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Während ein ins Exil getriebener und isolierter Trotzki für den Erhalt und die Anwendung der leninistischen Parteitheorie kämpfte, arbeitete ein anderer Marxist, Antonio Gramsci, in einem faschistischen Gefängnis elf Jahre lang daran, neue und originelle Ideen zur revolutionären Strategie zu entwickeln. Die Frucht dieser ungeheuren Arbeit und Herzstück der Strategie Gramscis war ein neues Konzept von der Rolle und den Aufgaben der revolutionären Partei, das die einzige grundsätzliche Erweiterung der marxistischen Parteitheorie seit Lenin bildet. Gramsci war vor allem wegen des einzigartigen philosophischen Standpunktes, von dem aus er sich der Parteifrage näherte, in der Lage, diesen Durchbruch zu erzielen. Jede Untersuchung von Gramscis Parteitheorie muss konsequenterweise mit der Betrachtung der philosophischen Voraussetzungen beginnen, auf denen sie beruht.
Wie Georg Lukacs kam auch dieser andere herausragende marxistische Philosoph der Zwischenkriegszeit, Antonio Gramsci, über Hegel und somit „über die Philosophie“ zum Marxismus. Die Schlüsselfiguren in Gramscis intellektueller Entwicklung waren Benedetto Croce und Antonio Labriola.
Croce war ein idealistischer Philosoph, für den der hauptsächliche Zweck der Philosophie darin bestand, die Geschichte zu verstehen. Deshalb bezeichnete er sich selbst auch als „vollständigen Historizisten“. Gramsci sah in ihm den höchsten Vertreter der italienischen bürgerlichen Kultur und gar einen der Hauptvertreter des Liberalismus auf der Welt. Croce war ein Kritiker des Marxismus, aber für Gramsci lag sein Werk dennoch auf einem weit höheren Niveau als der in Italien nach 1914 weit verbreitete Vulgärmarxis -mus und Positivismus. Somit entspricht Gramscis Verhältnis zu Croce dem von Marx zu Hegel – zuerst stand er unter seinem Einfluss, dann sah er in ihm immer mehr einen Kontrahenten, der herausgefordert und in eine neue Synthese überführt werden musste. Was Gramsci von Croce übernommen und weiterentwickelt hat, war dessen Ablehnung des ökonomischen Determinismus und des Positivismus und die Hervorhebung des „ethisch-politischen“ und „ideologischen“ Moments in der Geschichte.
Die Brücke zwischen dem Idealismus Croces und dem Marxismus schlug Antonio Labriola, „Gründervater“ des italienischen Marxismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. Labriola war Philosophieprofessor an der Universität Rom und erst spät zum Marxismus gekommen, nachdem er lange Zeit eine führende Rolle in der hegelschen Schule Italiens gespielt hatte. Labriola war es, der den Begriff „Philosophie der Praxis“ prägte, den Gramsci in seinen Gefängnisheften als Codewort für „Marxismus“ benutzte (um die Gefängniszensur zu umgehen [338]). Gramsci hatte hohe Achtung vor Labriola, vor allem für dessen Verteidigung der Einheit von Theorie und Praxis und der Unabhängigkeit des Marxismus von jeder anderen philosophischen Strömung. In den Gefängnisheften beschreibt Gramsci ihn als „der einzige, der versucht hat, die Philosophie der Praxis wissenschaftlich zu konstruieren“. [339]
Die Richtung, in die sich Gramsci bewegte, offenbart sein Artikel „Die Revolution gegen das Kapital“, in dem er die Russische Revolution begrüßt und die Bolschewiki dafür lobt, dass sie sich nicht von unumstößlichen „historischen Gesetzen“ den Weg haben versperren lassen. Und als Gramsci nach dem Ersten Weltkrieg zum vollblütigen Marxisten und Kommunisten gemausert war, unterschied sich seine Version des Marxismus radikal vom orthodoxen „wissenschaftlichen“ Materialismus, der die Zweite Internationale und weitgehend auch die Dritte Internationale beherrschte – Lenin ausgenommen, der seinen philosophischen Standpunkt bereits 1914 gründlich revidiert hatte.
Für den reifen Gramsci der Gefängnishefte war „die Philosophie der Praxis [...] der absolute ‚Historizismus‘, die absolute Verweltlichung und Diesseitigkeit des Denkens, ein absoluter Humanismus der Geschichte.“ [340] Sie war das genaue Gegenteil des das materialistische und rationalistische Denken ablehnenden „Transzendentalismus“, also der abstrakten Vorstellung von einer „menschlichen Natur“ oder einem „Menschen allgemein“, ob in der Religion, in den abgeleiteten idealistischen Philosophien oder im metaphysischen Materialismus, der sich auf „objektive Gesetze“ stützt.
Indem er den Marxismus auf geschichtlich-humanistische Weise definierte, setzte sich Gramsci nicht nur von Bucharin, Kautsky und den Neukantianern ab, sondern auch von Plechanow, dem Philosophielehrer aller russischen Marxisten. Das führte ihn zu einer Kritik an der gängigen Darstellung solcher Fragen wie Fatalismus, Vorhersage und ökonomischer Determinismus, die für die Parteitheorie so entscheidend sind.
Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass fatalistische Marxismusinterpretationen ein richtiges Verständnis von der Aufgabe der Partei wiederholt verhindert haben. Es war Lenins Verdienst, mit der fatalistischen Organisationsvorstellung der Zweiten Internationale gebrochen zu haben. Was Gramsci jedoch von Lenin, Trotzki und anderen Gegnern des Fatalismus unterscheidet, ist, dass letztere den Fatalismus niemals philosophisch bekämpften. Sie gingen einer grundlegenden Auseinandersetzung damit stets aus dem Weg, indem sie sich auf den Zeitfaktor beriefen. Langfristig, hätten sie gesagt, sind die Einheit des Proletariats, der Sieg des Sozialismus und so weiter selbstverständlich, das Problem ist aber, wie wir diesen Prozess beschleunigen, was wir hier und jetzt tun sollten. Auf diese Weise konnten die unheilvollen Auswirkungen des Fatalismus abgewendet werden, aber weil sie doch das Zugeständnis einer letztlichen Unvermeidlichkeit der historischen Entwicklung machten, wurde der Fatalismus selbst nie grundsätzlich infrage gestellt. Gramsci erkennt zwar die historisch „nützliche“ Rolle des Fatalismus, sucht aber nicht nach solchen Ausflüchten. „Es lässt sich beobachten, wie das deterministische, fatalistische, mechanistische Element ein unmittelbares ideologische ,Aroma‘ der Philosophie der Praxis war, eine Form von Religion und von Reizmittel (aber in der Art von Drogen) [...]“ [341]
In Zeiten der Niederlage kann eine fatalistische Sichtweise nach dem Motto, „die Macht der Dinge arbeitet langfristig für mich“ [342], eine Quelle von Kraft und Widerstand sein, aber sobald das Proletariat die Bühne als aktiv Handelnder betritt und den Gang der Ereignisse in die Hand nimmt (das heißt in einer Revolution), „erscheint der Mechanizismus an einem gewissen Punkt als drohende Gefahr“. [343]
Für den deterministischen Marxisten liegt die große Stärke des Marxismus, im Gegensatz zur bürgerlichen Ideologie, in seiner Fähigkeit, die Zukunft vorhersehen zu können, weil er die „Gesetze der Geschichte“ versteht. Bucharin argumentierte so, und das Argument taucht an mehreren Stellen unter anderem in den Schriften Trotzkis auf. Gramsci hingegen schreibt:
