschaftliche Nationalrat von Bordeaux, der unter dem Einfluß der Gruppe Guesde-Lafargue steht [300], erhält gemeinsam mit der Parti Ouvrier das Mandat, den Kongreß zu organisieren. Der Löwenanteil der organisatorischen Arbeit liegt in den Händen von Paul, der als Sekretär für die ausländischen Delegationen fungiert [301]. Ihm zur Seite steht Clara Zetkin, die nach dem frühen Tod ihres Gatten Ossip [302] „ihre Kraft dem Pariser Organisations-Komitee [...] ganz zur Verfügung stellt“ [303]. Gemeinsam gelingt es ihnen sogar kurzfristig wieder die Wochenzeitung „Le Socialiste“ zu publizieren [304].

Preis dieses Erfolges ist, daß es am 14. Juli 1889, am 100. Jahrestag der Erstürmung der Bastille, im Schatten des zur Weltausstellung errichteten Eiffel-Turms, zu dem, wie manche Delegierte meinen, „betrübende Schauspiel“ [305] von zwei internationalen Kongressen kommt. Der von den „Possibilisten“ organisierte tagt in der Rue Lancry. In der Rue Pertrelle heißt Paul die 400 Delegierten in einem an der Stirnseite mit einem roten Transparent „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“ geschmückten Saal als „Apostel eines neuen Gedankens“ herzlich willkommen. Seine Eröffnungsansprache nutzt er zu Erinnerung an den internationalistischen Charakter der Veranstaltung: „Ihr seid Brüder und habt nur e i n e n Feind: das Privatkapital – sei es preußisch, englisch, französisch oder chinesisch“. Dann verhandeln die Delegierten auf Verlangen der belgischen Arbeiterpartei nochmals zwei Tage mit den „possibilistischen“ Konkurrenten. Die Vereinigung der Kongresse scheitert aber – wie schon zuvor [306] – an deren Forderung, die Mandate überprüfen zu wollen.

Nach den folgenden Berichten über den Stand der Bewegung in verschiedenen Ländern geht Clara Zetkin bebenden Herzens ans Rednerpult und formuliert als Delegierte der Arbeiterinnen von Berlin das Credo der sozialdemokratischen Frauenbewegung: „Wir erkennen gar keine besondere Frauenfrage an – wir erkennen keine Arbeiterinnenfrage an! [...] Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeiter in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen“.

Der Kongreß beschließt keine formelle Wiedergründung der Internationale, weil Engels das „in jeder Hinsicht für unsinnig“ hält, „solange es weder in England noch in Frankreich eine starke, geeinte Partei“ [307] gibt. Die Zusammenkunft legt nur den Grundstein für eine lockere „Föderation von autonomen Parteien“ [308], die sich regelmäßig konsultieren.

Kurz vor Ende der Tagung beschließen die Delegierten jedoch überraschend und ohne Debatte einen Antrag, für den 1. Mai 1890 „einen große internationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, daß gleichzeitig in allen Ländern und in allen Städten die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen [...]“ [309].

Während viele – insbesondere in der SPD – vor ihrer eigenen Courage nachträglich erschrecken, setzt die Parti Ouvrier sofort alle Kräfte daran, den Generalstreiks am 1. Mai des kommenden Jahres vorzubereiten. Keine leichte Aufgabe. Denn die finanziellen Mittel sind nach wir vor spärlich, die Organisation verfügt wieder einmal über keine eigene Zeitung. Die „Possibilisten“ erklären sich gegen jede Manifestation und trachten, alle Bemühungen zu vereiteln. Umgekehrt kompromittieren die Monarchisten und Boulangisten die Agitation für die Maikundgebung dadurch, daß sie sich an ihr beteiligen. Auch die Anarchisten wenden sich gegen einen Streik und fordern statt dessen die sofortige soziale Revolution. Indirekte Unterstützung erhalten Paul und Genossen nur durch die Bürgerlichen, deren Zeitungen nicht müde werden, vor den zu erwartenden Greueltaten zu warnen.

