Mao Tse-Tung


Über die Taktik im Kampf gegen den japanischen Imperialismus*

(27.Dezember 1935)


Mao Tse-tung: Ausgewählte Werke, Band I, Peking 1968, S.169-208.
Die Anmerkungen stammen weitgehend aus dieser Ausgabe.
Beleidigende Begriffe, die nicht als politische Bewertung zu betrachten sind, wurden ohne Hinweis entfernt.
In einem Fall wurde eine tendentiöse Anmerkung ersetzt und als „Anmerkung von MIA“ gekennzeichnet.
Kopiert von der nicht mehr vorhandenen Webseite Marxistische Bibliothek.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


Die Besonderheiten der gegenwärtigen politischen Lage

Genossen! In der politischen Lage sind gegenwärtig gewaltige Veränderungen vor sich gegangen. Entsprechend dieser veränderten Lage hat unsere Partei ihre Aufgaben festgelegt. Wie ist die gegenwärtige Lage? Die grundlegende Besonderheit der gegenwärtigen Lage besteht darin, daß der japanische Imperialismus bestrebt ist, China in seine Kolonie zu verwandeln. Bekanntlich ist China seit fast einem Jahrhundert ein halbkoloniales Land, das unter der gemeinsamen Herrschaft mehrerer imperialistischer Staaten steht. Dank dem Kampf des chinesischen Volkes gegen den Imperialismus und infolge der Konflikte unter den imperialistischen Staaten konnte sich China eine halb unabhängige Stellung bewahren. Der erste Weltkrieg bot eine Zeitlang dem japanischen Imperialismus die Gelegenheit, seine Alleinherrschaft über China aufzurichten. Aber infolge des Kampfes des chinesischen Volkes gegen den japanischen Imperialismus und der Einmischung anderer imperialistischer Staaten mußte der 21-Forderungen-Vertrag [1], der von dem damaligen Erzlandesverräter Yüan Schi-liai [2] unterzeichnet worden war und der China Japan preisgab, für null und nichtig erklärt werden. Auf der Washingtoner Neunmächtekonferenz, die die USA im Jahr 1922 einberufen hatten, wurde ein Vertrag [3] unterzeichnet durch den China erneut unter die gemeinsame Herrschaft einiger imperialistischer Staaten geriet. Aber es dauerte nicht lange, und die Lage änderte sich wieder. Die Ereignisse des 18. September 1931 [4] treten das Stadium der Umwandlung Chinas in eine japanische Kolonie ein. Da nun der Bereich der japanischen Aggression zeitweilig auf die vier nordöstlichen Provinzen [5] beschränkt war, schien es manchen Leuten, als ob die japanischen Imperialisten nicht mehr weiter vorstoßen würden. Heute ist es anders geworden. Die japanischen Imperialisten haben nämlich ihre Absicht gezeigt, südlich er Großen Mauer vorzudringen und sich des ganzen Landes zu ermächtigen. Sie sind jetzt bestrebt, ganz China aus einer Halbkolonie, n der von einigen imperialistischen Staaten jeder seinen Anteil hat, in eine von Japan monopolisierte Kolonie zu verwandeln. Die kürzlichen Ereignisse in Osthopeh [6] und die diplomatischen Verhandlungen [7] demonstrierten deutlich diese Tendenz und bedrohten die Existenz des ganzen chinesischen Volkes. Diese Umstände haben allen Klassen und allen politischen Gruppen Chinas die Frage gestellt: „Was tun?“ Widerstand leisten? Oder kapitulieren? Oder vielleicht zwischen den beiden Eventualitäten hin und her schwanken?

Nun wollen wir mal sehen, wie die verschiedenen Klassen Chinas diese Frage beantworten.

Die chinesischen Arbeiter und Bauern fordern den Widerstand. Die Revolution von 1924-1927 die Agrarrevolution, die von 1927 bis auf den heutigen Tag vor sich geht, und die Welle der antijapanischen Bewegung nach den Ereignissen des 18. September 1931 – das alles zeugt davon, daß die Arbeiterklasse und die Bauernschaft Chinas die entschiedenste Kraft der chinesischen Revolution darstellen.

Das Kleinbürgertum Chinas fordert ebenfalls den Widerstand. Denn haben nicht bereits die studierende Jugend und das städtische Kleinbürgertum eine breite antijapanische Bewegung entfaltet? [8] Diese Gruppen des Kleinbürgertums Chinas haben sich an der Revolution von 1924-1927 beteiligt. Ihrer ökonomischen Stellung nach sind sie ebenso wie die Bauern Kleinproduzenten, und ihre Interessen stehen in krassem Gegensatz zu denen des Imperialismus. Der Imperialismus und die konterrevolutionären Kräfte Chinas haben ihnen großen Schaden zugefügt, indem sie viele von ihnen Arbeitslos, Bankrott oder halb Bankrott machten. Jetzt, da sie sich durch die Gefahr, Kolonialsklaven zu werden, bedroht sehen, haben sie keinen anderen Ausweg als den Widerstand.

Und was tut die nationale Bourgeoisie, was tun die Klassen der Kompradoren und der Grundherren, und was tut die Kuomintang angesichts dieser Frage?

Die großen Tuhao, die großen Liäschen, die großen Militärmachthaber, die großen Bürokraten und die großen Kompradoren haben ihren Entschluß längst gefaßt. Sie haben es früher gesagt und sagen es auch heute: Eine Revolution (ganz gleich was für eine Revolution) ist stets schlimmer als der Imperialismus. Sie haben ein Lager der Landesverräter gebildet. Für sie existiert nicht die Frage der Verwandlung in Kolonialsklaven, denn sie haben ihr Nationalgefühl verloren und ihre Interessen sind von denen des Imperialismus nicht zu trennen. Ihr Häuptling ist Tschiang Kai-schek. [9] Dieses Lager der Landesverräter ist der 'Todfeind des chinesischen Volkes. Gäbe es nicht diese Bande von Verrätern, hätte der japanische Imperialismus nicht dermaßen zügellos werden können. Sie sind Lakaien des Imperialismus.

Bei der nationalen Bourgeoisie handelt es sich um eine komplizierte Frage. Diese Klasse beteiligte sich an der Revolution von 1924-1927, wechselte aber später, durch die Flammen der Revolution ins Bockshorn gejagt, auf die Seite der Feinde des Volkes, d. h. der Tschiangkaischek-Clique, hinüber. Die Frage lautet so: Besteht die Möglichkeit, daß sich die nationale Bourgeoisie unter den heutigen Umständen ändert Wir sind der Meinung, daß eine solche Möglichkeit besteht. Denn die nationale Bourgeoisie ist nicht das gleiche wie die Klasse der Grundherren und wie die Kompradorenklasse. Es gibt Unterschiede zwischen ihnen. Die nationale Bourgeoisie ist weniger feudal als die Grundherrenklasse und besitzt weniger Kompradorencharakter als die Kompradorenklasse. Unter der nationalen Bourgeoisie gibt es eine Gruppe, die mehr Beziehungen mit dem Auslandskapital und mit dem Grundbesitz in China unterhält. Das ist der rechte Flügel der nationalen Bourgeoisie, und wir wollen darüber, ob sich dieser Flügel ändern kann, vorläufig kein Urteil abgeben. Es handelt sich um die anderen Gruppen, die solche Beziehungen überhaupt nicht oder in geringerem Maße haben. Wir glauben, daß sich in der neuen Situation, da China die Verwandlung in eine Kolonie droht, die Haltung dieser Gruppen der nationalen Bourgeoisie ändern kann. Das charakteristische Merkmal dieser Änderung werden Schwankungen sein. Einerseits lieben sie den Imperialismus nicht, aber andererseits fürchten sie die konsequente Durchführung der Revolution und schwanken zwischen dem einen und dem anderen. Das ist der Grund, weshalb sie sich an der Revolution von 1924-1927 beteiligt haben und gegen Ende dieser Periode auf die Seite Tschiang Kai-scheks übergegangen sind. wodurch unterscheidet sich die gegenwärtige Periode vom Jahre 1927, als Tschiang Kai-schek die Revolution verriet? Damals war China noch eine Halbkolonie, aber jetzt ist es auf dem Weg zur Umwandlung in eine Kolonie. Hat die nationale Bourgeoisie, nachdem sie ihren Verbündeten, die Arbeiterklasse, im Stich gelassen und ich die Klassen der Grundherren und der Kompradoren zum Freund gemacht hatte, in diesen neun Jahren irgend etwas erworben? Nichts außer dem Bankrott oder dem halben Bankrott der nationalen Industrie und des nationalen Handels. Deshalb glauben wir, daß in er gegenwärtigen Situation eine Änderung der Haltung der nationalen Bourgeoisie möglich ist. Wie weit kann sich ihre Haltung ändern? Das allgemeine charakteristische Merkmal dieser Äußerung werden Schwankungen sein, aber in gewissen Stadien des Kampfes kann sich ein Teil der nationalen Bourgeoisie (der linke Flügel) am Kampf beteiligen, während ein anderer Teil von Schwankungen zu einer neutralen Haltung übergehen wird.

Welche Klassen sind es, deren Interessen die von Tsai Ting-kai und anderen geführte 19. Route-Armee [10] vertritt? Sie vertritt die nationale Bourgeoisie und die Oberschicht des Kleinbürgertums sowie im Dorf die Großbauern und die kleinen Grundherren. Haben nicht Tsai Ting-kai und seine Leute einst erbittert gegen die Rote Armee gekämpft Ja, aber später schlossen sie mit der Roten Armee ein Bündnis zum Widerstand gegen die japanische Aggression und dem Kampf gegen Tschiang Kai-schek. In Kiangsi griffen sie die Rote Armee an, als sie aber dann nach Schanghai gekommen waren, leisteten sie dem japanischen Imperialismus Widerstand; auch später, in Fukien angelangt, schlossen sie Kompromisse mit der Roten Armee und eröffneten das Feuer gegen Tschiang Kai-schek. Was immer auch Tsai Ting-kai und seine Leute in Zukunft machen mögen, wie wenig auch ihre damalige Fukiener Volksregierung, die an den alten Regeln festhielt, gewillt war, die Volksmassen zum Kampf zu mobilisieren, muß es als eine für die Revolution nützliche Tat anerkannt werden, daß sie das Feuer von der Roten Arrnee auf den japanischen Imperialismus und auf Tschiang Kai-schek verlegten. Das bedeutete eine Spaltung im Lager der Kuomintang. Wenn die Lage nach den Ereignissen des 18. September dazu führen konnte, daß sich vom Lager der Kuomintang eine solche Gruppe abspaltete, warum soll dann nicht die heutige Situation eine Spaltung in der Kuomintang herbeiführen können Im Unrecht sind jene Mitglieder unserer Partei, die behaupten, daß das ganze Lager der Grundherrenklasse und der Bourgeoisie einheitlich und beständig sei, daß unter keinen Umständen eine Änderung in ihm hervorgerufen werden könne. Sie begreifen nicht nur die heutige ernste Lage nicht, sondern haben auch die Geschichte vergessen.

Gestattet mir, noch etwas über die Vergangenheit zu sagen. In den Jahren 1926/27, als die revolutionären Truppen gegen Wuhan vorrückten und dann Wuhan nahmen und nach Honan vorstießen, schlossen sich Tang Scheng-dschi und Feng Yü-hsiang [11] der Revolution an. Im Jahre 1933 arbeitete Feng Yü-hsiang in der Provinz Tschahar eine Zeitlang mit der Kommunistischen Partei zusammen, und es wurde die Verbündete Antijapanische Armee geschaffen.

Noch ein markantes Beispiel: Hat nicht die 26. Route-Armee, die zusammen mit der 19. Route-Armee gegen die Rote Armee in der Provinz Kiangsi kämpfte, sich im Dezember 1931 in Ningdu zum Aufstand erhoben [12] und sich der Roten Armee angeschlossen. Die Führer des Aufstands von Ningdu, Dschao Bo-scheng, Dung Dschentang und andere, sind standhafte Genossen in der Revolution geworden.

Die antijapanischen Operationen Ma Dschan-schans [13] in den Drei Nordöstlichen Provinzen stellten ebenfalls eine Spaltung im Lager der herrschenden Klassen dar.