In Wirklichkeit lässt sich „wissenschaftlich“ nur der Kampf vorhersehen, nicht jedoch die konkreten Momente desselben, die einzig aus gegensätzlichen Kräften resultieren können, die in fortwährender Bewegung und nie auf feste Quantitäten reduzierbar sind, weil in ihnen die Quantität fortwährend Qualität wird. In Wirklichkeit wird in dem Maße „vorhergesehen“, in dem man tätig ist, in dem man eine willentliche Anstrengung einsetzt und folglich konkret dazu beiträgt, das „vorhergesehene“ Resultat zu schaffen. Die Voraussicht entpuppt sich mithin nicht als ein wissenschaftlicher Erkenntnisakt, sondern als der abstrakte Ausdruck der Anstrengung, die man unternimmt, als die praktische Weise, einen Kollektivwillen zu schaffen. [344]
Wenn der Fatalismus für Gramsci mit Religion verwandt war, so war der ökonomische Determinismus kaum besser als Aberglaube und eine grobe Vulgarisierung des Marxismus. Gegen die historische Methodologie des ökonomischen Determinismus führt er das „authentische[n] Zeugnis von Marx als Verfasser konkreter politischer und historischer Werke“ auf. [345]
Gramsci erblickt im „Ökonomismus“ oder Syndikalismus als Strömung in der Arbeiterbewegung eher den „Wirtschaftsliberalismus“ [346] des freien Spiels der Marktkräfte als den Marxismus, der mithilfe der Politik die ökonomischen Kräfte dem menschlichen Willen zu unterwerfen sucht. Der Synd ika -lismus ist die Theorie einer unterdrückten Klasse, die „die Transformation der untergeordneten in eine herrschende Gruppierung aus[schließt]“. [347]
Gramsci führt linksradikale Wahlenthaltung und die bedingungslose Ablehnung von „Kompromissen“ und Bündnissen aller Art auf den „Ökonomismus“ zurück, weil sie alle letztlich auf der Überzeugung gründen, die ökonomische Gesetzmäßigkeit, wie sie vor allem in kapitalistischen Krisen zum Vorschein kommt, würde an sich schon zum Sozialismus führen. Für Gramsci war diese Ansicht über das Wirken ökonomischer Krisen „ein regelrechter historischer Mystizismus, die Erwartung einer Art wundersamen Blitzschlages“. [348]
In Wirklichkeit verhält es sich genau umgekehrt:
Ausgeschlossen kann werden, dass die unmittelbaren Wirtschaftskrisen von sich aus fundamentale Ereignisse hervorbringen; sie können nur einen günstigeren Boden für die Verbreitung bestimmter Weisen bereiten, die für die ganze weitere Entwicklung des staatlichen Lebens entscheidenden Fragen zu denken, zu stellen und zu lösen. [349]
Für Gramsci müsste eine echte marxistische Analyse einer Situation die konkrete Untersuchung der vorhandenen Kräfteverhältnisse beinhalten, um diese zu eigenen Gunsten zu verschieben. Eine solche Analyse müsste mindestens drei „Momente“ oder „Ebenen“ beinhalten und diese zugleich voneinander unterscheiden:
Insbesondere mit dem zweiten, politischen Moment beschäftigt sich Gramsci.
Gramsci schreibt also Philosophien, Weltanschauungen und Ideen, die Menschen vertreten, eine wichtige und aktive Rolle in der Geschichte zu. Natürlich macht ihn das anfällig für den Vorwurf des Voluntarismus und des Idealismus (solche Anschuldigungen waren gang und gäbe in innerparteilichen Kämpfen). Aber Gramsci geht es nicht um Philosophie im Abstrakten, sondern um die konkrete historische Entwicklung bestimmter Philosophien und vor allem um ihre Auswirkungen auf den „Alltagsverstand“ und den „gesunden Menschenverstand“ der Massen. [351]
Dass eine Masse von Menschen dahin gebracht wird, die reale Gegenwart kohärent und auf einheitliche Weise zu denken, ist eine „philosophische“ Tatsache, die viel wichtiger und „origineller“ ist, als wenn ein philosophisches „Genie“ eine neue Wahrheit entdeckt, die Erbhof kleiner Intellektuellengruppen bleibt. [352]
Gramsci beharrt darauf, dass alle Menschen „Philosophen sind, sei es auch auf ihre Weise, unbewusst“. [353] Was fehlt, ist die Verwandlung der unter den Massen vorhandenen impliziten, widersprüchlichen und fragmentieren Ideen in ein kritisches und systematisches Bewusstsein, das in den kollektiven Willen zur Aktion übergehen kann. Isolierte Individuen entwickeln jedoch nicht spontan eine Weltanschauung. Es muss eine aktive Kraft geben, „ein Zentrum der Bildung, der Ausstrahlung, der Verbreitung“, die auf eine theoretische und praktische Entwicklung dieser hin arbeitet. [354]
Seine Philosophie der Praxis mit ihrer Betonung bewussten menschlichen Handelns in der Geschichtsschreibung und seine Ablehnung jeden mechanistischen und rigiden Determinismus führte Gramsci direkt zu der Frage der revolutionären Partei und wappnete ihn auch dafür. Allein auf der Basis philosophischer Differenzen hätte er allerdings die Theorie der Partei nicht entscheidend weiterentwickeln können. [355] Es bedurfte eines zweiten Elements, nämlich seiner aktiven Teilnahme an der politischen Praxis der Arbeiterbewegung und seiner daraus gezogenen Analysen. Darauf wollen wir jetzt näher eingehen.
Die für sein Denken prägende politische Erfahrung war der vom Proletariat Turins angeführte Aufstand der italienischen Arbeiter in den Jahren 1919 bis 1920. Gramscis Eingreifen in diese Ereignisse durch die Wochenzeitung L’Ordine Nuovo brachte ihn in engsten Kontakt mit den Turiner Arbeitern. Er erinnert sich:
Zu jener Zeit wurde keine Initiative ergriffen, die nicht in der Wirklichkeit geprüft worden wäre [...] oder die Meinungen der Arbeiter nicht gänzlich berücksichtigte. Aus diesem Grund erschienen unsere Initiativen als Deutung eines erspürten Bedürfnisses, nie als kalte Durchführung eines vorgefertigten Schemas. [356]
Gramscis große Leistung in der Redaktion der L’Ordine Nuovo war die Übertragung des Konzepts der Sowjets auf die italienische Situation: Er trat für die Weiterentwicklung der spontan entstandenen internen Fabrikkommissionen zu Fabrikräten als Grundlage eines neuen Staats ein. In einer wichtigen, im Jahr 1920 verfassten Passage resümiert Gramsci seine Grundvorstellung von Kommunismus:
Wir haben deshalb darauf bestanden: 1. dass die Revolution nicht notwendigerweise proletarisch und kommunistisch ist, wenn sie den Sturz des bürgerlichen Staats vorschlägt und erreicht; 2. noch dass sie proletarisch und kommunistisch ist, wenn sie die Vernichtung der repräsentativen Einrichtungen und des Verwaltungsapparats vorschlägt und erzielt, wodurch die Zentralregierung die politische Macht der Bourgeoisie ausübt; 3. dass sie nicht proletarisch und kommunistisch ist, auch wenn auf der Woge des Volksaufstands die Macht in die Hände von Menschen gelegt wird, die sich Kommunisten nennen (und es auch wirklich sind). Die Revolution ist proletarisch und kommunistisch, nur insofern sie proletarische und kommunistische Produktivkräfte befreit, Kräfte, die sich innerhalb der von der Kapitalistenklasse beherrschten Gesellschaft entwickeln. Sie ist proletarisch und kommunistisch, insofern sie das Wachstum und die Systematisierung der proletarischen und kommunistischen Kräfte fördert und befördert, die mit der geduldigen, methodischen Arbeit beginnen können, die für den Aufbau einer neuen Ordnung in den Produktions- und Verteilungsverhältnissen notwendig ist. [357]
Von dieser Hervorhebung der kreativen, konstruktiven Aspekte der Arbeiterrevolution im Gegensatz zum destruktiven Aspekt des Sturzes des Kapitalismus war Gramscis gesamtes Denken geprägt.
