W.I. Lenin

 

Was tun?

 

V
„Plan“ einer gesamtrussischen politischen Zeitung

 

c) Welchen Organisationstypus brauchen wir?

Aus dem Vorhergehenden kann der Leser ersehen, daß unsere „Taktik als Plan“ in der Ablehnung des sofortigen Aufrufs zum Sturmangriff besteht, in der Forderung, eine „regelrechte Belagerung der feindlichen Festung“ zu organisieren, oder, mit andern Worten, in der Forderung, alle Anstrengungen darauf zu richten, daß eine reguläre Armee gesammelt, organisiert und mobilisiert werde. Als wir uns über das Rabotscheje Delo wegen seines Sprunges vom „Ökonomismus“ zum Geschrei über einen Sturmangriff lustig gemacht haben (dieses Geschrei ertönte im April 1901 in Nr.6 des Listok Rabotschewo Dela), da ist es natürlich über uns hergefallen und hat uns des „Doktrinarismus“ geziehen, hat uns vorgeworfen, wir verstünden unsere revolutionäre Pflicht nicht, wir forderten zur Vorsicht auf u.ä.m. Uns haben diese Vorwürfe aus dem Munde von Leuten, die keinerlei Grundsätze haben und die Sache mit der tiefgründigen „Taktik als Prozeß“ abtun, keineswegs gewundert, ebenso wie wir uns nicht gewundert haben, daß diese Beschuldigungen von Nadeshdin wiederholt wurden, der überhaupt für alle festen Grundsätze im Programm und in der Taktik nur hoheitsvolle Verachtung übrig hat.

Man sagt, daß die Geschichte sich nicht wiederholt. Aber Nadeshdin ist aus allen Kräften bemüht, sie zu wiederholen, er kopiert eifrig Tkatschow, wettert gegen die „revolutionäre Kulturarbeit“ und schreit vom „Sturmläuten der großen Ratsglocke“, von einem besonderen „Standpunkt am Vorabend der Revolution“ usw. Er vergißt anscheinend den bekannten Ausspruch: War das Original eines historischen Ereignisses eine Tragödie, so ist seine Wiederholung nur eine Farce [71]. Vorbereitet durch die Propaganda Tkatschows und unternommen mit Hilfe des „einschüchternden“ Terrors, der auch wirklich einschüchterte, war der Versuch, die Macht zu ergreifen, erhaben, der „exzitierende“ Terror Tkatschows des Kleinen aber ist einfach lächerlich, und er ist besonders lächerlich, wenn man ihn durch die Idee der Organisation der Durchschnittsmenschen ergänzt.

„Hätte die Iskra„, schreibt Nadeshdin, „die Sphäre ihres Literatentums verlassen, so würde sie gesehen haben, daß dies (solche Erscheinungen wie der Brief des Arbeiters an die Iskra Nr.7 u.a.) Symptome dafür sind, daß der ‚Sturmangriff‘ sehr, sehr bald beginnt, und jetzt (sic!) von einer Organisation sprechen, die wie Fäden von einer gesamtrussischen Zeitung ausginge, hieße Studierstubenideen aushecken und die Studierstubenarbeit vermehren.“ Man betrachte nur dieses unglaubliche Durcheinander: einerseits der exzitierende Terror und die „Organisation der Durchschnittsmenschen“, daneben die Ansicht, daß es „viel näher“ liege, sich um eine „konkretere“ Sache zu sammeln, z.B. um lokale Zeitungen, und anderseits: es hieße Studierstubenideen aushecken, wenn man „jetzt“ von einer gesamtrussischen Organisation spricht, d.h. – direkter und einfacher gesagt –, „jetzt“ sei es schon zu spät! Und die „breite Organisation von lokalen Zeitungen“ – ist es dafür nicht zu spät, verehrtester L. Nadeshdin? Man vergleiche damit den Standpunkt und die Taktik der Iskra: Der exzitierende Terror ist Unsinn, von der Organisation gerade der Durchschnittsmenschen und einer breiten Organisation von lokalen Zeitungen sprechen heißt dem „Ökonomismus“ Tür und Tor öffnen. Gesprochen werden muß von einer einheitlichen gesamtrussischen Organisation der Revolutionäre, und von ihr zu sprechen, ist es so lange nicht zu spät, bis in Wirklichkeit und nicht auf dem Papier der Sturmangriff begonnen hat.

