Rosa Luxemburg


Die Akkumulation des Kapitals

Erster Abschnitt
Das Problem der Reproduktion


Fünftes Kapitel
Die Geldzirkulation

Bis jetzt haben wir bei der Betrachtung des Reproduktionsprozesses von der Geldzirkulation ganz abgesehen. Nicht vom Geld als Wertdarstellung und Wettmesser; alle Verhältnisse der gesellschaftlichen Arbeit wurden vielmehr als in Geld ausgedrückt angenommen und gemessen. Nun ist es auch notwendig, das gegebene Schema der einfachen Reproduktion vom Standpunkte des Geldes als Austauschmittel zu prüfen.

Wie schon der alte Quesnay annahm, muß zum Verständnis des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses im Besitz der Gesellschaft außer gewissen Produktions- und Konsumtionsmitteln noch eine gewisse Geldsumme vorausgesetzt werden. (1) Es fragt sich zweierlei: in wessen Händen und wie groß die Summe sein muß. Das erste, was außer Zweifel ist, ist die Tatsache, daß die Lohnarbeiter ihren Lohn in Geld erhalten, um sich Lebensmittel dafür zu kaufen. Gesellschaftlich läuft das im Reproduktionsprozeß darauf hinaus, daß die Arbeiter bloße Anweisung auf einen bestimmten Lebensmittelfonds bekommen, der ihnen zugewiesen wird wie in jeder Gesellschaft, gleichgültig welcher geschichtlichen Produktionsform. Der Umstand aber, daß die Arbeitenden hier ihre Lebensmittel nicht direkt, sondern durch Warenaustausch kriegen, ist ebenso wesentlich für die kapitalistische Produktionsform, wie daß sie ihre Arbeitskraft nicht direkt auf Grund eines persönlichen Herrschaftsverhältnisses, sondern durch Warenaustausch, nämlich Verkauf der Arbeitskraft, den Besitzern der Produktionsmittel zur Verfügung stellen. Der Verkauf der Arbeitskraft und der freie Kauf der Lebensmittel durch die Arbeiter sind das entscheidende Moment der Kapitalproduktion. Beides drückt sich aus und wird vermittelt durch die Geldform des variablen Kapitals v.

