Leo Trotzki

 

Der Krieg und die Internationale

 

V. Der Verteidigungskrieg

„Es gilt diese Gefahr (des russischen Despotismus) abzuwehren, die Kultur und die Unabhängigkeit unseres eigenen Landes sicherzustellen. Da machen wir wahr, was wir immer betont haben: wir lassen in der Stunde der Gefahr das Vaterland nicht im Stich ... Von diesen Grundsätzen geleitet, bewilligen wir die Kriegskredite.“ So lautete die von Haase verlesene Erklärung der sozialdemokratischen Fraktion in der Sitzung des deutschen Reichstages vom 4. August.

Hier wird ausschließlich vom Schutz des Vaterlandes gesprochen und nicht mit einem Worte an die „befreiende“ Aufgabe dieses Krieges in Bezug auf die Völker Russlands erinnert, die später in allen Tonarten von der sozialdemokratischen Presse gesungen wurde, wobei diese Presse, deren Logik mit ihrem Patriotismus nicht Schritt hielt, sich krampfhaft bemühte, den Krieg gleichzeitig als einen reinen Verteidigungskrieg, der die Sicherung deutschen Eigentums zur Aufgabe habe, und als einen revolutionär-offensiven auf die Befreiung Russlands und Europas vom Zarismus gerichteten, darzustellen.

Wir haben oben klar genug gezeigt, warum die Völker Russlands alle Ursache haben, die Hilfe dankend abzulehnen, die man ihnen auf der Spitze hohenzollernscher Bajonette darbietet. Doch wie steht es um den „Verteidigungscharakter“ des Krieges?

Vor allem überrascht in der Erklärung der deutschen Sozialdemokratie nicht nur das, wovon sie spricht, sondern noch mehr das, worüber sie sich in Schweigen hüllt. Nachdem Bethmann Hollweg im Reichstage den schon durchgeführten Neutralitätsbruch gegen Belgien und Luxemburg zum Zwecke des Angriffs auf Frankreich verkündet, hat Haase nicht ein Wörtchen, nicht einen Laut über diese Tatsache fallen lassen. Dieses Schweigen ist so ungeheuerlich, dass man versucht ist, die Erklärung ein zweites und. drittes Mal zu lesen, doch vergebens – die Erklärung ist so abgefasst, als ob auf der politischen Karte der deutschen Sozialdemokratie es überhaupt nie ein Belgien, Frankreich und England gegeben hätte.

Aber Tatsachen verschwinden nicht darum, weil politische Parteien vor ihnen die Augen verschließen. Und jedes Mitglied der Internationale hat das Recht, an die Adresse des Genossen Haase die Frage zu richten: „Welcher Teil von den durch die sozialdemokratische Fraktion bewilligten fünf Milliarden war eigentlich für die Zerstörung Belgiens bestimmt?“ Es ist sehr möglich, dass zum Schutze des deutschen Vaterlandes vor dem russischen Despotismus es unumgänglich war, nebenbei das belgische Vaterland zu erdrücken. Aber warum hat die sozialdemokratische Fraktion davon geschwiegen?

Der Grund ist klar: die englische liberale Regierung. bestrebt, den Krieg in den Massen populär zu machen, berief sich nur auf die Notwendigkeit, die Unabhängigkeit Belgiens und die Integrität Frankreichs zu schützen, sie verschwieg aber ganz ihr Bündnis mit dem zarischen Russland. Auf ähnliche Weise und aus denselben Motiven spricht die deutsche Sozialdemokratie zu den Massen nur vom Krieg gegen den Zarismus, Belgien, Frankreich und England nicht einmal dem Namen nach erwähnend. Diese Tatsache ist selbstredend nicht gerade schmeichelhaft für die internationale Reputation des Zarismus. Es ist jedoch sehr betrübend, dass die deutsche Sozialdemokratie dem Rufe zum Kampfe gegen den Zarismus ihren eigenen Ruf opfert. Lassalle sagte, dass jede große politische Aktion mit dem „Aussprechen, was ist“ beginnt. Warum beginnt denn die Verteidigung des Vaterlandes mit einen verschämten Verschweigen dessen, was ist? Ist es vielleicht darum, weil sie sich nicht als eine „große politische Aktion“ erweist?

