Leo Trotzki

 

Der Krieg und die Internationale

 

VII. Die revolutionäre Epoche

Am Ende des vorigen Jahrhunderts entbrannte in Deutschland ein heißer Streit über die Frage, welche Wirkung die Industrialisierung des Landes auf seine Wehrmacht ausübe. Die reaktionären Agrarpolitiker und Schriftsteller, wie Sehring, Karl Ballod, Georg Hansen u.a. wiesen nach, dass das schnelle Wachsen der städtischen Bevölkerung auf Kosten der ländlichen die Grundlagen der militärischen Kraft des Reiches geradezu untergrabe, und zogen daraus selbstverständlich patriotische Schlüsse im Geiste des agrarischen Protektionismus. Lujo Brentano und seine Schule hingegen verfochten einen gerade entgegengesetzten Standpunkt. Sie wiesen nach, dass die Industrialisierung der Wirtschaft nicht nur neue finanzielle und materiell-technische Quellen erschließe, sondern im Proletariat auch jene lebendige Kraft erzeuge, die befähigt sei, alle die neuen Mittel der Verteidigung und des Angriffs in Wirksamkeit zu bringen. Schon in Bezug auf die Erfahrung von 1870-71 führte Brentano autoritäre Urteile dafür an, dass „die aus dem überwiegend industriellen Westfalen stammenden Regimenter zu den besten zählen“ und erklärte diese Tatsache durchaus richtig mit der weitaus größeren Fähigkeit des Arbeiters, sich in neuen Verhältnissen zu orientieren und sich ihnen anzupassen.

Es erübrigt sich nun, zu fragen, wer von den Streitenden recht behielt. Der gegenwärtige Krieg beweist, dass Deutschland, welches die größten Fortschritte auf der Bahn des Kapitalismus gemacht hat, fähig war, die höchste militärische Kraft zu entwickeln. Gleichzeitig beweist dieser Krieg in Bezug auf alle in ihn hineingezogenen Länder, welche kolossale und dabei qualifizierte Energie das Proletariat in seiner kriegerischen Tätigkeit entfaltet. Das ist nicht der passive, herdenmäßige Heroismus der Bauernmasse, die durch fatalistische Unterwürfigkeit und religiösen Aberglauben zusammengeschweißt wird, das ist der individualisierte Opfermut, der, aus dem innern Drang heraufgewachsen, sich unter das Banner der Idee stellt. Die Idee, unter deren Banner jetzt das bewaffnete Proletariat steht, ist die Idee des kriegslustigen Nationalismus, die Todfeindin der wirklichen Interessen des Proletariats. Die herrschenden Klassen erwiesen sich mächtig genug, dem Proletariat ihre Idee aufzuzwingen, und das Proletariat hat bewusst seine Intelligenz, Leidenschaft und Opferwilligkeit in den Dienst der Sache seiner Klassenfeinde gestellt. In dieser Tatsache ist die furchtbare Niederlage des Sozialismus versiegelt. In ihr tun sich aber auch alle Möglichkeiten seines endgültigen Sieges auf. Es ist nicht zu bezweifeln, dass eine Klasse, die fähig ist, soviel Standhaftigkeit und Aufopferung in einem Kriege, den sie als einen „gerechten“ erkannt hatte, zu entfalten, sich noch fähiger erweisen wird, solche Eigenschaften zu entwickeln, wenn er weitere Gang der Ereignisse sie vor Aufgaben stellen wird, die der geschichtlichen Mission dieser Klasse wirklich würdig sind. Die Epoche des Erwachens, der Aufklärung und der Organisierung des Proletariats offenbarte in ihm ungeheure Quellen revolutionärer Energie, die im täglichen Kampf keine genügende Betätigung fand. Die Sozialdemokratie hat nicht nur die oberen Schichten des Proletariats auf den Plan gerufen, sie hat auch ihre revolutionäre Energie gehemmt, indem sie ihrer Taktik notwendigerweise den Charakter des Verharrens („Ermattungsstrategie“) gab. Der reaktionär-langwierige Charakter dieser Epoche erlaubte der Sozialdemokratie nicht, dem Proletariat Aufgaben zu stellen, die seinen ganzen Opfermut gefordert hätten. Solche Forderungen stellt gegenwärtig an das Proletariat der Imperialismus. Er erreichte sein Ziel dadurch, dass er das Proletariat in eine Position der „nationalen Verteidigung“ schob, was für die Arbeiter die Verteidigung dessen, was sie mit ihren Händen geschaffen, bedeuten musste, nicht nur der kolossalen Reichtümer der Nation, sondern auch ihrer eigenen Klassenorganisationen, ihrer Kassen, ihrer Presse, kurz, alles dessen, was sie in jahrzehntelangen, unermüdlichen, mühseligen Kämpfen errungen hatten. Der Imperialismus riss die Gesellschaft gewaltsam aus dem Zustande labilen Gleichgewichts, er zerstörte die Schleusen, welche die Sozialdemokratie dem Strome revolutionärer Energie des Proletariats vorgebaut hatte, und leitete diesen Strom in sein Bett. Dieses ungeheure geschichtliche Experiment, das mit einem Schlage der sozialistischen Internationale das Rückgrat gebrochen hat, birgt jedoch in sich die tödliche Gefahr für die bürgerliche Gesellschaft selbst. Der Hammer wird den Händen der Arbeiter entrissen, gegen die Waffe umgetauscht. Der Arbeiter, der durch die Maschinerie der kapitalistischen Wirtschaft gebundene wird plötzlich aus seinem Rahmen herausgeworfen und gelehrt, höher als häusliches Glück und als das Leben selbst, die Ziele der Gesamtheit zu stellen.

