(/4. Vulgarisierung der buergerlichen politischen Oekonomie in der Bestimmung der produktiven Arbeit/)

Was die Polemik gegen A. Smiths Unterscheidung von produktiver und unproduktiver Arbeit besonders hervorrief -- eine Polemik, die jedoch hauptsaechlich auf die dii minorum gentium79 sich beschraenkt (von denen Storch noch der bedeutendste), indem sie sich bei keinem bedeutenden Oekonomen //315/ findet, bei niemand, von dem man sagen koennte, dass er irgendeine Entdeckung in der politischen Oekonomie gemacht; sie ist dagegen das Steckenpferd der second-rate fellows80 und ganz speziell der schulmeisterlichen Kompilatoren und Kompendienschreiber, auch schoenschreibender Dilettanten und Vulgarisateurs auf diesem Gebiet --, sind folgende Umstaende.

Der grossen Masse sog. "hoeherer" Arbeiter -- wie der Staatsbeamten, Militaers, Virtuosen, Aerzte, Pfaffen, Richter, Advokaten usw. --, die zum Teil nicht nur nicht produktiv sind, sondern wesentlich destruktiv, aber sehr grossen Teil des "materiellen" Reichtums teils durch Verkauf ihrer "immateriellen" Waren, teils durch gewaltsame Aufdraengung derselben sich anzueignen wissen, war es keineswegs angenehm, oekonomisch in dieselbe Klasse mit den buffoons und menial servants81 verwiesen zu werden und bloss als Mitkonsumenten, Parasiten der eigentlichen Produzenten (oder vielmehr Produktionsagenten) zu erscheinen. Es war dies eine sonderbare Entheiligung grade der Funktionen, die bisher mit einem Heiligenschein umgeben waren, aberglaeubische Verehrung genossen. Die politische Oekonomie in ihrer klassischen Periode, ganz wie die Bourgeoisie selbst in ihrer Parvenuperiode, verhaelt sich streng und kritisch zu der Staatsmaschinerie etc. Spaeter sieht sie ein und -- zeigt sich auch praktisch -- lernt sie durch die Erfahrung, dass aus ihrer eignen Organisation die Notwendigkeit der ererbten Gesellschaftskombination aller dieser zum Teil ganz unproduktiven Klassen hervorwaechst.

Soweit jene "unproduktiven Arbeiter" nicht Genuesse schaffen und ihr Kauf daher ganz abhaengt von der Art, wie der Produktionsagent sein Salair oder seinen Profit verausgaben will -- sofern sie vielmehr teils durch physische Gebrechen (wie Aerzte) oder geistige Schwaechen (wie Pfaffen) oder durch den Konflikt der Privatinteressen und der Nationalinteressen (wie Staatsleute, alle lawyers82, Polizisten, Soldaten) noetig werden oder sich selbst noetig machen, erscheinen sie dem A. Smith wie dem industriellen Kapitalisten selbst und der Arbeiterklasse als faux frais de production, die also moeglichst auf das notwendigste Minimum zu reduzieren und moeglichst wohlfeil herzustellen sind. Die buergerliche Gesellschaft produziert alles das in ihrer eignen Form wieder, was sie in feudaler oder absolutistischer Form bekaempft hatte. Zunaechst also fuer die Sykophanten dieser Gesellschaft, speziell der hoehern Staende, ein Hauptgeschaeft, selbst den bloss parasitischen Teil dieser "unproduktiven Arbeiter" theoretisch zu restaurieren oder auch die uebertriebnen Ansprueche des unentbehrlichen Teils derselben nachzuweisen. Es war in der Tat die Abhaengigkeit der ideologischen etc. Klassen von den Kapitalisten proklamiert.

Zweitens aber wurde ein Teil der Produktionsagenten (der materiellen Produktion selbst) bald von diesen, bald von jenen Okonomen als "unproduktiv" nachgewiesen. Z.B. der Grundeigentuemer von dem Teil der Oekonomen, die das industrielle Kapital vertreten (Ricardo). Andre (z.B. Carey) erklaerten den eigentlichen commercant83 fuer einen "unproduktiven" Arbeiter. Nun kamen gar Dritte, die den "Kapitalisten" selbst fuer unproduktiv erklaerten oder wenigstens seine Ansprueche an den materiellen Reichtum auf "Salair", d.h. auf den Lohn eines "produktiven Arbeiters", reduzieren wollten. Viele der geistigen Arbeiter schienen dieser Skepsis sich anzuschliessen. Es war also Zeit, Kompromiss zu machen und die "Produktivitaet" aller nicht direkt unter die Agenten der materiellen Produktion eingeschlossenen Klassen anzuerkennen. Eine Hand waescht die andre, und wie in der "fable of the bees"84 war nachzuweisen, dass auch vom "produktiven", oekonomischen Standpunkt aus die buergerliche Welt mit allen den "unproduktiven Arbeitern" die beste aller Welten ist; um so mehr, da die "unproduktiven Arbeiter" ihrerseits kritische Betrachtungen ueber die Produktivitaet der Klassen anstellten, die ueberhaupt "fruges consumere nati"85 -- oder auch ueber die Produktionsagenten, wie Grundeigentuemer, die gar nichts tun, usw. Sowohl die Nichtstuer als ihre Parasiten mussten ihren Platz in der besten Weltordnung finden.

Drittens: Wie sich die Herrschaft des Kapitals entwickelte und in der Tat auch die nicht direkt auf Schoepfung des materiellen Reichtums bezueglichen produktionssphaeren immer mehr von ihm abhaengig wurden -- namentlich die positiven Wissenschaften (Naturwissenschaften) als Mittel der materiellen Produktion dienstbar gemacht wurden --, //316/ glaubten sykophantische underlings86 der politischen Oekonomie jede Wirkungssphaere dadurch verherrlichen zu muessen und rechtfertigen, dass sie selbe "im Zusammenhang" mit der Produktion des materiellen Reichtums darstellten -- als Mittel fuer denselben -- und jeden damit beehrten, dass sie ihn zum "produktiven Arbeiter" im "ersten" Sinn machten, naemlich zu einem labourer, der im Dienst des Kapitals arbeite, ihm in der einen oder andren Weise in seiner Bereicherung nuetzlich sei, etc.

Da sind noch solche Leute wie Malthus vorzuziehn, die direkt die Notwendigkeit und Nuetzlichkeit "unproduktiver Arbeiter" und blosser Parasiten verteidigen.

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