Rosa Luxemburg


Zur Verteidigung
der Nationalität


2. Wessen Schuld?

Vor allem, wer sind die wahren Schuldigen dieser Unterdrückung, die die Polen in Preußen erleiden müssen? Wen sollen wir für diese Germanisierungsgewalttaten verantwortlich machen? Gewöhnlich sagt man: Der Deutsche ist schuld, die Deutschen unterdrücken uns. So schreiben immer unsere polnischen Zeitungen im Posenschen. Aber ist es denn möglich, die Schuld auf das ganze deutsche Volk zu schieben, auf die ganzen 50 Millionen Deutsche? Das wäre eine große Ungerechtigkeit, und das wäre vor allem ein grober Fehler, durch den wir selbst am meisten zu leiden hätten. Sich die Sache deutlich vorzustellen, wo die eigentliche Ursache unserer Unterdrückung liegt, ist unbedingt notwendig, wenn wir uns ernsthaft und erfolgreich an die Verteidigung unserer bedrohten Nationalität machen wollen.

Es ist sonnenklar, daß vor allem die preußische Regierung der Urheber der Germanisierung ist. Sie ist es, die eigenhändig seit Jahrzehnten eine Unterdrückungspolitik gegenüber den Polen führt. Die preußischen Kultusminister geben eine Verordnung nach der anderen heraus, die die polnische Sprache aus den Schulen verdrängen, die preußischen Innenminister befehlen der Polizei, polnische Volksversammlungen in Oberschlesien und in anderen Provinzen aufzulösen, die preußischen Präsidenten und Landräte erfinden auf eigene Faust Dutzende von Methoden, um die polnische Bevölkerung zu schikanieren und zu reizen. Hinter der preußischen Regierung aber steht wie eine Mauer die Regierung des Deutschen Reiches, deren Kanzler zugleich preußischer Ministerpräsident ist, so daß zwischen der gesamtdeutschen und der preußischen Regierung gewöhnlich die vorzüglichste Harmonie herrscht, insbesondere, wenn es sich um die Verfolgung der Polen handelt.

Aber die Regierungsbehörden wären, obwohl sie gewaltige Mittel in ihren Händen haben, völlig machtlos, wenn ihnen einflußreiche Schichten der deutschen Gesellschaft Widerstand leisten würden. Gegen den ausdrücklichen Willen dieser Kreise würde es die deutsche Regierung und noch weniger die preußische niemals wagen, die Polen mit einer derartigen Verbissenheit zu verfolgen. Keine Regierung ist imstande, sich lange zu halten, wenn die ganze Gesellschaft aufrichtig und energisch ihre Politik verurteilt. Die Germanisierungspolitik der Regierungsstellen muß also in gewissen Schichten des deutschen Volkes sicher Unterstützung finden und findet sie auch wirklich. Wir kennen doch jene Herren Hakatisten gut, die die öffentliche Meinung auf die Polen hetzen wie den Hund auf den Hasen, die ungebeten, aus eigenem bösen Willen spezielle Vereine zur Ausrottung des Polentums gründen. Diese entschiedensten Aufwiegler zur Germanisierung gehören größtenteils der Klasse der deutschen Gutsbesitzer und Fabrikanten an. Es ist auch wahr, daß sich nur eine Meine Handvoll der deutschen Gutsbesitzer und Industriellen unter die schändliche Fahne des Hakatismus gestellt hat. Aber wie verhalten sich wohl die breitesten Schichten angesichts der Übergriffe des Hakatismus und der Germanisierungsverordnungen der Regierung? Protestieren sie, sind sie empört, suchen sie diese Politik zu verhindern? Die beste Antwort gibt ein Blick in die deutsche Presse und auf das Verhalten der verschiedenen Parteien im deutschen Reichstag und im preußischen Landtag.