 

 

Anmerkungen

163. W, S.84; vgl. auch Paul Lafargue an Paul Brousse, Ende 1890 [?]; in: V, S.95.

164. Vgl. Lehning, Bakounin (siehe Anm.99), S.XLI und Nettlau, Espagne (siehe Anm.99), S.141.

165. Vgl. Engels an Friedrich Adolph Sorge am 21. September 1872; in: MEW, 33, S.523.

166. Engels an Ludwig Kugelmann am 1. Juli 1873; in: MEW, 33, S.594.

167. Paul Lafargue an Engels am 13. Dezember 1874; in: G, I, S.49.

168. Vgl. ebenda, S.50.

169. E, S.155.

170. Vgl. Paul Lafargue an Engels am 4. Januar 1887; in: G, I, S.62.

171. MEW, 18, S.327ff.

172. Vgl. Engels an Friedrich Adolph Sorge am 21. September 1872; in: MEW, 33, S.523.

173. Formulierung des britischen Herrschaftsanspruches durch Sir Charles Dilke (1843-1911).

174. Erst 1896/97 veröffentlicht (XXXVII).

175. LI, Verweise auf England im Kapitel II. Lafargues Quellen sind Marx’ Kapital und das 1849 in Paris erschienen Buch von Moreau-Christophe Droit à l’oisiveté [Das Recht zum Müßiggang], das er, ohne darauf hinzuweisen, für die Zitate antiker Schriftsteller benutzt (I, S.96ff.).

176. Engels an Eduard Bernstein am 13. November 1883; in: Engels-Bernstein (siehe Anm.39), S.132.

177. August Bebel: Der Kanossagang nach London; in: Mohr (siehe Anm.42), S.493.

178. Nach Edward Aveling: Friedrich Engels zu Hause; in: Mohr (siehe Anm.42), S.550ff. und Eduard Bernstein: Aus den Jahren meines Exils, Berlin 1918, S.212ff.

179. Ein Franzose (= Jules Guesde): Die Entstehung der Arbeiterpartei Frankreichs; in: Neue Zeit, II, 1883-84, S.154.

180. Ossip Zetkin: Jules Guesde; in: Berliner Arbeiter-Bibliothek, I, 5, Berlin 1893, S.11ff.

181. Nicht nur was Frankreich betrifft – vgl. Marx/Engels/Paul Lafargue/Friedrich Lessner: A letter to the Polish Socialists; in: The New International Review, 3 [1982], S.5-7.

182. Zit. nach Roger Garaudy: Die französischen Quellen des wissenschaftlichen Sozialismus, Berlin 1954, S.232ff.

183. Jules Guesde: Collectivisme et revolution, Paris 1879.

184. Jules Guesde an Karl Marx, März oder April 1879; in: V, S.43ff.

185. Vgl. zum Beispiel die in V, S.59 erwähnte Schrift Guesdes La loi des salaires et ses consequences (Paris 1881) und Lafargues Replik Definition du salaire et de la plus-value (J, S.146ff.).

186. „Was L[afargue] an G[uesde] schreibt, wissen wir nur im allgemeinen [...]“ (Engels an Eduard Bernstein am 25. Oktober 1881; in: MEW, 35, S.231).

187. XXXIII, S.641.

188. XVI, S.342.

189. Lafargue an Guesde, Ende Januar-Anfang Februar 1881; in: V, S.65.

190. XVI, S.344.

191. Französische Kolonie im südwestlichen Stillen Ozean.

192. XVI, S.345.

193. Karl Marx: Considérants; in: MEGA, I, 25, S.208; vgl. auch Engels an Eduard Bernstein am 25. Oktober 1881; in: MEW, 35, S.232.

194. Ossip Zetkin: Sozialismus in Frankreich seit der Pariser Kommune; in: Berliner Arbeiterbibliothek, I, 4, Berlin 1894, S.45.

195. Vgl. dazu Paul Lafargue aux citoyens du groupe Egalité a Paris am 30. November 1881; in: V, S.166.

196. E, S.198.

197. Paul Brousse am 19. November 1881 zit. nach Charles Rappoport: Paul Brousse und der Possiblismus; in: Neue Zeit, XXX, 1912, S.75.

198. Engels an Eduard Bernstein am 25. Oktober 1881; in: Engels-Bernstein (siehe Anm.39), S.29.

199. Paul Lafargue an Engels am 16. Juni 1882; in: G, I, S.83.

200. Paul an Laura Lafargue am 22. Juni 1881; in: G, I, S.88.

201. Vgl. Marx an Laura Lafargue am 13./14. April 1882; in: MEW, 35, S.311.

202. Paul Lafargue an Engels am 16. Juni 1882; in: G, I, S.82.

203. Laura Lafargue an Engels am 2. August 1882; in: G, I, S.90.

204. Paul Lafargue an Engels am 19. Juni 1882; in: G, I, S.87.

205. Paul an Laura Lafargue am 22. Juni 1882; in: G, I, S.89.

206. Bernstein, Exil (siehe Anm.178], S.228; Paul als Adressat auch belegt durch Friedrich Engels Briefwechsel mit Karl Kautsky, hrsgg. von Benedikt Kautsky, Wien 1955, S.90.