Vor allem kommt also Geld in Zirkulation durch die Auszahlung der Löhne. Die Kapitalisten beider Abteilungen, alle Kapitalisten müssen also vor allem Geld in den Verkehr werfen, jeder im Betrage der von ihm gezahlten Löhne. Kapitalisten I müssen im Besitz von 1.000, Kapitalisten II von 500 in Geld sein, die sie ihren Arbeitern auszahlen. In unserem Schema kämmen auf diese Weise zwei Geldbeträge in Zirkulation: I 1.000 v und II 500 v. Beide werden durch die Arbeiter angelegt in Lebensmitteln, d. h. in Produkten der Abteilung II. Dadurch wird die Arbeitskraft erhalten, d. h. das variable Kapital der Gesellschaft in seiner Naturalform reproduziert – als die Grundlage der übrigen Kapitalreproduktion. Ferner werden zugleich auf diese Weise die Kapitalisten II von ihrem Gesamtprodukt 1.500 los, und zwar 500 an die eigenen Arbeiter, 1.000 an die der anderen Abteilung. Die Kapitalisten II sind durch diesen Austausch in den Besitz von 1.500 Geld gekommen: 500 sind zu ihnen zurückgekehrt als eigenes variables Kapital, das von neuem wird als solches zirkulieren können, also vorläufig seine Bewegung abgeschlossen hat. 1.000 sind her neu erworben aus der Realisierung eines Drittels des eigenen Produkts. Mit diesen 1.000 in Geld kaufen die Kapitalisten II von den Kapitalisten I Produktionsmittel zur Erneuerung des verbrauchten eigenen konstanten Kapitals. Durch diesen Kauf hat die Abteilung II die Hälfte des benötigten konstanten Kapitals (II c) in Naturalform erneuert, dafür ist die Geldsumme 1000 zu den Kapitalisten I gewandert. Für diese ist es nur ihre eigene Geldsumme, die sie als Löhne an ihre Arbeiter ausgezahlt hatten und die jetzt nach zwei Austauschakten zu ihnen zurückkehrt, um später wieder als variables Kapital fungieren zu können, womit vorläufig die Bewegung dieser Geldsumme erschöpft ist. Die gesellschaftliche Zirkulation ist jedoch noch nicht zu Ende. Noch haben die Kapitalisten I ihr Mehrwertprodukt. das für sie in der ungenießbaren Gestalt von Produktionsmitteln steckt, nicht realisiert, um Lebensmittel für sich zu kaufen, und noch haben die Kapitalisten II die andere Hälfte ihres konstanten Kapitals nicht erneuert. Diese zwei Austauschakte decken sich in Wertgröße wie materiell, denn die Kapitalisten I kriegen die Lebensmittel von der Abteilung II zur Realisierung des eigenen Mehrwerts I 1.000 m, indem sie ihrerseits den Kapitalisten II dafür die diesen fehlenden Produktionsmittel II 1.000 liefern. Indes zur Vermittlung dieses Austausches bedarf es einer neuen Geldsumme Wir könnten zwar die früher in Bewegung gesetzten Geldsummen noch einigemal in Zirkulation werfen lassen, wogegen theoretisch nichts einzuwenden wäre. Praktisch jedoch kommt dies nicht in Betracht, denn die Konsumtionsbedürfnisse der Kapitalsten müssen ebenso ununterbrochen befriedigt werden wie die der Arbeiter, beide laufen also parallel mit dem Produktionsprozeß und müssen durch besondere Geldsummen vermittelt werden. Es folgt daraus, daß die Kapitalisten beider Abteilungen, alle Kapitalisten, außer einem Geldbetrag für das variable Kapital auch noch Vorratsgeld zur Realisierung des eigenen Mehrwerts in Konsumgegenständen in der Hand haben müssen. Andererseits läuft parallel mit der Produktion – also vor der Realisierung des Gesamtprodukts – der fortlaufende Ankauf gewisser Teile des konstanten Kapitals, nämlich dessen zirkulierender Teil (Roh- und Hilfsstoffe, Beleuchtungsmittel usw.). Daraus ergibt sich, daß nicht bloß die Kapitalisten I zur Deckung ihrer eigenen Konsumtion, sondern auch die Kapitalisten II zur Deckung ihres Bedarfs an konstantem Kapital gewisse Geldbeträge in der Hand haben müssen. Der Austausch von I 1.000 m in Produktionsmitteln gegen II 1.000 c in Lebensmitteln wird also durch Geld vermittelt, das zum Teil von den Kapitalisten I für ihre Konsumbedürfnisse, zum Teil von den Kapitalisten II für ihren Produktionsbedarf vorgestreckt wird. (2) Von der zu diesem Austausch notwendigen Geldsumme 1.000 mag jede Kapitalistenabteilung je 500 vorstrecken oder sich in anderer Proportion darin teilen; jedenfalls steht zweierlei fest: 1. ihre gemeinsame vorrätige Geldsumme muß ausreichen, den Austausch zwischen I 1.000 m und II 1.000 c zu vermitteln; 2. wie die Geldsumme auch verteilt war, nach dem vollzogenen gesellschaftlichen Gesamtaustausch befindet sich jede Kapitalistengruppe wieder im Besitz der gleichen Geldsumme, die sie in die Zirkulation geworfen hatte. Letzteres gilt ganz allgemein von der gesellschaftlichen Gesamtzirkulation: Nachdem die Zirkulation vollzogen, kehrt das Geld immer zu seinem Ausgangspunkt zurück, so daß nach allseitigem Ausrausch alle Kapitalisten zweierlei erreicht haben: erstens haben sie ihre Produkte, deren Naturalform ihnen gleichgültig war, gegen solche ausgetauscht, deren Naturalform sie, sei es als Produktionsmittel, sei es als eigene Konsummittel, brauchen, und zweitens ist das Geld, das sie selbst zur Vermittlung dieser Austauschakte in den Verkehr geworfen haben, wieder in ihrer Hand.

Vom Standpunkte der einfachen Warenzirkulation ist dies ein unbegreifliches Phänomen. Hier wechseln vielmehr Ware und Geld beständig ihren Platz, der Besitz der Ware schließt den Besitz des Geldes aus, das Geld nimmt ständig den von der Ware geräumten Platz ein und umgekehrt. Das stimmt auch vollkommen für jeden individuellen Akt des Warenaustausches, unter dessen Form die gesellschaftliche Zirkulation vor sich geht. Sie selbst ist aber mehr als Warenaustausch, nämlich Kapitalzirkulation. Für diese ist aber gerade charakteristisch und wesentlich, daß sie das Kapital nicht bloß als Wertgröße mit Zuwachs, nämlich Mehrwert, in die Hände der Kapitalisten zurückführt, sondern daß sie auch die gesellschaftliche Reproduktion vermittelt, also die Naturalform des produktiven Kapitals (Produktionsmittel und Arbeitskraft), und die Erhaltung der Nichtarbeitenden sichert. Da der ganze gesellschaftliche Prozeß der Zirkulation von den Kapitalisten ausgeht, die sowohl im Besitze der Produktionsmittel wie des zur Vermittlung der Zirkulation nötigen Geldes sind, so muß nach jedem Kreislauf des gesellschaftlichen Kapitals alles wieder in ihre Hände, und zwar bei jeder Gruppe und jedem Einzelkapitalisten nach Maßgabe ihrer Einlagen sich zurückfinden. In den Händen der Arbeiter befindet sich das Geld nur vorübergehend, um den Austausch des variablen Kapitals zwischen seiner Geldform und seiner Naturalform zu vermitteln, in den Händen der Kapitalisten ist es die Erscheinungsform eines Teils ihres Kapitals, muß also immer wieder zu ihnen zurückkehren.