Jedenfalls ist die Verteidigung des Vaterlandes ein sehr weiter und dehnbarer Begriff. Die Weltkatastrophe begann mit dem Ultimatum Österreichs an Serbien. Österreich war hierin natürlich ausschließlich von den Bedürfnissen geleitet, seine Grenzen gegen den unruhigen Nachbar zu verteidigen. Österreichs Rückenhalter war Deutschland. Seine Anstiftung entsprang, wie wir schon wissen, wiederum dem Bedürfnis der Staatssicherheit: „Es wäre unsinnig zu glauben,“ schreibt darüber Ludwig Quessel, „man könne aus diesem vielgestaltigen Bau (Europa) eine Mauer herausreißen, ohne die Sicherheit des ganzen Gebäudes zu gefährden.“

Deutschland eröffnete seinen „Verteidigungskrieg“ mit dem Angriff auf Belgien, wobei die Verletzung der belgischen Neutralität nur als ein Mittel gelten sollte, nach Frankreich auf der Linie des schwächsten Widerstandes einzubrechen. Die militärische Niederwerfung Frankreichs sollte wiederum nur als eine strategische Episode der Vaterlandsverteidigung erscheinen.

Einigen deutschen Patrioten schien diese Konstruktion aus guten Gründen nicht ganz einleuchtend. Sie mutmaßten eine andere, weitaus zutreffendere Sachlage: Russland, das in eine neue Ära der Kriegsrüstungen eingetreten, wird in zwei, drei Jahren für Deutschland weitaus gefährlicher sein, als es jetzt ist; Frankreich wird währenddessen seine dreijährige Konterreform ganz durchgeführt haben. Ist es denn nicht klar, wie eben ein gut verstandenes Selbstverteidigungsinteresse forderte, dass Deutschland nicht den Überfall der Feinde abwarte, sondern ihnen um zwei Jahre zuvorkomme und baldigst die Offensive ergreife? Und ist es denn nicht klar, dass ein solcher Angriffskrieg, bewusst von Deutschland und Österreich hervorgerufen, sich in Wirklichkeit als ein Präventiv-Verteidigungskrieg erweist? Übrigens erschienen diese beiden Auffassungen nicht selten zu einer einzigen verbunden. Zugegeben, dass unter ihnen einiger Widerspruch vorhanden ist: eine von ihnen legt dar, dass Deutschland jetzt keinen Krieg wollte, sondern, dass er ihm vom Dreiverband aufgezwungen wurde, aus der zweiten geht hervor, dass gerade dem Dreiverband der Krieg jetzt unvorteilhaft war, und dass eben darum Deutschland die Initiative zum Zusammenstoß ergriffen hat – doch dieser Widerspruch wird schmerzlos in dem rettenden Begriff eines Verteidigungskrieges versöhnt.

Doch die übrigen Beteiligten machen Deutschland den Vorteil einer Verteidigungsstellung mit Erfolg streitig. Frankreich konnte aus Gründen der Selbstverteidigung nicht die Niederwerfung Russlands zulassen. England motiviert seine Einmischung damit, dass eine Stärkung Deutschlands am Ausgange des Kanals eine unmittelbare Gefahr für die großbritannischen Inseln bedeutet hätte. Endlich spricht auch Russland ausschließlich von einer Selbstverteidigung. Wohl wahr, dass niemand russisches Territorium bedrohte. Doch nationalen Besitz – merken wir uns das – bildet nicht nur das Territorium, sondern auch andere unwägbare Faktoren, darunter auch der Einfluss auf schwächere Staaten. Serbien „gehört“ in die Sphäre des russischen Einflusses und dient der Erhaltung des sogenannten Gleichgewichts auf den Balkan – nicht nur des Gleichgewichts zwischen den Balkanmächten, sondern auch zwischen dem österreichischen und russischen Einfluss. Ein siegreicher Angriff Österreichs gegen Serbien drohte dieses Gleichgewicht zu Gunsten Österreichs zu stören und bedeutete folglich einen indirekten Angriff gegen Russland. Sein stärkstes Argument schöpft Sasonow unzweifelhaft in Quessels Worten: „Es wäre unsinnig zu glauben, man könne aus diesem vielgestaltigen Bau eine Mauer herausreißen, ohne die Sicherheit des ganzen Gebäudes zu gefährden.“ Es ist überflüssig hinzuzufügen, dass Serbien und Montenegro, Belgien und Luxemburg auch irgendwelche Beweise für den Verteidigungscharakter ihrer Politik beibringen können. Auf diese Weise waren alle in der Verteidigung, keiner der Angreifer. Welchen Sinn hat aber dann die Entgegenstellung des Verteidigungs- und Angriffskrieges? Die Kriterien, welche man in solchen Fällen anwendet, sind sehr verschieden und nicht selten durchaus inkommensurabel.

