Clara Zetkin

 

Für den Sozialismus, gegen Krieg und Intervention!

(8. März 1932)


Prawda (Moskau), Nr.67 vom 8. März 1932.
Clara Zetkin, Für die Sowjetmacht, Artikel, Reden und Briefe, Berlin 1977, S.466-472.
Kopiert mit Dank von der verschwundenen Webseite Marxistische Bubliothek.
Transkription und HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


Arbeiter und Arbeiterinnen, Werktätige der ganzen Welt! Von euch, von eurem Kampf, von der Kraft eures Widerstandes hängt es ab, ob es zu einem imperialistischen Krieg kommt oder nicht. Von euch hängt es ab, ob die Welt abermals vom Brand eines Weltkrieges erfaßt wird, vor dessen Schrecken alle Schrecken vergangener blutiger Kriege verblassen würden.

Tretet gegen einen neuen imperialistischen Krieg auf, verteidigt die UdSSR vor einer militärischen Intervention! Verhindert die Versendung von Truppenteilen nach China, widersetzt euch dem Waffentransport nach dem Fernen Osten! Der internationale kommunistische Frauentag wird in der ganzen Welt im Zeichen des Kampfes gegen die Gefahr eines neuen Weltgemetzels begangen. Das Todesstöhnen Zehntausender chinesischer Werktätiger zeugt davon, wie nah und schrecklich dieses Weltgemetzel ist. Davon zeugen auch die Trümmer ihrer Häuser, die durch Bomben japanischer Flugzeuge und Geschosse japanischer weittragender Geschütze zerstört wurden.

Die japanischen Imperialisten handeln im vollen Einverständnis mit den Imperialisten aller kapitalistischen Länder. Sie alle sind von dem Wunsch beseelt, das große chinesische Land mit seinen Hunderten Millionen Einwohnern und seinen Naturreichtümern aus einer Halbkolonie in eine Kolonie zu verwandeln. Während sie aufrüsten und sich auf Kriege untereinander vorbereiten, warten sie nur auf den Moment, da entschieden wird, welchem Staat der fetteste Happen der chinesischen Beute zufallen wird.

Unverfroren lügen die Imperialisten, daß die Ausbeutung der Naturreichtümer Chinas, mit anderen Worten: die Ausplünderung dieses Landes durch den Kapitalismus, eure Lebensbedingungen verbessern werde. Eure Löhne und euer Lebensniveau sinken bis zum Niveau des Kulis herab, falls euch die Krise noch nicht in die Reihen der Millionen Erwerbslosen geworfen hat. Ihr und eure Familien werdet mit eurem Blut den herannahenden zweiten imperialistischen Weltkrieg bezahlen müssen.

Unter dem Vorwand der Schaffung „neutraler“ Zonen in China für die Lösung der zwischen ihnen bestehenden Widersprüche wollen die kapitalistischen Staaten militärische Stützpunkte an sich reißen. Sie denken daran, ganz Ostasien und den sowjetischen Fernen Osten zu erobern. Die kapitalistischen Staaten beabsichtigen von jeher die Vernichtung der Sowjetunion. Der Weltkapitalismus kann sich nicht damit abfinden, daß ein Sechstel der Erde mit 160 Millionen Bevölkerung und gewaltigen Reichtümern seiner Macht entrissen ist. Die Existenz des sozialistischen Staates ist ein revolutionäres Beispiel für die unglücklichen ausgebeuteten Massen der kapitalistischen, kolonialen und halbkolonialen Länder.

Der Sieg des Imperialismus über den Sowjetstaat würde den Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus, einen für die Proletarier der ganzen Welt verhängnisvollen Sieg, bedeuten. Der triumphierende Kapitalismus würde sich nicht damit begnügen, euren Brüdern und Schwestern in der Sowjetunion all das zu rauben, was sie um den Preis blutiger Opfer und heldenhafter Entbehrungen erkämpft haben. Durch seinen Sieg ermuntert, würde er sich mit noch größerer Wut auf euch, auf alle Besitzlosen und Armen stürzen, würde er um seiner Profite willen die Bedingungen eurer Lohnsklaverei noch mehr verschlechtern.

