(/12. Widersprueche zwischen der Produktion und Konsumtion unter den Bedingungen les Kapitalismus. Umwandlung der Ueberproduktion leitender Konsumtionsartikel in die allgemeine Ueberproduktion/)

//XIII-716/ Bevor wir nun auf die neuen Formen der Krise eingehn106, knuepfen wir wieder an Ric(/ardo/) und das obige Beispiel an. /716//

//716/ Solange der Weber reproduziert und akkumuliert, kaufen auch seine Arbeiter einen Teil seines Produkts, legen einen Teil ihres Arbeitslohns in Kaliko aus. Weil er produziert, haben sie die means107, Teil seines Produkts zu kaufen, geben ihm also teilweise die means, es zu verkaufen. Kaufen -- als demand108 auftreten -- kann der Arbeiter nur Waren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, da er nicht selbst seine Arbeit verwertet, also auch nicht selbst die Bedingungen ihrer Verwirklichung -- Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial -- besitzt. Dies schliesst also schon den groessten Teil der Produzenten (die Arbeiter selbst, wo die Produktion kapitalistisch entwickelt) als Konsumenten aus, als Kaeufer. Sie kaufen kein Rohmaterial und keine Arbeitsmittel, sie kaufen nur Lebensmittel (unmittelbar in die individual consumtion eingehende Waren). Daher nichts laecherlicher als von Identitaet von Produzenten und Konsumenten zu sprechen, da fuer eine ausserordentlich grosse Masse von trades109 -- fuer alle, die nicht unmittelbare Konsumtionsartikel liefern -- die Masse der bei der Produktion Beteiligten absolut von dem Kauf ihrer eignen Produkte ausgeschlossen sind. Sie sind nie unmittelbar Konsumenten oder Kaeufer dieses grossen Teils ihrer eignen Produkte, obgleich sie Teil des Werts derselben zahlen in den Konsumtionsartikeln, die sie kaufen. Es zeigt sich hier auch die Zweideutigkeit des Wortes Konsument und die Falschheit, dasselbe mit dem Wort Kaeufer zu identifizieren. Industriell sind es grade die Arbeiter, die Maschinerie und Rohmaterial konsumieren, vernutzen im Arbeitsprozess. Aber sie vernutzen sie nicht fuer sich. Sind daher auch nicht Kaeufer derselben. Fuer sie sind sie keine Gebrauchswerte, keine Waren, sondern objektive Bedingungen eines Prozesses, von dem sie selbst die subjektiven Bedingungen sind.

//717/ Aber es kann gesagt werden, dass ihr employer110 sie repraesentiert im Ankauf von Arbeitsmitteln und Arbeitsmaterial. Aber er repraesentiert sie unter andren Bedingungen, als sie sich selbst repraesentieren wuerden. Auf dem Markt naemlich. Er muss eine Masse Waren verkaufen, die Mehrwert, unbezahlte Arbeit darstellt. Sie haetten nur eine Masse Waren zu verkaufen, die den in der Produktion -- im Wert der Arbeitsmittel, des Arbeitsmaterials und des Arbeitslohns -- vorgeschossnen Wert reproduzierte. Er bedarf daher eines weitren Markts, als sie beduerfen wuerden. Dann aber haengt es von ihm und nicht von ihnen ab, ob er die Marktbedingungen guenstig genug haelt, die Reproduktion zu beginnen.

Sie sind also Produzenten, ohne Konsumenten zu sein -- selbst wenn der Reproduktionsprozess nicht gestoert wird -- fuer alle Artikel, die nicht individuell, sondern industriell konsumiert werden muessen.

Also nichts abgeschmackter, um die Krisen wegzuleugnen, als die Behauptung, dass Konsumenten (Kaeufer) und Produzenten (Verkaeufer) in der kapitalistischen Produktion identisch. Sie fallen ganz auseinander. Nur soweit der Reproduktionsprozess vorgeht, kann diese Identitaet fuer einen aus 3000 Produzenten, d.h. fuer den Kapitalisten behauptet werden. Es ist ebenso umgekehrt falsch, dass die Konsumenten Produzenten. Der landlord (die Grundrente) produziert nicht, und doch konsumiert er. Ebenso verhaelt es sich mit dem ganzen monied interest111.