Bis jetzt haben wir die Zirkulation nur betrachtet, sofern sie zwischen den beiden großen Abteilungen der Produktion stattfindet. Außerdem sind aber noch übriggeblieben: vom Produkt der ersten Abteilung 4.000 in Gestalt von Produktionsmitteln, die in der Abteilung I verbleiben, um ihr eigenes konstantes Kapital 4.000 c zu erneuern, ferner in der zweiten Abteilung 500 m Lebensmitteln, die gleichfalls in derselben Abteilung verbleiben, nämlich als Konsummittel der eigenen Kapitalistenklasse, im Betrage ihres Mehrwerts II 500 m. Da die Produktion in beiden Abteilungen kapitalistisch, d. h. ungeregelte Privatproduktion ist, so kann die Verteilung des eigenen Produkts jeder Abteilung unter ihre Einzelkapitalisten – als Produktionsmittel der Abteilung I oder als Konsummittel der Abteilung II – nicht anders vor sich gehen als auf dem Wege des Warenaustausches, also einer großen Anzahl einzelner Kauf- und Verkaufsakte unter Kapitalisten derselben Abteilung. Zu diesem Austausch, also sowohl zur Erneuerung der Produktionsmittel in I 4.000 c wie zur Erneuerung der Konsummittel der Kapitalistenklasse in II 500 m, bedarf es gleichfalls gewisser Geldbeträge in den Händen der Kapitalisten beider Abteilungen. Dieser Teil der Zirkulation bietet an sich kein besonderes Interesse, denn er trägt den Charakter einfacher Warenzirkulation, da hier Käufer wie Verkäufer zu einer und derselben Kategorie von Agenten der Produktion gehören, und sie bewirkt bloß den Stellenwechsel von Geld und Ware innerhalb derselben Klasse und Abteilung. Gleichwohl muß das Geld, das zu dieser Zirkulation erforderlich ist, im voraus in den Händen der Kapitalistenklasse sein und ist ein Teil ihres Kapitals.

Bis jetzt bot die Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals auch unter Berücksichtigung der Geldzirkulation an sich nichts Merkwürdiges. Daß zu dieser Zirkulation im Besitze der Gesellschaft eine gewisse Geldsumme notwendig ist, muß aus zwei Gründen von vornherein als selbstverständlich erscheinen: Erstens ist die allgemeine Form der kapitalistischen Produktionsweise die Warenproduktion, womit auch Geldzirkulation gegeben ist, zweitens beruht die Kapitalzirkulation auf beständiger Verwandlung der drei Formen des Kapitals: Geldkapital, produktives Kapital, Warenkapital. Um diese Verwandlungen zu ermöglichen, muß auch Geld vorhanden sein, das die Rolle des Geldkapitals spielen kann. Und endlich, da dieses Geld eben als Kapital fungiert – in unserem Schema haben wir ausschließlich mit kapitalistischer Produktion zu tun –, so ist damit gegeben, daß dieses Geld sich wie Kapital in jeder Gestalt im Besitz der Kapitalistenklasse befinden muß, von ihr in Zirkulation geworfen wird, um zu ihr aus der Zirkulation zurückzukehren.

Nur ein Detail kann auf den ersten Blick frappieren. Wenn das ganze Geld, das in der Gesellschaft zirkuliert, von den Kapitalisten hineingeworfen wird, so folgt daraus, daß die Kapitalisten auch zur Realisierung ihres eigenen Mehrwerts das Geld selbst vorschießen müssen. Die Sache sieht so aus, als wenn sich die Kapitalisten als Klasse ihren eigenen Mehrwert mit eigenem Geld bezahlen müßten, und da das entsprechende Geld auch noch vor der jeweiligen Realisierung des Produkts jeder Produktionsperiode, bereits von früher her, im Besitze der Kapitalistenklasse sein muß, so kann es auf den ersten Blick scheinen, daß die Mehrwertaneignung nicht, wie tatsächlich, auf unbezahlter Arbeit der Lohnarbeiter beruht, sondern ein Resultat des bloßen Warenaustausches ist, zu dem die Kapitalistenklasse selbst das Geld im gleichen Betrage liefert. Eine kurze Überlegung verscheucht den falschen Schein. Nach dem allgemeinen Ablauf der Zirkulation befindet sich die Kapitalistenklasse nach wie vor im Besitz ihres Geldbetrages, der zu ihr zurückkehrt oder in ihren Händen bleibt, während sie außerdem Lebensmittel in gleichem Betrage erworben und verzehrt hat – wir bleiben wohlgemerkt immer bei der Hauptvoraussetzung des Reproduktionsschemas einfache Reproduktion, d. h. Erneuerung der Produktion im alten Umfang und Verwendung des ganzen produzierten Mehrwerts zu persönlichen Konsumtionszwecken der Kapitalistenklasse.