Die Turiner Erfahrung war allerdings auch eine negative, insofern sie die entscheidende Schwäche der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) und der ganzen Tradition des italienischen maximalistischen Sozialismus bloßlegte. Die Hauptrichtung des italienischen Sozialismus unterschätzte sträflichst die Bedeutung der Fabrikkomitees, in denen sie eine Bedrohung für die bestehende Gewerkschaftsordnung erblickte. Das Turiner Proletariat wurde im Stich gelassen und musste allein kämpfen. Die PSI verharrte im entscheidenden Moment in bürokratischer Lähmung und zeigte sich unfähig oder nicht bereit, der aufstrebenden revolutionären Bewegung eine schlüssige Führung zu bieten. Schließlich verlor die Bewegung an Schwung und der mörderischen Konterrevolution, die ihren Höhepunkt in Mussolinis „Marsch auf Rom“ fand, war der Weg bereitet. Gramsci reagierte auf diesen Verrat mit einer verheerenden Kritik unter der Überschrift „Für die Erneuerung der Sozialistischen Partei“ [358], in der er die Parteiführung wegen ihres Versäumnisses angriff, eine von reformistischen und nicht kommunistischen Elementen gesäuberte und homogene Kampfpartei zu schaffen, wegen der unterlassenen Einbindung der Partei in die Dritte Internationale, ihrer mangelnden revolutionären Opposition in dem italienischen Gewerkschaftsbund Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL), ihres Festhaltens an der parlamentarischen Demokratie und ihrer Ablehnung, den Kampf um die Macht zu führen. In seinen Thesen, die Lenins Unterstützung fanden, kam er zu folgenden Schlüssen:
Die Existenz einer geschlossenen und hoch disziplinierten kommunistischen Partei mit Zellen in den Fabriken, in den Gewerkschaften und in den Genossenschaften, die in ihrem leitenden Zentralkomitee die ganze revolutionäre Aktion des Proletariats koordinieren und zentralisieren kann, ist die grundsätzliche und unentbehrliche Bedingung für jedes Experiment mit Sowjets. [359]
Es war somit nicht nur seine philosophische Haltung, sondern auch die praktische Erfahrung, die Gramsci an die Parteifrage heranführte. Am Anfang blieb seine Originalität im Verborgenen und er konnte noch keine unabhängige Politik verfolgen. Das war zum Teil dem Druck der Ereignisse in einer Zeit wachsender faschistischer Repression geschuldet, zum Teil aber auch der Position, die er innerhalb der neu gegründeten Kommunistischen Partei Italiens (PCI) einnahm. Die PCI war zwischen der dominierenden Persönlichkeit Amadeo Bordigas, einem unbeugsamen Linksradikalen, und einem von Angelo Tasca angeführten opportunistischen rechten Flügel gespalten. Gramsci war grundsätzlich anderer Meinung als Bordiga, schätzte aber seine Anwesenheit in der Parteiführung und wollte ihn nicht herausfordern aus Angst, dass dadurch die Partei in die Hände Tascas geraten könnte. Erst nach seiner Inhaftierung im Jahr 1926 hatte Gramsci die Gelegenheit, seine Ideen zu entwickeln und darzulegen, zu einem Zeitpunkt, als auch die internationale Entwicklung seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Er wollte die Lehren aus der Niederlage der revolutionären Woge nach dem Krieg ziehen, nicht bloß in Italien, sondern in ganz Europa. Das Aufkommen des faschistischen korporatistischen Staates und des Fordismus in Amerika waren in seinen Augen Phänomene, die die Arbeiterbewegung vor neue strategische Herausforderungen stellten.
Vor diesem Hintergrund begann Gramsci, in seinen Gefängnisschriften seine Vorstellung von der revolutionären Partei auszuarbeiten.
Bei seiner Annäherung an die Frage der Partei greift Gramsci in seinen Gefängnisheften auf Machiavellis Der Fürst zurück. Machiavellis Bedeutung für Gramsci lag in seinem bahnbrechenden Versuch, einen Weg aufzuzeigen, wie ein nationaler Kollektivwille zur Gründung eines neuen Staats (eines vereinten bürgerlichen Italiens) geschaffen werden konnte. Gramsci spricht von einem „vorzeitige[n] Jakobinismus Machiavellis“ [360], der in der Mythengestalt des „Fürsten“ die politische Führung, die Strategie und die Taktik skizzierte, die für das Erreichen dieses Ziels notwendig waren. Die Gründung eines neuen Arbeiterstaats erforderte ebenfalls eine solche politische Führung – einen „modernen Fürsten“. Aber, sagt Gramsci:
Der moderne Fürst [...] kann keine wirkliche Person, kein konkretes Individuum sein, er kann nur ein Organismus sein; ein komplexes Gesellschaftselement, in welchem ein Kollektivwille schon konkret zu werden beginnt, der anerkannt ist und sich in der Aktion teilweise behauptet hat. Dieser Organismus ist durch die geschichtliche Entwicklung bereits gegeben und ist die politische Partei, die erste Zelle, in welcher Keime von Kollektivwillen zusammengefasst werden, die dahin tendieren, universal und total zu werden. [361]
Sich durchgehend auf die weiter oben dargestellten philosophischen Prinzipien stützend, wendet Gramsci seine Beschreibung der erforderlichen Attribute eines erfolgreichen Fürsten auf die revolutionäre Partei an. Leider geht er dabei nicht systematisch vor, sondern in einer Reihe sehr ausführlicher und komplizierter, lose aneinandergereihter Anmerkungen, worin sich Instruktionen für die marxistische Partei mit analytischen Aussagen über Parteien ganz allgemein abwechseln. Eine kurze Studie wie diese muss sich notgedrungen darauf beschränken, die Hauptthemen herauszuschälen und ihnen eine Struktur zu geben, die im Original fehlt oder zumindest nicht explizit vorhanden ist. Dieser Vorgehensweise haftet eine gewisse Willkür an, das lässt sich aber nicht vermeiden.