Eine grundlegende Bedeutung hat für uns Marxisten die Frage nach der geschichtlichen Rolle des Krieges: ist er geeignet, die Entwicklung der Produktionskräfte, der Staatsformen, die Beschleunigung der Konzentration der proletarischen Kräfte wirksam zu fördern oder umgekehrt sie zu hemmen. Diese materialistische Wertung der Kriege steht über allen formellen Momenten und hat ihrem Wesen nach keine Beziehung zur Frage von Verteidigung oder Angriff. Doch manchmal wird durch diese formellen Ausdrücke mit größerer oder kleinerer Berechtigung die historische Wertung des Krieges bezeichnet. Wenn Engels sagte, dass die Deutschen im Jahre 1870 sich in der Verteidigung befanden, so hatte er am allerwenigsten die unmittelbaren politischen und diplomatischen Umstände im Auge: maßgebend ist für ihn die Tatsache, dass die Deutschen in diesem Kriege ihr Recht auf nationale Einigung verfochten, die ihrerseits die notwendige Bedingung für die ökonomische Entwicklung des Landes und die sozialistische Sammlung des Proletariats bildete. In diesem Sinn führten die christlichen Balkanvölker einen Verteidigungskrieg gegen die Türken, ihr Recht auf selbständige nationale Entwicklung gegen die fremde Herrschaft verfechtend.

Unabhängig von der historisch-materialistischen Einschätzung des Krieges ist die Frage nach seinen unmittelbaren weltpolitischen Voraussetzungen. Der Krieg der Deutschen mit der bonapartischen Monarchie war historisch unvermeidlich, in diesem war das Recht der Entwicklung auf deutscher Seite. Doch diese historischen Tendenzen haben an und für sich nicht die Frage vorausbestimmt, welcher Teil interessiert war, den Krieg eben im Jahre 1870 hervorzurufen. Jetzt wissen wir es sehr gut, dass weltpolitische und militärische Erwägungen Bismarck bewogen haben, die tatsächliche Initiative zum Kriege auf sich zu nehmen. Es könnte aber auch anders sein: bei größerer Voraussicht und Energie hätte die Regierung Napoleon III. Bismarck zuvorkommen und den Krieg einige Jahre eher beginnen können, Das hätte die unmittelbar politische Physiognomie der Ereignisse radikal geändert, hätte aber geschichtlich die Einschätzung des Krieges unberührt gelassen.

An dritter Stelle folgen die Umstände diplomatischen Charakters. Die Aufgabe der Diplomatie ist in dieser Hinsicht eine doppelte: erstens muss sie den Krieg hervorrufen in dem Moment, welcher nach internationalen und militärischen Erwägungen der bequemste für ihr Land ist; zweitens muss sie zu diesem Ziele durch Mittel gelangen, welche die Last der Verantwortung für den blutigen Konflikt in den Augen der öffentlichen Meinung auf die feindliche Regierung wälzen. Die Aufdeckung der diplomatischen Schelmenstücke und Spitzbübereien ist eine sehr wichtige agitationspolitische Aufgabe für die Sozialdemokratie. Doch ganz unabhängig davon, in welchem Maße dies uns im Brennpunkt der Ereignisse gelingt, ist es klar, dass das Netz diplomatischer Intrigen an und für sich noch gar nichts sagt, weder über die historische Rolle des Krieges, noch über seine wirklichen Initiatoren. Durch künstliche Manöver hat Bismarck Napoleon III. gezwungen, Preußen den Krieg zu erklären, während die tatsächliche Initiative des Krieges auf deutscher Seite lag.

Weiter folgen rein militärische Kriterien. Der strategische Operationsplan kann vorwiegend auf Angriff oder Verteidigung berechnet sein, unabhängig davon, welche Seite den Krieg erklärte und unter welchen Bedingungen. Endlich spielen die ersten taktischen Schritte zur Verwirklichung des strategischen Planes nicht selten eine große Rolle für die Beurteilung des Krieges als eines Angriffs- oder Verteidigungskrieges.

„Es ist gut“, schrieb Engels an Marx am 31. Juli 1870, „dass die Franzosen zuerst auf deutschem Gebiet angegriffen haben. Wenn die Deutschen einer abgeschlagenen Invasion auf dem Fuß folgten, so macht das in Frankreich sicher nicht denselben Effekt, als wenn sie ohne vorherige Invasion nach Frankreich einmarschieren. Der Krieg bleibt auf französischer Seite dadurch mehr bonapartisch.“