Der falsche Schein verschwindet übrigens ganz, wenn wir nicht bei einer Reproduktionsperiode stehenbleiben, sondern mehrere Perioden in ihrer Aufeinanderfolge und gegenseitigen Verschlingung betrachten. Das, was die Kapitalisten heute als Geld zur Realisierung ihres eigenen Mehrwertes in die Zirkulation werfen, ist nämlich nichts anderes als die Geldgestalt ihres Mehrwertes aus der vergangenen Produktionsperiode. Wenn der Kapitalist zum Ankauf seiner Lebensmittel Geld aus der eigenen Tasche vorschießen muß, während sein neuproduzierter Mehrwert in ungenießbarer Naturalform oder dessen genießbare Naturalform in fremden Händen sich befindet, so kam andererseits das Geld, das er jetzt sich selbst vorschießt, in seine Tasche als Resultat der Realisierung seines Mehrwertes aus der vorigen Periode. Und dieses Geld wird zu ihm wieder zurückkehren, wenn er seinen neuen in Warenform steckenden Mehrwert realisiert hat. Im Laufe mehrerer Perioden ergibt sich also, daß die Kapitalistenklasse regelmäßig aus der Zirkulation außer allen Naturalformen ihres Kapitals auch noch ihre eigenen Konsummittel herausfischt, wobei aber ihr ursprünglicher Geldbetrag ständig in ihrem Besitz unverändert bleibt.

Für den Einzelkapitalisten ergibt sich aus der Betrachtung der Geldzirkulation, daß er nie sein Geldkapital zum vollen Betrag in Produktionsmittel verwandeln kann, vielmehr stets einen gewissen Kapitalteil in Geldform zu Zwecken des variablen Kapitals, für Löhne, übriglassen und ferner Kapitalreserven für fortlaufenden Ankauf von Produktionsmitteln im Verlaufe der Produktionsperiode zurücklegen muß. Außer diesen Kapitalreserven muß er aber Geldvorrat für Zwecke der persönlichen Konsumtion besitzen.

Für den Reproduktionsprozeß des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ergibt sich daraus die Notwendigkeit der Produktion und Reproduktion des Geldmaterials. Da diese in unserer Annahme gleichfalls als kapitalistische gedacht werden muß – nach dem besprochenen Marxschen Schema kennen wir keine andere als kapitalistische Produktion –, so muß das Schema eigentlich als unvollständig erscheinen. Den beiden großen Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion: der Produktion von Produktionsmitteln und der Produktion von Konsumtionsmitteln, müßte als dritte Abteilung beigeordnet werden die Produktion von Austauschmitteln, für die es gerade charakteristisch ist, daß sie weder zur Produktion noch zur Konsumtion dienen, sondern die gesellschaftliche Arbeit in unterschiedsloser gebrauchsunfähiger Ware darstellen. Zwar sind Geld und Geldproduktion wie auch der Austausch und die Warenproduktion viel älter als die kapitalistische Produktionsweise. Bei letzterer aber ist die Geldzirkulation erst zur allgemeinen Form der gesellschaftlichen Zirkulation und dadurch zum wesentlichen Element des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses geworden. Die Darstellung der Geldproduktion und -reproduktion in ihrer organischen Verschlingung mit den beiden anderen Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion würde erst das erschöpfende Schema des kapitalistischen Gesamtprozesses in seinen wesentlichen Punkten liefern.

Hier weichen wir allerdings von Marx ab. Marx reiht die Goldproduktion (der Einfachheit halber wird die gesamte Geldproduktion auf die Herstellung des Geldes reduziert) der ersten Abteilung der gesellschaftlichen Produktion ein. „Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt, zur Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln umfaßt.“ (3) Das stimmt nur soweit, als es sich eben um Goldproduktion im Sinne der Metallproduktion, d. h. Metall zu gewerblichen Zwecken (Schmucksachen, Zahnplomben usw.) handelt. Als Geld ist Gold nicht Metall, sondern Verkörperung der abstrakten gesellschaftlichen Arbeit und als solche sowenig Produktionsmittel wie Konsumtionsmittel. Übrigens zeigt ein Blick auf das Reproduktionsschema selbst, zu welchen Unzuträglichkeiten die Verwechselung der Austauschmittel mit Produktionsmitteln fuhren müßte. Stellen wir neben die beiden Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion die schematische Darstellung der jährlichen Goldproduktion (im Sinne des Geldmaterials), so bekommen wir die folgenden drei Reihen:

    I.

4.000 c +

1.000 v +

1.000 m =

6.000 Produktionsmittel

  II.

2.000 c +

   500 v +

   500 m =

3.000 Konsummittel

III.