Mit der Waffe, die er selbst verfertigt hat, in Händen, wird der Arbeiter in eine Lage gestellt, in der das politische Schicksal des Staates unmittelbar von ihm abhängt. Diejenigen, die in normalen Zeiten ihn bedrückten und verachteten, umschmeicheln ihn und kriechen vor ihm. Gleichzeitig kommt er in intimste Nähe derselben Kanonen, die nach Lassalle einen der wichtigsten Bestandteile der Konstitutionen [=Verfassung] ausmachen. Er überschreitet die Grenzen, beteiligt sich an gewaltsamen Requisitionen, unter seiner Mitwirkung gehen die Städte aus einer Hand in die andere. Es geschehen Änderungen, wie sie das lebende Geschlecht nie gesehen hat.

Wenn auch der Vorhut der Arbeiterschaft theoretisch bekannt war, dass die Macht die Mutter des Rechtes ist, so blieb doch ihr politisches Denken ganz vom Geiste der Possibilität, der Anpassung an die bourgeoise Gesetzlichkeit, durchdrungen. Jetzt lernt sie in der Tat diese Gesetzlichkeit verachten und gewaltsam stören. Jetzt treten in ihrer Psyche die statischen Momente den dynamischen den Platz ab. Die Mörser pressen ihr den Gedanken in den Kopf, dass, wenn es unmöglich ist, ein Hindernis zu umgehen, die Möglichkeit bleibt, es zu vernichten. Beinahe die gesamte erwachsene männliche Bevölkerung wird durch diese in ihrem Realismus fürchterliche Schule des geführt, die einen neuen Menschentypus ausbildet. Über alle Normen der bürgerlichen Gesellschaft – mit ihrem Recht, ihrer Moral und Religion – erhebt sich jetzt die Faust der eisernen Notwendigkeit. „Not kennt kein Gebot!“ sagte der deutsche Kanzler am 4. August. Die Monarchen gehen auf die öffentlichen Plätze, um im Dialekt der Marktweiber einander der Lügenhaftigkeit zu beschuldigen, die Regierungen stoßen von ihnen feierlich anerkannte Verpflichtungen um und die nationale Kirche schmiedet ihren Gott wie einen Katorgasträfling an die nationale Kanone. Ist es denn nicht klar, dass diese Umstände eine tiefe Veränderung in der Psyche der Arbeiterschaft hervorrufen müssen, sie radikal von der Hypnose der Legalität heilend, in der sich eine Epoche politischer Stagnation äußerte?