Ein nützlicher Ausgangspunkt für das Verständnis der theoretischen Originalität Gramscis ist seine Vorstellung von der „Doppelperspektive“, die die Partei einnehmen muss. Der Begriff selbst ist Teil XIII der Thesen über Taktik entnommen, die auf Vorschlag Sinowjews vom Fünften Weltkongress der Komintern angenommen wurden. [362] Aber Gramsci erweitert den Begriff und gibt ihm eine wesentlich universellere Bedeutung, als sein Urheber intendierte. Er schreibt von den
[v]erschiedene[n] Ebenen, auf denen die Doppelperspektive auftreten kann, von den elementarsten bis zu den komplexesten, die sich aber, entsprechend der tierischen und menschlichen Doppelnatur des Machiavelli’schen Zentauren, theoretisch auf zwei grundlegende Ebenen reduzieren lassen, des Zwangs und des Konsenses, der Autorität und der Hegemonie, der Gewalt und der Kultur, des individuellen Moments und des universellen (der „Kirche“ und des „Staates“), der Agitation und der Propaganda, der Taktik und der Strategie usw. [363]
Gramsci widersetzt sich jeder mechanistischen Trennung der beiden Ebenen oder dem Versuch, sie als zeitlich getrennte, aufeinanderfolgende Stufen darzustellen. Das Element der Zustimmung ist immer vorhanden bei der Anwendung von Gewalt, ebenso das Element der Gewalt bei der Erwirkung von Zustimmung. Die Herausgeber der Gefängnishefte stellen fest:
Vielleicht lässt sich hier der Versuch zur Theoretisierung des Kampfs erkennen, den Gramsci in der PCI gegen Bordiga einerseits und Tasca andererseits ausfocht. Bordiga würde demnach die undialektische Isolierung des Moments der Gewalt, der Dominanz und so weiter repräsentieren, Tasca die parallele Isolierung des Moments der Zustimmung, der Hegemonie. Gramsci versuchte, eine Theorie der Einheit der beiden Perspektiven zu formulieren. [364]
Aber wie er bei der revolutionären Dialektik von Zerstörung und Wiederaufbau das Moment des Wiederaufbaus hervorhebt, so betont er den Konsens und geht in seiner Forschung davon aus, obwohl er das Moment der Gewalt nie aus dem Blickfeld verliert. Der Grund für diese Schwerpunktsetzung ist teilweise seiner Polemik gegen den Bordigismus geschuldet, Gramscis wichtigster Beweggrund war allerdings seine Neubewertung der Aufgaben der revolutionären Partei angesichts der Niederlage der revolutionären Woge nach dem Krieg und der Entwicklung des modernen Kapitalismus.
Die „Doppelperspektive“ zwingt sich der revolutionären Partei auf, weil auch die herrschende Klasse sich auf dasselbe Prinzip einer Mischung aus in der politischen Staatsmacht institutionalisierter Diktatur und in der bürgerlichen Gesellschaft institutionalisierter Hegemonie stützt. Die repressive Staatsmacht und die Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft entwickeln sich aber nicht gleichmäßig, und das Verhältnis beider zueinander wechselt nach Land und Zeit. Die revolutionäre Partei muss eine konkrete Analyse dieses Verhältnisses vornehmen und ihre Strategie entsprechend ausrichten. Das Scheitern der Revolution im Westen nach dem Krieg erkläre sich, so Gramsci, aus dem grundsätzlichen Unterschied zwischen Russland und dem Westen in dieser Hinsicht.
Im Osten war der Staat alles, die Zivilgesellschaft war in ihren Anfängen und gallertenhaft; im Westen bestand zwischen Staat und Zivilgesellschaft ein richtiges Verhältnis, und beim Wanken des Staates gewahrte man sogleich eine robuste Struktur der Zivilgesellschaft. [365]
In den „fortgeschrittensten Staaten“ war die
[...] „Zivilgesellschaft“ eine sehr komplexe und gegenüber den katastrophenhaften „Durchbrüchen“ des unmittelbaren ökonomischen Elements (Krisen, Depressionen usw.) widerstandsfähige Struktur geworden [...]. [366]
In Russland hingegen stand der kapitalistische Staat mit seinen repressiven Funktionen isoliert da und war anfällig für einen raschen Frontalangriff, aber im Westen, wo der Kapitalismus älter war und viel tiefere Wurzeln in der Gesellschaft geschlagen hatte, erforderte es eine andere Strategie. Eine Analogie aus der Militärstrategie heranziehend nennt Gramsci den einen „Bewegungskrieg“ und den anderen „Stellungskrieg“. [367] An anderen Stellen der Gefängnishefte wirft Gramsci die Frage des Übergangs vom Bewegungskrieg zum Stellungskrieg auf – nicht als Gegensatz zwischen Russland und dem Westen, sondern als Frage des Zeitpunkts: „[I]n der gegenwärtigen Epoche hat es den Bewegungskrieg politisch vom März 1917 bis zum März 1921 gegeben, gefolgt von einem Stellungskrieg [...]“. [368]
Das muss sich nicht widersprechen, da Gramsci möglicherweise andeuten will, dass der Bewegungskrieg im fortgeschrittenen Kapitalismus schon immer ein untaugliches Mittel war, was aber erst nach den Niederlagen von 1921 und mit der Wendung der Komintern zur Einheitsfrontpolitik richtig verstanden wurde.
Im Gegensatz zum Bewegungskrieg mit der Aussicht auf einen raschen Sieg impliziert der Stellungskrieg eine langwierige (wechselseitige) „Belagerung“ [369], die „außerordentliche Qualitäten der Geduld und des Erfindungsgeistes erforderlich“ [370] machen. Die über mannigfaltige institutionelle und verbandsmäßige, tief in das „Alltagswissen“ hineinreichende Kanäle erwirkte Zustimmung der Massen zu der Autorität der herrschenden Klasse muss von der um ihre Hegemonie ringende Partei auf drei miteinander verbundenen Ebenen bekämpft werden. Erstens auf der Ebene von Bündnissen:
Das Proletariat kann in dem Maße zur führenden und herrschenden Klasse werden, wie es ihm gelingt, ein System von Klassenbündnissen zu schaffen, das ihm gestattet, die Mehrheit der werktätigen Bevölkerung gegen den Kapitalismus und den bürgerlichen Staat zu mobilisieren [...] [371]
Gramsci weist darauf hin, dass solche Bündnisse notgedrungen ein Element des Kompromisses enthalten: „Wenn die Einheit zweier Kräfte notwendig ist, um eine dritte zu besiegen, ist [...] die einzige konkrete Möglichkeit [...] der Kompromiss“. [372] Die prinzipielle, linksradikale Ablehnung von Kompromissen und in der Folge von Bündnissen, argumentiert er, ist ein Produkt ihres fatalistischen „Ökonomismus“:
[...] da die günstigen Bedingungen schicksalhaft eintreten müssen [...], ergibt sich nicht nur die Nutzlosigkeit, sondern die Schädlichkeit jeder willentlichen Initiative, die darauf abzielt, diese Situation nach einem Plan vorzubereiten. [373]
Gerade in der italienischen Situation, in der die Revolution das Bündnis des Proletariats des Nordens mit der Bauernschaft des Südens voraussetzte, war diese Frage von strategischer Bedeutung. Der italienische Sozialismus hatte hier vollkommen versagt. Um Hegemonie zu erlangen, muss die Partei alle sektiererischen Tendenzen überwinden. Daher auch Gramscis Ablehnung von Stalins Taktik der „Dritten Periode“ (obwohl das damals unter der Decke gehalten wurde [374]).
Die zweite Ebene, auf der der Kampf um Hegemonie geführt werden muss, ist die Schulung der eigenen Kräfte. Für den Stellungskrieg reicht die Mobilisierung der Arbeitermassen hinter Tagesforderungen und Parolen nicht aus. Vielmehr müssen sie in ihrer Sprache angesprochen und überzeugt werden und zu einer „dauerhaft organisierte[n] und von langer Hand vorbereitete[n] Kraft“ zusammengeschweißt werden, „die man vorrücken lassen kann, wenn man eine Situation als günstig einschätzt“. [375] Um das zu erreichen, darf die Partei
1. niemals müde [...] werden, die eigenen Argumente zu wiederholen (und dabei literarisch ihre Form abzuwandeln): die Wiederholung ist das wirksamste didaktische Mittel, um auf die Mentalität des Volkes einzuwirken; 2. unablässig daran [...] arbeiten, immer breitere Volksschichten intellektuell zu heben [...] [376]
Das erfordert eine Korrektur des Gleichgewichts zwischen Agitation und Propaganda zugunsten Letzterer [377], denn die Partei darf nicht nur „ein mechanischer und passiver Ausdruck“ der Klasse sein, sie muss „nachdrücklich auf diese zurückwirken, um sie zu entwickeln, zu festigen und zu universalisieren“. [378] Der sektiererische Dogmatismus in der Theorie ist für eine solche Arbeit der „intellektuellen und moralischen Reform“ [379] tödlich, und Gramsci bekämpfte stets solche Erscheinungen wie plumpen Antiklerikalismus in der sozialistischen Propaganda. Das intellektuelle Niveau der Massen kann nicht durch Aufzwingen von Dogmen gehoben werden. Stattdessen müssen die „guten“ Elemente in ihrem „Alltagsverstand“ von verworrenen Vorurteilen abgespalten und es muss weiter daran gearbeitet werden, diese „guten“ Elemente zu erweitern und zu entwickeln. Dazu bedarf es einer durchdachten marxistischen Methode, nicht einer ökonomistischen.