     20 c +

       5 v +

       5 m =

     30 Geldmittel

Die (von Marx als Beispiel gewählte) Wertgröße 30 entspricht offenbar nicht dem jährlich in der Gesellschaft umlaufenden Geldquantum, sondern lediglich dem jährlich reproduzierten Teil dieses Geldquantums, also dem jährlichen Verschleiß des Geldmaterials, der bei gleichbleibendem Umfang der gesellschaftlichen Reproduktion und gleichbleibender Dauer des Kapitalumschlags sowie gleichbleibender Raschheit der Warenzirkulation im Durchschnitt derselbe bleibt. Betrachten wir die dritte Reihe, wie Marx will, als integrierenden Teil der ersten, so ergibt sich die folgende Schwierigkeit. Das konstante Kapital der dritten Abteilung 20 c besteht aus wirklichen, konkreten Produktionsmitteln wie in den beiden anderen (Baulichkeiten, Werkzeuge, Hilfsstoffe, Gefäße usw.), das Produkt jedoch dieser Abteilung, 30 g, das Geld darstellt, kann in keinerlei Produktionsprozeß in seiner Naturalgestalt als konstantes Kapital fungieren. Zählen wir also dieses Produkt 30 g als integrierenden Teil des Produkts der ersten Abteilung 6.000 p, dann bekommen wir ein gesellschaftliches Defizit an Produktionsmitteln zum gleichen Wertbetrag, das die Reproduktion im gleichen Umfang entweder in der Abteilung I oder in der Abteilung II unmöglich machen wird. Nach der bisherigen Annahme – die die Grundlage des ganzen Marxschen Schemas bildet – ist das Produkt jeder der beiden Abteilungen in seiner sachlichen Gebrauchsgestalt der Ausgangspunkt der Reproduktion im ganzen, die Proportionen des Schemas basieren auf dieser Annahme, ohne die sie sich in Chaos auflösen. So beruhte der erste grundlegende Wertzusammenhang auf der Gleichung. I 6.000 p = I 4.000 c + II 2.000 c. Für das Produkt III 30 kann dies nicht stimmen, denn das Gold kann nicht (etwa in der Proportion I 20 c + II 10 c) von den beiden Abteilungen als Produktionsmittel verwendet werden. Der zweite vom ersten abgeleitete grundlegende Zusammenhang beruhte auf der Gleichung I 1.000 v + I 1.000 m = II 2.000 c. Für die Goldproduktion würde das bedeuten, daß sie soviel Konsummittel der zweiten Abteilung entzieht, wie sie ihr Produktionsmittel liefert. Das stimmt jedoch genausowenig. Die Goldproduktion entzieht zwar dem gesellschaftlichen Gesamtprodukt sowohl konkrete Produktionsmittel, die sie als konstantes Kapital verwendet, wie auch konkrete Konsummittel für ihre Arbeiter und Kapitalisten zum Betrage ihres variablen Kapitals und Mehrwerts. Allein ihr eigenes Produkt kann sowenig in irgendeiner Produktion als Produktionsmittel fungieren, wie es als Lebensmittel in die menschliche Konsumtion eingehen kann. Die Einreihung der Geldproduktion in die Abteilung I würde also alle sachlichen und Wertproportionen des Marxschen Schemas verletzen und ihm seine Geltung nehmen.

Der Versuch Marxens, die Goldproduktion als Teil der Abteilung I (Produktionsmittel) unterzubringen, führt ihn auch zu bedenklichen Resultaten. Der erste Zirkulationsakt zwischen dieser neuen Unterabteilung, die Marx I g nennt, und der Abteilung II (Konsummittel) besteht, wie üblich, darin, daß die Arbeiter der Abteilung I g mit dem von den Kapitalisten an Löhnen erhaltenen Geldbetrag (5 v) Konsummittel von der Abteilung II kaufen. Das hierbei gebrauchte Geld ist noch nicht Produkt der neuen Produktion, sondern Geldvorrat der Kapitalisten I g aus dem im Lande vordem befindlichen Geldquantum, was ja ganz in der Ordnung ist. Nun läßt aber Marx die Kapitalisten II mit dem erhaltenen 5 an Geld erstens von I g für 2 Gold „als Warenmaterial“ kaufen, springt also aus der Geldproduktion in die gewerbliche Goldproduktion über, die so wenig mit dem Problem der Geldproduktion zu tun hat wie die Produktion von Stiefelwichse. Da aber von den eingenommenen I gv immer noch 3 übrigbleiben, mit denen die Kapitalisten II nichts anzufangen wissen, da sie sie nicht als konstantes Kapital gebrauchen können, so läßt sie Marx diesen Geldbetrag – aufschatzen! Um aber dadurch kein Defizit im konstanten Kapital von II entstehen zu lassen, daß ja ganz gegen Produktionsmittel (I v + m) auszutauschen ist. findet Marx folgenden Ausweg: „So muß dies Geld ganz aus II c übertragen werden in II m, ob dies nun in notwendigen Lebensmitteln oder in Luxusmitteln existiere, und dagegen entsprechender Warenwert übertragen werden aus II m in II c. Resultat: Ein Teil des Mehrwerts wird als Geldschatz aufgespeichert.“ (4) Das Resultat ist seltsam genug. Indem wir die Reproduktion bloß des jährlichen Verschleißes des Geldmaterials berücksichtigt haben, ergab sich plötzlich Aufschatzung des Geldes, also ein Überschuß an Geldmaterial. Dieser Überschuß entsteht – man weiß nicht weshalb – auf Kosten der Kapitalisten der Lebensmittelabteilung, die sich kasteien sollen, nicht etwa, um ihre eigene Mehrwertproduktion zu erweitern, sondern damit Lebensmittel genug da sind für die Arbeiter der Goldproduktion.

