Nikolai Bucharin

 

Imperialismus und Weltwirtschaft

 

ERSTER ABSCHNITT
Die Weltwirtschaft und der Prozeß der Internationalisierung des Kapitals

Zweites Kapitel
Das Wachstum der Weltwirtschaft

 

1. Extensives und intensives Wachstum der Weltwirtschaft. 2. Das Wachstum der Produktivkräfte. Die Technik. 3. Die Gewinnung von Kohle, Eisenerz, Roheisen, Kupfer, Gold. 4. Die Produktion von anderen Produkten. 5. Die Transportindustrie: Eisenbahnen, Schiffahrt, Telegraphie und Unterseekabel. 6. Die Zunahme des Außenhandels. 7. Die Wanderungen. 8. Die Bewegung des Kapitals (Kapitalexport) und ihre Formen. 9. Die Beteiligung an ausländischen Unternehmungen und ihre Finanzierung (die Tätigkeit der industriellen Unternehmungen und Banken).

Die Zunahme der internationalen wirtschaftlichen Verbindungen – und damit auch das Wachstum des Systems der Produktionsverhältnisse im Weltausmaße – kann auf zweierlei Weise erfolgen: die internationalen Vorbedingungen können in die Breite wachsen und Gebiete erfassen, die bisher noch nicht in den Strudel des kapitalistischen Lebens hineingezogen waren – in diesem falle haben wir es mit einem extensiven Wachstum der Weltwirtschaft zu tun; oder aber diese Verbindungen können in die Tiefe wachsen, dichter und konzentrierter werden – dann haben wir ein intensives Wachstum der Weltwirtschaft. Konkret und historisch erfolgt das Wachstum der Weltwirtschaft gleichzeitig nach diesen beiden Richtungen, wobei ihr extensives Wachstum hauptsächlich auf dem Wege der kolonialen Raubpolitik der Großmächte verwirklicht wird. [1]

Das außerordentlich schnelle Wachstum der Weltwirtschaft gerade in den letzten Jahrzehnten ist durch die außerordentliche Entwicklung der Produktivkräfte des Weltkapitalismus hervorgerufen worden. Diese Entwicklung kommt unmittelbar im technischen Fortschritt zum Ausdruck. Die wichtigste technische Errungenschaft der letzten Jahrzehnte war die verschiedenartige Form der Gewinnung und Fernleitung der elektrischen Energie. Mit der Fernleitung der elektrischen Energie war die Möglichkeit gegeben, sich bis zu einem gewissen Grade von dem Standort der Erzeugung der Energie unabhängig zu machen und eine Energiequelle zu benutzen, die früher absolut unzugänglich war. Das bezieht sich vor allem auf die produktive Ausnutzung der elektrischen Energie der Wasserkraft, der „weißen Kohle“, die jetzt neben der „schwarzen“, das heißt der Steinkohle, den wichtigsten produktionstechnischen Faktor darstellt. Auf diese Weise sind die modernen Wasserturbinen entstanden, die Energie in einem früher ungeahnten Umfange liefern. Die Elektrotechnik hat auch auf die Entwicklung der Dampfturbinen einen gewaltigen Einfluß geübt. Hier muß die elektrische Beleuchtung, die Anwendung elektrotechnischer Prozesse bei der Bearbeitung von Metallen usw. genannt werden. Eine ungeheuren Einfluß auf das Wirtschaftsleben haben auch die Explosionsmotore erlangt. Der Gasmotor hat eine bedeutenden Anstoß für seine Entwicklung dadurch erhalten, daß es gelungen war, die Gichtgase produktiv auszunützen. Aber auch flüssige Stoffe spielen hier die Rolle einer Energiequelle: das bezieht sich vor allem auf Petroleum und Benzin; die Dieselmotoren haben allgemeine Anwendung und weisen die Tendenz auf, die Dampfmaschinen als eine veraltete Größe zu verdrängen. [2] Die Anwendung von überhitzten Dämpfen, die zahlreichen Erfindungen auf dem Gebiete der angewandten Chemie und insbesondere im Färbereiwesen, die vollständige Umwälzung in der Verkehrstechnik (elektrische Verkehrsmittel, Automobile), die drahtlose Telegraphie, der Fernsprecher usw. ergänzen das allgemeine Bild des fieberhaften Wachstums der Technik. Noch nie hat die Verbindung von Wissenschaft und Industrie größere Triumphe gefeiert als heute. Die Rationalisierung des Produktionsprozesses hat die Form der innigsten Zusammenarbeit des abstrakten Wissens und der praktischen Tätigkeit angenommen. In den großen Werken werden spezielle Laboratorien eingerichtet, es entsteht der besondere Beruf des „Erfinders“ (wie z.B. Edison), Hunderte von wissenschaftlichen Gesellschaften werden organisiert, die die „notwendigen“ Probleme durcharbeiten.

Die Entwicklung der Technik kann bis zu einem gewissen Grade auf Grund der Zahl der angemeldeten Patenten beurteilt werden. Die Zahl der jährlich angemeldeten Patente veränderte sich folgendermaßen:

Vereinigte Staaten [3]

Deutschland [4]

England [5]

Frankreich [6]

1810

    473

1900

  8.784

1860/69

21.910

1850

  1.687

1860

  4.778

1905

  9.600

1880/87

30.360

1880

  6.057

1880

13.917

1910

12.100

1900

13.170

1900

10.997

1890

26.499

1911

12.640

1905

14.786

1905

11.463

1907

36.620

1912

13.080

1908

16.284

1907

12.680

Entsprechend dem technischen Fortschritt vergrößert sich auch die Summe der gewonnenen und verarbeiteten Produkte. In dieser Beziehung sind die Zahlen aus der sogenannten Schwerindustrie am bezeichnendsten, denn im Laufe der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte erfolgt ihre fortwährende Umschichtung in der Richtung der Produktion des konstanten Kapitals und insbesondere seines fixen Teils. Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit erfolgt auf die Weise, daß ein immer größerer Teil dieser Arbeit zu den verbreitenden Operationen, zur Produktion von Produktionsmitteln verwandt wird, und umgekehrt: ein immer kleiner werdender Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit wird zur Produktion von Konsumtionsmitteln verwandt; gerade aus diesem Grunde steigt die dieser letzten in natura, als Gebrauchswerte, in unglaublichem Maße. Wirtschaftlich drückt sich dieser Prozeß unter anderem in der Erhöhung der organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals, in dem immer größeren Wachstum des konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen, und im Fall der Profitrate aus. Im Kapital erfolgt , insofern man es in seinen Bestandteilen, dem konstanten und variablen Kapital betrachtet, eine ständige relative Vergrößerung des konstanten Teils; auch dieser Teil weist ein ungleichmäßiges Wachstum seiner Wertbestandteile auf. Wenn wir das konstante Kapital in fixes und zirkulierendes zerlegen (zu diesem gehört, allgemein gesprochen, auch das variable Kapital), so zeigt sich die Tendenz eines größeren Wachstums des fixen Kapitals. Im westlichen ist das eine Erscheinungsform des gleichen Gesetzes, das unter der Voraussetzung einer zunehmenden Produktivität der Arbeit die vorbereitenden Operationen der Produktion (die Produktion von Produktionsmitteln), einen immer größeren Teil der gesellschaftlichen Energie in Anspruch nehmen müssen. [7]

Dies erklärt das kolossale Wachstum des Bergbaus und der Hüttenindustrie. Wenn der Grad der Industrialisierung eines Landes (“Industriestaat“ im Gegensatz zum „Agrarstaat“) als Merkmal der allgemein wirtschaftlichen Entwicklung des Landes dienen kann, so ist der Umfang der Schwerindustrie das Merkmal der wirtschaftlichen Entwicklung eines industrialisierten Landes. Der Aufschwung der wirtschaftlichen Kräfte des Weltkapitalismus kommt deshalb im Wachstum gerade dieser Industriezweige am stärksten zum Ausdruck.