Sowohl in ihrer Presse als auch im Parlament und im Landtag verhalten sich fast alle deutschen Parteien entweder geradezu wohlwollend zum Hakatismus oder mit kalter Gleichgültigkeit gegenüber den Verfolgungen des Polentums, oder sie schwingen sich bestenfalls zu einem leisen Murren über die Erscheinungen auf, gegen die jeder gerechte Mensch Blitze schleudern müßte. Die Konservativen und die Liberalen, jene Parteien der Großgrundbesitzer und der Industriemillionäre, knirschen bei jeder Gelegenheit geradezu mit den Zähnen über die Polen und klatschen jedweden Germanisierungsanschlägen der Regierung Beifall. Die sogenannten Freisinnigen verschiedener Schattierungen, d. h. die Vertreter der Handels- und Finanz- weit, begünstigen teilweise im Geiste ebenfalls die Ausrottung des Polentums, teilweise – um ihre Ehre zu wahren, denn sie nennen sich doch nicht umsonst „Freisinnige“! – knurren sie von Zeit zu Zeit in dieser oder jener kleinen Zeitung über den Hakatismus. Dieses Knurren beachtet die Regierung natürlich genausowenig wie das Bellen eines Hundes. Die katholische Partei schließlich, das sogenannte Zentrum, an welchem sich die Polen in Preußen seit Jahrzehnten festhalten wie ein Betrunkener am Laternenpfahl, dieses Zentrum tut ebenfalls zum Schutze des polnischen Volkes nur so viel, daß es in seinen Zeitungen von Zeit zu Zeit seinige scheinbar boshafte Bemerkungen über die Germanisierungsversudie der Regierung und der Hakatisten schreibt. Im Grunde jedoch sind diese Kritiker des Zentrums gewöhnlich sogenannte „Waschlappen“, über die sich die Regierung selbstverständlich insgeheim lustig macht. Wenn der Zentrumspartei tatsächlich und aufrichtig an der Verteidigung der Polen gelegen wäre, so fände sie ein Mittel dafür! Das Zentrum ist doch die stärkste Partei im Parlament, die die meisten, die 107 Abgeordnete zählt. Kein wichtiges Gesetz kann im Parlament gegen den Widerstand des Zentrums durchgebracht werden. So war es zum Beispiel mit dem letzten Projekt der Flottenverstärkung [1], an dem der Regierung so viel gelegen war. Solange die Zentrumspartei die Nase rümpfte und vorgab, daß sie mit dieser neuen Belastung für das arme Volk nicht einverstanden sei, so lange hing die ganze Regierungsvorlage an einem Faden, und die Minister antichambrierten in der Zentrumspartei, um sie mit allen Mitteln zu besänftigen und zur Zustimmung zu bewegen. Wenn nun, angenommen, das Zentrum damals erklärt hätte: Wir sind mit der Flottenverstärkung so lange nicht einverstanden, bis die Regierung feierlich verspricht, daß sie alle weiteren Verfolgungen des polnischen Volkes unterläßt, so hätte die Regierung sicher nachgeben müssen, und die katholische Partei hätte bewiesen, daß ihr die polnische Sache tatsächlich am Herzen liegt. Aber das Zentrum dachte damals nicht einmal an die Polen, sondern stellte eine andere Bedingung: daß es der Verdoppelung der Flotte zustimmen werde, wenn die Regierung die Erhöhung der Zölle für Getreide und andere Lebensmittelprodukte verspricht! Das Zentrum zeigte also, daß dieser „katholischen“ Partei nicht die Freiheit des Gewissens und der Nationalität von drei Millionen polnischer Katholiken am Herzen liegt, sondern die Geldsackinteressen von einigen tausend Großgrundbesitzern in Deutschland, denen die Verteuerung der landwirtschaftlichen Produkte durch Zölle goldene Profite in die Taschen treibt. Daß aber diese Teuerung Tausenden von Vätern und Müttern aus der armen Bevölkerung Tränen über ihr Unglück herauspreßt – solche Dinge beachtet die Zentrumspartei nicht.