Die dritte Ebene, die den Erfolg der beiden ersten bedingt, könnten wir als Kampf um die Intellektuellen bezeichnen, und dieser hat zwei Aspekte: Erstens ist es notwendig, eine „organische“ Schicht von Intellektuellen in den Reihen der Arbeiterklasse zu schaffen. Gramsci verwendet den Begriff „Intellektueller“ nicht im üblichen Sinn von Gelehrtem, Akademiker, großem Denker usw., sondern als Bezeichnung für jene Arbeiterinnen und Arbeiter, die eine klare Vorstellung von der Welt und den eigenen Zielen haben, am praktischen Leben aktiv teilnehmen, sich als „permanente Überzeuger“ betätigen und das organisierende und leitende Element in der Arbeiterklasse bilden. Mit anderen Worten sind sie das proletarische Gegenstück zu den organischen Intellektuellen der Bourgeoisie – den Ingenieuren, Volkswirten, Richtern, Rechtsanwälten und so weiter. [380]
Die intellektuelle Hebung breiterer Volksschichten erfordert, „Eliten von Intellektuellen eines neuen Typs hervorzurufen, die direkt aus der Masse hervorgehen und gleichwohl mit ihr in Kontakt bleiben, um zu ,Korsettstangen‘ derselben zu werden.“ Das ist es, was „wirklich das ideologische Panorama‘ einer Epoche verändert“. [381]
Aber Gramsci hegte keine utopischen Vorstellungen. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie schwierig intellektuelle Arbeit und systematisches Studium sind, insbesondere für Arbeiter, und erkannte an, dass die Ausbildung von Arbeiterintellektuellen ein langwieriger Prozess ist, der erst nach der Eroberung der Staatsmacht wirklich zum Abschluss gebracht werden kann.
Gleichzeitig muss Arbeit mit Blick auf nicht proletarische Intellektuelle geleistet werden, obwohl Gramsci sich auch hier der Beschränkung bewusst war:
Die Intellektuellen entwickeln sich aus Gründen ihres Wesens und ihrer geschichtlichen Funktion langsam, viel langsamer als jede andere soziale Gruppe. [...] Zu meinen, [sie] könne[n] in der Masse mit der ganzen Vergangenheit brechen, um sich vorbehaltlos auf den Boden einer neuen Ideologie zu stellen, ist absurd. Absurd ist dies für die Intellektuellen als Masse und wohl auch im Hinblick auf die meisten Intellektuellen, jeden einzeln genommen, und zwar ungeachtet aller ehrlichen Anstrengungen, die sie machen und machen wollen. Uns interessieren nun die Intellektuellen als Masse und nicht als Individuen. Es ist gewiss wichtig und nützlich für das Proletariat, dass sich einer oder mehrere Intellektuelle individuell zu seinem Programm und zu seiner Lehre bekennen, im Proletariat aufgehen, mit ihm verschmelzen und sich als Teil des Proletariats fühlen. [...] Aber ebenso wichtig und nützlich ist es, dass es in der Masse der Intellektuellen zu einem geschichtlich bestimmten Bruch organischen Charakters kommt, dass sich eine linke Strömung im modernen Sinne des Wortes als Massenformation herausbildet, eine Strömung also, die sich auf das revolutionäre Proletariat orientiert. [382]
Das ist notwendig, nicht bloß um die Aufrechterhaltung der bürgerlichen Hegemonie im Allgemeinen zu untergraben, sondern weil die Intellektuellen in Gramscis Konzept eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung eines Systems von Bündnissen zwischen der herrschenden Klasse und untergeordneten Schichten spielen und eine entsprechende Rolle in einem von der Partei des Proletariats angeführten Bündnis spielen können. Auf Italien bezogen analysiert Gramsci die Rolle der Intellektuellen im Agrarblock des Südens, wo sie als Vermittler zwischen den Bauern und den Großgrundbesitzern fungierten. Eine linke Strömung unter den Intellektuellen sei eine der Voraussetzungen, um diesen Block aufzubrechen und das Bündnis der Bauernschaft mit dem Proletariat zu sichern. In diesem Zusammenhang merkt Gramsci an, dass die Anziehungskraft der revolutionären Partei für Intellektuelle im Allgemeinen um so größer ist, je entwickelter die Schicht der organischen Intellektuellen des Proletariats. Umgekehrt werden solche Intellektuelle eher abgestoßen, wenn ihnen nur vulgärmaterialistische Interpretationen der marxistischen Theorie angeboten werden.
Prägend für Gramscis Parteitheorie ist sein Verständnis von dem Verhältnis zwischen Spontaneität und bewusster Führung, das gewissermaßen dem zwischen Partei und Klasse entspricht. Dieses Verhältnis ist von grundlegender Bedeutung für die marxistische Parteitheorie. Seine Darstellung des Problems weist über Rosa Luxemburg, den frühen Lenin und Lukacs weit hinaus und entspricht am ehesten der Position des reifen Lenins. Gramsci kritisiert gleich zu Beginn das Konzept der reinen Spontaneität:
Jedoch muss hervorgehoben werden, dass es in der Geschichte die „reine“ Spontaneität nicht gibt: sie würde mit der „reinen“ Mechanizität zusammenfallen. In der „spontansten“ Bewegung sind die Elemente „bewusster Führung“ einfach unkontrollierbar, sie haben kein feststellbares Zeugnis hinterlassen. Man kann sagen, dass das Element der Spontaneität daher charakteristisch für die „Geschichte der subalternen Klassen“ ist, ja sogar der marginalsten und periphersten Elemente dieser Klassen [...]
Es gibt also eine „Vielfalt“ von Elementen „bewusster Führung“ in diesen Bewegungen, aber keines von ihnen ist vorherrschend oder überschreitet das Niveau der „Populärwissenschaft“ einer bestimmten sozialen Schicht, des „Alltagsverstandes“ oder der [traditionellen] Weltauffassung dieser bestimmten Schicht. [383]
Gramsci missbilligt die Darstellung von Spontaneität als etwas dem Marxismus Entgegensetztes und ihre Preisung als politische Methode. Dieser theoretische und praktische Fehler beruht auf einem „engstirnigen Widerspruch, der die offenbare praktische Ursache durchscheinen lässt, d. h. den unmittelbaren Willen, eine bestimmte Führung durch eine andere zu ersetzen“. [384] Eine verächtliche Haltung zur Spontaneität der Massen lehnt er aber genauso entschieden ab.