„Ja, was die Organisation betrifft, so sieht es damit bei uns ganz und gar nicht glänzend aus“, fährt Nadeshdin fort. „Ja, die Iskra hat vollkommen recht, wenn sie sagt, daß die Hauptmasse unserer Streitkräfte aus Freiwilligen und Aufständischen besteht ... Schön, daß ihr euch den Zustand unserer Kräfte nüchtern vorstellt, aber warum dabei vergessen, daß die Menge gar nicht uns gehört und daß sie uns darum nicht fragen wird, wann sie die Kampfhandlungen eröffnen soll, sondern ‚zu rebellieren‘ beginnen wird ... Wenn die Menge selber in ihrer spontanen zerstörenden Kraft auftritt, dann kann sie doch die ‚reguläre Armee‚ überrennen und beiseite drängen, der man all die Zeit eine überaus systematische Organisation verleihen wollte, aber nie damit zustande kam.“ (Hervorgehoben von uns.)

Eine merkwürdige Logik! Eben weil „die Menge nicht uns gehört“, ist es unvernünftig und unanständig, von sofortigem „Sturmangriff“ zu schreien, denn der Sturmangriff ist der Angriff einer regulären Armee, nicht aber ein spontaner Ausbruch der Menge. Eben weil die Menge die reguläre Armee überrennen und beiseite drängen kann, müssen wir unbedingt mit dem spontanen Aufschwung Schritt halten und „zustande kommen“ mit unserer Arbeit, der regulären Armee eine „überaus systematische Organisation zu verleihen“, denn je eher wir damit „zustande kommen“ und der regulären Armee diese Organisiertheit verleihen, um so wahrscheinlicher ist es, daß diese reguläre Armee von der Menge nicht überrannt wird, sondern in den vordersten Reihen und an der Spitze der Menge stehen wird. Nadeshdin vergaloppiert sich, weil er glaubt, daß diese systematisch zu organisierende Armee sich mit Dingen beschäftige, die sie von der Menge trennen, während sie sich in Wirklichkeit ausschließlich mit allseitiger und allumfassender politischer Agitation beschäftigt, d.h. gerade mit der Arbeit, die die spontane zerstörende Kraft der Menge und die bewußt zerstörende Kraft der Organisation der Revolutionäre einander näherbringt und zu einem Ganzen verschmilzt. Sie aber, meine Herren, wälzen Ihre Schuld auf die anderen ab, denn gerade die Gruppe Swoboda, die in ihr Programm den Terror aufnimmt, ruft damit zur Organisation der Terroristen auf, eine solche Organisation aber würde unsere Armee tatsächlich von einer Annäherung an die Menge abbringen, die leider noch nicht uns gehört, die uns leider noch nicht oder nur selten fragt, wann und wie sie ihre Kampfhandlungen eröffnen soll.

„Wir werden sogar die Revolution verpassen“, fährt Nadeshdin fort, die Iskra zu schrecken, „so wie wir die jetzigen Ereignisse verpaßt haben, die uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel trafen.“ Dieser Satz im Zusammenhang mit dem oben angeführten zeigt uns sehr anschaulich das Unsinnige des von der Swoboda erfundenen besonderen „Standpunkts am Vorabend der Revolution“ [G]. Der besondere „Standpunkt“ läuft, um es offen zu sagen, darauf hinaus, daß es „jetzt“ bereits zu spät sei, Betrachtungen anzustellen und Vorbereitungen zu treffen. Wenn dem so ist, o verehrtester Feind des „Literatentums“, warum war es dann notwendig, auf 132 Druckseiten „über Fragen der Theorie [H] und Taktik“ zu schreiben? Glauben Sie nicht, daß es sich für den „Standpunkt am Vorabend der Revolution“ mehr geziemt hätte, 132 000 Flugblätter mit dem kurzen Aufruf „Schlagt sie!“ herauszugeben?