In der Tat, wie kann man da an die Freundschaft der Zentrumsleute mit dem polnischen Volk glauben, wie von ihnen eine aufrichtige Verteidigung des bedrückten Polentums erwarten, wenn die Zentrumspartei, besonders in Preußen, hauptsächlich aus Großgrundbesitzern besteht und aus sogenannten Kohlenbaronen, d. h. aus dem Adel und aus Millionären, genauso wie die anderen aufgezählten Parteien, die Konservativen oder die Nationalliberalen. Vom deutschen Adel und den Industriemillionären aber eine Verteidigung des bedrückten polnischen Volkes zu erwarten wäre reiner Wahnsinn. Bekanntlich werden die meisten Zentrumsabgeordneten in Oberschlesien, in der Rheinprovinz und in Westfalen gewählt, d. h. gerade in all jenen Gegenden, wo sich die großen Kohlengruben und Hütten befinden. Diese „katholischen“ Grafen verdienen Millionen an ihren Gruben; und wer arbeitet in ihnen Tag und Nacht, in Finsternis und Stickluft, um den Grafen der Zentrumspartei das Gold zu vermehren? Das arme polnische Volk! In Oberschlesien schuften Hunderttausende von polnischen Berg- und Hüttenarbeitern im Schweiße ihres Angesichts für die Herren Ballestrem, Donnersmarck und andere; in Westfalen und in der Rheinprovinz vegetieren Tausende des polnischen Volkes, die ebenfalls in das Joch der Gruben- und Hüttenarbeit gespannt sind.

Aus der Arbeit, dem Elend und der Benachteiligung dieses polnischen Volkes häufen die katholischen Grafen Millionen an, indem sie dem polnischen Bergmann nur so viel Lohn geben, daß er sich gerade ernähren kann, indem sie ihn in Elend und Schmutz halten, schlimmer als ihre Schweine oder Kühe im Stall. Wie kann man da erwarten, daß diese „katholischen“ Grafen sich des bedrückten polnischen Volkes annehmen könnten, wo sie doch selbst vom Unrecht, das sie diesem Volk antun, leben? Wie sollen diese Zentrumsgrafen dafür sorgen, daß das Kind des polnischen Volkes sein Gebet in der Muttersprache verrichten kann, wo sie dieses polnische Volk in einem solchen Elend halten, daß es für seine Kinder kein Stück Brot und keine Kleidung hat!

Die Hoffnungen der Polen auf die Hilfe der Zentrumspartei stammen aus früheren Zeiten, als Bismarck den Katholizismus im Deutschen Reich in brutalster Weise verfolgte und damit die Katholiken zwang, sich für die Verteidigung ihres Glaubens zusammenzuschließen. Zu jener Zeit des sogenannten Kulturkampfes [2], vor 10–15 Jahren, war die Zentrumspartei nicht so stark wie heute und konnte angesichts der Übermacht der Nationalliberalen, d. h. der protestantischen Kapitalisten, im Parlament keinen großen Einfluß ausüben. Die Bismarcksche Verfolgung vereinigte unter dem Zentrumsbanner Katholiken der verschiedensten Stände: schlesische und oberschlesische Magnaten, rheinische Handwerker, bayerische Bauern und sogar einen Teil der Arbeiterklasse. Infolgedessen wurde die katholische Partei gewissermaßen zu einer Vertreterin der arbeitenden Volksschichten und nahm unter deren Druck eine demokratische, fortschrittliche Gestalt an.

Damals trat auch die katholische Partei gegen die Regierung auf, gegen die Bedrückung des Volkes durch hohe Steuern, Zölle und die Einziehung zum Militär; auch gegen alle Angriffe auf die Gewissensfreiheit, die Sprache und die Nationalität. Damals wurde auch die polnische Frage vom Zentrum eifriger verteidigt, da, wie man sagt, der Hungrige den Hungrigen und der Geschlagene den Geschlagenen am besten versteht. Als die deutschen Katholiken am eigenen Leibe zu fühlen bekamen, was Verfolgung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit seitens der Regierung bedeuten, hatten sie auch für die Bedrückung der Polen ein empfindsames Herz.