Das Land der proletarischen Diktatur ist der einzige Staat, der aufrichtig den Frieden erstrebt. Davon zeugen die Reden und Vorschläge des Genossen Litwinow auf der Abrüstungskonferenz in Genf. Das wird auch dadurch bestätigt, daß die Sowjetunion auch die frechsten Provokationen der kapitalistischen Mächte nicht mit Krieg beantwortet hat. Ihr werktätigen Frauen, die ihr euch, wie auch eure Brüder, nach einem wahrhaft menschlichen Leben sehnt, erinnert euch, daß die Sowjetunion der einzige Staat in der Welt ist, der die Befreiung der Frau und ihre rechtliche Gleichstellung mit dem Mann tatsächlich verwirklicht hat. Ihr Millionen Werktätige würdet eine Torheit begehen, die schon fast ein Verbrechen wäre, wenn ihr die Hände in den Schoß legtet und darauf hofftet, daß der Völkerbund die Entstehung imperialistischer Kriege nicht zulassen und die UdSSR vor imperialistischen Überfällen schützen wird.

Der Völkerbund ist ein Zwitter aus imperialistischer Kriegspolitik und erbärmlichen pazifistischen Phrasen. Er ist kein Instrument für die Erhaltung des allgemeinen Friedens, sondern im Gegenteil ein gefügiges Werkzeug in den Händen der imperialistischen Großmächte – der Feinde und Zerstörer des Friedens. Der Rat des Völkerbundes läßt die Japaner China ausplündern und macht kaum einen Hehl aus seiner Genugtuung. Er billigt alle jene offenen und geheimen Verträge der Imperialisten mit den Japanern, deren Ziel die Versklavung und Ausplünderung Chinas ist. Er billigt alle imperialistischen Rüstungen und die Aggressionspläne gegen das Land der proletarischen Diktatur.

Die lauten Gespräche über den Frieden, die im Völkerbund geführt werden, sind darauf gerichtet, eure Wachsamkeit einzuschläfern. Es gibt nur eine Kraft, die fähig ist, die herannahende Katastrophe abzuwenden: der entschlossene, unerbittliche Kampf der Werktätigen gegen den Krieg. Diese Entschlossenheit müßt ihr mit besonderer Kraft am internationalen kommunistischen Frauenkampftag, am 8. März, zum Ausdruck bringen. Die Losungen dieses Tages müssen unüberhörbar in der ganzen Welt erklingen: Gegen die verbrecherischen Kriegsbrandstifter! Hände weg von China! Hände weg vom Staat der proletarischen Diktatur, des sozialistischen Aufbaus! Stehen wir mit Herz und Hand für die Verteidigung dieses Staates ein!

Diese Losungen sind nur ein Glied in der Kette der revolutionären Klassenaktionen der ausgebeuteten Massen. Schmiedet diese Kette, Glied für Glied! Werktätige, kämpft mit ganzer Kraft dagegen, daß der Kapitalismus fortfährt, die ganze Last der Krise auf euch abzuwälzen. Diese Krise bestätigt, daß die wachsenden inneren Widersprüche im System des Kapitalismus seine Grundlagen erschüttert haben. Vorwärts, Unterdrückte, vollstreckt das Todesurteil am Kapitalismus!

Für den Sozialismus! Werktätige, die ihr euch nach der Freiheit sehnt! Vor euch steht das anschauliche Beispiel eines strahlenden Sieges. Das ist die Sowjetunion, der Staat der proletarischen Diktatur, der den Sozialismus aufbaut, die großartige Schöpfung der proletarischen Revolution. Die heftigen Wellen der kapitalistischen Wirtschaftskrise zerbrechen an seinen Grenzen.