Alle diese Beispiele zeigen, daß eine Spaltung im Lager des Feindes vor sich gehen wird, wenn ganz China von japanischen Bomben bedroht wird und wenn der Kampf seinen gewöhnlichen Fortgang ändert und sich plötzlich stürmisch vorwärtsentwickelt.

Genossen, wir wollen jetzt diese Fragen von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten.

Ist es richtig, wenn man unseren Ansichten widerspricht, indem nian sich auf die politische und ökonomische Schwäche der chinesischen nationalen Bourgeoisie beruft und behauptet, daß sie deswegen – trotz der neuen Lage; in der sie sich befindet – ihre Haltung nicht ändern könne? Meiner Meinung nach ist eine solche Behauptung ebenfalls unrichtig. Wenn die Ursache dafür, daß die nationale Bourgeoisie ihre Haltung nicht ändern könne, in ihrer Schwäche liegt, warum hat sie sich dann in den Jahren 1924-1927 anders verhalten als sonst und nicht nur der Revolution gegenüber geschwankt, sondern sich sogar an der Revolution beteiligt Ist etwa die Schwäche der nationalen Bourgeoisie eine neuerworbene Krankheit und nicht eine Alte Krankheit, die vom Mutterleib her mitgegeben worden ist? Wie denn, sie ist heute schwach, und damals war sie nicht schwach? Eine der hauptsächlichen politischen und ökonomischen Besonderheiten eines halbkolonialen Landes ist die Schwäche der nationalen Bourgeoisie. Ebendeswegen wagen es die Imperialisten, sie zu tyrannisieren, und das wiederum bedingt eine der Besonderheiten der nationalen Bourgeoisie: ihre Abneigung gegen den Imperialismus. Selbstverständlich bestreiten wir nicht, sondern geben im Gegenteil voll und ganz zu, daß der Imperialismus und die Klassen der Grundherren und der Kompradoren eben aus diesem selben Grund die nationale Bourgeoisie mühelos auf ihre Seite hinüberziehen können, wobei sie ls Köder zeitweilige Bestechungen benutzen, und das wiederum bedingt ihre Inkonsequenz in der Revolution. Jedoch kann man auf einen Fall behaupten, daß es in der heutigen Lage zwischen der nationalen Bourgeoisie und den Klassen der Grundherren und der Kompradoren keinen Unterschied mehr gibt.

Deshalb betonen wir, daß in kritischen Augenblicken der nationalen Krise Spaltungen im Kuomintang-Lager eintreten werden: Diese Spaltungen fanden ihren Ausdruck in den Schwankungen der nationalen Bourgeoisie, in dem Hervortreten solcher antijapanischen Persönlichkeiten wie Feng Yü-hsiang, Tsai Ting-kai und Ma Dschan-schan, die eine Zeitlang große Popularität genossen. Dieser Umstand ist im wesentlichen ungünstig für die Konterrevolution und günstig für die Revolution. Die Ungleichmäßigkeit der politischen und ökonomischen Entwicklung Chinas und die dadurch entstandene Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der Revolution vergrößern die Möglichkeit derartiger Spaltungen.

Genossen! So viel über die positive Seite der Frage. Nun gestattet mir, auf ihre negative Seite einzugehen, nämlich auf die Tatsache, daß gewisse Elemente in den Reihen der nationalen Bourgeoisie oft Meister in der Täuschung der Volksmassen sind. Weshalb Weil es in ihren Reihen neben Leuten, die die revolutionäre Sache des Volkes wirklich unterstützen, viele gibt, die sich in einer gewissen Periode äußerlich revolutionär oder halbrevolutionär gebärden, womit sie sich aber die „Qualifikation“ erwerben, die Volksmassen zu täuschen, so daß diese ihre Inkonsequenz und Heuchelei nicht leicht durchschauen können. Dieser Umstand verpflichtet die Kommunistische Partei noch mehr, an ihren Verbündeten Kritik zu üben, die Pseudorevolutionäre zu entlarven und um die Führung zu kämpfen. Bestritten wir die Möglichkeit, daß bei ernsten Erschütterungen die nationale Bourgeoisie schwankt und an der Revolution teilnimmt, so würden wir die Aufgabe unserer Partei, um die Führung zu kämpfen, entweder von der Tagesordnung absetzen oder zumindest einengen. Denn würde die nationale Bourgeoisie den Grundherren und den Kompradoren haargenau gleichen und die gleiche tierische Fratze haben wie die Landesverräter, so könnte man die Aufgabe des Kampfes um die Führung ohne weiteres fallenlassen oder zumindest einengen.

Bei einer allgemeinen Analyse des Verhaltens der chinesischen Grundherrenklasse und Bourgeoisie in den Zeiten großer Erschütterungen muß man noch auf eine Seite hinweisen, und zwar darauf, daß es selbst in dem Lager der Grundherren- und der Kompradorenklasse keine völlige Einheit gibt. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß China ein halbkoloniales Land ist, um das mehrere imperialistische Mächte miteinander kämpfen. In dem Augenblick, da der Kampf gegen den japanischen Imperialismus gerichtet ist, konnen die Lakaien der USA und sogar die Großbritanniens je nachdem, wie hefti; sie von ihren Herren angeschnauzt werden einen geheimen, ja sogar offenen Kampf gegen die japanischen Imperialisten und deren Lakaien aufnehmen. Es hat in der Vergangenheit sehr viele Fälle einer solchen Beisserei unter Hunden gegeben; wir wollen nicht darauf verweilen. Wir wollen jetzt nur die Tatsache erwähnen, daß auch der Kuomintang-Politiker Hu Han-min [14], den Tschiang Kai-schek einst in Haft gehalten hatte, kürzlich das von uns vorgeschlagene Dokument, nämlich das Sechs-Punkte-Programm für den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands [15], unterzeichnet hat. Die Militarmachthaber der Kuangtung- und der Kuangsi-Clique [16], auf die sich Hu Han-min stützt, treten ebenfalls Tschiang Kai-schek entgegen, wobei sie unter solchen verlogenen Losungen vorgehen wie „Wiedergewinnung der verlorenen Territorien“ und „Widerstand gegen Japan und zugleich Ausrottung der Banditen“ [17] (hingegen Tschiang Kai-scheks Losung: „Erst Ausrottung der Banditen und dann Widerstand gegen Japan“) Erscheint euch das ein wenig sonderbar? Nicht das geringste ist hier sonderbar. Das ist nichts weiter als eine äußerst interessante Beißerei zwischen großen Rüden und kleinen Kläffern, zwischen satten und hungrigen Hunden, ein kleiner beziehungsweise großer Riß, ein kitzelnder und zugleich auch schmerzender Widerspruch. Aber solche Beißereien, Risse und Widersprüche gereichen dem revolutionären Volk zum Nutzen. Wir müssen uns all diese Beißereien, Risse und Widersprüche im feindlichen Lager vor Augen halten und sie im Kampf gegen unseren Hauptfeind von heute ausnutzen.

Wenn wir die Frage der Beziehungen zwischen den Klassen zusammenfassen, können wir sagen, daß sich mit der grundlegenden Änderung der Lage, nämlich mit dem Vordringen der japanischen Imperialisten südlich der Großen Mauer, auch die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Klassen in China geändert haben, daß die Kräfte des Lagers der nationalen Revolution größer, die Kräfte der nationalen Konterrevolution jedoch kleiner geworden sind.

Gehen wir nun zur Situation im Lager der chinesischen nationalen Revolution über.

Zuerst über die Rote Armee. Genossen, ihr wißt, daß die drei Verbände der regulären Roten Armee Chinas schon seit etwa anderthalb Jahren eine großangelegte Standortverlegung vollziehen; im August vorigen Jahres begann die von Jen Bi-schi [18] und anderer Genossen geführte 6. Armeegruppe den Marsch nach dem Gebiet, wo die Truppen des Genossen Ho Lung [19] standen. Dann wurde im Oktober mit der Verlegung des Standorts unserer Armee [20] begonnen, und im März dieses Jahres haben auch die Einheiten der Roten Armee des Szetschuan-Schensi-Grenzgebiets mit der Verlegung ihres Standorts begonnen.[21] Diese drei Verbände der Roten Armee haben ihre früheren Standorte aufgegeben und marschieren nach neuen Gebieten. Infolge dieser großangelegten Standortverlegung haben sich die alten Gebiete in Guerilla-Zonen verwandelt, und die Rote Armee selbst ist im Verlauf der Standortverlegung bedeutend schwächer geworden. Betrachtet man die gesamte Lage unter diesem Gesichtspunkt, so hat der Feind einen zeitweiligen und teilweisen Sieg errungen, während wir eine zeitweilige und teilweise Niederlage erlitten haben. Ist eine solche Behauptung richtig Ich glaube; daß sie richtig ist, denn sie entspricht den Tatsachen. Manch einer jedoch (beispielsweise Dschang Guo-tao [22] behauptet, die Zentrale Rote Armee [23] habe eine Niederlage erlitten. Ist das richtig? Nein, es ist falsch, denn es entspricht nicht den Tatsachen. Wenn ein Marxist ein Problem betrachtet, dann soll er nicht nur die einzelnen Teile, sondern auch das Ganze sehen. Ein Frosch sitzt in einem Brunnen und sagt: „Der Himmel reicht nicht über den Brunnenrand hinaus.“ Das ist nicht richtig; denn der Himmel beschränkt sich nicht auf jenes Stück, das die Brunnenöffnung freigibt. Hätte der Frosch gesagt: „Ein Teil des Himmels ist so groß wie die Umrandung des Brunnens“, dann wäre das richtig, denn dies stimmt mit den Tatsachen überein: Wir sagen, die Rote Armee habe in einem Sinne (im Sinne der Behauptung ihrer früheren Standorte) eine Niederlage erlitten, in einem anderen Sinne jedoch (im Sinne der Erfüllung des Planes des Langen Marsches) einen Sieg errungen. Der Feind aber hat in einem Sinne (im Sinne der Eroberung unserer früheren Standorte) einen Sieg errungen, in einem anderen Sinne jedoch (im Sinne der Ausführung seines Planes der „Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzüge“ und der „Verfolgungs- und Ausrottungsfeldzüge“) eine Niederlage erlitten. Nur eine solche Formulierung ist richtig, denn wir haben den Langen Marsch vollendet. Wenn die Rede schon vom Langen Marsch ist, so erhebt sich die Frage: Worin besteht seine Bedeutung? Wir antworten: Der Lange Marsch ist ein Feldzug, wie ihn die Geschichte noch nicht gekannt hat. Der Lange Marsch ist ein Manifest, ein Propagandatrupp, eine Sähmaschine. Kennt die Geschichte, seit Pan Gu [1*] den Himmel von der Erde getrennt und somit die Welt geschaffen hat, seit die Drei Souveräne und die Fünf Kaiser [2*] regierten, einen Feldzug, der unserem Langen Marsch glich. Zwölf Monate lang wurden wir einerseits aus der Luft tagtäglich von Dutzenden Flugzeugen aufgespürt und mit Bomben belegt, und andererseits auf dem Boden von einer starken Armee mit einigen Hunderttausend Mann eingekreist, verfolgt, aufgehalten oder abgeriegelt, und wir stießen unterwegs auf unzählige Schwierigkeiten und Gefahren; wir haben uns aber auf die Beine gemacht und mehr als 20000 Li zurückgelegt, sind kreuz und quer durch elf Provinzen gezogen. Sagt nur: Hat es in der Geschichte derartige Feldzüge wie unseren Langen Marsch schon gegeben Nein, niemals. Der Lange Marsch ist ein Manifest, das der ganzen Welt verkündet hat, daß die Rote Armee aus Helden besteht, während die Imperialisten und ihre Lakaien – nämlich Tschiang Kai-schek und seinesgleichen – zu nichts taugen. Der Lange Marsch hat verkündet, daß alle Versuche der Imperialisten und Tschiang Kai-scheks, uns einzukesseln, zu verfolgen, aufzuhalten oder abzuriegeln, gescheitert sind. Der Lange Marsch ist auch ein Propagandatrupp, der die rund 200 Millionen zählende Bevölkerung in den elf Provinzen darüber aufgeklärt hat, daß nur der Weg der Roten Armee der Weg zu ihrer Befreiung ist. Woher – wenn nicht durch den Langen Marsch sollten die breiten Volksmassen so rasch erfahren, daß es auf der Welt eine so große Wahrheit gibt, wie sie in der Roten Armee verkörpert ist? Der Lange Marsch ist auch eine Sähmaschine, die über die elf Provinzen unzählige Samen ausgestreut hat, die aufgehen, grünen, blühen, Frucht ansetzen und in Zukunft die Ernte bringen werden. Kurz gesagt, der Lange Marsch endete mit unserem Sieg und mit der Niederlage des Feindes. Wer aber hat den Langen Marsch zum Sieg geführt Die Kommunistische Partei. Ohne die Kommunistische Partei wäre ein solcher Langer Marsch undenkbar gewesen. Die Kommunistische Partei Chinas, ihre leitenden Organe, ihre Funktionäre, ihre einfachen Mitglieder fürchten keinerlei Schwierigkeiten und Entbehrungen. Wer daran zweifelt, daß wir fähig sind, führend an der Spitze des revolutionären Krieges zu stehen, der wird in den Sumpf des Opportunismus geraten. Sobald der Lange Marsch beendet war, entstand eine neue Lage. In der Schlacht bei Dschiluodschen haben die Zentrale Rote Armee und die Nordwestliche Rote Armee dank ihrer brüderlichen Einheit den „Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzug“ des Landesverräters Tschiang Kai-schek gegen das Grenzgebiet Schensi-Kansu [24] zerschlagen. Damit wurde feierlich der Grundstein gelegt für die Erfüllung der vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei gestellten Aufgabe, das gesamtchinesische Hauptquartier der Revolution im Nordwesten zu errichten.