Weltproduktion

Jahr

Kohle
[8] (in Taus.
Tonnen)

Jahr

Eisenerze
[9] (in Taus.
Tonnen)

Jahr

Roheisen
[9] (in Taus.
Tonnen)

Jahr

Kupfer
[10] (in Taus.
Tonnen)

Jahr

Gold
[11] (in Mill.
Pf. Sterling)

1850

     82,6

1850

  11.500,0

1850

  4.750

1850

     52   

1850

12

1875

   283,0

1860

  18.000,0

1875

14.119

1880

   156,5

1880

22

1880

   344,2

1880

  43.741,0

1900

41.086

1900

   561   

1900

52

1890

   514,8

1890

  59.560,1

1901

41.154

1901

   586   

1905

78

1900

   771,1

1900

  92.201,2

1902

44.685

1902

   557   

1906

83

1901

   793,2

1901

  88.052,7

1903

47.057

1903

   629   

1907

85

1902

   806,7

1902

  97.131,1

1904

46.039

1904

   654   

1908

91

1903

   883,1

1903

102.016,9

1905

54.804

1905

   751   

1909

93

1904

   889,9

1904

  96.267,8

1906

59.642

1906

   774   

1910

94

1905

   910,4

1905

117.096,3

1907

61.139

1910

   891   

1911

95

1906

1.103,9

1906

129.096,3

1911

64.898

1911

   893,8

1912

96

1907

1.095,9

1910

139.536,8

1912

1.018,6

1913

93

1911 [12]

1.165,5

1913

1.005,9

1914

91

In einem Zeitraum von etwas über sechzig Jahren (seit 1850) ist also die Erzeugung von Kohle auf mehr als das Vierzehnfache (um 1320 Prozent) gestiegen, die Erzeugung von Eisenerz auf mehr als das Zwölffache (um 1113 Prozent), von Roheisen auf mehr als das Dreizehnfache (um 1266 Prozent), von Kupfer auf mehr als das Neunzehnfache (um 1834 Prozent), von Gold auf mehr als das Dreizehnfache (um 1218 Prozent). [13]

Wenn wir jetzt andere Produkte nehmen, hauptsächlich Konsumtionsmittel, die für den Weltmarkt erzeugt werden (die sogenannten „Welthandelsartikel“) so drückt sich die Zunahme ihrer Erzeugung in folgenden Zahlen aus:

Weltproduktion

Jahr

Weizen
(in Mill.
Tonnen) [14]

Jahr

Baumwolle
(in tausend
Tonnen) [14]

Jahr

Zucker
(in tausend
Tonnen) [15]

1881/89

60

1884/90

8.591

1880

3.670

1900

67

1890/96

10.992

1895

7.830

1905/07

90

1896/1902

13.521,6

1904/05

11.797

1908

87

1902/08

16.049,6

1907/08

14.125

1909

96,9

1911/12

20.529,9

1911/12

13.270

1910

99,1

1912/13

19.197,9

1912/13

15.404

1912

105,6

1913/14

20.914,6

1913/14

16.081

1913

109,5

1914/15

19.543,5

1914/15

13.252

1914

100,1

Jahr

Kakao
(in tausend
Tonnen) [16]

Jahr

Kaffee
(in tausend
Tonnen) [16]

Jahr

Kautschuk
(in tausend
Tonnen) [17]

1875

513

1895/99

82

1892

710

1900

50

1900/04

119

1903

1.168

1901/02

57

1907

149,9

1905/06

1.000

1901/04

57

1908

193,6

1907

1.500

1906/07

72

1909

205,2

1908

1.100

1910

216

Somit ist in einem Zeitraum ungefähr dreißig Jahren die Weizenerzeugung (1881-1889-1914) auf das 1,6fache (um 67 Prozent) gestiegen, die Baumwollerzeugung (1884-1890-1914 bis 1915) auf das 2,2fache (um 127 Prozent), die Zuckererzeugung (Rübenzucker und Rohzucker zusammen) in der Zeit von 1880 bis 1914/15 auf mehr als das 3,5fache (um 261 Prozent) [18] usw.

Diese Zahlen sind beredter als alle Worte. Ungeheure Mengen von Produkten werden aus dem Produktionsprozeß heinausgeschleudert und gelangen in die Kanäle der Zirkulation. Bei seinem früheren Umfang war der Markt nicht imstande, auch nur den hundertsten Teil von dem zu verschlingen, was jetzt der Weltmarkt jährlich aufnimmt. Aber dieser setzt nicht nur eine bestimmte Entwicklungsstufe der Produktion in eigentlichen Sinne voraus. Seine materielle Voraussetzung ist ein entwickeltes Verkehrswesen. Je entwickelter die Verkehrsmittel sind, desto schneller und intensiver erfolgt die Bewegung der Waren, desto schneller geht der Prozeß des Verwachsens der einzelnen lokalen und „nationalen“ Märkte vor sich, desto schneller wächst der einheitliche Produktionsorganismus der Weltwirtschaft. Das moderne, durch Dampf und Elektrizität betriebene Verkehrswesen spielt diese Rolle im Wirtschaftsleben. Die Länge des Eisenbahnnetzes betrug Mitte des vorigen Jahrhunderts (1850) 38 600 Kilometer; im Jahre 1880 war diese Zahl bis auf 372 000 Kilometer gestiegen. [19] Seit dieser Zeit nimmt die Länge der Schienenwege mit erstaunlicher Schnelligkeit zu: [20]

Ende 1890
km

Ende 1911
km

Europa

223.869

  338.880

Amerika

331.417

  611.028

Asien

  33.721

  105.011

Australien

  18.889

    32.401

Afrika

    9.386

    40.489

Insgesamt

617.285

1.057.809

Die Länge des Eisenbahnnetzes ist somit in zwanzig Jahren (von 1890-1911) auf das 1,71fache (um 71 Prozent) gestiegen.

Dieselbe Entwicklung sehen wir bei der Betrachtung des Wachstums der Handelsschiffahrt. Es muß betont werden, daß der Seeschiffahrtsverkehr eine ganz besondere Rolle spielt, dann auf diesem Wege erfolgt der Warenverkehr zwischen den Kontinenten (der „überseeische“ Handel); wegen seiner verhältnismäßigen Billigkeit ist seine Bedeutung selbst innerhalb Europas ungeheuer (man nehme z.B. den Warenverkehr zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee). Folgende Zahlen geben ein Bild des Wachstum der Handelsschiffahrt: [21]

Prozentuale Zunahme

von 1872-1907

von 1890-1907

Englische Flotte

184

106

Deutsche Flotte

281

166

Französische Flotte

70

96

Norwegische Flotte

61

7

Japanische Flotte (1895-1907)

1.077

52

Der internationale Schiffbau (von Handelsschiffen) hat sich in den letzten folgendermaßen entwickelt (in Brutto-Register-Tonnen): [22]

1905

2.511.922

 

1910

1.957.853

1906

2.919.763

1911

2.650.140

1907

2.778.088

1912

2.901.769

1908

1.833.386

1913

3.332.882

1909

1.602.057

1914

2.852.753

Nach Harms [23] hat sich der Frachtraum der Welthandelsflotte in dem einen Jahrzehnte von 1890-1909 um 55,6 Prozent vergrößert. Dieses kolossale Wachstum des Seeverkehrs hat es ermöglicht, die wirtschaftlichen Organismen verschiedener Kontinente mit einander zu verbinden und die vorkapitalistischen Methoden in den entlegensten Winkeln der Erde zu revolutionieren, da der Warenweltverkehr in einem unglaublichen Maße beschleunigt worden ist.