Für diese christliche Tugend werden aber die Kapitalisten der Abteilung II schlecht genug belohnt. Nicht bloß können sie trotz „Abstinenz“ keine Erweiterung ihrer Produktion vornehmen, sondern sie sind nicht einmal in der Lage, ihre Produktion im früheren Umfang in Angriff zu nehmen. Denn mag der entsprechende „Warenwert“ auch aus II m in II c übertragen werden, es kommt nicht bloß auf Wert, sondern auf sachliche, konkrete Gestalt dieses Wertes an, und da jetzt ein Teil des Produkts von I in Geld besteht, das nicht als Produktionsmittel gebraucht werden kann, so kann II trotz Abstinenz sein konstantes Kapital sachlich nicht in vollem Umfange erneuern. Und so wäre die Voraussetzung des Schemas – einfache Reproduktion – nach zwei Richtungen verletzt: Aufschatzung des Mehrwerts und Defizit des konstanten Kapitals. Diese von Marx erzielten Resultate beweisen selbst, daß die Goldproduktion unmöglich in einer der beiden Abteilungen seines Schemas untergebracht werden kann, ohne das Schema selbst umzuschmeißen. Dies schon auf Grund des ersten Austausches zwischen den Abteilungen I und II. Die Untersuchung über den Austausch von neuproduziertem Gold innerhalb des konstanten Kapitals der Abteilung I, die sich Marx vorgenommen hatte, fand sich im Manuskript nicht, wie Fr. Engels (Kap. II, S. 449, Fußnote 55 [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 469.]) hervorhebt. Sie hätte die Unzuträglichkeiten noch gesteigert. Übrigens bestätigt Marx selbst unsere Auffassung und erschöpft die Frage mit zwei Worten, wenn er so knapp wie treffend sagt: „Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen Reproduktion.“ (5)

Eine Darstellung der Geldproduktion als gesonderte dritte Abteilung der gesellschaftlichen Gesamtproduktion hat noch einen gewichtigen Grund. Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion hat Geltung als Grundlage und Ausgangspunkt des Reproduktionsprozesses nicht bloß für kapitalistische, sondern – mutatis mutandis – auch für jede geregelte planmäßige Wirtschaftsordnung, z. B. für die sozialistische. Die Geldproduktion hingegen fällt mit der Warenform der Produkte, d. h. mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln, weg. Sie bildet die „falschen Kosten“ der anarchischen Wirtschaftsweise des Kapitalismus, eine spezifische Last der privatwirtschaftlichen Gesellschaft, die in der jährlichen Ausgabe einer beträchtlichen Arbeitsmenge zur Herstellung von Produkten zum Ausdruck kommt, Produkte, die weder als Produktionsmittel noch als Konsummittel dienen. Diese spezifische Arbeitsausgabe der kapitalistisch produzierenden Gesellschaft, die in einer gesellschaftlich geregelten Wirtschaft in Wegfall kommt, findet am exaktesten Ausdruck als gesonderte Abteilung im allgemeinen Reproduktionsprozeß des Gesamtkapitals. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob wir uns ein Land vorstellen, das selbst Gold produziert, oder ein solches, das es aus dem Auslande bezieht. Im letzteren Falle vermittelt nur der Austausch dieselbe Ausgabe an gesellschaftlicher Arbeit, die direkt zur Produktion des Goldes notwendig war.

Man ersieht aus dem bisherigen, daß das Problem der Reproduktion des Gesamtkapitals nicht so roh ist, wie es oft vom reinen Krisenstandpunkt aufgefaßt wird, wobei die Frage etwa so gestellt wird: Wie ist es möglich, daß bei der planlosen Wirtschaft zahlloser Einzelkapitale die Gesamtbedürfnisse der Gesellschaft durch ihre Gesamtproduktion gedeckt werden? Worauf dann der Hinweis auf die ständigen Oszillationen der Produktion um die Nachfrage, d. h. auf den periodischen Konjunkturwechsel etwa, die Antwort geben soll. Bei dieser Auffassung, die das gesellschaftliche Gesamtprodukt als einen unterschiedslosen Warenbrei und das gesellschaftliche Bedürfnis in entsprechend abstruser Weise behandelt, wird das Wichtigste: die Differentia specifica der kapitalistischen Produktionsweise übersehen. Das kapitalistische Reproduktionsproblem birgt in sich, wie wir sahen, eine ganze Anzahl exakter Verhältnisse, die sich sowohl auf die spezifisch kapitalistischen Kategorien wie – mutatis mutands – auf die allgemeinen Kategorien der menschlichen Arbeit beziehen und deren Vereinigung sowohl in ihrem Widerspruch wie in ihrer Übereinstimmung das eigentliche Problem darstellt. Das Marxsche Schema ist die wissenschaftliche Lösung des Problems.