Doch die Zeiten haben sich geändert, den „Kulturkampf“ mitsamt seinem Schöpfer, Bismarck, holte der Teufel. Die Regierung begriff, daß sie durch die Verfolgung der Katholiken diese nur vereinte, stärkte und zu ihren Feinden machte. Heute ist die katholische Partei, wie wir schon sagten, die stärkste im deutschen Parlament, die Regierung muß nach ihrer Pfeife tanzen, die Verfolgungen des Katholizismus haben aufgehört, und die Zeitungen munkeln sogar, daß es den Jesuitenpatern bald gestattet werden wird, nach Deutschland zurückzukehren. Aber wie hat sich durch diese Umstände die katholische Partei geändert! Als die Bedrückung des Katholizismus aufhörte und da die eigene Haut nicht mehr schmerzt, hörte auch das Fremden angetane Unrecht auf, die Zentrumsleute zu interessieren. In diesem bunten Durcheinander von Schichten und Ständen, das die katholische Partei darstellt, gelangen die Magnaten, die Industriellen, mit einem Wort, die Parasiten und Reaktionäre immer mehr an die Spitze. Auch die ganze Politik des Zentrums nimmt eine andere Gestalt an. Verschwunden sind Mitleid und Sorge um das arme arbeitende Volk, verschwunden ist auch die Sorge um die Polen. Heute stimmt die katholische Partei im Parlament für die Erhöhung der Zölle, d. h. für die Verteuerung der Lebensmittel, erfindet selbst noch neue Steuern für die Bevölkerung, stimmt für die Vergrößerung des Heeres und der Flotte im „lieben deutschen Vaterland“; die Polen aber hat sie fast vergessen und zeigt ihnen nur von Zeit zu Zeit ein freundliches Gesicht, um sie an der Leine führen zu können und damit die polnischen Abgeordneten im Parlament wie früher auf das Kommando des Zentrums hören. Die Verteidigung des Katholizismus ist gegenwärtig für das Zentrum nur noch ein verblichenes Firmenschild, eine leere Phrase; endlich ist es an den Tag gekommen, daß eine Partei, die aus Magnaten, Grafen und Industriemillionären besteht, keine Verteidigerin der Bedrückten und Schwachen sein kann. Früher waren die Zentrumsleute Feinde der deutschen Regierung und Freunde des Volkes, heute sind sie Freunde der Regierung und Feinde des Volkes. Das sollte endlich unser polnisches Volk begreifen und aufhören, sich auf Grund vergangener, unwiederbringlicher Zeiten an die Türklinke der Katholikenpartei zu klammern.

Wir werden also bei keiner der genannten deutschen Parteien Schutz finden. Wenn die deutsche Regierung, wenn die preußischen Minister es sich erlauben, die Polen so offen zu verfolgen, und das Hakatistengesindel es wagt, uns laut anzukeifen, so tragen die Verantwortung dafür gerade alle die Klassen des deutschen Volkes, die entweder durch ihren Beifall oder ihr Schweigen oder durch heuchlerische Verteidigung des Polentums nur den Druck der Germanisierung aufrechterhalten. Es ist ihre Schuld, daß es die Regierung wagt, drei Millionen deutscher Bürger wie Wesen zweiter Klasse zu behandeln, denen es nicht einmal erlaubt ist, eine eigene Sprache zu haben und, wie man sagt, Gott auf ihre Weise zu preisen! Gegen das polnische Volk halten der Adel, die Magnaten, Fabrikanten, Bankiers und Kohlengrubenbesitzer, mit einem Wort, diese ganze Klasse der Reichen und Begüterten, die von fremder Hände Arbeit und der Ausbeutung des armen Volkes lebt, mit der deutschen Regierung zusammen. Ob Protestanten, ob Katholiken, ob Juden – uns gegenüber sind sie alle gleich, ebenso wie die preußische Regierung, die uns entnationalisiert.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Solche Leute wie der Adel, die Industriellen, die Kapitalisten kennen in der Politik nur ein Ziel – den Geldprofit, ihr Götze ist das goldene Kalb und ihr Glaube die Ausbeutung. Alle anderen Losungen und Phrasen, die ihre verschiedenen Parteien verkünden, wie „Patriotismus“, „katholischer Glaube“, „Freisinn“, „Antisemitismus“, „Fortschritt“, das sind nur Mäntelchen von verschiedener Farbe und Form, hinter denen sich immer ein und dasselbe Ziel verbirgt: Gewinnsucht und Gier nach Bereicherung. Wenn die preußischen Konservativen und Freisinnigen so glühende deutsche Patrioten sind und die Polen gewaltsam in Deutsche umwandeln wollen, so geschieht das aus keinem anderen Grunde als dem, weil das Germanisierungs„geschäft“ nach Gewinn riecht. Ist das denn nicht angenehm für das deutsche Bürgertum, daß es Tausende seiner Söhnchen in einkömmlichen Stellungen im Posenschen als Beamte, Lehrer, Zeitungsschreiberlinge, Kaufleute und Handwerker unterbringen und endlich einen Teil seiner Bauern mit polnischem Boden satt machen kann? Alles dies wäre verloren, müßte in polnischen Händen bleiben, wenn nicht die Notwendigkeit erfunden worden wäre, die Polen einzudeutschen. Es lebe also das liebe „deutsche Vaterland“, welches sich auch diesmal als Milchkuh benutzen ließ, und los auf die Polen!