Dieser Warenverkehr wird aber nicht nur auf diesem Wege beschleunigt. In Wirklichkeit ist die gesamte Bewegung des kapitalistischen Mechanismus viel komplizierter, weil die Warenzirkulation und der der Kreislauf des Kapitals nicht unbedingt eine Verschiebung der Waren im Raume voraussetzen.

Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Warenmetamorphose, welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Orte zum andern. Zirkulation von Waren kann aber stattfinden ohne ihre physischen Bewegung und Produktentransport ohne Warenzirkulation und selbst ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, das A an B verkauft, zirkuliert als Ware, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Warenwerte wie Baumwolle oder Roheisen hocken auf demselben Warenlager zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Zirkulationsprozessen durchlaufen, gekauft und wiedergekauft werden von den Spekulanten. Was sich hier wirklich bewegt, ist der Eigentumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst. [24]

Ähnliche Prozesse finden in der allerneuesten Zeit gewaltigen Ausmaßen statt, in der Zeit der Entwicklung der abstraktesten Form des Kapitalismus, der Entpersönlichung des Kapitals, des Wachstums der Masse der Wertpapiere als des Ausdrucks der spezifischen modernen Form des Eigentums, mit einem Worte, mit der Entwicklung des „Effektenkapitalismus“ (Liefmann) oder des „Finanzkapitalismus“ (Hilferding). Die internationale Ausgleichung der Preise für Waren und alle möglichen Wertpapiere erfolgt auf telegraphischem Wege (siehe die Tätigkeit der Effekten- und Warenbörsen). Das Telgraphennetz nimmt in einem ebenso fieberhaften Tempo zu wie die Verkehrsmittel, die verschiedene Kontinente verbinden. Bis Ende Juli 1913 wurden 2.547 Kabel gezählt (jetzt sind es schon 5.583), deren Gesamtlänge 515.578 Kilometer beträgt. [25] Die Länge der der Unterseekabel beträgt also die Hälfte der Länge des Eisenbahnnetzes (1911: 1.057.809 Kilometer). So entsteht eine äußerst elastische Struktur der Weltwirtschaft, deren sämtliche Teile einer ständigen Wechselwirkung unterworfen sind, bei der die kleinste Veränderung des einen Gliedes sich sofort auf alle anderen auswirkt.

Wir haben bisher die technischen und ökonomischen Voraussetzungen der Weltwirtschaft betrachtet. Gehen wir jetzt an die Betrachtung des eigentlichen Prozesses. Die primitivste Form des Ausdrucks der wirtschaftlichen Verbundenheit in der Warenwirtschaft ist, wie wir gesehen haben, der Austausch, und die Kategorie der Weltpreise drückt diese Verbundenheit im Weltausmaß aus. Als äußerer Ausdruck derselben Erscheinung dient der internationale Warenverkehr, der „Welthandel“. Obgleich die hier zur Verfügung stehenden Zahlen keine große Genauigkeit beanspruchen können, drücken sie nichtsdestoweniger die unerbittliche Tendenz zur Erweiterung der Sphäre des Weltmarktes richtig aus.

Außenhandel
(Summe der Ein- und Ausfuhr)
der wichtigsten Länder der Welt
(10 Millionen Mark) [26]

Prozentuale Zunahme des Außenhandels
der einzelnen Länder von 1891 bis 1910 [27]

 

Einfuhr

Ausfuhr

1903

101.991,0

Vereinigte Staaten

78

77

1904

104.951,9

England

43

52

1905

113 100,6

Deutschland

105

107

1906

121 699,6

Frankreich

25

51

1907

133 943,5

Rußland

100

85

1908

124 345,4

Holland

110

90

1909

132 515,0

Belgien

105

84

1910

146 800,3

Britisch-Indien

75

62

1911

153 870,0

Australien

35

74

 

China

64

79

Japan

300

233

In den acht Jahren von 1903-1911 sind somit die Umsätze des Welthandels um 50 Prozent gestiegen, was eine ziemlich beachtenswerte Größe ist. Je mehr sich der Pulsschlag des Wirtschaftslebens beschleunigt, je schneller die Produktivkräfte wachsen, desto breiter und tiefer geht der Prozeß der Internationalisierung der Wirtschaft. Deshalb ist die Theorie W. Sombarts, der die These von der „abnehmenden Bedeutung der weltwirtschaftlichen Beziehungen“ aufgestellt hat, ganz falsch. [28] Der paradoxeste der modernen Nationalökonomen hat damit bereits lange vor dem Kriege der imperialistischen Ideologie, die die wirtschaftliche „Autarkie“, die Schaffung eines großen, sich selbst genügenden Ganzen erstrebt, einen gewissen Tribut gezollt. [29] Seine „Theorie“ ist eine Verallgemeinerung der Tatsache, daß der innere Absatz von Fertigwaren in Deutschland schneller zugenommen hat als ihre Ausfuhr. Daraus hat Sombart die seltsame Folgerung gezogen, daß die Bedeutung des Außenhandels überhaupt abnehme. Aber sogar, wenn man, wie Harms [30] richtig bemerkt, die Tatsache des Übergewichts der Tendenzen zum inneren Ansatz von Fertigwarenerzeugnissen über die Tendenzen zu ihrem äußeren Absatz zugibt (was Sombart zudem auf Grund von Angaben tut, die sich nur auf Deutschland beziehen), so ist es doch unmöglich, die wachsende Einfuhr von Rohstoffen und Getreide außer acht zu lassen, die eine Voraussetzung des inneren Handels mit Fertigwaren, des inneren Absatzes ist, da das betreffende Land infolge dieser Einfuhr keine Produktivkräfte zur Erzeugung von Rohstoffen und Lebensmitteln zu verwenden braucht. Nur wenn man beide Seiten des internationalen Austausches und die Verteilung der Produktivkräfte auf alle Zweige der gesellschaftlichen Produktion berücksichtigt, kann man bestimmte Schlüsse ziehen. Gerade die Tendenzen der modernen Entwicklung begünstigen in hohem Maße die Zunahme der internationalen Austauschbeziehungen (und damit auch anderer Beziehungen), indem sie einerseits die agrarischen und halbagrarischen Länder in einem unglaublichen Tempo industrialisieren und in ihnen eine Nachfrage nach ausländischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen schaffen, und andererseits mit allen Mitteln die Ausfuhrpolitik der Kartelle (das Dumping) verstärken. Das Wachstum der internationalen Marktbeziehungen schreitet mit schnellen Schritten vorwärts: es verknüpft die verschiedenen Teile der Weltwirtschaft immer stärker miteinander, die „national“ und wirtschaftlich abgeschlossenen Gebiete schließen sich immer enger zusammen, immer schneller wächst die Grundlage für die Weltproduktion in ihrer neuen, nichtkapitalistischen, höchsten Form.

