(/3. Ricardos Konfusion in der Frage des "absoluten" und "relativen" Werts. Sein Unverstaendnis der Wertformen/)

Zuvor noch einige Bemerkungen darueber, wie Ric(/ardo/) die Bestimmungen der "value" durcheinanderwirft. Baileys Polemik gegen ihn beruht darauf. Sie ist aber auch wichtig fuer uns.

Zuerst nennt Ricardo den Wert "value in exchange"32 und bestimmt ihn mit A. Smith als "the power of purchasing other goods"33. (p. 1, "Principles".) Dies ist der Tauschwert, wie er zunaechst erscheint. Dann geht er aber zu der wirklichen Bestimmung des Werts:

"Es ist die verhaeltnismaessige Menge der durch Arbeit erzeugten Waren, welche ihren gegenwaertigen oder frueheren relativen Wert bestimmt." (l.c. p. 9.)

"Relative value" heisst hier nichts als die durch die Arbeitszeit bestimmte exchangeable value. Aber relative value kann auch einen andren Sinn haben, sofern ich naemlich den Tauschwert einer Ware im Gebrauchswert einer andren ausdruecke, z.B. den Tauschwert von Zucker im Gebrauchswert Kaffee.

"Zwei Waren veraendern ihren relativen Wert, und wir moechten wissen, bei welcher von ihnen die Veraenderung tatsaechlich eingetreten ist." (p. 9.)

Which variation?34 Diese "relative value" nennt Ricardo spaeter auch "comparative value"35. (p. 448 sq.) Wir wollen wissen, in welcher Ware "die Variation" stattgefunden hat? Das heisst, die Variation des "Werts", der oben relative value hiess. Z.B., 1 Pfd. Zucker = 2 Pfd. Kaffee. Spaeter 1 Pfd. Zucker = 4 Pfd. Kaffee. Die "Variation", die wir wissen wollen, ist ob die fuer den Zucker oder die fuer den Kaffee "noetige Arbeitszeit" sich veraendert, ob der Zucker 2mal mehr36 Arbeitszeit als frueher kostet oder der Kaffee zweimal weniger37 Arbeitszeit als frueher, und welche dieser "variations" in der zu ihrer resp. Produktion noetigen Arbeitszeit diese Variation in ihrem Austauschverhaeltnishervorgebracht hat. Diese "relative oder comparative value" von Zucker und Kaffee -- das Verhaeltnis, worin sie sich austauschen -- ist also verschieden von der relative value im ersten Sinn. Im ersten Sinn ist die relative value des Zuckers bestimmt durch die Masse Zucker, die in einer bestimmten Arbeitszeit //527/ produziert werden kann. Im zweiten Fall drueckt die relative value von Zucker (/und Kaffee/) aus das Verhaeltnis, worin sie gegeneinander ausgetauscht werden, und die Wechsel in diesem Verhaeltnis koennen durch einen Wechsel der "relative value" im ersten Sinn im Kaffee oder im Zucker resultieren. Das Verhaeltnis, worin sie sich gegeneinander austauschen, kann dasselbe bleiben, obgleich ihre "relative values" im ersten Sinn gewechselt haben. 1 lb. Zucker kann nach wie vor = 2 lbs. Kaffee sein, obgleich die Arbeitszeit zur Produktion des Zuckers und des Kaffees um das Doppelte gestiegen oder um die Haelfte abgenommen hat. Variations in ihrer comparative value, d.h. wenn der Tauschwert von Zucker in Kaffee und vice versa ausgedrueckt wird, werden sich nur dann zeigen, wenn ihre variations in ihrer relative value im ersten Sinn, d.h. durch die Arbeitsquantitaet bestimmten values ungleich changiert haben, also comparative changes stattgefunden haben. Absolute changes -- wenn sie das urspruengliche Verhaeltnis nicht aendern, also gleich gross sind und nach derselben Richtung vorgehn, werden keine Variation in den comparative values hervorbringen -- auch nicht in den Geldpreisen dieser Waren, da der Wert des Gelds, sollte er changieren, fuer beide gleichmaessig changiert. Ob ich daher die Werte zweier Waren in ihren eignen wechselseitigen Gebrauchswerten ausdruecke oder in ihrem Geldpreis, beide Werte in dem Gebrauchswert einer dritten Ware darstelle, sind diese relative oder comparative values oder Preise dieselben und die changes in denselben zu unterscheiden von ihren relative values im ersten Sinn, d.h. soweit sie nichts ausdruecken als Wechsel der zu ihrer eignen Produktion erheischten, also in ihnen selbst realisiertenArbeitszeit. Die letztre relative value erscheint also als "absolute value", verglichen mit den relative values im zweiten Sinn, im Sinn der realen Darstellung des Tauschwerts einer Ware im Gbrauchswert der andren oder im Geld. Daher kommt denn auch bei Ricardo fuer die "relative value" im ersten Sinn der Ausdruck "absolute value" vor.