So steht es um die reguläre Rote Armee. Wie aber ist es um den Partisanenkrieg in den südlichen Provinzen bestellt? Die Partisanenkräfte im Süden haben gewisse Rückschläge erlitten, aber sie sind keineswegs vernichtet. In vielen Orten entstehen sie aufs neue, wachsen und entwickeln sich. [25]

In den Gebieten der Kuomintang-Herrschaft tragen die Arbeiter ihren Kampf bereits aus den Betrieben heraus, sie gehen vom ökonomischen zum politischen Kampf über. Der heroische Kampf der Arbeiterklasse gegen Japan und die Landesverräter gärt stark, und der Ausbruch ist offensichtlich nicht mehr fern.

Der Kampf der Bauern hat niemals aufgehört. Die Bauern, die unter der fremden Invasion, den inneren Schwierigkeiten und unter Naturkatastrophen leiden, haben den Kampf breit entfaltet in Form von Partisanenkrieg, Volksaufständen, Hungerrevolten usw. Der antijapanische Partisanenkrieg im Nordosten und in Osthopeh [26] ist die Antwort auf die Offensive des japanischen Imperialismus.

Die Studentenbewegung ist bereits beachtlich gewachsen, und sie wird sich zweifellos noch breiter entfalten. Aber nur wenn die Studentenbewegung mit dem Kampf der Arbeiter, Bauern und Soldaten koordiniert ist, wird es möglich sein, daß sie einen dauerhaften Charakter erhält und den von den Landesverrätern verhängten Belagerungszustand sowie die von der Polizei, den Geheimagenten, den Schurken in den Lehranstalten und den Faschisten betriebene Politik der Sabotage und der Metzeleien durchbricht.

Über die Schwankungen der nationalen Bourgeoisie, der Großbauern und der kleinen Grundherren und über die Möglichkeit ihrer Beteiligung am antijapanischen Kampf habe ich bereits gesprochen.

Die nationalen Minderheiten, besonders die Bevölkerung der Inneren Mongolei, die unmittelbar vom japanischen Imperialismus bedroht sind, erheben sich zum Kampf. In der Perspektive wird ihr Kampf mit dem Kampf der Bevölkerung in Nordchina und mit den Operationen der Roten Armee im Nordwesten zusammenfließen.

All das zeugt davon, daß die revolutionäre Situation, die früher einen lokalen Charakter trug, das ganze Land zu erfassen beginnt und daß ihre Entwicklung, die früher einen ungleichmäßigen Charakter trug, allmählich in einem gewissen Grade gleichmäßig wird. Wir stehen am Vorabend großer Veränderungen. Die Aufgabe der Partei in besteht darin, durch Vereinigung der Tätigkeit der Roten Armee mit der Tätigkeit der Arbeiter, Bauern und Studenten, des Kleinbürgertums und der nationalen Bourgeoisie in ganz China eine revolutionäre nationale Einheitsfront zu schaffen.
 

Die nationale Enheitsfront

Nachdem wir die Lage im Lager der Konterrevolution und im Lager der Revolution untersucht haben, können wir jetzt leicht die taktischen Aufgaben der Partei darlegen.

Was ist die grundlegende taktische Aufgabe der Partei? Sie besteht einzig und allein in der Bildung einer breiten revolutionären nationalen Einheitsfront.

Wenn die Lage der Revolution sich geändert hat, ist es notwendig, auch die Taktik der Revolution und die Methoden der Führung der Revolution entsprechend zu ändern. Die Aufgabe des japanischen Imperialismus, der Kollaborateure und der Landesverräter besteht darin, China in eine Kolonie zu verwandeln, während unsere Aufgabe darin besteht, China in einen unabhängigen, freien Staat mit territorialer Integrität zu verwandeln.

Unabhängigkeit und Freiheit für China zu erringen ist eine große Aufgabe. Hierfür ist es notwendig, den Krieg gegen den ausländischen Imperialismus und die inneren konterrevolutionären Kräfte zu Führen. Der japanische Imperialismus ist voller Entschlossenheit, rücksichtslos tief in China einzudringen. Gegenwärtig sind im Lande die konterrevolutionären Kräfte der Feudalherren- und Kompradorenklasse noch stärker als die revolutionären Kräfte des Volkes. Der Sturz des japanischen Imperialismus und der konterrevolutionären Kräfte Chinas kann nicht in ein oder zwei Tagen erreicht werden, Wir müssen uns auf eine lange zeit einstellen; es kann ebensowenig mit unbedeutenden Kräften erreicht werden, wir müssen dafür nächtige Kräfte sammeln. Die Kräfte der Konterrevolution sind in China und in der ganzen Welt im Vergleich zur Vergangenheit schwächer geworden, während die Kräfte der Revolution in China und in der ganzen Welt gewachsen sind. Diese Einschätzung ist richtig, aber das ist nur die eine Seite der Sache. Gleichzeitig müssen Wir feststellen, daß die Kräfte der Konterrevolution in China und in der ganzen Welt vorläufig noch die Kräfte der Revolution übertreffen. Diese Einschätzung ist auch richtig, und das ist die andere Seite der Sache. Die Ungleichmäßigkeit der politischen und ökonmischen Entwicklung Chinas erzeugt auch die Ungleichmäßigkeit in der Entwicklung der Revolution. Die Revolution beginnt, entwickelt sich und siegt zuerst stets dort, wo die Kräfte der Konterrevolution verhältnismäßig schwach sind; dort aber, wo die Kräfte der Konterrevolution sehr stark sind, hat die Revolution entweder noch nicht begonnen oder entwickelt sich sehr langsam. In einer solchen Lage sah sich die chinesische Revolution bereits während einer längeren Periode in der Vergangenheit. Man kann annehmen, daß in der Zukunft die allgemeine revolutionäre Situation in gewissen Stadien weiter anwachsen, die Ungleichmäßigkeit in der Entwicklung der Revolution jedoch erhalten bleiben wird. Um die Ungleichmäßigkeit in eine allgemeine Gleichmäßigkeit zu verwandeln, braucht man noch viel Zeit, bedarf es noch gewaltiger Bemühungen, ist noch eine richtige taktische Linie der Partei erforderlich. War der revolutionäre Krieg, der von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion geführt wurde [27], in drei Jahren beendet, so müssen wir bereit sein, auf den revolutionären Krieg, der von der Kommunistischen Partei Chinas geführt wird und bereits lange gedauert hat, noch mehr Zeit zu verwenden, eine Zeit, die erforderlich ist, um endgültig und gründlich mit den Kräften der inneren und äußeren Konterrevolution Schluß zu machen; die hastige Überstürzung, die in der Vergangenheit zuweilen zutage trat, taugt überhaupt nichts. Es ist ferner notwendig, eine richtige revolutionäre Taktik zu entwickeln; tappt man jedoch immer im engen Kreis herum, wie das in der Vergangenheit geschah, so können keine großen Taten vollbracht werden. Das bedeutet nicht, daß man in China langsam ans Werk gehen muß; nein, man muß kühn ans Werk gehen, weil die Gefahr der nationalen Unterjochung uns nicht gestattet, auch nur eine Minute lang nachzulassen. Von nun an wird das Tempo der Entwicklung der Revolution im Vergleich zur Vergangenheit bedeutend ansteigen, denn sowohl China als auch die ganze Welt nähern sich einer neuen Periode von Kriegen und Revolutionen. Trotzdem wird der revolutionäre Krieg in China langwierig sein; dieser langwierige Charakter ist durch die Stärke des Imperialismus und durch die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der Revolution bedingt. Wir sagen, die gegenwärtige Situation ist dadurch gekennzeichnet, daß ein neuer Aufschwung der nationalen Revolution naht, daß China am Vorabend einer neuen großen Revolution im ganzen Land steht; das ist eine Besonderheit der gegenwärtigen revolutionären Situation. Das ist eine Tatsache, und sie zeigt die eine Seite der Sache. Aber zu gleicher Zeit sagen wir, daß der Irnperialismus immer noch eine ernstzunehmende Kraft darstellt, daß die im Ungleichmäßigkeit in der Entwicklung der revolutionären Kräfte ein ernster Mangel ist, daß man, um den Feind zu zerschlagen, sich auf ein langwierigen Krieg vorbereiten muß. Das ist eine andere Besonderheit der gegenwärtigen revolutionären Situation. Das ist auch eine Tatsache, und sie zeigt die andere Seite der Sache. Diese zwei Besonderheiten, diese zwei Tatsachen lehren uns und drängen da s, der Lage entsprechend unsere Taktik zu ändern und die Methoden der Gruppierung unserer Kräfte für den Kampfeinsatz zu mobilisieren. Die gegenwärtige Lage verlangt, daß wir den Mut haben, die Politik der verschlossenen Tür aufzugeben, eine breite Einheitsfront zu bilden und ein Abenteurertum zu verhüten. Solange der Augenblick der Entscheidungsschlacht nicht gekommen ist, solange wir keine Kräfte dafür haben, dürfen wir uns nicht Hals über Kopf in diese Schlacht stürzen.

Wir wollen hier weder über den Zusammenhang zwischen der Politik der verschlossenen Tür und dem Abenteurertum noch über die Gefahr sprechen, die das Abenteurertum in Zukunft darstellen kann, wenn die Ereignisse große Dimensionen annehmen werden. Al rüber wird man später noch rechtzeitig sprechen können. Wir wollen hier nur darauf eingehen, daß die Taktik der Einheitsfront die Taktik der verschlossenen Tür zwei verschiedene, und zwar einander diametral entgegengesetzte Taktiken sind.

Die eine Taktik lautet: Wir müssen ein mächtiges Heer rekrutieren, um den Feind einzukreisen und zu vernichten.

Die andere dagegen lautet: Wir müssen uns allein in einen erbitterten Kampf gegen einen mächtigen Feind stürzen.