Wenn der internationale Warenverkehr den „Stoffwechsel“ des sozialökonomischen Organismus der Welt ausdrückt, so drückt die internationale Bevölkerungsbewegung vor allem die Verschiebung des Hauptfaktors des Wirtschaftslebens, der Arbeitskraft, aus. Ähnlich wie im Rahmen der nationalen Wirtschaft die Verteilung der Arbeitskräfte unter die verschiedenen Produktionszweige durch die Höhe des Arbeitslohns, der ein gleiches Niveau anstrebt, geregelt wird, ebenso erfolgt auch im Rahmen der Weltwirtschaft der Prozeß der Ausgleichung der verschiedenen Normen des Arbeitslohns auf dem Wege der Auswanderung. Das ungeheure Reservoir des kapitalistischen Amerikas saugt die überschüssige Bevölkerung Europas und Asiens auf, angefangen mit den aus der Landwirtschaft hinausgestoßenen pauperisierten Bauern bis zur städtischen „Reservearmee“ der Arbeitslohns. So entsteht ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot der Arbeitskräfte im Weltausmaß und zwar in dem für das Kapital nötigen Verhältnis. Um einen Begriff von der zahlenmäßigen Seite des Prozesses zu geben, führen wir einige Zahlen an:

Die Zahl der Einwanderer betrug
in den Vereinigten Staaten [31]:

Die Zahl der Ausländer
in Deutschland betrug [32]:

1904

812.870

1880

276.057

1905

1.026.499

1900

778.737

1906

1.100.735

1910

1.259.873

1907

1.285.349

 

1914

1.218.480

Die Zahl der Auswanderer aus Italien betrug (1912) 711.446, aus England und Irland 467.762, aus Spanien 175.567 (1911), aus Rußland 127.747 usw. [33] Zur endgültigen Auswanderung, bei der die Arbeiter mit ihrer Heimat brechen und ein zweites Vaterland finden, kommt die zeitweilige Auswanderung zu Saisionarbeiten hinzu; einen solchen Charakter trägt teilweise die italienische Auswanderung, die Auswanderung von russischen und polnischen Arbeitern nach Deutschland für die Zeit der landwirtschaftlichen Arbeiten (die sogenannte „Sachsengängerei“) usw. Diese Ebbe und Flut der Arbeitskräfte stellt bereits eine Erscheinung des internationalen Arbeitsmarktes dar.

Der Bewegung der Arbeitskräfte als des einen Pols der kapitalistischen Verhältnisse entspricht die Bewegung des Kapitals als des anderen Pols. Ebenso wie im ersten Fall der Prozeß der Bewegung durch das Gesetz der Ausgleichung der Höhe des Arbeitslohns geregelt im zweiten Fall eine internationale Ausgleichung der Profitrate. Die Bewegung des Kapitals, die vom Standpunkt des kapitalausführenden Landes gewöhnlich als Kapitalexport bezeichnet wird, hat im modernen Wirtschaftsleben eine außerordentlich große Bedeutung erlangt, so daß manche (wie z.B. Sartorius von Waltershausen), den modernen Kapitalismus als Exportkapitalismus bezeichnen. Wir werden auf diese Erscheinung noch in einem anderen Zusammenhang zurückkommen. Hier wollen wir nur die Hauptformen und den annähernden qualitativen Umfang der internationalen Kapitalbewegung feststellen, die eines der wichtigsten Elemente des Prozesses der Internationalsierung des Wirtschaftslebens und des Wachstums der Weltwirtschaft darstellt. Die beiden großen Kategorien des Kapitalexports sind erstens sein Export als zinstragendes, zweitens als profitbringendes Kapital.

Im Rahmen dieser Einteilung können wiederum verschiedene Untergruppen und Formen unterschieden werden. An erster Stelle stehen die staatlichen und kommunalen Anleihen. Die ungeheure Steigerung des Staatshaushalts, die sowohl durch die Entwicklung des Wirtschaftslebens überhaupt als auch durch die Militarisierung der gesamten „Volkswirtschaft“ hervorgerufen wird, erzeugt einen immer größeren Bedarf an ausländischen Anleihen zur Deckung der laufenden Ausgaben. Andererseits erfordert das Wachstum der großen Städte die Durchführung einer ganzen Reihe von Arbeiten (Anlage von Straßenbahnen, elektrische Beleuchtung, Kanalisierung und Wasserleitung, Straßenbau, Zentralheizung, Telegraph und Fernsprecher, Einrichtung von Schlachthäusern usw. usw.), zu deren Durchführung große Geldsummen nötig sind; diese werden ebenfalls oft auf dem Wege von ausländischen Anleihen beschafft. Eine zweite Form des Kapitalexports ist das System der „Beteiligung“ (der „Partizipation“): eine (industrielle, Handels- oder Bank-) Unternehmung im Lande A besitzt Aktien oder Obligationen eines Unternehmens im Lande B. Die dritte Form ist die Finanzierung von ausländischen Unternehmungen, die Bildung von Kapital zu einem bestimmten konkreten Zweck: eine Bank finanziert eine von anderen Institutionen oder ihr selbst gegründete ausländische Unternehmung; oder eine industrielle Unternehmung finanziert ihre „Tochtergesellschaft“, der sie die Form einer selbständigen Gesellschaft gibt; oder eine besondere „Finanzierungsgesellschaft“ finanziert ausländische Unternehmungen. [34] Die vierte Form ist der Kredit, der unabhängig von irgendeinem bestimmten Zweck (wie das z. B. bei der Finanzierung der Fall ist), gegeben wird, und den große Bankfirmen des einen Landes den Banken eines anderen Landes eröffnen. Die fünfte Form endlich ist der Ankauf von ausländischen Aktien usw. zum Zwecke ihres Weiterverkaufs (siehe die Tätigkeit der Emissionsbanken) usw. (die letzte der von uns aufgezählten Formen führt im Gegensatz zu den andern zu keiner dauernden Interessenverbindung).

So erfolgt auf verschiedenen Wegen die Überleitung von Kapital aus der einen „nationalen“ Sphäre in die andere; die Verflechtung der „nationalen Kapitale“ nimmt zu, das Kapital „internationalisiert“ sich. Es fließt in die ausländischen Fabriken und Bergwerke, Plantagen und Eisenbahnen, Dampferlinien und Banken, es nimmt seiner Größe nach zu, schickt einen Teil des Mehrwerts in die Heimat, wo dieser Teil seine selbständige Bewegung beginnen kann; es akkumuliert den anderen Teil, dehnt seine Anlagesphäre immer weiter aus, es schafft ein immer dichteres Netz internationaler Abhängigkeit. Einen Begriff von der quantitativen Seite des Prozesses geben folgende Daten:

Frankreich (Zahlen für 1902)

Im Auslande angelegtes französisches Kapital
(in Milliarden Franken) [35]

Nach der Art der Anlage
(in Millionen Franken) [36]

Rußland

9-10

1. Kaufmännische
Unternehmungen

     995,25

England

0,5

Belgien und Holland

0,5

2. Landbesitz

  2.183,25

Deutschland

0,5

3. Banken und Versicherung

     551,00

Türkei, Serbien, Bulgarien

0,5

4. Eisenbahnen

  4.544,00

Rumänien u. Griechenland

3-4

5. Bergwerke u. Industrien

  3.631,00

Österreich-Ungarn

2

6. Seefahrt, Hafenanlagen usw.

     461,00

Italien

1-1,5

7. Staats- und Gemeinde-
anleihen

16.553,50

Schweiz

0,5

Spanien u. Portugal

3,5

8. Versicherungen

     936,00

Kanada u. d. Vereinigten Staaten

0,5

Insgesamt

29.855,00

Ägypten u. Suez

3-4

 

Argentinien, Brasilien, Mexico

2,33-3

China u. Japan

1

Tunis u. d. französischen Kolonien

2-3

Insgesamt

30-35

Leroi-Beaulieu schätzt die Höhe der französischen Kapitalien, die im Jahre 1902 in ausländischen Unternehmungen und Anleihen angelegt waren, auf 34 Milliarden Franken. [37] Der Gesamtkurswert der Papiere, die Pariser Börse eingeführt wurden, betrug 1904 63.990 Millionen Franken französischer Werte und 64.180 Millionen Franken ausländischer Werte, im Jahre 1913 64.104 Millionen Franken französischer und 70.761 Millionen Franken ausländischer Werte. [38]

England [39]

Im Ausland angelegtes englisches Kapital im Jahre 1911
(in Pfund Sterling)

Englische Emissionen von ausländischen Werten
(staatliche, Eisenbahn, Bergwerksanleihen
und Anleihen verschiedener Körperschaften
(in Millionen Pfund Sterling)