Die sogenannten „spontanen“ Bewegungen zu vernachlässigen oder schlimmer, sie geringzuschätzen, d. h. darauf zu verzichten, ihnen eine bewusste Führung zu geben, sie auf eine höhere Stufe zu heben, indem man sie in die Politik eingliedert, kann oft sehr ernsthafte und schwerwiegende Folgen haben. Fast immer geht eine „spontane“ Bewegung der subalternen Klassen mit einer reaktionären Bewegung der Rechten der herrschenden Klasse einher aufgrund von zusammenwirkenden Ursachen: eine ökonomische Krise zum Beispiel löst Unzufriedenheit in den subalternen Klassen und spontane Massenbewegungen auf der einen Seite aus, und auf der anderen Seite bewirkt sie Komplotte der reaktionären Gruppen, die von der objektiven Schwächung der Regierung profitieren und Staatsstreiche versuchen. Zu den auslösenden Ursachen dieser Staatsstreiche muss man den Verzicht der verantwortungstragenden Gruppen zählen, den spontanen Bewegungen eine bewusste Führung zu geben und sie daher zu einem positiven politischen Faktor werden zu lassen. [385]
Obwohl Gramsci anschließend auf den Aufstand der Sizilischen Vesper von 1282 Bezug nimmt (wahrscheinlich um den Zensor abzulenken), denkt er offensichtlich an die Haltung der PSI und der Bordigisten während der Ereignisse von 1919/20 als einen Faktor, der Mussolinis Siegeszug ermöglichte.
Als Beispiel für das richtige Verständnis von dem Verhältnis zwischen Spontaneität und bewusster Führung führt Gramsci die Arbeit der Gruppe Ordine Nuovo an.
Die Turiner Bewegung wurde gleichzeitig angeklagt, „spontaneistisch“ und „voluntaristisch“ oder bergsonianisch (!) zu sein. Die widersprüchliche Anklage zeigt, wenn man sie analysiert, die Fruchtbarkeit und die Richtigkeit der ihr aufgeprägten Führung. Diese Führung war nicht „abstrakt“, sie bestand nicht darin, mechanisch wissenschaftliche oder theoretische Formeln zu wiederholen: sie verwechselte die Politik, das wirkliche Handeln nicht mit der theoretischen Abhandlung. Sie wurde angewendet auf wirkliche historische Menschen, die sich in bestimmten historischen Verhältnissen gebildet haben, mit bestimmten Gefühlen, Sichtweisen, Bruchstücken von Weltauffassungen usw., die sich aus den „spontanen“ Verbindungen eines gegebenen Milieus materieller Produktion mit der „zufälligen“ Ansammlung disparater sozialer Elemente darin ergab. Dieses Element von „Spontaneität“ wurde nicht vernachlässigt und viel weniger noch verschmäht: es wurde erzogen, wurde ausgerichtet, wurde gereinigt von all dem, was als Nichtdazugehöriges trüben konnte, um es homogen zu machen, aber in lebendiger, historisch wirksamer Art, mit der modernen Theorie. Man sprach selbst vonseiten der Führenden von „Spontaneität“ der Bewegung; es war richtig, dass man davon sprach: diese Aussage war ein Stimulans, ein Stärkungsmittel, ein Element der Tiefenvereinigung, sie war mehr als alles andere die Verneinung, dass es sich um etwas Willkürliches, Abenteuerliches, Künstliches [und nicht historisch Notwendiges] handele. Sie gab der Masse ein „theoretisches“ Bewusstsein einer Schöpferin historischer und institutioneller Werte, einer Staatsgründerin.
Diese Einheit der „Spontaneität“ und der „bewussten Führung“ oder auch der „Disziplin“ ist eben das wirkliche politische Handeln der subalternen Klassen, insofern es Politik der Masse und nicht einfach Abenteuer von Gruppen ist, die sich auf die Masse berufen. [386]
Aufbauend auf dieser Analyse nähert sich Gramsci – von einem anderen Blickwinkel als Lenin in Was tun? – der „grundsätzlichen theoretischen Frage“, ob der Sozialismus von außen in die Arbeiterklasse getragen werden muss. Gramsci fragt:
[K]ann die moderne Theorie in Gegensatz zu den „spontanen“ Gefühlen der Masse stehen? („spontan“ im Sinne, dass sie nicht einer systematischen Erziehungstätigkeit vonseiten einer schon bewussten Führungsgruppe geschuldet sind, sondern sich durch die vom „Alltagsverstand“, d. h. von der traditionellen popularen Weltauffassung erhellte tägliche Erfahrung gebildet haben [...]). [387]
Und seine Antwort lautet:
Sie kann nicht im Gegensatz stehen: zwischen ihnen gibt es einen „quantitativen“, gradmäßigen, keinen qualitativen Unterschied: eine sozusagen wechselseitige „Zurückführung“ muss möglich sein, ein Übergang von den einen zur andern und umgekehrt. [388]
Der Gegensatz zwischen Gramscis Ansicht und der des frühen Lenins und auch Lukacs’ liegt auf der Hand. Gramsci sieht das vorhandene Bewusstsein, die Erfahrung und die Praxis der Arbeiterklasse in einem wechselseitigen Verhältnis zum potenziellen sozialistischen Klassenbewusstsein (was in Was tun? und in Geschichte und Klassenbewusstsein abgestritten wird), ohne dabei das Gegenteil, in Spontaneismus zu verfallen.
Aber Gramsci befasst sich nicht bloß mit den strategischen Aufgaben der Partei und damit, wie das Verhältnis zur Mehrheit der Arbeiterklasse aussehen sollte. Die Gefängnishefte enthalten auch mehrere Bemerkungen über die Organisationsweise und das Parteileben, die zur Erfüllung der ihr zugeschriebenen Rolle erforderlich sind. „Im Übrigen liefert das Funktionieren der gegebenen Partei Unterscheidungskriterien: wenn die Partei fortschrittlich ist, funktioniert sie „demokratisch“ (im Sinne eines demokratischen Zentralismus), wenn die Partei rückschrittlich ist, funktioniert sie „bürokratisch“ (im Sinne eines bürokratischen Zentalismus).“ [389]
Bei all dem enthält Gramscis Bild von der Partei und ihrer Mitgliedschaft keine Spur von Utopismus. Es steht fest, „dass es tatsächlich Regierte und Regierende, Führer und Geführte gibt. Die ganze politische Wissenschaft und Kunst beruht auf dieser grundlegenden, (unter bestimmten allgemeinen Bedingungen) unverrückbaren Tatsache“. [390] Und obwohl diese Teilung „in letzter Instanz auch auf eine Teilung in Gesellschaftsgruppen zurückgeht“ [391], auf die Klassenspaltung, wirkt sie sich auch in gesellschaftlich homogenen Gruppen und somit selbst in Parteien aus. Von dieser Prämisse ausgehend, teilt er die Mitgliedschaft der Partei in drei Gruppen auf:
1. Ein verbreitetes Element gewöhnlicher, durchschnittlicher Menschen, deren Beteiligung sich durch Disziplin und Treue anbietet, nicht durch schöpferischen und in hohem Maße organisatorischen Geist. Ohne sie würde es die Partei nicht geben, das ist wohl wahr, aber es ist ebenso wahr, dass es die Partei mit ihnen „allein“ auch nicht geben würde. Sie sind eine Kraft, sofern es jemanden gibt, der sie zentralisiert, organisiert, diszipliniert [...] 2. Das hauptsächliche Kohäsivelement, das im nationalen Maßstab zentralisiert und ein Ensemble von Kräften wirksam und mächtig werden lässt, die, sich selbst überlassen, nichts oder kaum etwas zählen würden; dieses Element ist mit einer in hohem Maße kohäsiv wirksamen, zentralisierenden, disziplinierenden und (vielleicht gerade deshalb) erfinderischen Kraft begabt [...] 3. Ein mittleres Element. welches das erste mit dem dritten Element verknüpft, sie nicht nur in „physischen“, sondern moralischen und intellektuellen Kontrakt miteinander bringt. [392]
Gramsci macht kein Geheimnis daraus, dass von den drei Elementen das zweite Element der Führung die größte Bedeutung hat:
[Z]war würde dieses Element allein die Partei nicht bilden, doch würde es diese mehr bilden als das zuerst betrachtete Element. Es wird von Offizieren ohne Armee gesprochen, in Wirklichkeit ist es aber einfacher, eine Armee aufzustellen, als Offiziere auszubilden. [393]
Dieser „Realismus“ wird durch eine andere, genauso grundsätzliche Voraussetzung wieder ausgeglichen.