So erkennen wir an dem klassischen Beispiel des deutsch-französischen Krieges von 1870, dass das Kriterium des Angriffs- und Verteidigungskrieges bei der Abschätzung des Zusammenstoßes zweier, und erst recht mehrerer Völker durchaus widerspruchsvoll ist. Wenn man den Knäuel vom Ende aus zurückrollt, bekommt man die folgende Verbindung der Angriffs- und Verteidigungsmomente. Der erste taktische Schritt der Franzosen sollte – wenigstens nach Engels Meinung – im Bewusstsein des Volkes die Verantwortlichkeit für den Überfall auf die Franzosen wälzen. Der gesamte strategische Plan der Deutschen hatte jedoch einen durchaus offensiven Charakter. Die diplomatischen Schritte Bismarcks zwangen Bonaparte gegen seinen Willen, den Krieg zu erklären und in dieser Weise in der Rolle des Störers des europäischen Friedens aufzutreten, während doch die militärisch-politische Initiative zum Kriege ganz der preußischen Regierung gehörte. Diese Umstände sind keineswegs gleichgültig für die historische Einschätzung des Krieges, doch sind sie durchaus nicht erschöpfend. Zur Ursache dieses Krieges gehörte das progressive Streben der Deutschen nach nationaler Selbstbestimmung, das mit den dynastischen Anmaßungen der französischen Monarchie zusammenstieß. Dieser nationale „Verteidigungs“-Krieg führte jedoch zur Annexion Elsass-Lothringens und wurde sonach in seinem zweiten Stadium zu einem dynastisch-erobernden. In ihrer Beziehung zum Kriege von 1870 gingen Marx und Engels, wie ihr Briefwechsel beweist, vorwiegend von allgemein historischen Betrachtungen aus. Ihnen ist es natürlich keinesfalls gleichgültig, wer den Krieg führt und wie er geführt wird: „Wer hätte es für möglich halten sollen,“ schreibt Marx mit Bitterkeit, “dass 22 Jahre nach 1848 ein Nationalkrieg in Deutschland solchen theoretischen Ausdruck besitzen würde!“ Doch eine ausschlaggebende Bedeutung hatten bei Marx und Engels die objektiven Folgen des Krieges! „Siegen die Preußen, so ist die Zentralisation der state power (Staatsgewalt) – nützlich der Zentralisation der deutschen Arbeiterklasse.“ Liebknecht und Bebel, von derselben historischen Bewertung des Krieges ausgehend, waren aber unmittelbar gezwungen eine politische Position ihm gegenüber einzunehmen. Es geschah durchaus nicht im Widerspruch mit den Anschauungen von Marx und Engels, im Gegenteil mit ihrem vollen Einverständnis, wenn Liebknecht und Bebel im Reichstage jede Verantwortung für diesen Krieg ablehnten. Die von ihnen eingebrachte Erklärung lautete: „Die zur Führung des Krieges dem Reichstag abverlangten Geldmittel kennen wir nicht bewilligen, weil dies ein Vertrauensvotum für die preußische Regierung wäre ... Als prinzipielle Gegner jedes dynastischen Krieges, als Sozialrepublikaner und Mitglieder der internationalen Arbeiterassoziation, die ohne Unterschied der Nationalität alle Unterdrücker bekämpft, alle Unterdrückten zu einem großen Bruderbund zu vereinigen sucht, können wir uns weder direkt noch indirekt für den gegenwärtigen Krieg erklären.“ ...

Schweizer hat anders gehandelt. Die historische Einschätzung des Krieges hat er zur unmittelbar leitenden Linie der Taktik gemacht – eine der allergefährlichsten Täuschungen! – und zusammen mit den Krediten auch das Vertrauen zur Bismarckschen Politik, votiert, während es eben darum, damit die dem Kriege entsprungene Zentralisation der Staatsgewalt zum Nutzen der sozialdemokratischen Sache ausfalle, nötig war, die Arbeiterschaft vom Anfang an der junkerlich-dynastischen Zentralisation ihre eigene, mit revolutionärem Misstrauen gegen die Herrschenden erfüllte Klassenzentralisation entgegenstellte. Durch seine politische Haltung hat Schweizer gerade diese Folgen des Krieges, die ihn zum Vertrauensvotum für dessen subjektiven Macher veranlassten, beeinträchtigt.

Vier Jahrzehnte später, das Fazit seiner Lebenstätigkeit ziehend, schrieb Bebel:

„Die Haltung, die Liebknecht und ich bei Ausbruch und während der Dauer jenes Krieges in und außerhalb des Reichstages einnahmen, ist jahrzehntelang Gegenstand der Erörterung und heftiger Angriffe gewesen. Anfangs auch in der Partei; aber nur kurze Zeit, dann gab man uns recht. Ich bekenne, dass ich unsere damalige Haltung in keiner Weise bedaure und dass, wenn wir bei Ausbruch des Krieges bereits gewusst hätten, was wir im Laufe der nächsten Jahre auf Grund amtlicher und außeramtlicher Veröffentlichungen kennen lernten, unsere Haltung vom ersten Augenblick an eine noch schroffere gewesen sein würde. Wir hätten uns nicht, wie es geschah, bei der ersten Geldforderung für den Krieg der Abstimmung enthalten, wir hätten direkt gegen dieselbe stimmen müssen.“ (Aus meinem Leben, II. Teil, 1911, S.167)

Wenn wir die Erklärung Liebknecht-Bebel aus dem Jahre 1870 mit der von Haase verkündeten Erklärung im Jahre 1914 vergleichen, so gelangen wir zu dem Schluss, dass Bebel irrte, als er sagte: „Dann gab man uns recht!“ Denn die Abstimmung vom 4. August war vor allem eine Verurteilung von Bebels Politik vor 44 Jahren, da man nach Haases Terminologie sagen müsste, dass Bebel damals das Vaterland in der Stunde der Gefahr im Stiche gelassen habe.