Wir haben uns zu fragen, welche Bedeutung das analysierte Schema des Reproduktionsprozesses für die Wirklichkeit hat. Nach diesem Schema geht das gesellschaftliche Gesamtprodukt hübsch restlos in der Zirkulation auf, Konsumbedürfnisse sind sämtlich befriedigt, die Reproduktion geht glatt vonstatten, die Geldzirkulation folgt der Warenzirkulation, der Kreislauf des gesellschaftlichen Kapitals schließt sich genau. Wie sieht die Sache im Leben aus? Für eine planmäßig geleitete Produktion gibt das Schema in seinen Verhältnissen eine genaue Grundlage der Einteilung der gesellschaftlichen Arbeit – immer vorausgesetzt einfache Reproduktion, d. h. gleichbleibenden Produktionsumfang. In der kapitalistischen Wirtschaft fehlt jede planmäßige Organisation des Gesamtprozesses. Deshalb geht in ihr auch nichts so glatt nach der mathematischen Formel, wie es im Schema aussieht. Der Kreislauf der Reproduktion verläuft vielmehr unter ständigen Abweichungen von den Verhältnissen des Schemas, was sich äußert

Bei all diesen Abweichungen jedoch stellt das Schema jenen gesellschaftlich notwendigen Durchschnitt dar, um den sich jene Bewegungen vollziehen und dem sie immer wieder zustreben, nachdem sie sich von ihm entfernt haben. Dieser Durchschnitt macht es, daß die schwankenden Bewegungen der Einzelkapitale nicht in ein Chaos ausarten, sondern auf eine bestimmte Gesetzmäßigkeit zurückgeführt werden, welche die Fortexistenz der Gesellschaft trotz ihrer Planlosigkeit sichert.

Vergleicht man das Marxsche Reproduktionsschema mit dem Tableau économique Quesnays, so springt die Ähnlichkeit sowohl wie der große Abstand sofort in die Äugen. Die beiden Schemata, die die Entwicklungsstrecke der klassischen Nationalökonomie flankieren, sind die beiden einzigen Versuche der exakten Darstellung des scheinbaren Chaos, das die Gesamtbewegung der kapitalistischen Produktion und Konsumtion in ihre gegenseitigen Verschlingung und ihrem Auseinanderfallen zahlloser Privatproduzenten und Konsumenten darstellt. Beide reduzieren das wirre Durcheinander in der Bewegung der Einzelkapitale auf einige einfache Zusammenhänge, in denen die Möglichkeit der Existenz und der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft trotz ihres ungeregelten anarchischen Getriebes verankert ist. Beide vereinigen nämlich den doppelten Gesichtspunkt, welcher der Gesamtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals zugrunde liegt: daß sie zugleich als Kapitalbewegung eine Produktion und Aneignung von Mehrwert und als gesellschaftliche Bewegung Produktion und Konsumtion von sachlichen Notwendigkeiten der menschlichen Kulturexistenz ist. In beiden vermittelt die Zirkulation der Produkte als Warenzirkulation den Gesamtprozeß, und in beiden folgt die Bewegung des Geldes nur als äußerer Ausdruck an der Oberfläche der Bewegung der Warenzirkulation.

In der Ausführung dieser großen Grundlinien liegt aber ein tiefer Abstand. Das Quesnaysche Tableau macht zwar die Mehrwertproduktion zu einem Angelpunkt der Gesamtreproduktion, faßt aber den Mehrwert noch unter der naiven feudalen Form der Grundrente auf, versieht also eine Teilform für das Ganze.

Es macht ebenso die sachliche Unterscheidung in der Masse des Gesamtprodukts zum anderen Angelpunkt der gesellschaftlichen Reproduktion, faßt sie aber unter dem naiven Gegensatz zwischen landwirtschaftlichen und manufakturmäßigen Produkten auf, versieht also äußere Unterschiede in den Stoffen, mit denen der arbeitende Mensch zu tun hat, für grundlegende Kategorien des menschlichen Arbeitsprozesses überhaupt.

Bei Marx ist die Mehrwertproduktion in ihrer reinen und allgemeinen, also absoluten Form der Kapitalproduktion aufgefaßt. Zugleich sind die ewigen sachlichen Bedingungen der Produktion in der grundlegenden Unterscheidung von Produktionsmitteln und Konsumtionsmitteln berücksichtigt und das Verhältnis beider auf ein exaktes Wertverhältnis zurückgeführt.