Engl. Kolonien u. Indien

1.554.152.000

Vereinigte Staaten

688.078.000

Kuba

22.700.000

1892

49,9

Philippinen

87.334.000

1893

29,9

Mexiko

87.334.000

1894

52,2

Brasilien

94.330.000

1895

55,2

Chile

46.375.000

1896

56,1

Uruguay

35.255.000

1897

47,4

Peru

31.896.000

1898

59,8

Übriges Amerika

22.517.000

1899

48,2

Rußland

38.388.000

1900

24,2

Türkei

18.320.000

1901

32,6

Ägypten

43.753.000

1902

57,7

Spanien

18.808.000

1903

54,3

Italien

11.513.000

1904

65,3

Portugal

8.131.000

1905

102,6

Frankreich

7.071.000

1906

61,0

Deutschland

6.061.000

1907

68,9

Sonstiges Europa

36.317.000

1908

124,9

Japan

53.705.000

1909

124,9

China

26.809.000

1910

132,7

Sonstiges "Ausland"

64.907.000

 

Insgesamt im Ausland

1.367.473.000

Mit den engl. Kolonien

2.921.625.000

Im Jahre 1915 betrugen die in ausländischen und kolonialen Unternehmungen angelegten englischen Kapitalien, nach einer Erklärung Lloyd Georges, zu Beginn des Jahres 1915 bereits 4 Milliarden Pfund Sterling.

Was Deutschland betrifft, so zeigen die Angaben über die Emission von ausländischen Werten und die Notierung von ausländischen Papieren an deutschen Börsen einen Rückgang dieser letzten (nach dem Statistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich, Jahrg. 1913, betrug der Nominalwert der zugelassenen Papiere im Jahre 1910 2212 Millionen Mark, 1911 1208 Millionen Mark, 1912 837 Millionen Mark); aber dieser scheinbare Rückgang des Kapitalexports erklärt sich daraus, Daß die deutschen Banken immer mehr den Ankauf von Wertpapieren an ausländischen Börsen, besonders in London, Paris, Antwerpen und Brüssel vornehmen und auch durch die „finanzielle Mobilisierung des Kapitals“ für den Kriegsfall. Die allgemeine Summe der im Ausland angelegten Kapitalien beträgt annähernd 35 Milliarden Mark.

Deutschland
(in Millionen Mark)

Argentinien

92,1

Mexiko

1 039,0

Belgien

2,4

Holland

81,9

Bosnien

85,0

Norwegen

60,3

Brasilien

77,6

Österreich

4.021,6

Bulgarien

114,3

Portugal

700,7

Chile

75,8

Rumänien

918,9

China

356,6

Rußland

3.453,9

Dänemark

595,4

Serbien

152,0

Finnland

46,1

Schweden

355,3

Großbritannien

7,6

Schweiz

437,6

Italien

141,9

Spanien

11,2

Japan

1.290,4

Türkei

978,1

Kanada

152,9

Ungarn

1.506,3

Kuba

147,0

Vereinigte Staaten

4 915,8

Luxemburg

32,0

 

Erwähnenswert ist noch das belgische Kapital, dessen im Ausland angelegte Summe 2,75 Milliarden Franken beträgt. Auf die einzelnen Länder verlieren sich diese Kapitalien folgendermaßen:

Belgien
(in Milliarden Franken) [40]

Holland

70

Frankreich

137

Brasilien

143

Italien

166

Ägypten

219

Deutschland

211

Argentinien

290

Kongo

322

Spanien

337

Rußland

441

Sonstige Länder

338

Insgesamt

2.707

Die Vereinigten Staaten, die ungeheure Massen von Kapital einführen , exportieren es selbst ihrerseits in sehr bedeutendem Umfange nach Mittel- und Südamerika, insbesondere aber nach Mexiko, Kuba und Kanada.

Die Staatsfond Kubas haben als erste die Aufmerksamkeit der Kapitalisten aus den vereinigten Staaten auf sich gezogen. In Kuba besitzen die Amerikaner umfangreiche Plantagen. Die amerikanische Unternehmungslust hat einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung der benachbarten mexikanischen Republik und insbesondere an dem Bau und der Ausbeutung der mexikanischen Eisenbahn genommen. Es war natürlich, daß die mexikanischen 5- und 4prozentigen Anleihen (im Betrage von 150 Millionen Dollar) auf dem Markte der vereinigten Staaten untergebracht wurden. Auf demselben Markte wurden die 4prozentigen Papiere der Philippinischen Inseln untergebracht. In Kanada haben die vereinigten Staaten über 590 Millionen Dollar angelegt, in Mexiko über 700 Millionen usw. [41]

Aber selbst solche Länder wie Italien, Japan, Chile usw. spielen bei dieser Kapitalwanderung eine aktive Rolle. Selbstverständlich wird die allgemeine Richtung der Bewegung durch den Unterschied der Profitraten (oder der Zinssätze) bestimmt: je entwickelter ein Land ist, desto niedriger ist die Profitrate, desto größer ist die „Überproduktion“ von Kapital und desto geringer ist folglich auch die Nachfrage nach Kapital, desto stärker ist der Prozeß des Hinausstoßens dieses Kapitals. Und umgekehrt: je höher die Profitrate ist, je niedriger die organische Zusammensetzung des Kapitals, desto größer ist die Nachfrage nach ihm, desto stärker die Anziehungskraft.

Ähnlich wie der internationale Warenverkehr die lokalen und „nationalen“ Preise in den Weltpreisen ausgleicht, ähnlich wie die Auswanderung die Tendenz hat, die nationalen Unterschiede im Arbeitslohn der Lohnarbeiter auszugleichen, so hat die Bewegung des Kapitals die Tendenz zur Ausgleichung der „nationalen“ Profitraten und bringt nichts anderes als eines der allgemeinsten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise im Weltausmaß zum Ausdruck.

Wir müssen hier etwas ausführlicher auf die Form des Kapitalexportes, die in der „Beteiligung“ an ausländischen Unternehmungen und in ihrer „Finanzierung“ zum Ausdruck kommt. es handelt sich darum, daß die Konzentrationstendenzen der kapitalistischen Entwicklung sich im Rahmen der Weltwirtschaft in dieselben organisatorischen Formen hüllen wie im Rahmen der „nationalen“ Wirtschaft; immer deutlicher treten die Bestrebungen zur Einschränkung der freien Konkurrenz durch Bildung von monopolistischen Unternehmungen zutage. Und gerade im Prozeß der Bildung dieser monopolistischen Organisationen spielen Beteiligung und Finanzierung eine sehr bedeutende Rolle. Wenn wir die „Beteiligung“ und ihre verschiedenen Stufen je nach der Zahl der erworbenen Aktien betrachten, so können wir sehen, wie allmählich die vollständige Fusionierung vorbereitet wird. Eine kleine Zahl von Aktien gibt die Möglichkeit zur Teilnahme an der Generalversammlung der Aktionäre; bei einer größeren Zahl von Aktien werden auch engere Beziehungen angeknüpft (es kann von einer gemeinsamen Ausnützung neuer Produktionsmethoden, Patente, von einer Aufteilung des Marktes die Rede sein), somit entsteht eine gewisse Interessengemeinschaft; bei einer Zahl von Aktien, die größer ist als 50 Prozent, dient die „Beteiligung“ bereits als Ersatz für die vollständige Fusion. Sehr häufig wird endlich die Gründung von Niederlassungen in der Form von besonderen Gesellschaften gehandhabt, deren Aktien sich in Besitz ihrer „Muttergesellschaft“ befinden. [42] Die letzte Erscheinung treffen wir sehr häufig im Falle von internationalen Beziehungen an. Um die gesetzlichen Einschränkungen des „fremden“ Landes zu umgehen und die Privilegien der Industriellen dieses neuen „Vaterlandes“ genießen zu können, zieht man es vor, die Niederlassung als selbständige Aktiengesellschaft zu gründen