Die apologetischen Phrasen, um die Krise wegzuleugnen, sofern wichtig, als sie immer das Gegenteil von dem beweisen, was sie beweisen wollen. Sie -- um die Krise wegzuleugnen -- behaupten Einheit, wo Gegensatz existiert und Widerspruch. Also soweit wichtig, als gesagt werden kann: Sie beweisen dass, wenn in der Tat die von ihnen wegphantasierten Widersprueche nicht existierten, auch keine Krise existieren wuerde. In der Tat aber existiert die Krise, weil jene Widersprueche existieren. Jeder Grund, den sie gegen die Krise angeben, ist ein wegphantasierter Widerspruch, also ein realer Widerspruch, also ein Grund der Krise. Das Wegphantasierenwollen der Widersprueche ist zugleich das Aussprechen wirklich vorhandner Widersprueche, die dem frommen Wunsch nach nicht existieren sollen.

Was die Arbeiter in der Tat produzieren, ist Mehrwert. Solange sie ihn produzieren, haben sie zu konsumieren. Sobald das aufhoert, hoert ihre Konsumtion, weil ihre Produktion, auf. Keineswegs aber haben sie zu konsumieren, weil sie ein Aequivalent fuer ihre Konsumtion produzieren. Vielmehr, sobald sie bloss solches Aequivalent produzieren, hoert ihre Konsumtion auf, haben sie kein Aequivalent zu konsumieren. Entweder wird ihre Arbeit stillgesetzt oder verkuerzt oder unter allen Umstaenden ihr Arbeitslohn herabgesetzt. In letztrem Fall -- wenn die Produktionsstufe dieselbe bleibt -- konsumieren sie keinAequivalent fuer ihre Produktion. Aber diese means112 fehlen ihnen dann nicht, weil sie nicht genug produzieren, sondern weil sie zu wenig von ihrem Produkt angeeignet erhalten.

Wird also das Verhaeltnis auf das von Konsumenten und Produzenten einfach reduziert, so wird vergessen, dass die produzierenden Lohnarbeiter und der produzierende Kapitalist zwei Produzenten ganz verschiedner Art sind, abgesehn von den Konsumenten, die ueberhaupt nicht produzieren. Es wird wieder der Gegensatz weggeleugnet dadurch, dass von einem wirklich in der Produktion vorhandnen Gegensatz abstrahiert wird. Das blosse Verhaeltnis von Lohnarbeiter und Kapitalist schliesst ein:

1. dass der groesste Teil der Produzenten (die Arbeiter) Nichtkonsumenten (Nichtkaeufer) eines sehr grossen Teils ihres Produkts sind, naemlich der Arbeitsmittel und des Arbeitsmaterials;

2. dass der groesste Teil der Produzenten, die Arbeiter, nur ein Aequivalent fuer ihr Produkt konsumieren koennen, solang sie mehr als dies Aequivalent -- die surplus value113 oder das surplus produce114 -- produzieren. Sie muessen stets Ueberproduzenten sein, ueber ihr Beduerfnis hinaus produzieren, um innerhalb der //718/ Schranken ihres Beduerfnisses Konsumenten oder Kaeufer sein zu koennen.115

Bei dieser Klasse der Produzenten tritt also die Einheit zwischen Produktion und Konsumtion jedenfalls als falsch prima facie116 hervor.

Wenn Ric(/ardo/) sagt, die einzige Grenze der demand ist die Produktion selbst, und diese ist durch das Kapital beschraenkt117, so heisst das in der Tat, wenn die falschen Voraussetzungen abgeschaelt werden, weiter nichts, als die kapitalistische Produktion findet ihr Mass nur am Kapital, wobei unter Kapital aber zugleich das dem Kapital als eine seiner Produktionsbedingungen inkorporierte (von ihm gekaufte) Arbeitsvermoegen mit einbegriffen ist. Es fragt sich eben, ob das Kapital als solches auch die Grenze fuer die Konsumtion ist. Jedenfalls ist sie es negativ, d.h. es kann nicht mehr konsumiert werden als produziert wird. Aber die Frage, ob sie es positiv, ob soviel konsumiert werden kann und muss -- auf Grundlage der kapitalistischen Produktion -- als produziert wird. Der Satz Ric(/ardo/)s richtig analysiert, sagt gerade das Gegenteil von dem, was er sagen soll -- naemlich, dass die Produktion nicht mit Ruecksicht auf bestehende Schranken der Konsumtion geschieht sondern nur durch das Kapital selbst beschraenkt ist. Und dies ist allerdings charakteristisch fuer diese Produktionsweise.