Die besitzenden Klassen werden sich zu ihrem Schrecken bald hiervon überzeugen müssen. Das Proletariat, das durch die Schule des Krieges gegangen ist, wird beim ersten ernsten Hindernis innerhalb des eigenen Landes das Bedürfnis empfinden, die Sprache der Gewalt zu brauchen. „Not kennt kein Gebot!“, so wird es demjenigen zurufen, der versuchen wird, es durch die Gebote bourgeoiser Gesetzlichkeit zurückzuhalten. Und die Not, jene furchtbare wirtschaftliche Not, die im Laufe dieses Krieges und nach seiner Einstellung herrschen wird, wird geeignet sein, die Massen zur Verletzung so mancher Gebote zu drängen. Die allgemeine ökonomische Erschöpfung Europas wird am unmittelbarsten und schärfsten auf das Proletariat einwirken. Die materiellen Hilfsquellen des Staates werden durch den Krieg erschöpft sein, die Möglichkeit einer Befriedigung der Forderungen der Arbeitermassen wird sich als äußerst begrenzt erweisen. Dies wird zu tiefgehenden politischen Konflikten führen müssen, die, sich immer erweiternd und vertiefend, den Charakter einer sozialen Revolution annehmen können, deren Gang und Ausgang zurzeit selbstverständlich niemand vorausbestimmen kann.

Andererseits kann der Krieg mit seinen Millionen-Armeen und seinen höllischen Vernichtungswaffen nicht nur die Hilfsquellen der Gesellschaft erschöpfen, sondern auch die moralischen Kräfte des Proletariats. Wenn er keinen inneren Widerstand findet, kann dieser Krieg noch einige Jahre wahren, mit wechselnden Erfolgen auf beiden Seiten, bis zur völligen Erschöpfung der Hauptbeteiligten. Dann aber kann die ganze Kampfesenergie des internationalen Proletariats, das der Imperialismus durch seine blutige Verschwörung an die Oberfläche gerufen hat, gänzlich in der furchtbaren Arbeit der gegenseitigen Vernichtung aufgebraucht werden. Und als Resultat erwiese sich; dass unsere ganze Kultur eine Reihe von Jahrzehnten zurückgeworfen wäre. Ein Frieden, der nicht aus dem Willen der erwachten Völker, sondern der gegenseitigen Erschöpfung der Beteiligten erwüchse, wäre ein auf Europa erweiterter Bukarester Frieden, mit welchem der Balkankrieg seinen Abschluss fand.

Mit Hilfe neuer Flickereien hätte er all die Widersprüche, Antagonismen und Unzulänglichkeiten zu erhalten versucht, die zum gegenwärtigen Kriege führten. Und mit vielem anderen auch die sozialistische Arbeit zweier Menschenalter in einem Meere von Blut spurlos verschwunden.

Welche der beiden Perspektiven die wahrscheinlichere ist? Dies kann man unmöglich theoretisch vorausbestimmen, der Ausgang hängt ganz von der Aktivität der lebendigen Kräfte der Gesellschaft ab, in erster Linie – von der revolutionären Sozialdemokratie.

Sofortiger Abbruch des Krieges!“ ist die Losung, unter welcher die Sozialdemokratie ihre aufgelösten Reihen wieder sammeln kann, innerhalb der einzelnen Landesparteien, wie in der gesamten Internationale. Seinen Willen zum Frieden kann das Proletariat nicht von den strategischen Erwägungen der Generalstäbe abhängig machen, sondern es muss im Gegenteil mit aller Entschiedenheit seinen Friedenswillen diesen Erwägungen gegenüberstellen. Was die kriegführenden Regierungen einen Kampf um nationale Selbsterhaltung nennen, ist in Wirklichkeit eine gegenseitige nationale Vernichtung. Die wirkliche nationale Selbstverteidigung besteht jetzt im Kampfe für den Frieden.

Ein solcher Kampf bedeutet für uns nicht nur einen Kampf für Bewahrung der materiellen und kulturellen Güter der Menschheit vor weiterer wahnwitziger Vernichtung, sondern in erster Linie für die Erhaltung der revolutionären Energie des Proletariats.

