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Der Kampf, , 1. März 1911, S. 288.
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Elisabeth Gnauck-Kühne
Jugendglück und Persönlichkeit
Verlag Josef Kösel, Kempten und München
Ein Wort für Väter, Mütter und Töchter nennt die Verfasserin ihre Schrift; obwohl diese Arbeit der Frau Gnauck-Kühne dem Proletariat nichts sagt, für das sie auch nicht bestimmt ist, wollen wir sie doch erwähnen, um ihrer liebenswürdigen, feinen Art und schönen Ausdrucks weise willen.
Das kleine Werk spricht von den neuen Wegen, die den deutschen Mädchen heute gewiesen werden. Obwohl festhaltend an der christlichen Gesellschaft und ihrer Ethik redet die Verfasserin doch der Entwicklung und dem Fortschritt das Wort und plädiert für die neuen Lebensformen in Konsequenz der veränderten Daseinsbedingungen auch für das weibliche Geschlecht. Die Bekämpfer der nach vorwärts strebenden Frauen könnten aus der Arbeit dieser christlichen, aber klugen Frau lernen, wie es mit der Aussicht auf die Erfüllung des „natürlichen“ Berufes der Frau bestellt ist. Von 100 jungen Mädchen bis zu 20 Jahren sind in Deutschland nur zwei verheiratet, von 20 bis 25 Jahren noch nicht die Hälfte. Nach der Volkszählung von 1900 gab es am 1. Dezember des genannten Jahres im Alter von 15 bis 20 Jahren 2½ Millionen ledige und nur 42.000 verheiratete weibliche Personen; im Alter von 20 bis 25 Jahren 1.800.000 ledige und nur 700.000 verheiratete Personen. Frau Gnauck-Kühne schliesst daraus, dass die weibliche Jugend mehr Zeit hat als früher, in einem Lebensalter, wo der Verstand bereits entwickelt ist; diese Jahre sollen ausgefüllt werden. Ein Hohelied auf die Arbeit als Persönlichkeitskultur sind die weiteren Ausführungen, mit schönheitsvollen Worten versucht die Verfasserin, Eltern und Jugend zu beeinflussen. In den Anschauungen, säend zu arbeiten und einst eine Gabe tiefen Menschenglückes in dankbarer Demut zu „Gottes Füssen“ niederzulegen, vermögen wir der Verfasserin allerdings nicht zu folgen.
Zuletzt aktualisiert am 6. April 2024