In der Sowjetunion gibt es keine Arbeitslosigkeit. Dort haben alle, die bereit sind, sich ehrlich am sozialistischen Aufbau zu beteiligen, die Möglichkeit zu arbeiten. Dort wächst die Zahl der Arbeitskräfte, auch die Arbeitsproduktivität steigt dank der allgemeinen Volks- und Berufsausbildung für alle. Langsam, aber stetig steigen die Löhne, verbessern sich die Arbeits- und sozialen Lebensbedingungen der Werktätigen.

Allmählich, im Ergebnis der Kollektivierung der Landwirtschaft, verschwindet der ökonomische und kulturelle Gegensatz zwischen Stadt und Land, zwischen Industrie- und Landarbeitern. Hier einige Wesenszüge des neuen Lebens im Sowjetstaat: Es ist gekennzeichnet durch die wachsende Beteiligung der Werktätigen an den materiellen und kulturellen Ergebnissen des sozialistischen Aufbaus. Ihr Millionen Arbeiter in den Ländern, in denen der Kapitalismus herrscht, ihr könnt nur dann die ganze gewaltige Größe und Geschwindigkeit des sozialistischen Aufbaus einschätzen, wenn ihr die außerordentlichen Schwierigkeiten berücksichtigt, die infolge des verfluchten Erbes des Zarismus und Kapitalismus auf seinem Weg lagen und noch liegen. Alle diese Schwierigkeiten entmutigen die Erbauer des Sozialismus nicht. Im Gegenteil, sie verstärken ihren Arbeitsenthusiasmus und ihre Bereitschaft zur Selbstaufopferung. Mit ruhigem Stolz und brüderlicher Sympathie erklären sie ihren Schwestern und Brüdern in der bürgerlichen Welt: „Ihr arbeitet mit aller Kraft und entbehrt doch alles und leidet, ihr seid gezwungen, ein Sklavenleben zu führen, nur um den Profit einer Handvoll Monopolkapitalisten zu vergrößern und ihre Herrschaft über euch zu verlängern. Wir arbeiten und strengen all unsere Kräfte an. Mit Freude bringen wir Opfer, um eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu errichten, in der weder ein Mensch des anderen Sklave ist, noch ein Mensch den anderen ausbeuten kann.“ Eine noch größere Kraft als die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, nämlich die unbedingte Siegeszuversicht, treibt die Erbauer des Sozialismus in stürmischem Tempo vorwärts. Werktätige, demonstriert am internationalen kommunistischen Frauentag! Er steht unter den Losungen des befreienden Sozialismus. Im Land des sozialistischen Aufbaus erhalten Millionen eurer Brüder und Schwestern die Möglichkeit, ihre Kräfte voll zu entfalten und auf diese Weise neue Menschen zu werden, welche die Kultur nutzen und schaffen und die Verwirklichung des Sozialismus garantieren. Werktätige, die ihr unter der Knute des Kapitalismus stöhnt! Der internationale kommunistische Frauentag spricht zu euch: „Betrachtet diese Gegensätze, lernt, vergleicht, wählt und kämpft! Folgt denjenigen, die kühn und heldenmütig auf dem Wege der proletarischen Revolution voranschreiten zum Sozialismus.“

Als Antwort darauf erklären die Werktätigen in den Ländern des Kapitals am internationalen kommunistischen Frauentag den Erbauern des Sozialismus in der UdSSR:

„Wir, eure Schwestern und Brüder jenseits der Grenzen, betreten den Weg, auf dem ihr vorwärtsstürmt. Über uns weht das rote Banner der Kommunistischen Internationale. Der Sowjetstern des sozialistischen Schöpfertums erhellt den Weg und weist uns das Ziel. Die proletarische Weltrevolution wird kommen! Dem Kommunismus gehört die Welt! Das ist ein eisernes Gesetz der Geschichte.“


Zuletzt aktualisiert am 20.7.2008