Fragt man, warum die von Quesnay so glücklich angeschnittene Lösung des Problems bei der späteren bürgerlichen Nationalökonomie scheiterte und was zu dem gewaltigen Sprung, den die Analyse mit dem Marxschen Schema macht, erforderlich war, so ergeben sich hauptsächlich zwei Vorbedingungen. Vor allem fußt das Marxsche Reproduktionsschema auf der klaren und scharfen Unterscheidung der beiden Seiten der Arbeit in der Warenproduktion: der konkreten nützlichen Arbeit, die bestimmte Gebrauchswerte schafft, und der abstrakten allgemeinmenschlichen Arbeit, die als gesellschaftlich notwendige Werte schafft. Dieser geniale Grundgedanke der Marxschen Werttheorie, der ihm u. a. die Lösung des Geldproblems ermöglicht hat, führte ihn auch zu der Auseinanderhaltung und zur Vereinigung der beiden Gesichtspunkte im Gesamtreproduktionsprozeß: der Wertstandpunkte und der sachlichen Zusammenhänge. Zweitens liegt dem Schema die scharfe Unterscheidung von konstantem und variablem Kapital zugrunde, bei der erst die Mehrwertproduktion in ihrem inneren Mechanismus aufgedeckt und als Wertverhältnis mit den beiden sachlichen Kategorien der Produktion: Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, in ein exaktes Verhältnis gebracht werden konnte.

An alle diese Standpunkte stieß die klassische Ökonomie nach Quesnay, namentlich bei Smith und Ricardo, annähernd. Bei Ricardo erhielt die Werttheorie jene strenge Fassung, die es macht, daß man sie häufig sogar mit der Marxsehen verwechselt. Vom Standpunkte seiner Werttheorie hat Ricardo auch die Smithsche Auflösung des Preises aller Waren in v + m, die soviel Unheil in der Analyse der Reproduktion angerichtet hat, als falsch eingesehen; doch kümmerte er sich um diesen Smithschen Schnitzer nicht weiter, wie er sich für das Problem der Gesamtreproduktion im ganzen nicht erwärmte. Überhaupt brachte die Ricardosche Analyse in gewisser Hinsicht einen Rückschritt hinter Smith, wie dieser zum Teil einen Rückschritt hinter die Physiokraten machte. Wenn Ricardo die Grundkategorien der bürgerlichen Ökonomie: Wert, Lohn, Mehrwert, Kapital, viel schärfer und einheitlicher herausgearbeitet hat als alle seine Vorgänger, so hat er sie dafür starrer behandelt. Ad. Smith hatte viel mehr Sinn für die lebendigen Zusammenhänge, für die große Bewegung des Ganzen. Kam es ihm auch gelegentlich nicht darauf an, für ein und dasselbe Problem zwei oder, wie bei dem Wertproblem, gar drei bis vier verschiedene Lösungen zu geben und sich in verschiedenen Teilen der Analyse selbst munter zu widersprechen, so führten doch gerade seine Widersprüche darauf, das Ganze immer wieder von anderer Seite anzupacken und in der Bewegung zu fassen. Die Schranke, an der beide – Smith wie Ricardo – scheitern mußten, war ihr bürgerlich begrenzter Horizont. Um die Grundkategorien der kapitalistischen Produktion: Wert und Mehrwert, in ihrer lebendigen Bewegung, als gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß zu erfassen, mußte man diese Bewegung historisch, die Kategorien selbst als geschichtlich bedingte Formen allgemeiner Arbeitsverhältnisse auffassen. Damit ist gegeben, daß das Problem der Reproduktion des Gesamtkapitals nur von einem Sozialisten gelöst werden konnte. Zwischen dem Tableau économique und dem Reproduktionsschema im zweiten Band des Kapitals liegt nicht bloß zeitlich, sondern auch inhaltlich das Glück und Ende der bürgerlichen Ökonomie.

Fußnoten von Rosa Luxemburg

1. In seiner siebenten Bemerkung zum „Tableau“ sagt Quesnay, nachdem er gegen die merkantilistische Theorie vom Geld, das mit Reichtum identisch sei, polemisiert hat: „La masse d’argent ne peut accroître dans une nation qu’autant que cette reproduction elle-même s’y accroît; autrement, l’accroissement de la masse d’argent ne pourrait se faire qu’au préjudice de la reproduction annuelle des richesses ... Ce n’est pas par le plus ou le moins d’argent qu’on doit juger de l’opulence des États; aussi estime-t-on qu’un pécule, égal au revenu de propriétaires des terres, est beaucoup plus que suffisant pour une nation agricole où la circulation se fait régulièrement et où le commerce s’exerce avec confiance et en pleine liberté.“ (Analyse du Tableau économique, Ausgabe Oncken, S. 324/325.)

2. Marx nimmt (siehe Das Kapital, Bd. II. S. 391) [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 414/415.] für diesen Austausch nur Geldausgabe seitens der Kapitalisten II als Ausgangspunkt an. An dem Schlußergebnis der Zirkulation ändert dies nichts, wie F. Engels in der Fußnote richtig bemerkt, aber als Voraussetzung der gesellschaftlichen Zirkulation ist die Annahme nicht exakt; richtiger die Darstellung bei Marx selbst (siehe l. c., S. 374). [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 398/399.]

3. Das Kapital, Bd. II. S. 446. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 466.]

4. Das Kapital, Bd. II. S. 448. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 468.]

5. Das Kapital, Bd. II. S. 466. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 486.]


Zuletzt aktualisiert am 14.1.2012