Bei der Heranbildung der Führer ist die Voraussetzung wesentlich: will man, dass es immer Regierte und Regierende gibt, oder will man die Bedingungen schaffen, unter denen die Notwendigkeit der Existenz dieser Teilung verschwindet? [394]
Da Gramscis Ziel zweifellos Letzteres ist, dürfen Führungsautorität und Disziplin nicht beruhen auf passiver und gleichgültiger Annahme von Befehlen noch auf der mechanischen Durchführung einer Aufgabe (was jedoch in bestimmten Situationen immer noch notwendig sein wird), sondern auf der bewussten und besonnenen Einsicht in die zu erfüllende Weisung. [395]
Was innerhalb der Partei verwirklicht werden muss, ist „,Zentralismus‘ in Bewegung [...], das heißt eine ständige Anpassung der Organisation an die wirkliche Bewegung, eine Abstimmung der Anstöße von unten mit dem Kommando von oben, eine fortwährende Einordnung der aus der Tiefe der Masse aufschießenden Elemente in den festen Rahmen des Führungsapparates, der die Kontinuität und die regelmäßige Akkumulation der Erfahrungen sichert“. [396] Wir sind konfrontiert mit „einer der wichtigsten, die politische Partei betreffenden Fragen, und zwar mit der Fähigkeit der Partei, dem Geist der Routine und den Tendenzen entgegenzuwirken, zu verknöchern und anachronistisch zu werden“. [397] Parteien werden geschaffen, um auf Krisensituationen vorzubereiten, um bei historischen Wendungen handeln zu können, aber oft werden sie von Routine geprägt und sind unfähig, sich auf neue Aufgaben einzustellen. In dieser Hinsicht ist der Hauptfeind die Bürokratie:
Die Bürokratie ist die gefährlichste Routine- und Beharrungsmacht; wenn sie schließlich eine solidarische Körperschaft bildet, die für sich steht und sich von der Masse unabhängig fühlt, wird die Partei schließlich anachronistisch, und in den Augenblicken akuter Krise wird sie ihres gesellschaftlichen Inhalts entleert und schwebt gleichsam in der Luft. [398]
Aber diese Frage darf nicht nur einseitig betrachtet werden – das Problem der Gewohnheit und der Routine besteht freilich, aber auch die Notwendigkeit, Kontinuität zu bewahren und eine Tradition zu begründen:
Es besteht zwar die Gefahr, „sich zu bürokratisieren“, aber jede organische Kontinuität zeigt diese Gefahr, auf die man aufpassen muss. Die Gefahr der Diskontinuität, der Improvisation ist noch größer. [399]
Wie bei der „Doppelperspektive“ und dem Verhältnis zwischen Partei und Klasse sieht Gramsci für das interne Parteileben eine dialektische Einheit von Führern und Geführten, Disziplin und Initiative, Kontinuität und Änderung vor.
Was ist mit der Behauptung, dass Gramsci „der Theoretiker der Revolution im Westen“ sei? Der Leninismus bewies sich in Russland und betrat dabei wichtiges Neuland für die Bewegung weltweit. Aber Gramsci mit seiner Analyse der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft und der tiefen Wurzeln der bürgerlichen Hegemonie sah deutlicher als alle anderen den grundlegenden Unterschied zwischen Russland und dem fortgeschrittenen Kapitalismus und ergänzte den Leninismus somit um eine wichtige Dimension. Gramsci wusste, dass Lenin und Trotzki ab 1921 dieser Problematik gewahr wurden, aber Lenin war mit Russland beschäftigt und sollte bald sterben und Trotzki, der auch von anderen Schwierigkeiten bedrängt war, hatte keine Gelegenheit, seine Einsichten über das Niveau der Taktik hinaus zu entwickeln. [400] Gramsci jedoch reflektierte die Implikationen seiner Analyse so gründlich und konkret, wie es die Isolation seiner Gefängniszelle nur erlaubte. Außerdem hat sich die Geschichte in dieser Hinsicht „auf Gramscis Seite“ geschlagen. Der westliche Kapitalismus hat viel größere Elastizität bewiesen, als die Marxisten der frühen Komintern wahr haben wollten, und Gramscis Studie „Amerikanismus und Fordismus“ [401] über die Ausweitung der Kontrolle der Bourgeoisie über die Gesellschaft zeigt eine beinahe prophetische Vorwegnahme der Entwicklungstendenzen im Kapitalismus.
Gramsci wurde auch auf philosophischer Ebene durch die Veröffentlichung von Marx’ Frühschriften und den Grundrissen und durch zahlreiche moderne Forschungen in marxistischer Philosophie bestätigt. Heute kann kein ernsthafter Marxist den unheilvollen Einfluss von Fatalismus und ökonomischem Determinismus auf die revolutionäre Bewegung in Zweifel ziehen. Spätere Marxisten haben mit ihren Einsichten in die Struktur der kapitalistischen Gesellschaft und in die marxistische Philosophie wertvolle Arbeit geleistet, aber Gramsci hebt sich von ihnen allen ab, weil er diese Einsichten zu einer zusammenhängenden, die Parteitheorie einschließenden revolutionären Strategie schmiedete. Gramsci ist der einzige Marxist, der der Leninschen Parteitheorie grundsätzlich Neues hinzugefügt hat.
Sein Beitrag muss dennoch mit einem Fragezeichen versehen werden. Denn seine Ideen sind nie in der Praxis getestet worden. Wie Machiavelli war er selbst nicht in der Lage, die Wirklichkeit zu ändern, „sondern einzig und konkret zu zeigen, wie die geschichtlichen Kräfte hätten wirken müssen, um erfolgreich zu sein“. [402]
Gramscis Ideen wurden auch von niemandem aufgegriffen und angewendet. Das konnte auch nicht anders sein, denn Gramscis Strategie setzt die Existenz einer leninistischen Partei voraus, die aber wegen des lang anhaltenden Nachkriegsaufschwungs einerseits und der Verwüstungen des Stalinismus andererseits nicht entstehen konnte. Kleine Organisationen oder gar Minigrüppchen können ihre Arbeit in Grenzen (und die sind ziemlich eng gezogen) nach den Grundprinzipien des Bolschewismus ausrichten. Das gilt nicht für die Ideen Gramscis. Der Bewegungskrieg wie auch der Guerillakrieg kann mit relativ geringen Kräften geführt werden, aber der Stellungskrieg erfordert eine Massenarmee. Ohne eine Massenpartei sind Bündnisse keine Bündnisse zwischen Klassen in einem historischen Block, sondern bloß eine zeitlich begrenzte Zusammenarbeit zwischen Gruppen, wobei theoretische und programmatische Unterschiede oft überdeckt werden. Ohne proletarische Massenbasis wird der Zusammenschluss organischer Intellektueller und der Versuch, traditionelle Intellektuelle für die Sache zu gewinnen, nicht die proletarische Hegemonie stärken, sondern zu scholastischem Intellektualismus und Akademismus herabsinken. Man muss wissen, dass Gramsci in einer Zeit schrieb, als die Grundprinzipien des Sozialismus in der Arbeiterklasse allgemein akzeptiert waren und die PCI bei ihrer Gründung 40.000 Mitglieder zählte, von denen 98 Prozent Arbeiter und weniger als 0,5 Prozent (insgesamt 245) Intellektuelle waren. [403] Zu glauben, seine Ideen ließen sich einfach auf eine Situation übertragen, in der die revolutionäre Bewegung von Studenten und Kleinbürgern dominiert und kaum in der Arbeiterklasse verankert ist, wäre völlig unhistorisch.