Die Reihen der Proletarier im Kampfe für den Frieden sammeln, bedeutet, dem rasenden Imperialismus auf der ganzen Front die Kräfte des revolutionären Sozialismus aufs neue entgegen stellen. Die Bedingungen, unter welchen der Friede geschlossen werden soll – der Friede der Völker selbst und nicht die Aussöhnung der Diplomaten – müssen die gleichen sein für die gesamte Internationale:

Keine Kontributionen!

Das Recht jeder Nation auf Selbstbestimmung! Die vereinigten Staaten Europas – ohne Monarchien, ohne ständige Heere, ohne regierende Feudalkasten, ohne Geheimdiplomaten!

Die Agitation für den Frieden, die gleichzeitig geführt werden muss mit allen den Mitteln, über welche die Sozialdemokratie jetzt verfügt, wie mit denjenigen, deren sie sich bei gutem Willen bemächtigen könnte, wird nicht nur die Arbeiter aus der Hypnose des Nationalismus herausreißen, sondern wird auch eine rettende innere Reinigungsarbeit in den Kreisen der gegenwärtigen offiziellen Parteien des Proletariats herbeiführen. Die National-Revisionisten und Sozialpatrioten innerhalb der zweiten Internationale, welche den geschichtlich eroberten Einfluss des Sozialismus auf die Arbeitermassen für national-militaristische Ziele exploitieren, müssen durch eine unversöhnliche revolutionäre Agitation für den Frieden in das Lage der Klassenfeinde des Proletariats zurückgeworfen werden.

Die revolutionäre Sozialdemokratie braucht jetzt am allerwenigsten zu befürchten, isoliert zu werden. Der Krieg macht die allerfurchtbarste Agitation gegen sich selbst. Jeder neue Tag des Krieges wird neue und immer neue Massen unter unsere Fahne führen, wenn es eine ehrliche Fahne des Friedens und der Demokratie ist. Unter der Losung des Friedens wird die revolutionäre Sozialdemokratie am allersichersten die kriegerische Reaktion in Europa isolieren, und veranlassen, zur Offensive überzugehen.

* * *

Wir revolutionären Marxisten haben keine Veranlassung zum Verzweifeln. Die Epoche, in die wir eingetreten sind, wird unsere Epoche sein. Der Marxismus ist nicht besiegt. Im Gegenteil: das Brüllen der Kanonen an allen Enden Europas verkündet den theoretischen Sieg des Marxismus. Was verbleibt denn noch jetzt von den Hoffnungen auf „friedliche“ Entwicklung, auf Abstumpfung der kapitalistischen Gegensätze, auf ein planmäßiges Hineinwachsen in den Sozialismus?

Die prinzipiellen Reformisten, die die soziale Frage auf dem Wege der Tarifverträge, der Konsumvereine und des parlamentarischen Zusammenarbeitens der Sozialdemokratie mit den bürgerlichen Parteien zu lösen hofften, knüpfen jetzt ihre Hoffnungen an den Sieg der „nationalen“ Waffen. Sie erwarten, dass die besitzenden Klassen den Bedürfnissen des Proletariats, das seinen Patriotismus bewiesen hat, williger entgegenkommen werden. Diese Hoffnung wäre geradezu stumpfsinnig, wenn sich nicht hinter ihr eine andere, weit weniger idealistische Hoffnung verborgen hielte, nämlich: dass die Siege der Waffen für die Bourgeoisie eine viel breitere imperialistische Bereicherungsbasis, auf Kosten der Bourgeoisie anderer Länder, schaffen und ihr erlauben wird, einen Teil ihrer Beute mit dem nationalen Proletariat, auf Kosten des Proletariats anderer Länder, zu teilen. Der sozialistische Reformismus hat sich faktisch in einen sozialistischen Imperialismus verwandelt.