So hat (jetzt müßte man eigentlich in der Vergangenheit sprechen, N.B.) die Zellstoffabrik Walddorf in Mannheim eine russische Filiale in Pernau. Die Broncefarbenwerke vorm. Schlenk AG. in Nürnberg haben eine amerikanische Tochtergesellschaft, ebenso die Varziner Papierfabrik eine amerikanische Filiale, die „Hammerwill Paper Co.“. Die Westfälische Drahtindustrie, Aktiengesellschaft in Hamm, das bedeutendste Drahtwerk des Kontinents, hat eine Tochtergesellschaft in Riga usw. Andererseits haben auch ausländische Unternehmungen ihre Filialen in Deutschland und anderen Ländern. So z. B. die Maggi-Gesellschaft in Kempttal, Schweiz, mit Filialen in Singen und Berlin (Deutschland) und in Frankreich (Compagnie Maggi und Société des boíssons hygiéniques). [43]

Im Jahre 1903 gründete die amerikanische Firma „Westinghouse Electric Co.“ (Pittsburg) eine Niederlassung in der Nähe von Manchester (England). Im Jahre 1902 verschlang der amerikanische Zündholztrust Diamond Match Co. durch wachsende Beteiligung eine Unternehmung in Liverpool, die zur Filiale der amerikanischen Unternehmung wurde usw. [44] In einer analogen Lage befinden sich zahlreiche Schweizer Schokoladefabriken und Spinnereien, englische Seifen- und Maschinenfabriken, Nähgarnfabriken, amerikanischen Nähmaschinenfabriken, Maschinenfabriken usw.

Man soll aber nicht glauben, daß die Beteiligung an ausländischen Unternehmungen lediglich in diser Form erfolgt. In Wirklichkeit gibt es eine sehr große Zahl von „Beteiligungen“ aller Grade, angefangen von dem Besitz einer verhältnismäßig geringen Anzahl von Aktien, besonders wenn die betreffende (kaufmännische, industrielle oder Bank-) Unternehmung sich zugleich an einigen Unternehmungen „beteiligt“, bis zum Besitz von fast allen Aktien. Der Mechanismus der „Beteiligung“ reduziert sich darauf, daß die betreffende Gesellschaft ihre Aktien und Obligationen herausgibt, um Effekten anderer Unternehmungen zu erwerben. Liefmann unterscheidet drei Formen dieser „Effektensubstitution“, die er nach dem Zweck der entsprechenden „Substitutionsgesellschaften“ klassifiziert: 1. Kapitalanlagegesellschaften (also das, was gewöhnlich „investment trust“ genannt wird), wenn die „Effektensubstitution“ erfolgt, um Dividenden von höher rentierenden und riskanteren Unternehmungen zu erhalten; 2. „Effektenübernahmegesellschaften„, wenn der Zweck der Gesellschaft darin besteht, Effekten von solchen Unternehmungen unterzubringen, deren Effekten aus rechtlichen oder tatsächlichen Verhältnissen dem Publikum nicht unmittelbar zugänglich gemacht werden können und 3. „Kontrollgesellschaften„ (oder in der amerikanischen Terminologie Holding Companies), die Effekten verschiedener Unternehmungen aufkaufen, sie dem Verkehr entziehen und an ihrer Stelle Effekten der Kontrollgesellschaft herausgeben, die sich somit einen Einfluß auf diese Unternehmungen sichert, ohne dafür eigenes Kapital aufzuwenden. Hier ist gerade dieser Einfluß die „Kontrolle“, d.h. die tatsächliche Beherrschung der betreffenden Unternehmungen der Zweck.

In allen diesen Fällen wird vorausgesetzt, daß die substituierten Effekten bereits vorhanden sind. Wenn sie aber erst geschaffen werden müssen, dann haben wir es mit der Operation der Finanzierung zu tun, deren Subjekte, wie wir gesehen haben, Banken industrielle und Handelsunternehmen und auch besondere „Finanzierungsgesellschaften“ sein können. Soweit von der Finanzierung industrieller Unternehmungen die Rede ist, ist sie gewöhnlich mit der Gründung von ausländischen Filialunternehmungen verbunden, da gewöhnlich gerade hier das Effektenkapital geschaffen wird.

Diese finanzierenden Unternehmungen können einen sehr großen Tätigkeitskreis besitzen. So hat z.B. die Fabrik für Feld- und Kleinbahnbedarf Orenstein & Koppel-Arthur Koppel AG., zehn Tochtergesellschaften gegründet, deren größte sich in Rußland, Paris, Madrid, Wien, Johannesburg (Südafrika) befinden; die Firma Gebrüder Körling in Hannover hat Filialen in Österreich, Ungarn, Frankreich, Russland, Belgien, Italien, Argentinien; zahlreiche deutsche Zementfabriken haben in Amerika ihre „Tochtergesellschaften“, ebenso chemische Fabriken in Russland, Frankreich und England. In den norwegischen Stickstoffabriken nimmt die Finanzierung ausländischer Unternehmungen einen ungeheuren Umfang an. Norwegische, französische und kanadische Kapitalisten bilden die „Norsk Hydro Elektrisk Kvästofaktieselskab“ (auch „Societé Norvegiénne de l'Azote et de Forces Hydro-Electriques“ genannt), die ihrerseits zwei Aktiengesellschaften gegründet hat, an denen sich auch deutsches Kapital beteiligte. Ihren höchsten Grad hat die Internationalisierung der Produktion in der elektronischen Industrie erreicht. Die Firma Siemens & Halske besitzt Unternehmungen in Norwegen, Schweden, Südafrika und Italien. Dazu kommen Filialen in Russland, England, Österreich. Die bekannte Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (abgekürzt AEG) hat Tochtergesellschaften in London, Petrograd, Paris, Genua, Stockholm, Brüssel, Wien, Mailand, Madrid, Berlin, in amerikanischen Städten usw. Eine ebensolche Tätigkeit entfaltet die Thompson Houston Co. und ihre Vertreterin, die General Electric Co., und ihre Singer Manufacturing Co., die Dunlop Pneumatic Tyre Co. usw. [45]

Eine besonders bedeutende bei der Finanzierung ausländischer Unternehmungen spielen selbstverständlich die Großbanken. Es genügt, die Tätigkeit dieser Institutionen auch nur ins Auge zu fassen, um zu sehen, wie stark bereits die internationalen Verbindungen dieser „nationalen“ Organisationen sind. Der Bericht der belgischen „Société Génerale de Belgique“ für das Jahr 1913 beziffert die Summe ihrer „nationalen“ Werte auf 108 322 425 Franken, die Summe der ausländischen Werte aber auf annähernd 77 899 237 Franken. Dieses Kapital ist in Unternehmungen, Anleihen usw. der verschiedensten Länder angelegt: in Argentinien, Österreich, Kanada, China, Kongo, Ägypten, Spanien, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Marokko, Neukaledonien, Russland usw. [46]

Besonders gutes Material haben wir über die Tätigkeit der deutschen Banken. Wir führen hier Mitteilungen über die größten Banken Deutschlands an, die das gesamte Bankwesen Deutschlands verkörpern.