Die eine Taktik lautet: Wenn wir jene Lage nicht richtig einschätzen, daß die Versuche des japanischen Imperialismus, China in eine Kolonie zu verwandeln, Änderungen an der Front der Revolution und der Konterrevolution Chinas hervorzurufen vermögen, dann werden wir die Möglichkeit für die Bildung einer breiten revolutionären nationalen Einheitsfront nicht richtig einschätzen können. Wenn wir die starken und schwachen Seiten der japanischen und Chinesischen konterrevolutionären Kräfte sowie der chinesischen revolutionären Kräfte nicht richtig einschätzen, dann werden wir die notwendigkeit der Bildung einer breiten revolutionären nationalen Einheitsfront nicht richtig einzuschätzen wissen; dann werden wir nicht imstande sein, entschlossene Maßnahmen zu treffen, um mit der Politik der verschlossenen Tür aufzuräumen; wir werden nicht imstande sein, die Einheitsfront als eine Waffe zur Organisierung und Vereinigung der viele Millionen zählenden Volksmassen und alle möglichen Verbündeten der Revolution zu benutzen, um zum Angriff auf unser Hauptziel – den japanischen Imperialismus und seine Lakaien, die chinesischen Landesverräter – vorzugehen; ferner werden wir nicht imstande sein, unsere taktische Waffe zu benutzen, um das vor uns liegende Hauptziel zu treffen, sondern wir werden unser Feuer so sehr streuen, daß unsere Kugeln nicht den Hauptfeind, sondern den zweitrangigen Feind und sogar unsere Verbündeten treffen werden. Das nennt man Unfähigkeit, den Feind richtig zu bestimmen, und Munitionsverschwendung. Auf diese Weise vermag man nicht, den Feind in bedrängte, isolierte Positionen zu treiben. Auf diese Weise ist es unmöglich, aus dem feindlichen Lager und aus der feindlichen Front diejenigen auf unsere Seite herüberzuziehen, die sich zwangsweise im Lager des Feindes befinden, sowie jene, die gestern Feinde waren und heute Verbündete werden können. Auf diese Weise werden wir faktisch dem Feind behilflich sein, werden wir die Revolution zur Stagnation, zur Isolierung, zur Einengung, zum Abebben und sogar auf den Weg der Niederlage führen.

Die andere Taktik dagegen lautet: Diese ganze Kritik ist falsch. Die Kräfte der Revolution müssen sauber, absolut sauber, der Weg der Revolution muß gerade, absolut gerade sein. Richtig ist nur das, was in der Heiligen Schrift steht. Die nationale Bourgeoisie ist ein für allemal und durch und durch Konterrevolutionär. Den Großbauern dürfen nicht die geringsten Zugeständnisse gemacht werden. Gegen die gelben Gewerkschaften gilt nur der Kampf auf Leben und Tod. Drückt man Tsai Ting-kai die Hand, darf man nicht vergessen, ihn im Augenblick des Händedrucks einen Konterrevolutionär zu schimpfen. Kann man denn eine Katze finden, die keine Fische frißt, kann man einen Militärmachthaber finden, der kein Konterrevolutionär ist Der revolutionäre Geist der Intellektuellen reicht nur für drei Tage, und ihre Anwerbung ist gefährlich. Daher dann die Schlußfolgerung: die Politik der verschlossenen Tür, das ist das einzige Zaubermittel, die Einheitsfront aber ist eine opportunistische Taktik.

Genossen, was ist nun eigentlich richtig – die Einheitsfront oder die Politik der verschlossenen Tür? Welches von beiden entspricht denn dem Marxismus-Leninismus ? Ich antworte mit aller Entschiedenheit: die Einheitsfront und nicht die Politik der verschlossenen Tür. Selbst dreijährige Kinder urteilen vielfach richtig, aber man kann ihnen trotzdem nicht die Leitung der großen nationalen und internationalen Angelegenheiten anvertrauen, weil sie das noch nicht beurteilen können. Der Marxismus-Leninismus kämpft gegen die Kinderkrankheiten in den Reihen der Revolutionäre. Alles, was die Anhänger der Taktik der verschlossenen Tür verfechten, ist eben eine ganze Sammlung von Kinderkrankheiten. Der Weg der Revolution ist ebenso wie der Weg der Entwicklung aller Dinge in der Welt stets gewunden und nicht gerade. Die Front der Revolution und die Front der Konterrevolution können Änderungen unterliegen, so wie die Dinge in der Welt Änderungen unterworfen sind. Der japanische Imperialismus trachtet danach, ganz China in seine Kolonie zu verwandeln, und es gibt gegenwärtig im Lager der chinesischen Revolution noch recht schwache Stellen. Diese zwei grundlegenden Tatsachen dienen als Ausgangspunkte der neuen Taktik der Partei – der breiten Einheitsfront. Die Millionenmassen des Volkes organisieren und eine gewaltige revolutionäre Armee in Marsch setzen – das ist es, was heute für den Angriff der Revolution gegen die Konterrevolution erforderlich ist. Nur eine solche Kraft ist imstande, den japanischen Imperialismus, die Kollaborateure und die Landesverräter zu zerschlagen; das ist die offensichtliche Wahrheit. Und deshalb ist allein die Taktik der Einheitsfront eben die marxistisch-leninistische Taktik. die Taktik der verschlossenen Tür dagegen ist eine Taktik der Selbstisolierung. Die Politik der verschlossenen Tür „treibt die Fische dorthin, wo das Wasser tiefer ist, treibt die Spatzen dorthin, wo die Sträucher dichter stehen“. Sie treibt jene Millionenmassen, jene gewaltige Armee auf die Seite des Feindes, und das ruft lediglich den begeisterten Beifall des Feindes hervor. In der Tat dient die Politik er verschlossenen Tür wie ein unterwürfiger Knecht dem japanischen Imperialismus, den Kollaborateuren und den Landesverrätern. Eine solche „Sauberkeit“ und „Geradheit“, von der die Anhänger der Politik der verschlossenen Tür immer wieder reden, wird von den Marxisten-Leninisten getadelt, hingegen von den japanischen Imperialisten gelobt. Wir lehnen die Politik der verschlossenen Tür entschieden ab; was wir brauchen, ist die revolutionäre nationale Einheitsfront, die dem japanischen Imperialismus, den Kollaborateuren und den Landesverrätern den Todesstoß versetzen wird.
 

Die Volksrepublik [28]

Wenn unsere frühere Regierung auf einem Bündnis der Arbeiter, der Bauern und des städtischen Kleinbürgertums beruhte, müssen wir sie so umbilden, daß von nun an neben den Arbeitern, den Bauern und dem städtischen Kleinbürgertum auch jene Leute aus allen anderen Klassen in sie einbezogen werden, die an der nationalen Revolution teilzunehmen wünschen.

Gegenwärtig besteht die grundlegende Aufgabe dieser Regierung darin, gegen eine Annexion Chinas durch den japanischen Imperialismus zu kämpfen. Hinsichtlich ihrer Zusammensetzung wird der Rahmen dieser Regierung sehr weit gespannt sein; zur Teilnahme an der Regierung können nicht nur Leute zugelassen werden, die lediglich an der nationalen Revolution und nicht an der Agrarrevolution interessiert sind, sondern – wenn sie es wünschen – sogar Leute, die mit dem europäischen und amerikanischen Imperialismus verbunden sind und ihn nicht bekämpfen können, dafür aber imstande sind, den Kampf gegen den japanischen Imperialismus und seine Lakaien zu führen. Und deshalb muß das Programm einer solchen Regierung im Prinzip der grundlegenden Aufgabe entsprechen – dem Kampf gegen den japanischen Imperialismus und seine Lakaien. Auf dieser Grundlage wird dann auch unsere frühere Politik entsprechend geändert.

Die Besonderheit des revolutionären Lagers besteht jetzt darin, daß es eine gestählte Kommunistische Partei, daß es eine gestählte Rote Armee gibt. Das ist außerordentlich wichtig. Hätten wir jetzt keine gestählte Kommunistische Partei und keine gestählte Rote Armee, würden gewaltige Schwierigkeiten auftreten. Weshalb? Nun, weil es in China viele Kollaborateure und Landesverräter gibt und weil sie stark sind; sie werden unweigerlich alles anstellen, um die Einheitsfront zu sprengen, um durch Drohungen und Bestechungen, durch gerissene Manöver Zwietracht zu stiften; sie setzen ihre Truppen ein, um jene Kräfte, die schwächer sind als sie, die aber mit den Landesverrätern brechen und sich mit uns zum Kampf gegen Japan vereinigen wollen, zu unterdrücken und einzeln zu schlagen. Das wird unweigerlich geschehen, wenn in der antijapanischen Regierung und in der antijapanischen Armee so wichtige Faktoren wie die Kommunistische Partei und die Rote Armee fehlen werden. Die Hauptursache für die Niederlage der Revolution im Jahre 1927 bestand darin, daß infolge des Vorhandenseins einer opportunistisch weichen Linie in der Kommunistischen Partei keine Anstrengungen gemacht wurden, um die eigenen Reihen (das heißt die Arbeiter- und Bauernbewegung und die von der Kommunistischen Partei geführte Armee) zu entfalten, sondern daß man sich nur auf den zeitweiligen Verbündeten, auf die Kuomintang, stützte. Das Ergebnis war, daß die Lakaien der Imperialisten – die Klassen der Feudalherren und der Kompradoren – auf Befehl ihrer Herren alle Hebel in Bewegung setzten, zunächst Tschiang Kai-schek und später auch Wang Djing-we auf ihre Seite hinüberzogen, und die Revolution erlitt eine Niederlage. Zu jener Zeit hatte die revolutionäre Einheitsfront keine Hauptstütze, hatte keine starken revolutionären bewaffneten Kräfte, und als überall der Verrat begann, mußte die Kommunistische Partei allein auf sich gestellt kämpfen. Sie vermochte die Taktik der Imperialisten und der chinesischen Konterrevolution, die Kräfte der Revolution einzeln zu schlagen, nicht zu vereiteln. Obwohl damals bereits die Truppen Ho Lungs und Yä Tings existierten, waren sie noch keine politisch feste Armee, und außerdem verstand es die Partei nicht, sie führen; so erlitten sie letzten Endes eine Niederlage. Das ist eine blutige Lehre; sie zeigt, daß die Revolution eine Niederlage erleidet, wenn ihr die Zentralkraft fehlt. Jetzt hat sich die Lage in dieser Hinsicht geändert: Es gibt nun sowohl eine mächtige Kommunistische Partei als auch eine mächtige Rote Armee, es gibt auch die Stützpunktgebiete der Roten Armee. Nicht nur heute treten die Kommunistische Partei und die Rote Armee als die Initiatoren der antijapanischen nationalen Einheitsfront auf, sondern auch in Zukunft werden zweifelsohne der feste Stützpfeiler der antijapanischen Regierung der antijapanischen Armee sein: Sie werden imstande sein, die – die Zersetzung der antijapanischen nationalen Einheitsfront gerichtete Politik der japanischen Imperialisten und Tschiang Kai- scheks zum Scheitern zu bringen. Zweifellos werden die japanischen Imperialisten und Tschiang Kai-schek zu allerlei Drohungen und Bestechungen, zu allen möglichen gerissenen Manövern ihre zuflucht nehmen, und wir müssen sehr auf der Hut sein.

Natürlich können wir nicht damit rechnen, daß jeder Teil der breiten antijapanischen nationalen Einheitsfront genauso fest sein wie die Kommunistische Partei und die Rote Armee. Es kann geschehen, daß im Verlauf ihrer Tätigkeit gewisse schlechte Elemente er dem Einfluß des Feindes diese Einheitsfront verlassen werden. Aber wir fürchten uns nicht davor. Unter dem Einfluß des Feindes werden gewisse schlechte Leute fortgehen, und unter unserem Einfluß werden andere, gute Leute kommen. Solange die Kommunistische Partei und die Rote Armee existieren und sich entwickeln, wird zweifelsohne auch die antijapanische nationale Einheitsfront existieren und sich entwickeln. Hierin zeigt sich die führende Rolle der Kommunistischen Partei und der Roten Armee in der nationalen Einheitsfront. Jetzt sind die Kommunisten schon keine Kinder mehr, sie wissen sich zu verhalten und wissen, wie mit Verbündeten umzugehen ist. Die japanischen Imperialisten und Tschiang Kai-schek können schlaue Manöver gegen die revolutionären Kräfte durchführen, aber auch die Kommunisten können mit den gleichen Manövern gegen die konterrevolutionären Kräfte vorgehen. Die japanischen Imperialisten und Tschiang Kai-schek können schlechte Elemente aus unseren Reihen zu sich hinüberziehen, aber auch wir können selbstverständlich „schlechte Elemente“ (von unserem Standpunkt aus gute Leute) aus ihren Reihen zu uns herüberziehen. Wenn wir es verstehen, aus den Reihen der Feinde möglichst viele Leute herüberzuziehen, werden sich ihre Reihen lichten, unsere aber werden sich verstärken. Kurzum, jetzt ist ein Kampf zwischen den beiden grundlegenden Kräften im Gange, und alle Zwischenkräfte müssen sich entweder der einen oder der anderen Seite anschließen. Das ist ein unumstößliches Gesetz. Dabei muß die auf Unterjochung beziehungsweise Verschacherung Chinas gerichtete Politik der japanischen Imperialisten und Tschiang Kai-scheks zwangsläufig dazu führen, daß viele Kräfte zu uns stoßen. Sie werden entweder unmittelbar in die Reihen der Kommunistischen Partei Chinas und der Roten Armee eintreten oder mit ihnen eine vereinigte Front bilden. Wenn unsere Taktik nicht eine Taktik der verschlossenen Tür ist, kann dieses Ziel erreicht werden.