Also nach der Voraussetzung ist der Markt z.B. glutted118 mit cottons (Baumwollgeweben), so dass sie zum Teil unverkaeuflich, ganz unverkaeuflich oder tief unter ihrem Preise nur verkaeuflich. (Wir wollen zunaechst Wert sagen, da wir es bei der Betrachtung der Zirkulation oder des Reproduktionsprozesses noch mit dem Wert, noch nicht mit dem Kostenpreis und noch weniger mit dem Marktpreis zu tun haben.)

Es versteht sich uebrigens bei der ganzen Betrachtung von selbst: Es soll nicht geleugnet werden, dass in einzelnen Sphaeren ueberproduziert und darum in andren zu wenig produziert (/werden/) kann; partielle Krisen also aus disproportionate production (die proportionate production ist aber immer nur das Resultat der disproportionate production auf Grundlage der Konkurrenz) entspringen koennen und eine allgemeine Form dieser disproportionate production mag Ueberproduktion von fixem oder andrerseits Ueberproduktion von zirkulierendem Kapital sein.*** Wie es Bedingung fuer die Waren, dass sie zu ihrem Wert verkauft werden, dass nur die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit in ihnen enthalten, so fuer eine ganze Produktionssphaere des Kapitals, dass von der Gesamtarbeitszeit der Gesellschaft nur der notwendige Teil auf diese besondre Sphaere verwandt sei, nur die Arbeitszeit, die zur Befriedigung des gesellschaftlichen Beduerfnisses (demand) erheischt. Wenn mehr, so mag zwar jede einzelne Ware nur die notwendige Arbeitszeit enthalten; die Summe enthaelt mehr als die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, ganz wie die einzelne Ware zwar Gebrauchswert hat, die Summe aber, unter den gegebnen Voraussetzungen, einen Teil ihres Gebrauchswerts verliert.

Indes sprechen wir hier nicht von der Krise, soweit sie aus disproportionate production, d.h. disproportion zwischen der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit unter die einzelnen Produktionssphaeren beruht. Davon kann nur die Rede sein, soweit von der Konkurrenz der Kapitalien die Rede ist. Da ist schon gesagt worden119, dass Steigen oder Sinken des Marktwerts infolge dieser disproportion transfer und withdrawal of capital from one trade to the other120, migration of capital of one trade to the other zur Folge hat. Indes, in dieser Ausgleichung selbst ist schon vorhanden, dass sie das Gegenteil der Ausgleichung voraussetzt und also Krise einschliessen kann, die Krise selbst eine Form der Ausgleichung sein kann. Diese Art Krise gibt aber Ric(/ardo/) etc. zu.

Wir haben beim Produktionsprozess gesehn121, dass das ganze Streben der kapitalistischen Produktion, moeglichst viel Surplusarbeit zu akkaparieren, also moeglichst viel unmittelbare Arbeitszeit mit gegebnem Kapital zu materialisieren, sei es nun durch Verlaengrung der Arbeitszeit, sei es durch Abkuerzung der notwendigen Arbeitszeit, durch Entwicklung der Produktivkraefte der Arbeit, Anwendung von Kooperation, Teilung der Arbeit, Maschinerie etc., kurz, Produzieren auf grosser Stufenleiter, also masenhaftes Produzieren. In dem Wesen der kapitalistischen Produktion liegt also Produktion ohne Ruecksicht auf die Schranke des Markts.

Bei der Reproduktion wird zunaechst vorausgesetzt, dass die Produktionsweise dieselbe bleibt, und dies bleibt sie eine Zeitlang bei Erweiterung der Produktion. Die Masse der produzierten Waren hier vermehrt, weil mehr Kapital angewandt, nicht weil es produktiver angewandt. Aber die blosse quantitative Vermehrung des //719/ Kapitals schliesst zugleich ein, dass die Produktivkraft desselben vermehrt wird. Wenn seine quantitative Vermehrung Folge der Entwicklung der Produktivkraft, so entwickelt sich diese wieder umgekehrt auf der Voraussetzung einer weitern, erweiterten kapitalistischen Grundlage. Es findet hier Wechselwirkung statt. Die Reproduktion auf weitrer Basis, die Akkumulation, wenn sie urspruenglich nur als quantitative Erweiterung der Produktion -- mit mehr Kapital unter denselben Produktionsbedingungen --, stellt sich daher auf gewissem Punkt immer auch qualitativ dar als groessre Fruchtbarkeit der Bedingungen, worunter die Reproduktion vorgeht. Daher Vermehrung der Produktenmasse nicht nur im einfachen Verhaeltnis, wie das Kapital in der erweiterten Reproduktion -- der Akkumulation -- angewachsen ist.