Die Deutsche Bank. 1. Gründung der deutschen Überseeischen Bank, die dreiundzwanzig Niederlassungen hat, fünf in Argentinien, sieben in Chile, vier in Peru, zwei in Bolivien eine in Uruguay, zwei in Spanien, eine in Rio de Janeiro; 2. (gemeinsam mit der Dresdner Bank) Gründung der Anatolischen Eisenbahngesellschaft (Société du Chemin de Fer Ottomane d'Anatolie); 3. gemeinsam mit dem Wiener Bankverein: Ankauf der Aktien der Betriebsgesellschaften der Orientalischen Eisenbahnen; 4. Gründung der Deutschen Treuhandgesellschaft (für Amerika); 5. Beteiligung an der Deutsch-Asiatischen Bank in Schanghai; 6. Beteiligung an der Bank für orientalischen Eisenbahnen in Zürich; 7. Beteiligung an der Banca Commerciale Italiana (Mailand); 8. Beteiligung an der Deutsch-Atlantischen, der Ost-Europäischen, der Deutsch-Niederländischen Telegraphengesellschaft; an den Norddeutschen Seekabelwerken und der Deutsch-Südamerikanischen Telegraphengesellschaft; 9. Beteiligung an der Schantung-Bergbaugesellschaft und der Schantung-Eisenbahngesellschaft; 10. gemeinsam mit türkischen, österreichischen, deutschen, französischen, schweizerischen und italienischen Firmen Beteiligung an der Kaiserlich-Ottomanischen Gesellschaft der Bagdadbahn; 11. Gründung der Ostafrikanischen Gesellschaft; 12. Beteiligung an der Deutsch-Ostafrikanischen Bank; 13. gemeinsam mit schweizerischen und deutschen Firmen Beteiligung an der Zentral-Amerika-Bank (jetzt Aktiengesellschaft für überseeische Bauunternehmungen); 14. Beteiligung an der Bankfirma Güterbook, Horwitz & Co. (Wien); 15. Beteiligung an der Firma Ad. Goerz (Berlin und Johannesburg, Bergwerke).

Diskontogesellschaft. 1. Beteiligung an der deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln und an der Neuguinea Kompagnie; 2. (gemeinsam mit der Norddeutschen Bank) Gründung der Brasilianischen Bank für Deutschland mit fünf Niederlassungen; 3. (gemeinsam mit sieben Berliner Großbanken) Beteiligung an der Deutsch-Asiatischen Bank; 4. Beteiligung an der Bankfirma Ernesto Tornquist (Buenos Aires) und an der mit dieser verbundenen Firma Albert de Bary & Co. (Antwerpen); 5. Beteiligung an der Banca Commerciale Italiana; 6. (gemeinsam mit der Norddeutschen Bank) Gründung der Bank für Chile und Deutschland mit acht Zweigniederlassungen; 7. (gemeinsam mit der Firma Bleichröder) Gründung der Banca Generala Romana in Bukarest (jetzt sechs Zweigniederlassungen); 8. Beteiligung (mit vielen anderen Firmen) an der Banque Internationale de Bruxelles; 9. Beteiligung an der Schantung-Eisenbahngesellschaft und der Schantung- Bergbaugesellschaft und einer Reihe von Telegraphengesellschaften und Kabelwerken; 10. Gründung der Otavi-Minen- und Eisenbahngesellschaft (Afrika); 11. Gründung der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft; 12. Beteiligung an der Deutsch-Ostafrikanischen Bank; 13. (gemeinsam mit Bleichröder, einer bulgarischen Firma und der Norddeutschen Bank) Gründung der Kreditna-Banka in Sofia; 14. (gemeinsam mit Woermann, Hamburg) Gründung der Deutschen Afrika-Bank; 15. Beteiligung an der General Mining and Finance Limited in London; 16. (gemeinsam mit anderen) Gründung der Kamerun-Eisenbahngesellschaft; 17. im Jahre 1900 Errichtung einer Filiale in London; 18. (zusammen mit der Norddeutschen Bank und der Firma Krupp) Finanzierung der großen Venezuela-Eisenbahn; 19. als Mitglied des Rothschild-Konsortiums Beteiligung an österreich-ungarischen, finnischen, russischen, rumänischen staatlichen Eisenbahnen, Anleihen und Unternehmungen. [47]

In ähnlicher Weise betätigen sich auch die übrigen großen Banken Deutschlands: die Dresdner Bank, die Darmstädter Bank, die Berliner Handelsgesellschaft, der Schaaffhausensche Bankverein und die Nationalbank für Deutschland. Sie haben gleichfalls eine ganze Reihe von Tochtergesellschaften in allen Ländern der Welt. [48]

Natürlich entfalten nicht nur die deutschen Banken eine so intensive Tätigkeit im Ausland. Die Vergleichszahlen zeigen, Daß England und Frankreich in dieser Hinsicht an der Spitze marschieren. Während die Gesamtzahlen der überseeischen Banken, die sich in deutschem Besitz befanden (zu Anfang des Jahres 1906) dreizehn (mit einem Kapital von 100 Millionen Mark und 70 Niederlassungen) betrug, zählte England Ende 1910 36 Kolonialbanken mit Niederlassungen in London und 3358 Geschäftsstellen in den Kolonien und 36 andere englische ausländische Banken mit 2091 Niederlassungen. Frankreich besaß schon im Jahre 1904/05 18 Kolonial- und Auslandsbanken mit 104 Niederlassungen, Holland 16 überseeische Banken mit 68 Niederlassungen usw. Ebenso zeigen auch die einzelnen Banken Frankreichs eine große wirtschaftliche Kraft gegenüber den Kolonien und dem Auslande. So hatte z. B. im Jahre 1911 der Credit Lyonnaise 16 Niederlassungen im Ausland und 5 in Algerien; das Comptoir National d'Escompte 12 Niederlassungen im Ausland und 11 in Tunis in Madagaskar; die Société Génerale und der Credit Industriel haben nur in London einige Niederlassungen, dafür aber zahlreiche „Tochtergesellschaften“ im Ausland. [49]

Die „Beteiligung „ und „Finanzierung“ als die Weiterentwicklung der „Beteiligung „ zeigen, wie sich die ständige Verflechtung der Industrie zu einem organisiertem System entwickelt. Die neuesten Typen der kapitalistischen Monopole in ihren zentralisierten Formen, wie z.B. die Trusts, sind nur eine Form der „Beteiligungs-“ oder „Finanzierungsgesellschaften“, soweit diese letzteren erstens über den mehr oder minder großen monopolistischen Einfluß des kapitalistischen Eigentums unserer Zeit verfügen, und zweitens vom Standpunkt der Bewegung der Wertpapiere als des spezifischen Ausdrucks des kapitalistischen Eigentums in unserer Zeit betrachtet und klassifiziert sind.

Wir sehen somit, wie das Wachstum des weltwirtschaftlichen Prozesses, das auf dem Wachstum der Produktivkräfte beruht, nicht nur zu einer Verdichtung der Produktionsverhältnisse zwischen den verschiedenen Ländern führt, nicht nur die allgemeinen kapitalistischen Verhältnisse verbreitert und vertieft, sondern auch neue wirtschaftliche Gebilde ins Leben ruft, neue Wirtschaftsformen, die den vorhergehenden Epochen der kapitalistischen Entwicklung unbekannt waren.

Die Keime des Organisationsprozesses, der die Entwicklung der Industrie im Rahmen der „nationalen“ Wirtschaft charakterisiert, zeichnen sich auch in den weltwirtschaftlichen Beziehungen immer deutlicher ab. Und ähnlich wie das Wachstum der Produktivkräfte der „nationalen“ Wirtschaften auf ihrer kapitalistischen Grundlage zur Bildung nationaler Kartelle und Trusts geführt hat, ebenso ruft auch das Wachstum der Produktivkräfte des Weltkapitalismus mit immer größerer Beharrlichkeit internationale Übereinkommen der nationalen kapitalistischen Gruppen hervor, angefangen von ihren einfachsten Formen bis zur zentralisierten Form des internationalen Trusts. Diese Gebilde werden wir im nächsten Kapitel untersuchen.

 

 

Anmerkungen

1. „Reiches Material zur Teilung der Arbeit liefert der Manufakturperiode die Erweiterung des Weltmarkts und das Kolonialsystem, die zum Umkreis ihrer allgemeinen Existenzbedingungen gehören.“ (K. Marx, Kapital, Bd.1, S.318.) Das trifft auch für unsere Zeit zu.