Wenn sich der deutsche Patriotismus aber einmal nicht auszahlt, so drehen sich dieselben preußischen Konservativen sofort wie eine Wetterfahne im Wind. So ist zum Beispiel bekannt, daß die deutschen Bauernknechte in Scharen aus Preußen nach dem Westen, in die Industriestädte fliehen, da sie auf den preußischen Gütern nicht mehr Hunger und Prügel dulden wollen. Aber der arme polnische Bauernknecht von jenseits der Grenze, aus dem Königreich Polen, ist mit allem einverstanden, ist unwissend und deshalb sanft wie ein Lamm. Und dieselben deutschen Magnaten, die in Preußen jede Spur des Polentums so sehr beseitigen wollen und jeden Augenblick „lieb Vaterland“ im Munde haben, lassen zu Tausenden polnische Bauernknechte aus dem Königreich kommep, weil sie billiger und dümmer sind, weil sie sich leichter das Fell über die Ohren ziehen lassen und über die Peitsche nicht böse sind. Wenn also die Ausrottung des Polentums lohnt, dann hoch der Hakatismus! Ist aber die Verbreitung des Polentums für das Gut nötig, so möge der dumme polnische Knecht gegrüßt sein! Wenn nur der Profit fließt!

Wir erwähnten schon oben, daß auch das Zentrum, die deutschen Katholiken, die die Phrase von der Verteidigung des Glaubens und der Freundschaft mit den Polen im Munde führen, sich gleichzeitig durch die Arbeit des polnischen katholischen Berg- und Hüttenarbeiters in Oberschlesien mästen. Auch für sie ist der Profit das einzige Glaubensbekenntnis, während Gerechtigkeit, Verteidigung der Bedrückten, Rede- und Gewissensfreiheit nur Phrasen sind, die sie verkünden oder mit Füßen treten, je nachdem, „was das Geschäft verlangt“.

So sieht der obere Teil, die herrschende Schicht der deutschen Gesellschaft aus. Sie ist nicht besser oder schlechter als in allen anderen Ländern, nur findet sie heute in keinem anderen Lande so naive Leute wie bei uns im Posenschen, die von dieser Volksschicht Schutz für die Schwachen und Bedrückten, von den Wölfen Schutz für die Lämmer erwarten.


Fußnoten

1. Am 20. Januar 1900 wurde der Entwurf für das zweite Flottengesetz veröffentlicht, daß eine Verdoppelung der im ersten Flottengesetz von 1898 beschlossenen Schlachtflotte vorsah. Das trotz einer breiten Protestbewegung am 12. Juni 1900 angenommene Gesetz diente der weiteren Stärkung der deutschen Kriegsflotte bei der Verwirklichung der Expansionspolitik des deutschen Imperialismus.

2. Im Jahre 1872 hatte Otto Fürst von Bismarck den Kampf gegen die antipreußischen Bestrebungen der katholischen Kirche begonnen, die mit den Maigesetzen von 1873 ihren Höhepunkt erreichten. Bismarck mußte seit 1878 einen Ausgleich mit dem Klerus suchen, nachdem seine Maßnahmen ihren Zweck nicht erfüllt, sondern die katholische Kirche noch gestärkt hatten. Papst Leo XIII. beendete am 23. Mai 1887 offiziell den Kulturkampf.


Zuletzt aktualisiert am 15.1.2012