Warum muß man die Arbeiter- und Bauernrepublik in eine Volksrepublik umbilden?

Unsere Regierung repräsentiert nicht nur die Arbeiter und die Bauern, sondern die ganze Nation. Das war schon in der Losung der demokratischen Arbeiter- und Bauernrepublik enthalten, denn die Arbeiter und Bauern machen 80 bis 90 Prozent der gesamten Nation aus. Das Zehn-Punkte-Programm [29], das vom 4. Parteitag unserer Partei ausgearbeitet wurde, vertritt nicht allein die Interessen der Arbeiter und Bauern, sondern auch die der ganzen Nation. Die gegenwärtige Lage fordert jedoch von uns eine Änderung dieser Losung, und zwar ihre Ersetzung durch die Losung der Volksrepublik. Denn die japanische Aggression hat die Beziehungen zwischen den Klassen in China verändert und es möglich gemacht, daß nicht nur das Kleinbürgertum, sondern auch die nationale Bourgeoisie am antijapanischen Kampf teilnimmt.

Selbstverständlich wird die Volksrepublik nicht die Interessen der feindlichen Klassen vertreten. Im Gegenteil, sie steht in direktem Gegensatz zu den Lakaien des Imperialismus – der Feudalherren-, der Kompradorenklasse – und bezieht diese Elemente Nicht in ¨ Reihen des Volkes ein. Genauso vertritt Tschiang Kai-scheks Nationalregierung der Republik China“ nur die Reichsten, keineswegs aber das einfache Volk, bezieht das einfache Volk nicht in die Nation“ ein. 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung Chinas sind Arbeiter und Bauern, und deshalb muß die Volksrepublik in erster Linie die Interessen der Arbeiter und der Bauern vertreten. Die Volksrepublik wird das imperialistische Joch abwerfen und damit China Freiheit und Unabhängigkeit führen, sie wird das Joch der Grundherren abwerfen und China von den halbfeudalen Zuständen freien; die Volksrepublik wird nicht nur den Arbeitern und Bauern, sondern auch dem übrigen Teil des Volkes Nutzen bringen. Aus der Gesamtheit der Interessen der Arbeiter und der Bauern sowie des übrigen Teils des Volkes setzen sich die Interessen der chinesischen Nation zusammen. Obwohl die Klassen der Kompradoren und der Grundherren ebenfalls auf chinesischem Boden leben, nehmen sie noch auf die Interessen der Nation keine Rücksicht, ihre Interessen stoßen mit den Interessen der Mehrheit zusammen. Nur von dieser kleinen Minderheit sagen wir uns los, nur mit dieser kleinen Minderheit geraten wir in Kollision, und deshalb haben wir das Recht zu sagen, daß wir die ganze Nation vertreten.

Die Interessen der Arbeiterklasse stoßen auch mit den Interessen der nationalen Bourgeoisie zusammen. Es ist unmöglich, die nationale Revolution erfolgreich zu entfalten, ohne der Vorhut der nationalen Revolution politische und ökonomische Rechte zu gewähren, ohne der Arbeiterklasse die Möglichkeit zu geben, ihre Anstrengungen auf den impf gegen den Imperialismus und seine Lakaien, die Landesverräter-, zu richten. Wenn sich jedoch die nationale Bourgeoisie der antiimperialistischen Einheitsfront anschließt, werden die Arbeiterklasse und die nationale Bourgeoisie gemeinsame Interessen haben. In der Periode der bürgerlich-demokratischen Revolution schafft die Volksrepublik das Privateigentum nicht ab, sofern es kein imperialististisches oder feudales ist, sie beschlagnahmt nicht die Industrie- und Handelsunternehmen der nationalen Bourgeoisie, sondern fördert die Entwicklung solcher Unternehmen. Wir nehmen jeden nationalen Kapitalisten in unseren Schutz, vorausgesetzt, daß er die Imperialisten und die chinesischen Landesverräter nicht unterstützt. Im Stadium der demokratischen Revolution hat der Kampf zwischen Arbeit und Kapital seine Grenzen. Die Arbeitsgesetze der Volksrepublik schützen die Interessen der Arbeiter, aber sie verhindern nicht, daß die nationale Bourgeoisie Profite macht, daß sich die nationale Industrie und der nationale Handel entwickeln; denn eine solche Entwicklung liegt nicht im Interesse des Imperialismus, sondern im Interesse des chinesischen Volkes. Hieraus folgt, daß die Volksrepublik die Interessen aller Schichten des Volkes vertritt, die zu den antiimperialistischen, antifeudalen Kräften zählen. Die Regierung der Volksrepublik wird sich hauptsächlich auf die Arbeiter und die Bauern stützen, aber gleichzeitig werden auch die Vertreter der anderen antiimperialistischen, antifeudalen Klassen zur Teilnahme an der Regierung zugelassen.

Ist es nicht gefährlich, diese Leute zur Teilnahme an der Regierung der Volksrepublik zuzulassen? Nein, es ist nicht gefährlich. Die Arbeiter und Bauern bilden die Hauptmasse der Bevölkerung dieser Republik. Wenn man dem städtischen Kleinbürgertum, den Intellektuellen und anderen Leuten, die das Programm des Kampfes gegen Imperialismus und Feudalismus unterstützen, das Recht einräumt, in der Regierung der Volksrepublik mitzusprechen und mitzuarbeiten, wenn man ihnen das Recht zu wählen und gewählt zu werden zugesteht, so kann das nicht den Interessen der Arbeiter und Bauern, der Hauptmasse der Bevölkerung, zuwiderlaufen. Der wesentliche Teil unseres Programms muß die Wahrung der Interessen der Hauptmasse, der Arbeiter und Bauern, sein. Durch die Tatsache, daß die Vertreter der Arbeiter und Bauern in der Regierung der Volksrepublik die große Mehrheit bilden, und durch die führende Stellung und die Tätigkeit der Kommunistischen Partei in dieser Regierung ist gewährleistet, daß die Teilnahme dieser Leute nicht gefährlich werden kann. Im gegenwärtigen Stadium ist die chinesische Revolution ihrem Charakter nach immer noch eine bürgerlich-demokratische Revolution und keine proletarisch-sozialistische Revolution. Das ist völlig klar. Nur konterrevolutionäre Trotzkisten [30] können einen solchen Unsinn schwätzen, daß die bürgerlich-demokratische Revolution in China bereits vollendet sei und die weitere Entwicklung der Revolution nur eine sozialistische Revolution bedeuten könne. Die Revolution von 1924-1927 war eine bürgerlich-demokratische Revolution, aber diese Revolution wurde nicht vollendet, sondern erlitt eine Niederlage. Die Agrarrevolution, die unter unserer Führung seit 1927 bis heute durchgeführt wird, ist ebenfalls eine bürgerlich-demokratische Revolution, wenn die Aufgabe dieser Revolution ist der Kampf gegen den Imperialismus und den Feudalismus, nicht aber gegen den Kapitalismus. Einen solchen Charakter wird die Revolution noch ziemlich inne tragen.

Die Triebkräfte der Revolution bleiben nach wie vor im wesentlichen die Arbeiter, die Bauern und das städtische Kleinbürgertum, wobei jetzt auch noch die nationale Bourgeoisie hinzukommen kann.

Eine Wendung in der Revolution ist eine Sache der Zukunft.

In der Zukunft wird die demokratische Revolution unweigerlich in eine sozialistische Revolution hinüberwachsen. Wann sich dieser Übergang vollziehen wird, hängt davon ab, inwieweit die Voraussetzungen dafür herangereift sein werden, und dazu kann eine ziemlich lange Zeit benötigt werden. Solange nicht alle notwendigen politischen und ökonomischen Voraussetzungen gegeben sind, solange eine solche Wendung für die überwiegende Mehrheit unseres Volkes nicht von nutzen, sondern von Schaden sein kann, soll man nicht leichtfertig darüber reden. Es ist falsch, daran zu zweifeln und zu erwarten, der Übergang würde in der nächsten Zeit vollzogen werden, wie es bei manchen Genossen der Fall war, als sie erklärten, der Tag er ersten Erfolge der demokratischen Revolution in den wichtigsten Provinzen des Landes werde jener Tag sein, an dem das Hinüberwachsen beginnt. Diese Genossen urteilten so, weil sie nicht erkannt hatten, was für ein Land China in politischer und ökonomischer Hinsicht ist, weil sie nicht begriffen hatten, daß die Vollendung der demokratischen Revolution auf politischem und ökonomischem Gebiet in China eine bedeutend schwierigere Sache sein wird als in Rußland, aß sie mehr Zeit und größere Anstrengungen erfordern wird.
 

Internationale Hilfe

Zum Schluß halte ich es für nötig, einige Worte über die Wechselbeziehungen zwischen der chinesischen Revolution und der Weltrevolution zu sagen.

Seit der Imperialismus, dieses Ungeheuer, auf die Welt gekommen ,hat sich alles in der Welt so eng verflochten, daß man beim besten Willen das eine nicht vom anderen trennen kann. Unsere chinesische Nation ist von dem Geist beseelt, die blutigen Kämpfe gegen ihre Feinde bis zuletzt auszufechten, sie ist entschlossen, ihre verlorenen Gebiete und ihre verlorene nationale Ehre aus eigener Kraft wiederzugewinnen, sie verfügt über die Fähigkeit, inmitten der Nationen der Welt auf eigenen Füßen zu stehen. Aber das bedeutet nicht, daß wir keine internationale Hilfe brauchen. Nein, heute ist die internationale Hilfe nötig für den revolutionären Kampf eines jeden Landes und einer jeden Nation. Ein alter Philosoph hat gesagt: „ln der ‚Frühlings- und Herbstperiode‘ gab es keine gerechten Kriege.“ [31] Heute aber kann es bei den Imperialisten noch viel weniger gerechte Kriege geben; gerechte Kriege können nur die unterdrückten Nationen und die unterdrückten Klassen führen. Alle Kriege der Welt, in denen sich das Volk gegen seine Unterdrücker erhebt, sind gerechte Kriege. Die Februarrevolution und die Oktoberrevolution in Rußland waren gerechte Kriege. Die Revolutionen der Völker in verschiedenen europäischen Ländern nach dem ersten Weltkrieg waren gerechte Kriege. In China sind folgende Kriege sämtlich gerechte Kriege: der Widerstandskrieg gegen die Opiumeinfuhr [32], der Taiping-Tiänguo Krieg [33], der Yihotuan-Krieg [34], der Revolutionskrieg von 1911 [35], der Nordfeldzug von 1926/27, der Agrarrevolutionäre Krieg, der seit 1927 bis heute andauert, und der gegenwärtige Krieg, der das Ziel hat, die japanische Aggression zu bekämpfen und die Landesverräter zu bestrafen. Bei dem gegenwärtigen Aufschwung des Widerstandes gegen die japanische Aggression in ganz China und dem gegenwärtigen Aufschwung des antifaschistischen Kampfes in der ganzen Welt werden gerechte Kriege ganz China und die ganze Welt erfassen. Alle gerechten Kriege helfen einander, alle ungerechten Kriege gilt es in gerechte Kriege umzuwandeln – das ist die leninistische Linie. [36] Wir brauchen im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression die Hilfe der Völker der ganzen Welt und vor allem die Hilfe des Sowjetvolkes, und sie werden uns gewiß helfen, denn wir sind mit ihnen durch die Bande lebenswichtiger Interessen verbunden. In der Vergangenheit waren die Kräfte der chinesischen Revolution eine Zeitlang durch Tschiang Kai-schek von den internationalen revolutionären Kräften abgeschnitten, und wir waren in diesem Sinne isoliert. Jetzt hat sich die Lage geändert, und zwar in einer für uns günstigen Richtung. Und sie wird sich weiterhin in einer für uns günstigen Richtung ändern. Wir werden nicht mehr isoliert sein. Das ist eine der notwendigen Voraussetzungen für den Sieg Chinas in seinem Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression und für den Triumph der chinesischen Revolution.

