Karl Retzlaw

SPARTACUS
Aufstieg und Niedergang

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Vorbemerkung


Mit meiner Geschichte möchte ich einen Beitrag leisten zur Erforschung der Zeit, in der zwei Weltkriege möglich waren und in der ein Hitler zum vergötterten Führer Deutschlands werden konnte, dessen Schatten weiterhin über Land und Volk liegt.

Was ich hier vorlege sind Memoiren zur Zeitgeschichte. Memoiren sind als ein Lebensbericht ihrem Wesen nach subjektiv. Der Verfasser muß in erster Linie von seinem Leben und Erleben berichten. Die Form des Berichts wird durch den Inhalt geprägt. Allzugroße Bescheidenheit kann den Bericht wertlos, die Überbetonung der eigenen Rolle kann ihn lächerlich machen. Anders als ein Historiker, der Ereignisse schildert und deutet, die er in anderen Büchern oder Akten gelesen hat, soll der Memoirenschreiber die Ereignisse so schildern, wie er sie erlebt, erlitten oder auch mißgestaltet hat. Heinrich Heine schrieb, „Objektivität ist eine trockene Lüge“, es sei nicht möglich, die Vergangenheit zu schildern, ohne ihr „die Färbung der eigenen Gefühle zu verleihen“. Ich halte das für wahr. Doch authentisch muß der Bericht sein. Zweifellos sind persönliche Zeugnisse wichtigere Quellen der Geschichte als Akten. Ich glaube auch, daß das zu Berichtende erst lesenswert wird durch Schilderung von Situationen und Episoden, die das politische Leben der Zeit erkennen lassen. Ich hoffe, es gelang mir, ein Stück Geschichte an Einzelpersonen greifbar zu gestalten. In Memoiren soll man sich jedoch hüten, Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse mit den gegenwärtigen Einsichten zu analysieren und zu kommentieren.

Ich will indes niemandem Schaden zufügen. Manche meiner früheren Mitstreiter und Freunde haben es zu Amt und Würden gebracht und andere entsetzen sich heute bei dem Gedanken, daß sie einmal die Luft der Revolution geatmet, noch nicht die „Milch der frommen Denkart“ getrunken haben.

Die Erkenntnis, daß die Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse notwendig ist, bestimmt das Wirken des Revolutionärs. Ich bekenne mich zu dem, was ich gewollt und getan habe.

Karl Retzlaw

 


Zuletzt aktualiziert am 11. Januar 2023