2. Konrad Matschosa, Grundriß der technisch geschichtlichen Entwicklung in Die Technik im XX. Jahrhundert, hrsg. von A. Miehte, Bd. 1, Braunschweig 1911.

3. Mulhall: The Dictionary of Statistics, p.439; Webb: New Dictionary of Statistics, p.450.

4. Webb, ebenda. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich.

5. Mulhall u. Webb.

6. Ebenda.

7. Marx hat als erster dies Gesetz klargelegt und eine glänzende Analyse seiner Wirksamkeit in der Untersuchung der Gründe des Falls der Profitrate gegeben (Kapital, Bd.III, I. Teil). Die moderne bürgerliche Ökonomie in der Person von Böhm-Bawerk, der die ganze Marxsche Theorie für ein „Kartenhaus“ hält, plagiiert mit um so größerem Eifer einige Seiten der Theorie von Marx, wobei sie die „Quelle“ sorgfältig verschweigt. Da ist z.B. die Theorie Böhm-Bawerks von den „Produktionsumwegen“, die eine verschlechterte Formulierung der Marxschen Gesetze von der Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals darstellt.

8. Juraschek: Bergbaustatistik in Handwörterbuch der Staatswissenschaften.

9. Juraschek: ebenda. Die letzte Zahl nach Stat. Jahrbuch.

10. Juraschek: Eisen und Eisenindustrie; Stat. Jahrbuch.

11. Statesman's Year-Book, 1915; Juraschek, ebenda; Mulhall, ebenda.

12. Berechnet nach Stat. Jahrbuch f.d. Deutsche Reich, Jahrg. 1913; die Zahlen sind kleiner als die wirklichen, da für Asien, Afrika und Australien die Zahl für 1910 genommen ist.

13. Westnik finansow, promyschljennosti i torgowli (Bote der Finanzen, der Industrie und des Handels), 1915, Nr.6. Gold spielt die Rolle des Zirkulationsmittels. Wie aus der Tabelle ersichtlich, nimmt seine Gewinnung bedeutend zu, trotz der ungeheuren Rolle des Kredits und der Ersparnis an Zirkulationsmitteln überhaupt.

14. Westnik finansow, 1915, Nr.19 u. 39 (Zahlen für Baumwolle); Weizen nach Friedrich und Westn. fin. (Nr.15), wobei Quarter gleich 217,7 kg angenommen.

15. Mulhall, Webb, Statesman's Year-Book 1915.

16. Friedrich, a.a.O.

17. Ebenda.

18. Siehe die obige Statistik.

19. Prof. Wiedenfeld, Artikel Eisenbahnstatistik im Handwörterbuch der Staatswissenschaften.

20. Stat. Jahrbuch f. d. Deutsche Reich, 1913.

21. C. Lecarpentier, Commerce marine et marine marchande, Paris 1910, S.53.

22. Statesman’s Year-Book, 1915.

23. B. Harms, a.a.O., S.126.

24. K. Marx, Kapital, Bd.II. S.120.

25. Stat. Jahrbuch f. d. Deutsche Reich, S.39. The Statesmen’s Year-Book.

26. Stat. Jahrbuch f. d. Deutsche Reich; The Stateman’s Yearbook.

27. Harms, a.a.O., S.212.

28. W. Sombart, Die deutsche Volkswirtschaft im neunzehnten Jahrhundert, S.427.

29. Sombart, der sich im Kriege in einen wütenden Imperialisten verwandelt hat, ist weitaus keine Einzelerscheinung. Bei der Behandlung der ökonomischen Probleme, die mit der Weltwirtschaft zusammenhängen, sind zwei Richtungen zu beobachten: die eine, die optimistisch gestimmt ist, und eine andere, die vor allem die Festigung der inneren Kraft verlangt, die für die Machentfaltung des imperialistischen Staates eintritt. So z.B. Dr. Heinrich Puder, Weltwirtschaft und Inlandproduktion in Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, herausgegeben von K. Bucher, 71. Jahrg. (1915), 1. Heft: „Um zusammenzufassen, scheint mir also das Ziel einer deutschen Weltwirtschaft nur auf der Grundlage mehr und mehr den ausländischen Markt gewinnt und die fremde Konkurrenz aus dem Felde schlägt. Dann wird natürlich auch der Welthandel eine parallele Steigerung erfahren. Aber die Grundlage muß eben die heimische Produktion bilden.“ (S.147 u. 148)

30. Harms, a.a.O., S.202, Fußnote; ebenso S. Schilder, Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft, Berlin 1912.

31. P. Lewin, Der Arbeitslohn und die soziale Entwicklung, Berlin 1913, S.141. J. Philippow, Die Auswanderung, S.13. Die letzte Zahl ist dem The American Year-Book für 1914, S. 385, entnommen.

32. Lewin, a.a.O., S.141.

33. Stat. Jahrbuch f. d. Deutsche Reich, 1913.

34. Siehe über diese Gesellschaften R. Liefmann, Beteiligungs- und Finanzierungsgesellschaften, 2. Aufl., Jena, Gustav Fischer, 1913.

35. Harms, a.a.O., S.235; Issajew, Die Weltwirtschaft, S.82 u. 83.

36. Sartorius von Waltershausen: Das volkswirtschaftliche System der Kapitalanlage im Ausland, S.56.

37. Économiste Francais, 1902, II, S.449, (zitiert von Sartorius).

38. Sartorius von Waltershausen, ebenda; Westnik finansow, Nr.4, Jahrgang 1915

39. B. Harms: a.a.O., S.230.

40. Harms, a.a.O., S.242; Schilder, Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft, S.364ff.

41. M. Bogoljubow, „Der amerikanische Markt“, Westnik Finansow, 1915, Nr. 39.

42. R. Liefmann, Beteiligungs- und Finanzierungsgesellschaften, S.47 u. 48. Es muß bemerkt werden, daß unter gewissen Bedingungen sowohl „Kontrolle“ als auch Fusion bei einer Zahl von Aktien durchgeführt werden, die bedeutend geringer ist als 50 Prozent.

43. R. Liefmann, a.a.O., S.49.

44. Sartorius von Waltershausen, a.a.O., S. 274.

45. Liefmann, ebenda, S.99-101. Natürlich braucht die Finanzierung sich nicht nur auf Niederlassungen zu beschränken. So finanzierte z. B. die Firma Knopp (gemeinsam mit „Wlad. Solowjow“ und „Gebr. Kraft“) im Jahre 1912 die „Kaspische Manufaktur“ (G.m.b.h.), die das Eigentum einer liquidierten Gesellschaft erwarb, die in Dagestan von dem Moskauer Unternehmer Reschetnikow, von Petrokotino (einem sibirischen Bankier) und der Banque de Paris et des Pays Bas gegründet worden war (Birschewyje Wjedomosti, 15, IV,1915).

46. La Vie Internationale, tome V, 1914, 05, Nr.5, S.449 (herausgegeben vom „Office Centrale des Associations internationales“, Brüssel).

47. Dr. Riesser, Die deutschen Großbanken und ihre Konzentration im Zusammenhang mit der Entwicklung der Gesamtwirtschaft in Deutschland, 4. Aufl., 1912, S. 354.

48. Siehe bei Riesser die Rubrik Die gemeinsamen Tochtergesellschaften der deutschen Kreditbanken zur Pflege überseeischer und ausländischer Geschäftsbeziehungen in dem erwähnten Werk. S.371.

49. Riesser, a.a.O., S.374 u. 375. Es muß dabei aber das rasche Wachstum der deutschen Banken betont werden: Ende der neunziger Jahre waren es nur 4, 1903 – 6 mit 32 Niederlassungen, 1906 – 13 mit 70 Niederlassungen.

 


Zuletzt aktualisiert am 11.10.2003