Anmerkung

* Referat des Genossen Mao Tse-tung auf der Beratung der Parteiaktivisten in Wayaobao, Nordschensi, gehalten nach der Tagung des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas in Wayaobao im Dezember 1935. Auf dieser Tagung des Politbüros – einer vom Zentralkomitee einberufenen außerordentlich wichtigen Tagung – wurde an der in der Partei bestehenden falschen Ansicht Kritik geübt, die chinesische nationale Bourgeoisie könne nicht Verbündeter der Arbeiter und Bauern im gemeinsamen Kampf gegen den japanischen Imperialismus sein; gleichzeitig wurde die Tabak der nationalen Einheitsfront gebilligt. Auf Grund des Beschlusses des Zentralkomitees erklärte Genosse Mao Tse-tung in seinem Referat ins einzelne gehend, daß es möglich und wichtig ist, unter den Bedingungen des Widerstands gegen die japanische Aggression erneut eine Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie herzustellen. Er unterstrich die entscheidende Bedeutung der führenden Rolle der Kommunistischen Partei und der Roten Armee in dieser Einheitsfront, wies auf den langwierigen Charakter der chinesischen Revolution hin, verurteilte die engstirnige Politik der verschlossenen Tür und die revolutionäre Fiebigkeit, die lange Zeit in der Partei bestanden hatten und die Hauptursache für die ernsten Rückschläge der Partei und der Roten Armee in der Periode des Zweiten Revolutionären Bürgerkrieges gewesen waren. Gleichzeitig machte Genosse Mao Tse-tung die Partei auf die historische Lehre aus der Niederlage der Revolution im Jahre 1927, die der rechte Opportunismus Tschen Du-hsius verursacht hatte, aufmerksam. Ferner wies er darauf hin, daß Tschiang Kai-schek unbedingt versuchen werde, die Kräfte der Revolution zu untergraben; auf diese Weise machte es Genosse Mao Tse-tung unserer Partei möglich, in der neuen Lage einen klaren Kopf zu behalten und die revolutionären Kräfte trotz Tschiang Kai-scheks endloser Betrugsmanöver und zahlreicher bewaffneter Überfälle vor möglichen Verlusten zu bewahren. Die erweiterte Tagung des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas im Januar 1935 in Dsunyi, Provinz Kueitschou, hatte eine neue Führung des Zentralkomitees mit Genossen Mao Tse-tung an der Spitze gebildet und die frühere „links“ opportunistische Führung abgesetzt. Aber diese Tagung fand während des Langen Marsches der Roten Armee statt, und deshalb konnte sie nur zu den damals aktuellsten militärischen Fragen und zu organisatorischen Fragen des Sekretariats und des Revolutionären Militärausschusses des Zentralkomitees Beschlüsse fassen. Erst nachdem die Rote Armee nach dem Langen Marsch Nordschensi erreicht hatte, erhielt das Zentralkomitee die Möglichkeit, die verschiedenen Fragen der Taktik auf politischem Gebiet systematisch zu erläutern. Diese Fragen werden von Genossen Mao Tse-tung in diesem Referat am umfassendsten analysiert.



1. Am 18. Januar 1915 legten die japanischen Imperialisten der chinesischen Regierung unter Yüan Schikai 21 Forderungen vor, und am 7. Mai verlangten sie in einem Ultimatum eine Antwort auf diese Forderungen innerhalb von 48 Stunden. Die Forderungen Japans gliederten sich in fünf Gruppen. Die ersten vier Gruppen enthielten folgende Forderungen: Die Rechte, die sich Deutschland in der Provinz Schantung angeeignet hatte, sind an Japan zu übertragen, darüber hinaus sind Japan neue Rechte in Schantung einzuräumen; in der Südmandschurei und in der Ostmongolei soll Japan das Recht auf Pacht oder Besitz von Ländereien, das Niederlassungsrecht, das Recht auf industrielle und kommerzielle Tätigkeit, das ausschließliche Recht auf den Bau von Eisenbahnlinien und die Erschließung von Bodenschätzen erhalten; das Hanyäping-Hüttenkombinat soll in den gemeinsamen Besitz Chinas und Japans übergehen; Häfen, Buchten und Inseln an der chinesischen Küste dürfen nicht an einen dritten Staat abgetreten werden. In der fünften Gruppe wird gefordert: Japan soll die politischen, Finanziellen, polizeilichen und militärischen Angelegenheiten Chinas kontrollieren und das Recht auf den Bau von wichtigen Eisenbahnstrecken erhalten, die die Provinzen Hupeh, Kiangsi und Kuangtung miteinander verbinden. Mit Ausnahme der fünften Gruppe, für die Yüan Schikai „sich eine spätere Vereinbarung ausbat“ nahm er alle diese Forderungen an. Dank dem einmütigen Protest des chinesischen Volkes war es Japan jedoch nicht gelungen, seine Forderungen zu realisieren.

2. Yüan Schikai war in den letzten Jahren der Tjing-Dynastie das Oberhaupt der Militärmachthaber des Nordens. Nachdem die Tjing-Dynastie durch die Revolution von 1911 gestürzt worden war, usurpierte Yüan Schikai den Präsidentenposten der Republik, gestützt auf die konter-revolutionären bewaffneten Kräfte und unterstützt vom Imperialismus unter Ausnutzung der Kompromißbereitschaft der Bourgeoisie, die damals die Führung in der Revolution innehatte. Er bildete die erste Regierung der Militärmachthaber des Nordens, die die Interessen der Klassen der Großgrundherren und der Großkompradoren vertrat. In seinem Bestreben, sich zum Kaiser zu machen, nahm er im Jahre 1915, um die Unterstützung der japanischen Imperialisten zu erhalten, die 21 Forderungen Japans an, die darauf abzielten, die Alleinherrschaft Japans über China aufzurichten. Im Dezember des gleichen Jahres brach in der Provinz Hünnan ein Aufstand aus, der sich gegen die Ausrufung Yüan Schikais zum Kaiser richtete. Dieser Aufstand fand sogleich Widerhall im ganzen Land. Yüan Schikai starb im Juni 1916 in Peking.

3. Im November 1921 berief die USA-Regierung in Washington die Neunmächtekonferenz ein, auf der außer den USA China, England, Frankreich, Italien, Belgien, Holland, Portugal und Japan vertreten waren. Das war eine Konferenz, auf der die USA und Japan miteinander um die Vorherrschaft im Fernen Osten kämpften. Am 6. Februar 1922 wurde auf der Grundlage des von den USA vorgeschlagenen Prinzips der „gleichen Chance für alle Länder in China“ und der „offenen Tür“ ein Neunmächtevertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag diente dazu, eine Lage zu schaffen, den imperialistischen Mächten die gemeinsame Herrschaft über China zu ermöglichen, im Grunde aber die Bedingungen für eine Alleinherrschaft des amerikanischen Imperialismus über China vorzubereiten und damit den Plan Japans für dessen Alleinherrschaft über China zu durchkreuzen.

4. Am 18. September 1931 hatte die in Nordostchina stationierte japanische „Guandung-Armee“ überraschend die Stadt Schenyang besetzt. Die chinesischen Truppen in Schenyang und anderen Orten Nordostchinas (die Nordostarmee) fügten sich dem Befehl Tschiang Kai-scheks, „absolut keinen Widerstand zu leisten“, und zogen sich bis südlich des Passes von Schanhaiguan zurück, so daß die japanischen Truppen rasch die Provinzen Liaoning, Kirin und Heilungkiang besetzen konnten. Das chinesische Volk nannte diesen aggressiven Akt der japanischen Eindringlinge gewöhnlich die Ereignisse des 18. September.

5. Die vier nordöstlichen Provinzen waren Liaoning, Kirin, Heilungkiang und Jehol. (Diese Provinzen entsprechen heute den Provinzen Liaoning, Kirin, Heilung-kiang, dem nordöstlichen Teil der Provinz Hopeh nördlich der Großen Mauer und dem Ostteil des Autonomen Gebiets der Inneren Mongolei – der Übers.) Nach den Ereignissen des 18. September besetzten die japanischen Aggressionstruppen zunächst die Provinzen Liaoning, Kirin und Heilungkiang und dann im Jahre 1933 die Provinz Jehol.

6. Am 25. November 1935 bildete Yin Ju-geng, ein der Kuomintang angehörender Landesverräter, auf Anstiftung der Japaner eine Marionettenregierung, der 22 Kreise in Osthopeh unterstanden und die sich „Autonome Regierung von Osthopeh zum Schutz gegen den Kommunismus“ nannte. Das nannte man die Ereignisse von Osthopeh.

7. Mit den diplomatischen Verhandlungen sind die Verhandlungen zwischen der Tschiangkaischek-Regierung und der japanischen Regierung über die sogenannten Drei Prinzipien Hirotas gemeint. Die Drei Prinzipien Hirotas waren von dem damaligen japanischen Außenminister Hirota aufgestellt und als die Drei Prinzipien für die Beziehungen zu China bezeichnet worden. Sie bestanden in folgendem: 1. die Unterbindung aller antijapanischen Bewegungen durch China; 2. die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China, Japan und „Mandschuguo“; 3. die gemeinsame Verteidigung Chinas und Japans gegen den Kommunismus. Am 21. Januar 1936 erklärte Hirota vor dem japanischen Parlament: „Die chinesische Regierung hat die drei vom Kaiserreich vorgeschlagenen Prinzipien bereits angenommen.“

8. 1939 begann in der das ganze Land umfassenden patriotischen Bewegung des Volkes ein neuen Aufschwung. Unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas veranstalteten die Studenten Pekings am 9. Dezember als erste eine patriotische Demonstration und stellten dabei Losungen auf wie „Stellt den Bürgerkrieg ein, kämpft gemeinsam gegen die fremde Aggression!“, „Nieder mit dem japanischen Imperialismus!“ Diese Bewegung durchbrach die langwierige Terrorherrschaft, die die Kuomintang-Regierung im Bunde mit den japanischen Eindringlingen ausgeübt hatte, und fand gleich beim ganzen Volk Widerhall. Sie wurde Bewegung des 9. Dezember genannt. Folglich sind in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Klassen des Landes augenscheinlich neue Änderungen eingetreten, und die antijapanische nationale Einheitsfront, die die Kommunistische Partei vorgeschlagen hatte, wurde zu einer Politik, für die alle vaterlandsliebenden Menschen gemeinsam und offen eintraten. Die Tschiangkaischek-Regierung war wegen ihrer landesverräterischen Politik beträchtlich isoliert.