Welche politischen Ursachen und Erwägungen veranlassten die Partei des deutschen Proletariats, ihrer glänzendsten Tradition zu entsagen? Darüber haben wir bisher kein einziges gewichtiges Wort gehört. Alle Argumente, die angeführt wurden, sind voller Widersprüche und ähneln diplomatischen Communiques, die man verfasst, um eine bereits geschehene Tat zu rechtfertigen. Der Leitartikler der Neuen Zeit schreibt, – unter dem Segen des Genossen Kautsky – dass die Stellung Deutschlands zum Zarismus dieselbe sei, wie im Jahre 1870 zum Bonapartismus! „Die ganze Masse des deutschen Volkes aller Klassen,“ – ein solches Zitat aus einem Briefe Engels bringt der Leitartikler – „hat eingesehen, dass es sich eben um die nationale Existenz in erster Linie handelt und ist darum sofort eingesprungen.“ Aus demselben Grunde sei jetzt die deutsche Sozialdemokratie eingesprungen, es handle sich um die nationale Existenz. „Das von Engels Gesagte gilt ebenso, wenn man Zarismus an die Stelle von Bonapartismus setzt.“ Doch bleibt immerhin die Tatsache in ihrer vollen Geltung, dass Liebknecht und Bebel 1870 der Regierung demonstrativ den finanziellen und politischen Kredit verweigerten. Gilt es nicht ebenso „wenn man den Zarismus an die Stelle des Bonapartismus setzt?“ Auf diese Frage haben wir keine Antwort.

Doch was sagte eigentlich Engels in seinem Briefe in Bezug auf die Taktik der Arbeiterpartei? „Dass eine deutsche politische Partei unter diesen Umständen die totale Obstruktion predigen und allerhand Nebenrücksichten über die Hauptrücksichten setzen könnte, scheint mir unmöglich.“ Die totale Obstruktion! – aber zwischen einer totalen Obstruktion und einer totalen Kapitulation einer politischen Partei ist noch ein weiter Raum, und eben über diesen Raum verteilten sich 1870 die beiden Positionen Bebel und Schweizer. Marx und Engels waren mit Bebel gegen Schweizer – Genosse Kautsky hätte das seinem Leitartikler, Hermann Wendel, bedeuten können. Und wenn jetzt der Simplizissimus die Schatten Bebels und Bismarcks in den himmlischen Sphären versöhnt, so ist das nichts anderes als eine Verunglimpfung der Toten. Wenn der Simplizissimus und Wendel das Recht haben, zur Bekräftigung der jetzigen Taktik der deutschen Sozialdemokratie jemand aus seiner Grabesruhe zu wecken, so nicht Bebel, sondern Schweizer. Sein Schatten ist es, der gegenwärtig auf der politischen Partei des deutschen Proletariats lastet.

* * *

Doch selbst die Analogie zwischen dem Kriege von 1870 und dem jetzigen erscheint im höchsten Grade oberflächlich und falsch. Setzen wir alle internationalen Zusammenhänge bei Seite. Vergessen wir, dass der Krieg zuallererst die Zerstörung Belgiens bedeutete; dass die Hauptmacht Deutschlands sich nicht gegen den Zarismus, sondern auf das republikanische Frankreich stürzte; vergessen wir, dass der Ausgangspunkt des Krieges das Streben war, Serbien zu erdrücken, und dass eines seiner Ziele in der Befestigung des erzreaktionären Staatsgebildes, Österreich-Ungarn, bestand. Wir wollen nicht darauf abstellen, dass der russischen Revolution, die so stürmisch in den letzten Jahren wieder auflebte, durch die Haltung der deutschen Sozialdemokratie ein harter Schlag versetzt wurde. Wir wollen vor allen diesen Tatsachen die Augen verschließen, wie es die deutsche Sozialdemokratie am 4. August tat, für die auf der Welt kein Belgien, kein Frankreich, kein England, kein Serbien noch Österreich-Ungarn existiert. Wir wollen nur Deutschland gelten lassen.

Im Jahre 1870 war die historische Einschätzung des Krieges klar: „Siegen die Preußen, so ist die Zentralisation der Staatsgewalt nützlich der Zentralisation der deutschen Arbeiterklasse.“ Und jetzt? Welche Bedingungen werden sich für die deutsche Arbeiterklasse ergeben, wenn die Preußen jetzt siegen?