207. Laura Lafargue an Engels am 28. September 1882; in: G, I, S.101.

208. Paul Lafargue an Jules Guesde im Juli 1881; zit. nach Georges Haupt: Programm und Wirklichkeit, Neuwied und Berlin 1970, S.24.

209. Laura Lafargue an Engels am 28. September 1882; in: G, I, S.101.

210. Paul Lafargue an Engels am 10. Oktober 1882; in: G, I, S.102.

211. Laura Lafargue an Engels am 2. August 1882; in: G, I, S.90.

212. Paul Lafargue an Engels am 10. Oktober 1882; in: G, I, S.102.

213. Jules Guesde/Paul Lafargue: Le programme du Parti Ouvrier, son histoire, ses considérants, ses articles, Paris (Prison de Saint-Pelagie, 22. Octobre 1883); hier zit. 3. Auflage, Lille 1894, S.8.

214. Vgl. Thönnessen, Frauenemanzipation (siehe Anm.87), S.33.

215. Ableitung vom französischen Wort „possible“ = möglich.

216. Zit. nach Zetkin, Sozialismus (siehe Anm.194), S.26.

217. XVI, S.351.

218. G, I, S.105, Anm.2.

219. Paul Lafargue an Engels am 24. November 1882; in: G, I, S.100ff.

220. Vgl. Engels an Johann Philipp Becker am 16. Dezember 1882; in: MEW, 35, S.412.

221. Marx an Engels am 11. November 1882; in: MEW, 35, S.109.

222. Laura Lafargue an Engels am 12. Dezember 1882; in: G, I, S.117.

223. Marx an Engels am 27. November 1882; in: MEW, 35, S.210.

224. Marx an Engels am 22. Dezember 1882; in: MEW, 35, S.137.

225. Engels an Laura Lafargue am 11. April 1883; in: G, I, S.124.

226. Guesde/Lafargue: Deux noveaux pretendants; in: Egalité, 16. Februar 1883.

227. XXXIII, S.678.

228. Paul Lafargue an Engels am 28. April 1883; in; G, I, S.128.

229. Laura Lafargue an Engels am 4. Mai 1883; in: G, I, S.129.

230. Paul Lafargue an Engels am 16. Mai 1883; in: G, I, S.132.

231. IX, S.160.

232. Paul Lafargue an Engels am 21. September 1883; in: G, I, S.150.

233. Engels an Laura Lafargue am 22. Mai 1883; in: G, I, S.133.

234. Guesde/Lafargue, Le programme (siehe Anm.213), S.6.

235. Marx an Laura Lafargue am 9. Oktober 1882; in: MEW, 25, S.372.

236. Paul Lafargue an Engels am 6. Februar 1884; in: G, I, S.173; Vorträge veröffentlicht als L.

237. LIX, S.237.

238. W, S.85.

239. Louise Dornemann: Clara Zetkin, Berlin 1957, S.64. Ebenso Paul Frölich; in: Clara Zetkin, Berlin 1927, S.4.

240. Vgl. Laura Lafargue an Engels am 18. Juli 1885; in: G, I, S.300 und Friedrich Adlers Kommentar zum Brief Liebknechts an Adler vom 16. September 1890; in: Victor Adler – Briefwechsel mit August Bebel und Karl Kautsky, gesammelt und erläutert von Friedrich Adler, Wien 1954, S.62.

241. Dornemann, Zetkin (siehe Anm.239), S.68.

242. Vgl. Paul Lafargue: La femme; in: Le Citoyen, 15. August 1882, zit. nach J, S.171 aus Anlaß der Versuche Louise Michels, eine revolutionär-sozialistische Frauenliga zu organisieren.

243. Vgl. Engels-Kautsky (siehe Anm.206), S.151, Anm.2.

244. Laura Lafargue an Engels am 27. oder 28. Mai 1885; G, I, S.288.

245. XXXIII, S.710.

246. Vgl. Laura Lafargue an Engels am 7. August 1885; in: G, I, S, 302.

247. XXXIII, S.707.

248. Paul Lafargue an Engels am 7. Oktober 1885; in: G, I, S.305.

249. Über diese Zeitschrift siehe die Selbstdarstellung im Bd.64, Mai-Juni 1890, S.791ff.