Also zu unsrem Kaliko-Beispiel zurueck.

Die Stockung im Markt, which is glutted with calicoes122, stoert die Reproduktion des Webers. Diese Stoerung trifft zunaechst seine Arbeiter. Diese sind also in mindrem Verhaeltnis oder gar nicht mehr Konsumenten seiner Ware -- der cottons123 -- und andrer Waren, die in ihren Konsum eingingen. Sie haben allerdings Beduerfnis nach cottons, koennen sie aber nicht kaufen, weil sie nicht die means124 haben, und sie haben nicht die means, weil sie nicht fortproduzieren koennen, und sie koennen nicht fortproduzieren, weil zuviel produziert worden, too many cottons glut the market125. Es kann ihnen weder der Rat Ric(/ardo/)s126 helfen "to increase their production"127, noch "to produce something else"128. Sie stellen jetzt Teil der momentanen Ueberpopulation vor, Surplusproduktion of labourers129, in diesem case cotton producers130, weil surplus production of cottons upon the market131.

Aber ausser den Arbeitern, die direkt von dem in der Cottonweberei angelegten Kapital beschaeftigt sind, werden eine Masse andrer Produzenten durch diese Stockung in der Reproduktion des cotton getroffen. Spinners, cotton-dealers (or cotton cultivators), mechanics (producers of spindles and looms etc.), iron-, coal producers132 etc. Alle diese waeren ditto in ihrer Reproduktion gestoert, da die Reproduktion der cottons Bedingung fuer ihre eigne Reproduktion. Dies faende statt, selbst wenn sie in ihren eignen Sphaeren nicht ueberproduziert haetten, d.h. nicht ueber das Mass hinaus, das die flottgehende Cottonindustrie bedingte und rechtfertigte. Alle diese Industrien haben nun das gemein, dass sie ihre Revenue (Salair und Profit, soweit letztrer als Revenue verzehrt, nicht akkumuliert wird) nicht in ihrem eignen Produkt, sondern in dem Produkt der Sphaeren konsumieren, die Konsumtionsartikel produzieren, u.a. auch calicoes. So faellt der Konsum und die Nachfrage nach calicoes, eben weil sich deren zu viel auf dem Markt befinden. Aber auch die aller andren Waren, in denen als Konsumtionsartikel die Revenue dieser mittelbaren Produzenten des cotton verausgabt wird. Ihre means, calico und andre Konsumtionsartikel zu kaufen, beschraenken, kontrahieren sich, weil zu viel calicoes auf dem Markt sind. Es trifft dies auch die andren Waren (Konsumtionsartikel). Sie sind jetzt ploetzlich relativ ueberproduziert, weil die Mittel, sie zu kaufen und damit die Nachfragenach ihnen sich kontrahiert hat. Selbst wenn in diesen Sphaeren nicht ueberproduziert wurde, ist jetzt in ihnen ueberproduziert.

Sind es nun nicht nur calicoes, sondern linens, silks, und woollens133, worin Ueberproduktion stattgefunden, so begreift man, wie die Ueberproduktion in diesen wenigen, aber leitenden Artikeln eine mehr oder minder allgemeine (relative) Ueberproduktion auf dem ganzen Markt hervorruft. Auf der einen Seite Uebermasse aller Reproduktionsbedingungen und Uebermasse aller Sorten unverkaufter Waren auf dem Markt. Auf der andren Seite bankrotte Kapitalisten und von allem entbloesste, darbende Arbeitermassen.

Dies Argument, however, cuts two ways134. Wenn es leicht begreifbar, wie die Ueberprouktion in einigen leitenden Konsumtionsartikeln eine mehr oder weniger allgemeine Ueberproduktion nach sich ziehn muss -- das Phaenomen derselben --, so ist damit noch keineswegs begriffen, wie die Ueberprodin diesen Artikeln stattfinden kann. Denn das Phaenomen der allgemeinen Ueberproduktion ist hergeleitet aus der Abhaengigkeit der in diesen Industrien nicht nur unmittelbar beschaeftigten Arbeiter, sondern aller Industriezweige, die die Vorstufen ihres Produkts, ihr capital constant in verschiednen Phasen produzieren. Fuer letztre ist die Ueberproduktion Wirkung. Aber woher kommt sie in den ersten? Denn die letztren go on135, solange die erstren on136 gehn, und mit diesem On-gehn scheint ein allgemeines Wachsen der Revenue, also auch ihres eignen Konsums gesichert.137 /719//

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