Die einzige Gebietserweiterung, welche die deutsche Arbeiterklasse begrüßen könnte, da sie eine Ergänzung der nationalen Einheitlichkeit wäre, ist die Vereinigung Deutsch-Österreichs mit Deutschland – der Sieg Deutschlands bewirkt die Erhaltung und Befestigung Österreich-Ungarns! Jede andere Vergrößerung des deutschen Vaterlandes aber bedeutet einen neuen Schritt zur Umwandlung Deutschlands aus einem Nationalstaat zu einem Nationalitätenstaat, mit allen daraus entspringenden Erschwerungen für den Klassenkampf des Proletariats.

Ludwig Frank hoffte – und diese Hoffnung gab er in der Sprache eines verspäteten Lassalleaners zum Ausdruck – sich später nach einem siegreichen Krieg mit dem „inneren Ausbau“ des Staates zu befassen. Dass Deutschland nach einem Siege dieses „inneren Ausbaues“ nicht weniger als vor dem Kriege bedürfen wird, braucht nicht bezweifelt zu werden. Aber wird ein Sieg diese Arbeit erleichtern? Die historischen Erfahrungen Deutschlands, wie auch anderer Länder berechtigen zu solchen Hoffnungen durchaus nicht. „Wir sahen das Tun und Treiben der Machthaber (nach den Siegen des Jahres 1870)“, erzählt Bebel in seinen Memoiren, „als selbstverständlich an. Es war eben eine Illusion des Parteiausschusses, dass er an eine freiheitliche Gestaltung in der neuen Ordnung glaubte, die derselbe Macht gewähren sollte, der sich bis dahin als der größte Feind jeder freiheitlichen, ich sage nicht einmal demokratischen, Entwicklung gezeigt hatte, und der jetzt als Sieger dem neuen Reich den Kürassierstiefel in den Nacken setzte.“ (Bd.II, S.188) Es ist gar kein Anlass, in der Gegenwart andere Folgen eines Sieges von oben herab zu erwarten. Noch mehr. In den siebziger Jahren musste das preußische Junkertum vorerst sich der neuen Reichsverfassung anpassen; es konnte sich nicht sogleich ganz sattelfest fühlen; das Sozialistengesetz kam erst 8 Jahre nach den Siegen. In diesen 44 Jahren ist das preußische Junkertum zum Reichsjunkertum geworden, und wenn es nach einem halben Jahrhundert des angespanntesten Klassenkampfes an der Spitze der siegreichen Nation erscheint, braucht man nicht zu zweifeln, dass es nicht ein Bedürfnis nach den Diensten Ludwig Franks für den innern Ausbau des Staates empfunden hätte, wenn er unversehrt aus den Feldern deutscher Siege zurückgekehrt wäre.

Doch weit wichtiger als die Stärkung der Klassenpositionen der Herrschenden ist der Einfluss, welchen der Sieg Deutschlands auf das Proletariat selbst ausüben wird. Der Krieg ist aus imperialistischen Gegensätzen zwischen den kapitalistischem Staaten herausgewachsen, und der Sieg Deutschlands kann nur, wie oben angedeutet, ein Resultat zeitigen: territoriale Errungenschaften auf Kosten Belgiens, Frankreichs und Russlands, den Feinden aufgezwungene Handelsverträge, neue Kolonien. Der Klassenkampf des Proletariats wäre damit auf die Grundlage der imperialistischen Hegemonie Deutschlands gestellt, die Arbeiterklasse wäre an der Erhaltung und Entwicklung dieser Hegemonie interessiert, und der revolutionäre Sozialismus wäre für lange Zeit zur Rolle einer propagandistischen Sekte verurteilt.

Wenn im Jahre 1870 Marx richtig eine schnelle Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung unter dem Banner des wissenschaftlichen Sozialismus, als Resultat der deutschen Siege, vorausschaute, so diktieren die internationalen Bedingungen jetzt eine grade entgegengesetzte Prognose: der Sieg Deutschlands wird die Abstumpfung der revolutionären Bewegung bedeuten, ihre theoretische Verflachung und das Ersterben der marxistischen Ideen.

* * *

Doch die deutsche Sozialdemokratie, wird man uns sagen, strebt gar nicht nach dem Siege. Darauf wird man vor allem antworten müssen, dass das nicht wahr ist. Was die deutsche Sozialdemokratie will, sagt uns ihre Presse. Mit zwei, drei Ausnahmen bezeichnet sie Tag für Tag dem deutschen Arbeiter einen Sieg der deutschen Waffen als seinen Sieg. Die Einnahme von Maubeuge, der Untergang dreier englischer Kriegsschiffe, oder der Fall Antwerpens, rufen in ihr dieselben Gefühle wach, wie sonst die Eroberung neuer Wahlkreise oder Siege bei Lohnkämpfen. Man darf die Tatsache nicht aus dem Auge lassen, dass die deutsche Arbeiterpresse, die Parteipresse wie die gewerkschaftliche, jetzt einen mächtigen Apparat darstellt, der die Erziehung des Willens zum Klassenkampf durch die Erziehung des Willens zu militärischen Siegen ersetzt. Wir haben hier nicht die widrigen chauvinistischen Exzesse einzelner Organe im Auge, sondern die Grundstimmung der erdrückenden Mehrheit der sozialdemokratischen Blätter. Als Signal zu einer solchen Handlung erschien die Abstimmung der Fraktion von 4. August.