250. Karl Kautsky an Engels; Engels-Kautsky (siehe Anm.206), S.267.

251. Engels an Laura Lafargue am 23. Oktober 1886; in: MEW, 36, S.552.

252. Engels an Paul Lafargue am 12. Oktober 1885; in: G, I, S.310.

253. Die bürgerliche Partei der „Opportunisten“ regiert Frankreich ab 1878 unter Führung des Ministerpräsidenten Gambetta (gegen den sich Lafargues Satire II richtet) 15 Jahre lang.

254. Die „Radikalen“ formieren sich unter Clemenceau als bürgerliche Oppositionspartei zu den Opportunisten; im Zuge der boulangistischen Krise kommen sie an die Regierung.

255. XVI, S.352.

256. XXXVIII, S.648.

257. The Decazeville Strike; in: Commonweal, Nr.22/12. Juni 1886. Vgl. Paul Lafargue: La greve des mineurs de Decazeville; in: J, S.189ff.

258. Paul Merker im Vorwort zu Louise Michel: Das Buch vom Bagno – Erinnerungen einer Kommunardin, Berlin o.J., S.24.

259. Vgl. Laura Lafargue an Engels am 10. Januar 1886; in: G, I, S.328.

260. Memoiren von Louise Michel, o.O. 1979, S.337 (Übersetzung von Louise Michel: Memoires, Paris 1886).

261. Ossip Zetkin: Louise Michel; in: Berliner Arbeiter-Bibliothek, I, 5, Berlin 1893, S.43.

262. Michel, Bagno (siehe Anm.258), S.245.

263. G, I, S.362, Anm.3. Als ein Arbeiter ihm in einem Brief wegen dieser Äußerung Antisemitismus vorwirft, stellt er in einem Artikel Die Meinung der sozialistischen Partei zu den Juden (Le Cri du Peuple, 2. Oktober 1986; zit. nach J, S.188] klar: „Seit Jahren versucht man, in Europa eine Treibjagd gegen die Juden anzustiften: Unsere Freunde in Deutschland haben sich dieser Kampagne der Eifersucht und des Neides, die von Krautjunkern, der Bourgeoisie und den Priestern geführt wird, entgegengestellt. Die Antisemiten werfen den Juden nicht ihre Vorgangsweise bei der Erlangung von Reichtümern, sondern diese Reichtümer selbst vor, an denen sie teilhaben möchten [...]. Die Sozialisten hassen niemanden wegen seiner Rasse oder Nationalität. Sie überlassen diese barbarischen Gefühle den Bourgeois. Ich selbst bewundere das jüdische Volk, das, durch die Jahrhunderte verfolgt und mit Füßen getreten, sich doch nie geschlagen gegeben, nie unterworfen hat [...]. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist eines der grandiosesten Dramen der Menschheit [...]. Die Sozialisten greifen Rothschild an, weil der das moderne Finanzwesen personifiziert [...]. Die sozialistische Partei unterscheidet bei den Menschen nur Kapitalisten und Sozialisten. Alle jene, die die gegenwärtige Gesellschaftsform beibehalten wollen, sind unsere Feinde; jene, die die müßigen, gefräßigen, geilen Kapitalisten enteignen und die Produktionsmittel vergesellschaften wollen, sind unsere Freunde [...]. Wir bedauern es, daß es in Frankreich so wenige Juden in unseren Reihen gibt; denn die Juden sind fähig, intelligent, unermüdlich und der Sache ergeben“ (Übersetzerin Emmy Rosdolsky). Vgl. dazu auch Paul Lafargue: Die Antisemiten; in: Arbeiter-Zeitung, 22. März 1896.

264. Laura Lafargue an Engels am 11. Juni 1886; in: G, I, S.358.

265. Laura Lafargue an Engels am 14. August 1886; in: G, I, S.362.

266. Merker (siehe Anm.258), S.25.

267. Vgl. Paul Lafargue an Engels am 2. Januar 1889; in: G, II, S.185.

268. Engels an Laura Lafargue am 26. April 1887; in: G, II, S.37.

269. Vgl. G, II, S.40, Anm.3.

270. Mit Ausnahme von Edouard Vaillant im Quartier Latin.

271. XVIII, S.258.

272. XVI, S.352.

273. Vgl. Engels an Laura Lafargue am 2. Januar 1889; in: G, II, S.181.

274. Manifest der Parti Ouvrier, zit. nach Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke, Berlin 1979, I, 2, S.72.