9. Dieses Referat wurde von Genossen Mao Tse-tung in einer Zeit gehalten, als Tschiang Kai-schek – nachdem er Nordostchina verkauft hatte – gerade dabei war, Rotchina zu verschachern, und die aktiven Kriegshandlungen gegen die Rote Armee fortsetzte. Darum war es für die Kommunistische Partei Chinas notwendig, diesen Tschiang Kai-schek vollends zu demaskieren; ebenso würde die antijapanische nationale Einheitsfront, die zu dieser Zeit von der Kommunistischen Partei Chinas vorgeschlagen worden war, Tschiang Kai-schek noch nicht einbeziehen. Genosse Mao Tse-tung erwähnt jedoch bereits in diesem Referat die Differenzierung, die im Lager der chinesischen Grundherren- und Kompradorenklassen infolge der Widersprüche zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten eintreten könnte. Da das Vordringen des japanischen Imperialismus in Nordchina die Interessen des englischen und des amerikanischen Imperialismus ernstlich bedrohte, kam die Kommunistische Partei Chinas zu dem Schluß, daß die mit diesen Interessen eng verbundene Tschiangkaischek-Clique auf Befehl ihrer Herren ihre Einstellung zu Japan:ändern könnte, und befolgte deshalb die Politik, Tschiang Kai-schek zum Widerstand gegen Japan zu zwingen. Im Mai 1936 kehrte die Rote Armee aus der Provinz Schansi nach Nordschensi zurück und wandte sich unmittelbar an die Kuomintang-Regierung in Nanking mit der Forderung, den Bürgerkrieg um des gemeinsamen Kampfes gegen Japan willen einzustellen. Im August desselben Jahres richtete das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas an das Zentralexekutivkomitee der Kuomintang erneut ein Schreiben, worin es forderte, eine Einheitsfront beider Parteien zum gemeinsamen Widerstand gegen die japanische Aggression zu bilden und für Verhandlungen Vertreter zu benennen. Aber Tschiang Kai-schek lehnte auch dieses Mal den Vorschlag der Kommunistischen Partei ab. Erst im Dezember 1936, als Tschiang Kai-schek von Kuomintang-Offizieren, die für die Vereinigung mit der Kommunistischen Partei zum Widerstand gegen die japanische Aggression waren, in Sian festgenommen wurde, sah er sich gezwungen, die Forderung der Kommunistischen Partei Chinas nach Einstellung des Bürgerkriegs und nach Vorbereitung des Widerstands gegen die japanische Aggression anzunehmen.

10. Tsai Ting-kai war zu jener Zeit Kommandeur eines Korps der 13. Route-Armee der Kuomintang und stellvertretender Befehlshaber dieser Armee. Zusammen mit Tschen Ming-schu und Djiang Guang-nai stand er an der Spitze der 19. Route-Armee. Die 19. Route-Armee, die Operationen gegen die Rote Armee in Kiangsi durchgeführt hatte, wurde nach den Ereignissen des 18. September nach Schanghai verlegt. Der Aufschwung in der antijapanischen Bewegung der Bevölkerung Shanghais wie auch des ganzen Landes übte einen starken Einfluß auf die 19. Route-Armee aus. In der Nacht des 28. Januar 1932, als japanische Marine-Infanteristen einen Überfall auf Schanghai verübten, leistete die 19. Route-Armee zusammen mit der Schanghaier Bevölkerung Widerstand. Durch den Verrat Tschiang Kai-scheks und Wang Djing-wes endete jedoch dieser Widerstandskampf mit einer Niederlage. Danach wurde die 19. Route-Armee von Tschiang Kai-schek nach Fukien geworfen, um den Kampf gegen die Rote Armee fortzusetzen. Zu dieser Zeit kam die Führung der 18. Route-Armee allmählich zu der Einsicht, daß der Krieg gegen die Rote Armee aussichtslos war. Im November 1933 erklärte die Führung der 19. Route-Armee, die mit einem Teil der Kuomintang-Kräfte, an dessen Spitze Li Dji-schen u. a. standen, verbündet war, öffentlich den Bruch mit Tschiang Kai-schek. Sie bildeten in der Provinz Fukien die „Revolutionäre Volksregierung der Chinesischen Republik“ und trafen mit der Roten Armee eine Vereinbarung über den gemeinsamen Widerstand gegen Japan und über den Kampf gegen Tschiang Kai-schek. Unter den Schlägen der Streitkräfte Tschiang Kai-scheks brachen die 19. Route-Armee und die Fukiener Volksregierung zusammen. Danach gingen Tsai Ting-kai und andere allmählich auf die Position der Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Chinas über.

11. Im September 1926, als die Revolutionäre Armee auf dem Nordfeldzug Wuhan erreichte, erklärte Feng Yü-hsiang, der die Armee in der Provinz Suiyüan (im Westteil des heutigen Autonomen Gebiets der Inneren Mongolei gelegen – der Übers.) befehligte, daß er sich von der Clique der Militärmachthaber des Nordens lossage, und schloß sich der Revolution an. Anfang 1927 brachen seine Truppen aus der Provinz Schensi auf und unternahmen gemeinsam mit der Armee des Nordfeldzugs einen Angriff auf die Provinz Honan. Nach dem Verrat Tschiang Kai-scheks und Wang Djing-wes im Jahre 1927 beteiligte sich auch Feng Yü-hsiang am Kampf gegen die Kommunisten, aber es bestand stets ein Konflikt zwischen seinen Interessen und denen der Tschiangkaischek-Clique. Nach den Ereignissen des 18. September setzte sich Feng Yü-hsiang für den Widerstand gegen Japan ein, und im Mai 1933 begann er mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammenzuarbeiten, es wurde in Dschangdjiakou die Verbündete Antijapanische Volksarmee geschaffen. Unter den von zwei Seiten geführten Schlägen der Kräfte Tschiang Kai-scheks und der japanischen Aggressionstruppen scheiterten im August seine Anstrengungen. In den letzten Jahren seines Lebens vertrat Feng Yü-hsiang weiterhin den Standpunkt der Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Chinas.

12. Die 26. Route-Armee der Kuomintang wurde von Tschiang Kai-schek nach der Provinz Kiangsi zum Angriff gegen die Rote Armee verlegt. Als Antwort auf den Aufruf der Kommunistischen Partei Chinas zum Widerstand gegen die japanische Aggression erhoben sich im Dezember 1931 über 10 000 Mann dieser Armee unter Führung der Genossen Dschao Bo-scheng, Dung Dschen-tang und anderer in der Stadt Ningdu, Provinz Kiangsi, zum Aufstand und schlossen sich der Roten Armee an.

13. Ma Dschan-schan war ein Offizier der Nordostarmee der Kuomintang. Seine Truppen standen in der Provinz Heilungkiang. Als die japanischen Aggressionstruppen nach den Ereignissen des 18. September aus der Provinz Liaoning nach Heilungkiang vorrückten, leisteten ihnen die Truppen Ma Dschan-schans Widerstand.

14. Hu Han-min, ein bekannter Kuomintang-Politiker, trat seinerzeit gegen die von Sun Yat-sen verkündete Politik der Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei Chinas auf und war Tschiang Kai-scheks Komplice beim konterrevolutionären Staatsstreich vom 12. April 1927. Später wurde er von Tschiang Kai-schek in Haft genommen, weil er diesem die Macht streitig gemacht hatte. Nach den Ereignissen des 18. September wurde er freigelassen und begab sich von Nanking nach Kanton, wo er die Militärmachthaber der Kuangtung- und Kuangsi-Clique gegen die Nanking-Regierung Tschiang Kai-scheks ausspielte, so daß sie lange Zeit hindurch im Gegensatz zu ihr standen.

15. Das Sechs-Punkte-Programm für den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands oder das Grundsatzprogramm des chinesischen Volkes für den Krieg gegen Japan wurde von der Kommunistischen Partei Chinas im Jahre 1934 aufgestellt und mit den Unterschriften Sung Tjing-lings und anderer veröffentlicht. Dieses Programm bestand aus folgenden Punkten: (1) allgemeine Mobilisierung der See-, Land- und Luftstreitkräfte für den Krieg gegen Japan; (2) Mobilisierung des ganzen Volkes; (3) allgemeine Volksbewaffnung; (4) Beschlagnahme des Vermögens der japanischen Imperialisten in China und des Vermögens der Landesverräter zur Deckung der Ausgaben für den Widerstandskrieg; (5) Bildung eines gesamtchinesischen Komitees für bewaffnete nationale Selbstverteidigung, das durch Vertreter der Arbeiter, Bauern, Soldaten, Intellektuellen und Kaufleute zu wählen ist; (6) Bündnis mit allen Gegnern des japanischen Imperialismus und Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen zu allen Ländern, die eine wohlwollende Neutralität wahren.

16. Gemeint sind der Kuangtung-Militärmachthaber Tschen Dji-tang und die Kuangsi-Militärmachthaber Li Dsung-jen, Bai Tschung-hsi und andere.

17. Die Tschiangkaischek-Bande nannte das revolutionäre Volk „Banditen“ und bezeichnete die Angriffe ihrer Truppen gegen das revolutionäre Volk und die Massengemetzel als „Ausrottung der Banditen“.

18. Genosse Jen Bi-schi war eines der ältesten Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas und einer ihrer ersten Organisatoren. Seit dem V. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas im Jahre 1927 war er Mitglied des Zentralkomitees. Auf dem 4. Plenum des VI. Zentralkomitees im Jahre 1930 wurde er zum Mitglied des Politbüros gewählt. Im Jahre 1933 war er Sekretär des Provinzparteikomitees im Grenzgebiet Hunan-Kiangsi und gleichzeitig Politkommissar der 6. Armeegruppe der Roten Armee. Nach der Vereinigung der 6. Armeegruppe mit der 2. Armeegruppe wurde er zum Politkommissar der aus diesen zwei Armeegruppen gebildeten 2. Frontarmee ernannt. In den ersten Jahren des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression war er Leiter der Politischen Hauptabteilung der Achten Route-Armee. Seit 1940 arbeitete er im Sekretariat des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Auf dem i. Plenum des VII. Zentralkomitees im Jahre 1941 wurde er zum Mitglied des Politbüros und des Sekretariats des Zentralkomitees gewählt. Er starb am 27. Oktober 1950 in Peking.

19. Die 6. Armeegruppe der Roten Arbeiter- und Bauernarmee Chinas stand zunächst im Stützpunktgebiet an der Grenze Hunan-Kiangsi. Im August 1934 durchbrach sie auf Befehl des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas die Einkreisung und begann ihren Standort zu ändern; im Oktober des gleichen Jahres vereinigte sie sich im Ostteil der Provinz Kueitschou mit der 2. Armeegruppe der Roten Armee unter dem Befehl des Genossen Ho Lung. Aus diesen zwei Armeegruppen wurde die 2. Frontarmee der Roten Armee gebildet, die ein revolutionäres Stützpunktgebiet an den Grenzen zwischen den Provinzen Hunan, Hupeh, Szetschuan und Kueitschou schuf.

20. Im Oktober 1934 begannen die 1., 3. und 5. Armeegruppe der Roten Arbeiter und Bauernarmee Chinas (d. h. die 5. Frontarmee der Roten Armee, auch die Zentrale Rote Armee genannt) von Tschangting und Ninghua im Westteil der Provinz Fukien sowie von Juidjin und Yüdu und anderen Orten im Südteil der Provinz Kiangsi aus eine große strategische Standortverlegung. Die Rote Armee durchquerte elf Provinzen – Fukien, Kiangsi, Kuangtung, Hunan, Kiangsi, Kueitschou, Szetschuan, Yenan, Sikang (Sikang entspricht heute dem Westteil der Provinz Szetschuan und dem Ostteil des Autonomen Gebiets Tibet – der Übers.), Kansu und Schensi –, überwand hohe, mit ewigem Schnee bedeckte Gebirge und zog durch versumpfte Ebenen, die kaum jemals von eines Menschen Fuß betreten worden waren. Unter Schwierigkeiten und Entbehrungen legte die Rote Armee, obwohl sie wiederholt vom Feind eingekreist, verfolgt, aufgehalten oder abgeriegelt wurde, 25000 (500 km) zu Fuß zurück und erreichte endlich im Oktober 1935 siegreich das revolutionäre Stützpunktgebiet im Norden der Provinz Schensi.