Aber die Fraktion hatte ja gar nicht einen Sieg Deutschlands im Auge. Sie machte zu ihrer Aufgabe nur die Abwehr der äußeren Gefahr, die Verteidigung des Vaterlandes. Nicht mehr.

Hier kommen wir wieder zurück zu der Gegenüberstellung der Verteidigungs- und Angriffskriege. Die deutsche Presse und damit auch die sozialdemokratische hört nicht auf zu wiederholen, dass eben Deutschland sich in diesem Kriege in Verteidigungsstellung befinde. Oben haben wir die Kriterien festgestellt, welche man zur Unterscheidung eines Angriffs- von einen Verteidigungskrieg anwendet. Diese Kriterien sind mannigfaltig und widerspruchsvoll. Doch im gegebenen Falle bezeugen sie alle einstimmig, dass man die militärischen Taten Deutschlands keinesfalls in den Begriff des Verteidigungskrieges zwängen kann, was übrigens für die Taktik der Sozialdemokratie absolut keine Bedeutung hat.

Vom historischen Gesichtspunkt erscheint der junge deutsche Imperialismus, wie wir bereits wissen, als ein durchaus aggressiv-draufgängerischer. Gejagt von der fieberhaften Entwicklung der nationalen Industrie, stört der deutsche Imperialismus die alten Kräfteverhältnisse zwischen den Staaten und spielt die erste Geige in der Rüstungshetze.

Vom weltpolitischen Gesichtspunkte erschien der gegenwärtige Augenblick eben für Deutschland am meisten geeignet, seinen Nebenbuhlern einen vernichtenden Schlag zu versetzen, – was freilich nicht um ein Jota die Schuld der Feinde Deutschlands verringert.

Das diplomatische Bild der Ereignisse lässt keinen Zweifel über die leitende Rolle Deutschlands in der österreichischen Provokation; dass die zarische Diplomatie dabei gewohnheitsmäßig noch niederträchtiger erscheint, ändert nichts an der Sache. Strategisch ist der gesamte deutsche Kriegsplan auf eine ungestüme Offensive aufgebaut.

Endlich erweist sich als der erste taktische Schritt der deutschen Armee die Durchbrechung der belgischen Neutralität.

Wenn das alles Verteidigung ist, was heißt dann Angriff? Doch nehmen wir an, dass das diplomatische Bild der Ereignisse verschiedene andere Auslegungen zuließe – obwohl schon die ersten zwei Seiten des Weißbuches eine ganz klare Sprache führen – hat denn die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse gar keine anderen Kriterien zur Festlegung ihrer Politik, außer jenen Dokumenten, welche ihr eine Regierung zeigt, die das größte Interesse hat, sie zu betrügen?

„Bismarck hat,“ so erzählt Bebel, „alle Welt düpiert und den Glauben zu erwecken verstanden, dass Napoleon den Krieg provozierte und er, der friedliche Bismarck, sich mit seiner Politik in der Rolle des Angegriffenen befand.“

„Die Vorgänge bis zur Kriegsführung waren so irreführend, dass man ganz die Tatsache übersah, dass Frankreich, das den Krieg erklärte, mit seiner Armee auf keinen Krieg vorbereitet war, wohingegen Deutschland, das als der zum Kriege provozierte Teil erschien, die Kriegsvorbereitung bis auf den letzten Lafettennagel fertig war und die Mobilmachung wie am Schnürchen sich vollzog.“ (Aus meinem Leben, Band III, S. 167 und 168.)

Von der Sozialdemokratie konnte man, scheint es, mehr kritische Vorsicht verlangen, nach einem solchen geschichtlichen Präzedenzfall!