Wir wissen wirklich nicht, wie der Stellungskrieg in der Praxis aussehen wird. Daher kann eine Beurteilung der Parteitheorie Gramscis nur provisorisch sein. Wenn wir auch von der Geschlossenheit, der Tiefe, der Klugheit und der Konkretheit von Gramscis Ideen beeindruckt und überzeugt sind – es fällt schwer, das nicht zu sein –, so müssen wir doch auch feststellen, dass sie ihre entscheidende Prüfung noch bestehen müssen, wenn erneut revolutionäre Massenarbeiterparteien es mit dem fortgeschrittenen westlichen Kapitalismus aufnehmen werden.
338. Um den Gefängniszensor irrezuführen, vermied Gramsci die übliche marxistische Terminologie und jede Erwähnung bekannter Revolutionäre. So wird aus „Klasse“ „grundlegende soziale Gruppe“ aus „unterdrückte Klasse“ wird „subalterne Gruppe“. Trotzki ist Lew Davidowitsch, Lenin heißt Iljitsch oder „der neue große Theoretiker“, und der Marxismus ist die „Philosophie der Praxis“.
339. Gramsci, Antonio, Gefängnishefte (fortan Hefte), in zehn Bänden, Hamburg 1994, S. 1492, Bd. 6, [11:70] (in eckigen Klammern [Heft:Paragraph] – die Seiten sind über alle neun Bände durchnummeriert).
340. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1430 [11:27].
341. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1386 [11:12].
342. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1386 [11:12].
343. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1387 [11:12].
344. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1400 [11:15].
345. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 878 [7:24].
346. Gramsci, Hefte, Bd. 3, S. 499 [4:38].
347. Gramsci, Hefte, Bd. 3, S. 499 [4:38].
348. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 867 [7:10].
349. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1563 [13:17].
350. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1560–1562. [13:17].
351. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1377 [11:12].
352. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1377 [11:12].
353. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1375 [11:12].
354. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1598 [13:30].
355. Das zeigt uns das Beispiel von Lukacs, der an die Parteifrage ebenfalls auf Grundlage einer Kritik des mechanischen Materialismus heranging, aber gänzlich auf dem Gebiet der Philosophie verharrte. Lukacs betrachtete die Partei als Träger und Verkörperung des proletarischen Klassenbewusstseins, indem er jedoch Klassenbewusstsein auf ahistorische und rationalistische Weise auffasste, verfiel er in eine idealisierte und elitäre Vorstellung von Partei, die keine Bereicherung Lenins Theorie, sondern vielmehr einen Rückschritt darstellt.
356. Zitiert nach: Merrington, John, Theory and Practice in Gramsci’s Marxism, Socialist Register, 1968, S. 165. http://socialistregister.com/index.php/srv/article/view/5273/2174#.UuP80MW1LIV.
357. Gramsci, Antonio, Soviets in Italy, London 1969, S. 22–23.
358. In: Gramsci, Soviets in Italy, S. 23.
359. Gramsci, Soviets in Italy, S. 35.
360. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1539 [13:1]; auch Bd. 5, S. 957 [8:21].
361. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1537 [13:1].
362. Siehe: Gramsci, Antonio, Selections from Prison Notebooks, London 1971, Fußnote 70, S. 169.
363. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1553–1554 [13:14].
364. Gramsci, Selections from Prison Notebooks, S. 124.
365. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 874 [7:16].
366. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1589 [13:24].
367. Siehe Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1587–1590 [14:24].
368. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1244 [10:9].
369. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 816 [6:138].
370. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 816 [6:138].
371. Gramsci, Antonio, Einige Gesichtspunkte der Frage des Südens, in: Antonio Gramsci – vergessener Humanist? Eine Anthologie 1917–1936, Berlin 1991, S. 4445.
372. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1587 [13:23].
373. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1586 [13:23].
374. Gramscis Bruder Gennaro besuchte ihn im Gefängnis, um seine Haltung zur „Dritten Periode“ zu erfahren. Als klar war, dass er sie ablehnte, behielt er diese Information für sich aus Angst, sein Bruder könnte sonst aus der Partei ausgeschlossen werden. Siehe Fiori, Giuseppe, Antonio Gramsci: Life of a Revolutionary, London 1970, S. 252 f.
375. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1565 [13:17].
376. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1390 [11:12].
377. Gramsci argumentiert hier in Bezug auf die italienischen Parteien „im Allgemeinen“, aber wie so oft bei Gramscis „abstrakten“ Diskussionen folgen daraus Lehren für die Praxis revolutionärer Parteien; siehe Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 422 [3:119].
378. Gramsci, Bd. 2, Hefte, S. 422 [3:119].
379. Gramsci, Hefte, Bd. 3, S. 555 [4:75].
380. Siehe Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1497–1521 [12:1].
381. Gramsci, Hefte, Bd. 6, S. 1390 [11:12].
382. Gramsci, Einige Gesichtspunkte der Frage des Südens, in: Antonio Gramsci – vergessener Humanist? Eine Anthologie 1917–1936, Berlin 1991, S. 67f.
383. Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 369–370 [3:48].
384. Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 371 [3:48].
385. Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 372–373 [3:48].
386. Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 371–372 [3:48].
387. Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 372 [3:48].
388. Gramsci, Hefte, Bd. 2, S. 372 [3:48].
389. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1658 [14:34].
390. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1713 [15:4].
391. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1714 [15:4].
392. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1696 [14:70].
393. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1696 [14:70].
394. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1714 [15:4].
395. Zitiert in Pozzolini, Alberto, Antonio Gramsci: An Introduction to his Thought, London 1970, S. 65.
396. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1606 [13:36].
397. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1579 [13:23].
398. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1579 [13:23].
399. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 777–778 [6:84].
400. Gramsci, Hefte, Bd. 4, S. 873–74 [7:16]. Gramsci hält fest, dass Trotzki begonnen hatte, „die gegenwärtige Taktik“ entlang der vom Vierten Kongress der Kommunistischen Internationale vorgegebenen Linie zu überprüfen (siehe Selections from Prison Notebooks, S. 236). Paradoxerweise und aus Gründen, die lediglich Gegenstand von Spekulation sein können, wirft er Trotzki vor, „Theoretiker des Frontalangriffs zu einer Zeit [zu sein], in der dieser nur zur Niederlage führt“; siehe auch Bd. 4, S. 816 [6:138].
401. Gramsci, Antonio, Hefte, Bd. 9, S. 2061–2101.
402. Gramsci, Hefte, Bd. 7, S. 1556 [13:16].
403. Siehe Einführung zu: Selections from Prison Notebooks, London 1986, S. LIII.
5. Trotzkis doppeltes Vermächtnis | 7. Merkmale und Aufgaben der rev. Partei
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Zuletzt aktualisiert am 21. Dezember 2022