21. Die Rote Armee des Grenzgebiets Szetschuan-Schensi war nämlich die 4. Frontarmee der Roten Arbeiter- und Bauernarmee Chinas. Im März 1935 verließ die 4. Frontarmee das Stützpunktgebiet an der Grenze der Provinzen Szetschuan und Schensi und begann ihre Standortverlegung nach den Grenzen der Provinzen Szetschuan und Sikang. Im Juni des gleichen Jahres vereinigte sie sich im Gebiet Maogung im Westen der Provinz Szetschuan mit der 1. Frontarmee der Roten Armee. wonach beide Frontarmeen in zwei Kolonnen – eine rechte und eine linke – nach dem Norden marschierten. Als sie im September das Gebiet Maoörlgai unweit von Sungpan erreicht hatten, führte der in der 4. Frontarmee tätige Dschang Guo-tao entgegen dem Befehl des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas die Truppen der linken Kolonne eigenmächtig nach dem Süden und spaltete auf diese Weise die Rote Armee. Im Juni 1936 vereinigte sich die 2. Frontarmee der Roten Armee, die vom Grenzgebiet Hunan-Hupeh-Szetschuan-Kueitschou aus die feindliche Einkreisung durchbrochen und die Provinzen Hunan, Kueitschou und Yünnan durchquert hatte, mit der 4. Frontarmee in Gandsi, Provinz Sikang. Nun wandten sich die Genossen aus der 4. Frontarmee gegen den Willen Dschang Guo-taos gemeinsam mit der 2. Frontarmee nach dem Norden. Im Oktober desselben Jahres trafen alle Truppen der 2. Frontarmee und ein Teil der 4. Frontarmee in Nordschensi ein, wo es ihnen gelang, sich mit der 1. Frontarmee zu vereinigen.

22. Dschang Guo-tao war ein Verräter an der chinesischen Revolution. In seiner Jugend spekulierte er darauf, in der Revolution Karriere zu machen, und trat in die Kommunistische Partei ein. In der Partei beging er sehr viele Fehler, die zu schweren Verbrechen führten. Sein hervorstechendster Fehler war folgender: 1935 trat er gegen den Marsch der Roten Armee nach dem Norden auf, trat für einen defätistischen und liquidatorischen Rückzug in die Gebiete der nationalen Minderheiten an der Grenze der Provinzen Szetschuan und Sikang ein, betrieb offen eine gegen die Partei und das Zentralkomitee gerichtete verräterische Tätigkeit, bildete sein eigenes Pseudozentralkomitee, untergrub die Einheit der Partei und der Roten Armee und fügte der 4. Frontarmee schweren Schaden zu. Dank der geduldigen Erziehung durch Genossen Mao Tse-tung und das Zentralkomitee unterstellten sich die 4. Frontarmee und ihre zahlreichen Kader bald wieder der richtigen Führung des Zentralkomitees und spielten in den späteren Kämpfen eine ruhmreiche Rolle. Dschang Guo-tao selbst aber war schließlich nicht mehr zu retten; er flüchtete im Frühling 1938 allein aus dem Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia und trat in den Dienst der Geheimpolizei der Kuomintang.

23. Gemeint ist die Rote Armee oder die 1. Frontarmee der Roten Armee, die im Gebiet Kiangsi-Fukien aufgestellt worden war und unter der unmittelbaren Führung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas stand.

24. Im Juli 1935 begannen die Kuomintang-Truppen den dritten „Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzug“ gegen das revolutionäre Stützpunktgebiet Schensi-Kansu. Zunächst schlug das 26. Korps der Roten Armee von Nordschensi an der Ostfront zwei Brigaden der feindlichen Truppen in die Flucht und warf den Feind auf das Ostufer des Gelben Flusses zurück. Im September des gleichen Jahres vereinigte sich das 25. Korps der Roten Armee, das ursprünglich im Stützpunktgebiet Hupeh-Honan-Anhui gestanden hatte, mit den Einheiten der Roten Armee von Nordschensi, nachdem es über Südschensi und Ostkansu den Norden von Schensi erreicht hatte. So wurde die 15. Armeegruppe der Roten Armee gebildet. Die 15. Armeegruppe vernichtete in der Gantjüan-Laoschan-Schlacht den Großteil der no. Division des Feindes; der Divisionskommandeur wurde getötet. Bald darauf rieb sie in Yülintjiao, Kreis Gantjüan, vier Bataillone der 107. Division des Feindes auf. Daraufhin begann der Feind mit der Vorbereitung einer neuen Offensive. Unter dem Befehl von Dung Ying-bin (Kommandeur eines Armeekorps der Nordostarmee) traten fünf Divisionen des Feindes in zwei Kolonnen zum Angriff an. Im Osten rückte eine Division auf der Straße Luotschuan-Fuhsiän in nördliche Richtung vor, während im Westen vier Divisionen von den Kreisen Tjingyang und Hoschui, Provinz Kansu, aus den Hulu-Fluß entlang in Richtung Fuhsiän, Nordschensi, vorstießen. Im Oktober des gleichen Jahres traf die Zentrale Rote Armee in Nordschensi ein. Im November vernichtete diese Armee gemeinsam mit der 65. Armeegruppe bei Dschiluodschen südwestlich von Fuhsiän die 109. Division des Feindes und rieb im Zuge der Verfolgung in Heschuisi ein Regiment der 106. Division auf. Damit war der dritte „Einkreisungs- und Ausrottungsfeldzug“ des Feindes gegen das Stützpunktgebiet Schensi-Kansu vollkommen zerschlagen.

25. Als in den Jahren 1934/35 die Hauptkräfte der Roten Armee aus Südchina abmarschierten, um ihren Standort zu verlegen, ließen sie dort Partisanenabteilungen zurück. Diese Partisanenabteilungen führten in 14 Gebieten auf dem Territorium von acht Provinzen einen hartnäckigen Partisanenkrieg. Es handelt sich um Südtschekiang, Nordfukien, Ostfukien, Südfukien, Westfukien, Nordostkiangsi, um die Grenzgebiete Fukien-Kiangsi und Kuangtung-Kiangsi, um Südhunan, um die Grenzgebiete HunanKiangsi, Hunan-Hupeh-Kiangsi und Hupeh-Honan-Anhui, um das Tungbai-Gebirge in Südhonan und um die Insel Hainan in Kuangtung.

26. Nachdem die japanischen Imperialisten im Jahre 1931 in die Provinzen Nordostchinas eingefallen waten, rief die Kommunistische Partei Chinas das Volk zum bewaffneten Widerstand auf, organisierte antijapanische Partisanenabteilungen und die Revolutionäre Nordost-Volksarmee und unterstützte die verschiedenen antijapanischen Freiwilligenabteilungen. Nach 1934 wurden unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas alle antijapanischen Einheiten im Nordosten zu der Vereinigten Antijapanischen Nordostarmee unter dem Oberbefehl des hervorragenden Kommunisten Yang Djing-yü zusammengefaßt. Diese Armee führte lange Zeit im Nordosten einen zähen Partisanenkrieg gegen die japanischen Aggressoren. Mit dem antijapanischen Partisanenkrieg in Osthopeh ist der antijapanische Bauernaufstand gemeint, der im Mai 1935 im Osten der Provinz Hopeh ausbrach.

27. Mit dem revolutionären Krieg, der unter der Führung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion stand, ist jener Krieg gemeint, den das sowjetische Volk in den Jahren 1918-1920 gegen die bewaffneten Interventionen Großbritanniens, der USA, Frankreichs, Japans, Polens und anderer imperialistischer Staaten sowie zur Niederwerfung des Aufruhrs der Weißgardisten führte.

28. Die politische Macht und die verschiedenen politischen Richtlinien einer Volksrepublik, von denen Genosse Mao Tse-tung hier spricht, wurden zur Zeit des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression in den unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas stehenden befreiten Gebieten des Volkes errichtet bzw. restlos verwirklicht. Deshalb konnte die Kommunistische Partei das Volk hinter den feindlichen Frontlinien in einem siegreichen Krieg gegen die japanischen Eindringlinge führen. Im Verlauf des nach der Kapitulation Japans ausgebrochenen Dritten Revolutionären Bürgerkriegs dehnten sich die befreiten Gebiete des Volkes allmählich auf ganz China aus, und auf diese Weise entstand die einheitliche Volksrepublik China. So wurde das Ideal des Genossen Mao Tse-tung von einer Volksrepublik in ganz China verwirklicht.

29. Der VI. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas, der im Juli 1928 stattfand, nahm ein Programm an, das aus folgenden zehn Punkten bestand: 1. Sturz der Herrschaft des Imperialismus; 2. Beschlagnahme der Betriebe und Banken, die dem ausländischen Kapital gehören; 3. Vereinigung Chinas und Anerkennung des nationalen Selbstbestimmungsrechts; 4. Sturz der Regierung der KuomintangMilitärmachthaber; 5. Bildung einer Regierung der Deputiertenräte der Arbeiter, Bauern und Soldaten; 6. Einführung des Achtstundentags, Erhöhung der Löhne, Unterstützung der Arbeitslosen, Sozialversicherung usw.; 7. Beschlagnahme des Grund und Bodens aller Grundherren, Übergabe des Ackerlands an die Bauernschaft; 8. Verbesserung der Lebensbedingungen der Soldaten, Zuweisung von Boden und Arbeitsplätzen an die Soldaten; 9. Abschaffung sämtlicher drückender Abgaben und verschiedenartiger Steuern und Einführung einer einheitlichen progressiven Steuer; 10. Bündnis mit dem Weltproletariat und mit der Sowjetunion.

30. Trotzkisten – ursprünglich antistalinistische Strömung in der Kommunistischen Rußlands. (Anmerkung MIA)

31. Diese Äußerung stammt aus dem Buch Menzius. In China führten in der „Frühlings- und Herbstperiode“ (222-481 v.u.Z.) zahlreiche Feudalfürsten ununterbrochen untereinander Kriege um die Macht, woraus sich auch die betreffende Äußerung von Menzius erklärt.

32. Infolge des Kampfes des chinesischen Volkes gegen den Opiumhandel schickte Großbritannien in den Jahren 1840-1842 unter dem Vorwand, den Handel schützen zu müssen, Truppen zur Invasion nach China. Die chinesischen Truppen führten unter Leitung von Lin Dsö-hsü einen Widerstandskrieg. Die Bevölkerung von Kanton organisierte spontan das „Korps zur Niederwerfung der Engländer“ (Pingyingtuan), das den englischen Aggressoren ebenfalls schwere Schläge versetzte.

33. Der Taiping-Tiänguo-Krieg, der Mitte des 19. Jahrhunderts ausbrach, war ein revolutionärer Bauernkrieg gegen die Feudalherrschaft der Tjing-Dynastie und die von dieser ausgeübte nationale Unterdrückung. Im Januar 1851 entfesselten die Führer dieser Revolution Hung Hsiu-tjüan, Yang Hsiu-tjing und andere einen Aufstand in dem Dorf Djintiän, Kreis Guiping, Provinz Kuangsi, und riefen das „Himmlische Reich des Ewigen Friedens“ (Taiping Tiänguo) aus. Im Jahre l852 marschierte die Bauernarmee aus Kuangsi nach Norden, durchquerte Hunan, Hupeh, Kiangsi und Anhui und besetzte im Jahre 1833 Nanking. Aus Nanking setzte ein Teil der Truppen den Feldzug nach Norden fort und gelangte bis vor Tientsin. Weil die Taiping-Armee es unterließ, in den von ihr besetzten Gebieten feste Stützpunktgebiete zu schaffen, und die Führungsgruppe nach der Ausrufung Nankings zur Hauptstadt des Reiches viele politische und militärische Fehler machte, konnte sie den gemeinsamen Angriffen der konterrevolutionären Truppen der Tjing-Regierung und der englischen, amerikanischen und französischen Aggressoren nicht standhalten und wurde 1864 besiegt.

34. Der Yihotuan-Krieg, der im Jahre 1900 im Norden Chinas ausbrach, war eine breite spontane Bewegung der Bauern und Handwerker, die, zu einem mystischen Geheimbund vereint, den bewaffneten Kampf gegen die Imperialisten führten. Vereinigte bewaffnete Kräfte von acht imperialistischen Staaten schlugen, nachdem sie Peking und Tientsin erobert hatten, diese Bewegung grausam nieder.

35. Siehe Untersuchungsbericht über die Bauernbewegung in Hunan, Anmerkung (vorliegender Band, S. 60).

36. Siehe W.I. Lenin, Das Militärprogramm der proletarischen Revolution.


Anmerkungen des Übersetzers

1*. Der chinesischen Mythologie zufolge war Pan Gu der Schöpfer der Welt und der erste Herrscher der Menschheit.

2*. Im Legendenbuch waren die Drei Souveräne und die Fünf Kaiser Herrscher in alten Zeiten Chinas.


Zuletzt aktualisiert am 11.8.2008