Derjenige riskiert am wenigsten, die Revolution zu verpassen, der eine das ganze Volk erfassende politische Agitation zum Eckpfeiler seines Programms, seiner Taktik und Organisationsarbeit macht, wie es die Iskra tut. Die Leute, die in ganz Rußland damit beschäftigt sind, Fäden der Organisation zu spinnen, die von einer gesamtrussischen Zeitung ausgehen, haben die Frühjahrsereignisse nicht nur nicht verpaßt, sondern haben uns, im Gegenteil, die Möglichkeit gegeben, sie vorauszusagen. Sie haben auch die Demonstrationen nicht verpaßt, die in den Nummern 13 und 14 der Iskra geschildert sind [72]: im Gegenteil, sie haben an ihnen teilgenommen, da sie lebhaft die Pflicht empfanden, dem spontanen Aufschwung der Menge zu Hilfe zu kommen, wobei sie außerdem durch die Zeitung allen russischen Genossen halfen, sich über diese Demonstrationen zu informieren und die aus ihnen gewonnene Erfahrung auszunutzen. Sie werden auch, wenn sie am Leben bleiben, die Revolution nicht verpassen, die von uns vor allem und zu allererst Erfahrung in der Agitation erfordert, die verlangt, daß wir es verstehen, jeden Protest zu unterstützen (auf sozialdemokratische Art zu unterstützen), es verstehen, die spontane Bewegung zu lenken und sie vor den Fehlern der Freunde und vor den Fallstricken der Feinde zu bewahren!

Wir sind somit bei dem letzten Argument angelangt, das uns veranlaßt, besonders auf dem Plan einer Organisation zu bestehen, die sich um eine gesamtrussische Zeitung gruppiert, die durch die gemeinsame Arbeit für diese Zeitung geschaffen wird. Nur eine solche Organisation wird die für eine sozialdemokratische Kampforganisation notwendige Elastizität gewährleisten, d.h. die Fähigkeit, sich den verschiedenen und rasch wechselnden Bedingungen des Kampfes sofort anzupassen, die Fähigkeit, „einerseits einer offenen Feldschlacht gegen einen an Kraft überlegenen Feind auszuweichen, wenn er alle seine Kräfte an einem Punkt gesammelt hat, und anderseits die Schwerfälligkeit dieses Feindes auszunutzen und ihn dann und dort anzugreifen, wo der Angriff am wenigsten erwartet wird“ [I]. Es wäre der größte Fehler, wollte man die Parteiorganisation so aufbauen, daß man dabei nur auf einen Ausbruch und einen Straßenkampf oder nur auf die „Vorwärtsbewegung des unscheinbaren Tageskampfes“ rechnet. Wir müssen unsere tägliche Arbeit ständig leisten und immer zu allem bereit sein, denn sehr oft ist es fast unmöglich, vorauszusehen, wann Perioden der Stille durch Perioden des Sturms abgelöst werden. In den Fällen aber, wo das möglich ist, könnte man sich diese Voraussicht nicht nutzbar machen, um die Organisation umzubauen, denn der Wechsel von Stille und Sturm erfolgt in einem autokratischen Lande ungeheuer rasch, da er zuweilen mit einem einzigen nächtlichen Überfall der zaristischen Janitscharen zusammenhängt. Auch die eigentliche Revolution darf man sich keineswegs in der Form eines einmaligen Aktes vorstellen (wie es offenbar Leuten mit den Auffassungen Nadeshdins vorschwebt), sondern in der Form eines rasch aufeinanderfolgenden Wechsels von mehr oder weniger starken Ausbrüchen und mehr oder weniger vollständiger Stille. Darum muß der Hauptinhalt der Tätigkeit unserer Parteiorganisation, der Brennpunkt dieser Tätigkeit, die Arbeit sein, die sowohl in der Periode des stärksten Ausbruchs als auch in der Periode der vollständigen Stille möglich und notwendig ist, und zwar: die politische Agitationsarbeit, die in ganz Rußland einheitlich zusammengefaßt sein muß, die alle Seiten des Lebens beleuchtet und in die breitesten Massen getragen wird. Diese Arbeit aber ist im heutigen Rußland ohne eine gesamtrussische, sehr oft erscheinende Zeitung undenkbar. Die Organisation, die sich von selbst um diese Zeitung bildet, die Organisation ihrer Mitarbeiter (im weiten Sinne des Wortes, d.h. aller, die für sie arbeiten), wird eben zu allem bereit sein, angefangen damit, daß sie die Ehre, das Ansehen und die Kontinuität der Partei in der Zeit der größten revolutionären „Depression“ rettet, bis zu dem Moment, da sie den allgemeinen bewaffneten Volksaufstand vorbereitet, ansetzt und durchführt.