Vor unsern Augen ging die erschütternde Liquidation der Hoffnung auf ein friedliches Wachsen proletarischen Wohlstandes vor sich; die Reformisten waren gezwungen, den Ausgang aus der politischen Sackgasse, entgegen ihrer Doktrin, in der Gewalt zu suchen – doch nicht in der Gewalt der Völker gegen die herrschenden Klassen, sondern in der militärischen Gewalt der herrschenden Klassen gegen andere Völker. Die deutsche Bourgeoisie hat nach 1848 darauf verzichtet, ihre Aufgaben durch die Methode der Revolution zu lösen. Sie überließ es den Feudalen, die bürgerlichen Fragen durch die Methode des Krieges zu lösen. Die gesellschaftliche Entwicklung stellte das Proletariat vor das Problem der Revolution. Der Revolution ausweichend, waren die Reformisten gezwungen, das historische Sinken des liberalen Bürgertums zu reproduzieren; sie überließen es ihren herrschenden Klassen, also denselben Feudalen, die proletarische Frage durch die Methode des Krieges zu lösen. Doch damit hat die Analogie ihr Ende. Die Schaffung nationaler Staaten hat in der Tat die bürgerliche Frage für eine große Zeitspanne gelöst, und die lange Reihe der Kolonialkriege nach 1871 vervollständigte diese Lösung, indem sie das Wirkungsfeld für die Entwicklung der kapitalistischen Kräfte erweiterte. Die Epoche der Kolonialkriege, die von den nationalen Staaten geführt wurden, führte zu dem gegenwärtigen Kriege der nationalen Staaten – um Kolonien. Nachdem sich alle rückständigen Teile der Erde als unter die kapitalistischen Staaten verteilt erwiesen, blieb den letzteren nichts anderes übrig, als die Kolonien einander zu entreißen.

... [1*]

Doch die neue Teilung der Kolonien zwischen den kapitalistischen Ländern erweitert nicht die Basis der kapitalistischen Entwicklung, denn ein Gewinn auf der einen Seite bedeutet einen ebensolchen Verlust auf der andern. Eine zeitweilige Milderung der Klassengegensätze in Deutschland könnte folglich nur erreicht werden durch eine äußerste Verschärfung des Klassenkampfes in Frankreich und in England – und umgekehrt. Dazu gesellt sich noch ein Faktor von entscheidender Bedeutung: das kapitalistische Erwachen der Kolonien selbst, ein Erwachen, dem der jetzige Krieg einen mächtigen Anstoß geben muss. Welchen Ausgang dieser Krieg auch nehmen mag, die imperialistische Basis wird sich für den europäischen Kapitalismus im Resultat nicht erweitern, sondern verengen. Der Krieg löst also nicht die Arbeiterfrage auf imperialistischem Fundament, sondern umgekehrt, er verschärft diese Frage, indem er die kapitalistische Welt vor die zwei Möglichkeiten stellt: Krieg in Permanenz oder Revolution.

Wenn der Krieg der Zweiten Internationale über den Kopf gewachsen ist, so werden schon seine nächsten Folgen der Bourgeoisie der ganzen Welt über den Kopf wachsen. Wir revolutionären Sozialisten wollten den Krieg nicht. Doch wir fürchten ihn auch nicht. Wir geraten nicht wegen der Tatsache in Verzweiflung, dass der Krieg die Internationale zerschlug, die vor der Geschichte abgedankt hatte.

Die revolutionäre Epoche wird aus den unerschöpflichen Quellen des proletarischen Sozialismus neue organisatorische Formen schaffen, die der Größe der neuen Aufgaben entsprechen werden. An diese Arbeit wollen wir sogleich gehen, unter dem wahnsinnigen Gebrüll der Mörser, unter dem Krachen der Kathedralen und dem patriotischen Geheul der kapitalistischen Schakale. Wir bewahren in dieser höllischen Musik des Todes unser klares Denken, unsern ungetrübten Blick, und fühlen uns als die einzige schöpferische Kraft der Zukunft.

Es sind unser jetzt schon viele, mehr als es scheinen mag. Morgen werden unser weit mehr als heute sein. Übermorgen werden sich unter unserm Banner Millionen erheben, die auch jetzt, siebenundsechzig Jahre nach dem Erscheinen des Kommunistischen Manifests, nichts als ihre Ketten zu verlieren haben.

 

Anmerkung:

1*. Im Text der englischen Übersetzung steht hier folgender Absatz:
“People ought not to be talking,” says Gorg Irmer, “as though it were a settled thing that the German Nation has come too late for rivalry for world economy and world dominion – that the world has already been divided. Has not the earth been divided over and over again in all epochs of history.”

 


Zuletzt aktualiziert am 23.1.2005