275. XVI, S.352.

276. Socialisme et patriotisme; in: Le Socialiste, 20. August 1887, zit. nach J, S.251ff. (Übersetzerin Emmy Rosdolsky).

277. Boulangismus und Parlamentarismus; in: L’Intransigeant, 1. Mai 1888 [zit. nach G, II, S.199]. Vgl. auch Paul Lafargue: La question Boulanger; in: Le Socialiste, 23. Juli 1887 (hier zit. nach J, S.246ff.).

278. XVI, S.351.

279. Frankreich kämpfte von 1873-1886 mit den „Schwarzflaggen“ (Resten der chinesischen Taiping-Rebellen) und mit China um Nord-Vietnam.

280. Engels an August Bebel am 15. November 1889; in: Engels-Bebel (siehe Anm.126), S.162.

281. Vgl. Engels an Laura Lafargue am 4. Februar 1892, MEW, 37, S.149 und G.D.H. Cole: The Second International 1889-1914, New York 1956, S.333.

282. Laura Lafargue an Engels am 12. Mai 1888; in: G, II, 123.

283. Vgl. Laura Lafargue an Engels am 22. Mai 1888; in: G, II, S.127.

284. Vgl. G, II, S.92, Anm.3.

285. Engels an Laura Lafargue am 27. August 1989; in: MEW, 37, S.264.

286. XXXIII, S.707.

287. Paul Lafargue an Engels am 12. September 1889; in: G, II, S.315.

288. XVIII, S.260.

289. Mayer, Engels (siehe Anm.45), II, S.392.

290. Engels an Hermann Schlüter am 14. Juni 1890; in: MEW, 37, S.416.

291. Vgl. Engels an August Bebel am 24. Oktober 1891; in: Engels-Bebel (siehe Anm.126), S.195.

292. Engels an August Bebel am 5. Januar 1889; in: Engels-Bebel (siehe Anm.126), S.159.

293. Vgl. Engels an Paul Lafargue am 27. März 1889; in: G, II, S.211ff.; Jahrzehnte später wird er dafür von Trotzki gelobt werden (Leon Trotsky: Socialisme et lutte armée; in: Oeuvres, Januar-Juni 1935, Paris 1974, S.190).

294. Engels-Bernstein (siehe Anm.39), S.39; ähnlich Jaurès in seinem Nachruf; in: O, S.5.

295. Engels an August Bebel am 22. Juni 1885; in: Engels-Bebel (siehe Anm.126), S.109.

296. Engels an Paul Lafargue am 22. November 1887; in: G, II, S.72.

297. Engels an Paul Lafargue am 27. August 1890; in: MEW, 37, S.450.

298. Deshalb drängte auch Engels 1890 vehement auf die Veröffentlichung von Marx’ Kritik des Gothaer Programms (MEW, 22, 90ff.).

299. Vgl. zum Beispiel Engels an August Bebel am 21.6.1882; in: Engels-Bebel (siehe Anm.126), S.65.

300. Vgl. XX, S.290.

301. G, II, S.233, Anm.1. Paul verfaßt auch den „Aufruf an die Arbeiter und Sozialisten Europas und Amerikas“ (MEW, 21, S.526ff.).

302. Paul spricht am offenen Grab – vgl. Laura Lafargue an Engels am 1. Februar 1889; in: G, II, S.191.

303. Dornemann, Zetkin (siehe Anm.239), S.81.

304. G, II, Anm.229.

305. Victor Adler: Aufbau der Internationale; in: Victor Adlers Aufsätze, Reden und Briefe, hrsgg. vom Parteivorstand der SDAPÖ, Wien 1929, VII, S.58.

306. Vgl. Engels: Die Mandate der Possibilisten; in: MEW, 21, S.379ff.

307. Engels am 17. August 1891 an Paul Lafargue; in: G, III, S.90.

308. Haupt, Programm (siehe Anm.208), S.31.

309. Protokoll des Internationalen Arbeiterkongresses zu Paris – abgehalten vom 14. bis 20. Juli 1889, Nürnberg 1890, S.1, 2, 12, 30, 84, 123. Vgl. Guesde/ Lafargue, Le programme (siehe Anm.213), S.52ff.

 


Zuletzt aktualisiert am 13.2.2005