In der Tat, man stelle sich den bei uns sehr üblichen Fall vor, daß an einem oder an mehreren Orten die Organisation restlos auffliegt. Wenn es nicht eine regelmäßige gemeinsame Arbeit gibt, die alle örtlichen Organisationen verbindet, so wird in einem solchen Fall die Arbeit oft für viele Monate unterbrochen. Ist aber eine gemeinsame Sache da, so genügt, selbst wenn noch soviel aufgeflogen ist, die Arbeit von zwei, „drei energischen Menschen, um innerhalb von wenigen Wochen neue Zirkel von »Jugendlichen, die bekanntlich sogar jetzt sehr rasch entstehen, mit dem gemeinsamen Zentrum zu verbinden»; wenn aber diese gemeinsame Sache, die unter den Verhaftungen zu leiden hat, allen sichtbar ist, so können noch rascher neue Zirkel entstehen und die Verbindung mit dem Zentrum aufnehmen.

Man stelle sich anderseits einen Volksaufstand vor. In der heutigen Zeit werden wohl alle zugeben, daß wir an ihn denken und uns auf ihn vorbereiten müssen. Aber wie vorbereiten? Das Zentralkomitee kann doch nicht an allen Orten Agenten zur Vorbereitung des Aufstands ernennen! Selbst wenn wir ein Zentralkomitee hätten, so würde es unter den gegenwärtigen russischen Verhältnissen durch solche Ernennungen absolut nichts erreichen. Das Netz von Agenten [J] hingegen, das sich bei der Arbeit für die Schaffung und Verbreitung der gemeinsamen Zeitung von selbst bildet, brauchte nicht „zu sitzen und zu warten“, bis die Losung zum Aufstand ausgegeben wird, sondern es würde gerade eine solche regelmäßige Arbeit leisten, die ihm im Moment des Aufstands mit größter Wahrscheinlichkeit den Erfolg sichert. Gerade eine solche Arbeit würde unbedingt die Verbindung mit den breitesten Massen der Arbeiter und mit allen Schichten, die mit der Selbstherrschaft unzufrieden sind, festigen, was für den Aufstand von so großer Wichtigkeit ist. Gerade in einer solchen Arbeit würde sich die Fähigkeit herausbilden, die allgemeine politische Lage richtig einzuschätzen, und folglich auch die Fähigkeit, den für den Aufstand passenden Moment zu wählen. Gerade eine solche Arbeit würde alle lokalen Organisationen daran gewöhnen, gleichzeitig auf dieselben, ganz Rußland bewegenden politischen Fragen, Vorkommnisse und Vorfälle zu reagieren, auf diese „Vorfälle“ möglichst energisch, möglichst einheitlich und zweckmäßig zu antworten – denn der Aufstand ist doch im Grunde genommen die energischste, die einheitlichste und zweckmäßigste „Antwort“ des gesamten Volkes an die Regierung. Gerade eine solche Arbeit würde endlich alle revolutionären Organisationen an allen Ecken und Enden Rußlands dazu anhalten, ständige und gleichzeitig streng konspirative Verbindungen zu unterhalten, die die faktische Einheit der Partei schaffen – ohne diese Verbindungen aber ist es unmöglich, den Plan des Aufstands kollektiv zu beraten und am Vorabend des Aufstands die notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen, über die das strengste Geheimnis gewahrt werden muß.

Mit einem Wort, der „Plan der gesamtrussischen politischen Zeitung“ ist nicht nur keine Frucht der Studierstubenarbeit von Personen, die von Doktrinarismus und Literatentum angesteckt sind (wie es Leuten schien, die nicht richtig über ihn nachgedacht haben), sondern ist, im Gegenteil, der praktischste Plan, um von allen Seiten und unverzüglich mit der Vorbereitung des Aufstands zu beginnen, ohne dabei auch nur für einen Augenblick die dringende Tagesarbeit zu vergessen.