Wenn in dem obigen Beispiel 1 lb. Zucker nach wie vor dieselbe Arbeitszeit kostet wie vorher, hat seine "relative value" im ersten Sinn nicht variiert. Kostet aber der Kaffee 2mal weniger Arbeit so hat die value of Zucker in Kaffee ausgedrueckt variiert, weil die "relative value" im ersten Sinn, des Kaffees variiert hat. Die relative values von Zucker und Kaffee erscheinen so verschieden von ihren "absolute values" und dieser Unterschied zeigt sich, weil auch die comparative value des Zuckers z.B. nicht variiert hat im Vergleich mit Waren, deren absolute values dieselben geblieben.

"Die Untersuchung, auf die ich des Lesers Aufmerksamkeit lenken moechte, bezieht sich auf die Wirkung der Veraenderungen in dem relativen Wert der Waren und nicht in ihrem absoluen Wert." (p. 15.)

Diese "absolute" value nennt Ric(/ardo/) auch sonst "real value"38 oder value schlechthin (p. 16 z.B.).

Sieh Baileys ganze Polemik gegen Ricardo in:

"A Critical Dissertation on the Nature, Measures, and Causes of Value; chiefly in reference to the writings of Mr.Ricardo and his followers. By the Author of Essays on the Formation and Publication of Opinions", London 1825. (Sieh auch von demselben: "A Letter to a Polit. Economist; occasioned by an article in the Westminster Review etc." Lond. 1826.) dreht sich teils um diese verschiednen Momente in der Begriffsbestimmung des Werts, die bei Ricardo nicht entwickelt sind, sondern nur faktisch vorkommen und durcheinander laufen, und worin Bailey nur "Widersprueche" findet. Zweitens (/ist Bailey/) gegen die "absolute value" oder "real value" im Unterschied von der comparative value (oder relative value im zweiten Sinn).

"Anstatt," sagt Bailey in der erst angefuehrten Schrift, "den Wert als ein Verhaeltnis zwischen zwei Dingen anzusehen, betrachten sie" (Ricardo and his followers39) "ihn als ein positives Resultat, das durch eine bestimmte Menge von Arbeit produziert wird." (l.c. p. 30.)

Sie betrachten "den Wert als etwas Immanentes und Absolutes". (l.c. p. 8.)

Der letzte Vorwurf geht aus Ricardos mangelhafter Darstellung hervor, weil er den Wert der Form nach gar nicht untersucht -- die bestimmte Form, die die Arbeit als Substanz des Werts annimmt --, sondern nur die Wertgroessen, die Quantitaeten dieser abstrakt allgemeinen und in dieser Form gesellschaftlichen Arbeit, die den Unterschied in den Wertgroessen der Waren hervorbringen. Sonst haette Bailey gesehn, dass die Relativitaet des Wertbegriffs keineswegs dadurch aufgehoben wird, dass alle Waren, soweit sie Tauschwerte sind, nur relative Ausdruecke der gesellschaftlichen Arbeitszeit sind und ihre Relativitaet keineswegs nur in dem Verhaeltnis besteht, worin sie sich gegeneinander austauschen, sondern in dem Verhaeltnis aller derselben zu dieser gesellschaftlichen Arbeit als ihrer Substanz.

Es ist, wie wir weiter sehn werden, dem Ricardo vielmehr umgekehrt vorzuwerfen, dass er diese "real" oder "absolute value" sehr oft vergisst und nur an den "relative" oder "comparative values" festhaelt.

//528/ Also:

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