 

 

Fußnoten von Lenin

G. Der Vorabend der Revolution, S.62.

H. Übrigens hat L. Nadeshdin in seiner Übersicht über die Fragen der Theorie in bezug auf theoretische Fragen fast nichts gebracht, wenn man den folgenden, vom „Standpunkt am Vorabend der Revolution“ sehr interessanten Passus ausnimmt: „Die Bernsteiniade als Ganzes verliert für uns in diesem Augenblick ihren aktuellen Charakter, ebenso wie es gleichgültig ist, ob Herr Adamowitsch nachweist, daß Herr Struve bereits den ehrenvollen Abschied verdient hat, oder ob, umgekehrt, Herr Struve Herrn Adamowitsch widerlegt und nicht demissionieren will – das ist alles vollkommen gleichgültig, denn die Stunde der Revolution schlägt“ (S.110). Es würde schwerfallen, die grenzenlose Sorglosigkeit L. Nadeshdins in Fragen der Theorie noch plastischer darzustellen. Wir haben „den Vorabend der Revolution“ verkündet – darum „ist es vollkommen gleichgültig“, ob es den Orthodoxen gelingt, die Kritiker endgültig aus ihren Positionen zu vertreiben!! Und unser Neunmalweiser merkt nicht, daß wir gerade während der Revolution die Resultate des theoretischen Kampfes gegen die Kritiker brauchen werden für den entscheidenden Kampf gegen ihre praktischen Positionen!

I. Iskra Nr.4, Womit beginnen?. „Die revolutionären Kulturarbeiter, die nicht auf dem Standpunkt des Vorabends der Revolution stehen, lassen sich durch die lange Dauer der Arbeit durchaus nicht beirren“, schreibt Nadeshdin (S.62). Hierzu wollen wir bemerken: Wenn wir es nicht verstehen, eine solche politische Taktik, einen solchen Organisationsplan auszuarbeiten, die unbedingt auf eine sehr lange Arbeit berechnet sind und gleichzeitig durch den Prozeß dieser Arbeit selber die Gewähr geben, daß unsere Partei bereit ist, auf ihrem Posten zu sein und bei jedem unerwarteten Zwischenfall, bei jeder Beschleunigung des Ganges der Ereignisse ihre Pflicht zu tun – so werden wir uns einfach als armselige politische Abenteurer erweisen. Nur ein Nadeshdin, der sich seit gestern Sozialdemokrat nennt, kann vergessen, daß das Ziel der Sozialdemokratie die radikale Umgestaltung der Lebensbedingungen der ganzen Menschheit ist, daß sich die Sozialdemokraten darum durch die Frage der Dauer ihrer Arbeit nicht „beirren“ lassen dürfen.

J. O weh! Wieder ist dieses furchtbare Wort „Agent“, das das demokratische Ohr der Martynows so sehr verletzt, meinen Lippen entschlüpft! Es ist doch sonderbar: Warum bat dieses Wort die Koryphäen der siebziger Jahre nicht verletzt, verletzt aber die Handwerkler der neunziger Jahre? Mir gefällt dieses Wort, denn es betont klar und deutlich die gemeinsame Sache, der alle Agenten ihre Vorhaben und Handlungen unterordnen, und müßte man dieses Wort durch ein anderes ersetzen, so könnte ich höchstens das Wort „Mitarbeiter“ wählen, wenn es nicht ein wenig nach Literatentum röche und etwas verschwommen wäre. Wir aber brauchen eine militärische Organisation von Agenten. Übrigens, die (besonders im Ausland) zahlreichen Martynow, die es lieben, sich mit der „gegenseitigen Ernennung zu Generalen“ zu beschäftigen, könnten ja anstatt „Agent für Paßangelegenheiten“ sagen: „Oberkommandierender der besonderen Abteilung für die Versorgung der Revolutionäre mit Pässen“ u.dgl.

 


Zuletzt aktualisiert am 20.7.2008