Richtig ist, dass Bebel nicht nur einmal wiederholte, dass im Falle eines Angriffs auf Deutschland, die Sozialdemokratie ihr Vaterland verteidigen wird. Auf dem Parteitag in Essen hat ihm Kautsky erwidert:

„Meiner Ansicht nach können wir uns nicht darauf festlegen, jedes Mal, wenn wir überzeugt sind, dass ein Angriffskrieg droht, die Kriegsbegeisterung der Regierung zu teilen. Bebel meint allerdings, wir seien heute schon viel weiter als 1870; wir könnten heute schon in jedem Falle genau unterscheiden, ob ein wirklicher oder ein vermeintlicher Angriffskrieg vorliegt. Ich möchte diese Verantwortung nicht auf mich nehmen. Ich möchte nicht die Garantie übernehmen, dass wir in jedem Falle schon eine solche Unterscheidung genau treffen können, dass wir stets wissen werden, ob eine Regierung uns hinters Licht führt, oder ob sie wirklich die Interessen der Nation gegenüber einem Angriffskrieg vertritt ... Gestern war die deutsche Regierung aggressiv, morgen die französische, und wir können nicht wissen, ob es übermorgen nicht die englische ist. Das wechselt fortwährend ... In Wirklichkeit handelt es sich in Falle eines Krieges für uns nicht um eine nationale, sondern um eine internationale Frage, denn ein Krieg zwischen Großstaaten wird zum Weltkrieg, er berührt ganz Europa und nicht bloß zwei Länder allein. Die deutsche Regierung könnte aber auch eines Tages den deutschen Proletariern weismachen, dass sie die Angegriffenen seien, die französische Regierung könnte das gleiche den Franzosen weismachen und wir hätten dann einen Krieg, in dem deutsche und französische Proletarier mit gleicher Begeisterung ihren Regierungen nachgehen und sich gegenseitig morden und die Hälse abschneiden. Das muss verhütet werden und das wird verhütet, wenn wir nicht das Kriterium des Angriffskrieges anlegen, sondern das der proletarischen Interessen, die gleichzeitig internationale Interessen sind ... Glücklicherweise ist es ein Missverständnis, als ob die deutsche Sozialdemokratie im Kriegsfalle nach nationalen und nicht nach internationalen Gesichtspunkten urteilen wollte, dass sie sich in erster Linie als deutsche und in zweiter Linie als Proletarierpartei fühlte.“

Mit prachtvoller Klarheit deckt Kautsky in dieser Rede jene schrecklichen Gefahren auf – die nun zu einer noch schrecklicheren Wirklichkeit wurden – welche in dem Streben verborgen sind, die Haltung der Sozialdemokratie von der unbestimmbaren und widerspruchsvollen formalen Beurteilung eines Krieges, oh er ein Angriffs- oder Verteidigungskrieg sei, abhängig zu machen. Betel hat wesentlich nichts darauf geantwortet und sein Standpunkt schien durchaus unerklärlich, besonders nach seinen eigenen Erfahrungen vom Jahre 1870. Nichtsdestoweniger hatte Bebels Position, ungeachtet ihrer theoretischen Unzulänglichkeit, einen ganz bestimmten politischen Sinn. Jene imperialistischen Tendenzen, welche die Kriegsgefahr erzeugten, schlossen für die Sozialdemokratie die Möglichkeit aus, das Heil vom Siege einer der kämpfenden Parteien zu erwarten. Eben darum war die ganze Aufmerksamkeit der Verhütung eines Krieges gewidmet; Hauptaufgabe war, die Regierungen in der Angst vor den Folgen zu halten. „Die Sozialdemokratie“, sagte Bebel, „wird gegen jene Regierung sein, die die Initiative zum Krieg ergreifen wird.“ Damit drohte er der Regierung Wilhelm II.: „Rechnet nicht auf uns, wenn es euch eines schönen Tages gelüstet, eure Mörser und Panzerkreuzer einzuweihen!“ Doch zugleich sagte er auch in Richtung nach Petersburg und London: „Die sollen sich nur hüten, Deutschland anzufallen, in der falschen Rechnung auf die innere Obstruktion der mächtigen deutschen Sozialdemokratie!“ Ohne irgendwelches politisches Kriterium in sich zu schließen, bedeutete die Bebelsche Auffassung eine politische Androhung und dies gleichzeitig auf zwei Fronten, der inneren und äußeren. Auf alle historischen und logischen Einwände erwiderte er hartnäckig: „Wir werden schon das Mittel finden, jene Regierung zu entlarven, die den ersten Schritt zum Krieg machen wird – dazu sind wir klug genug.“ – Diese drohende Position der Sozialdemokratie, nicht nur der deutschen, sondern auch der internationalen, war nicht ohne Resultat. Die Regierungen haben wirklich alle Anstrengungen gemacht, um den Ausbruch hinauszuziehen. Aber nicht nur das. Die Monarchen und Diplomaten haben mit verdoppelter Aufmerksamkeit ihre Schritte der friedlichen Psychologie der Volksmassen angepasst, zischelten mit den sozialistischen Führern, schnupperten im internationalen Büro und schufen sonach eine Stimmung, dank welcher es Jaurès wie Haase möglich war, in Brüssel zu behaupten – einige Tage vor Ausbruch des Krieges – dass ihre Regierungen kein anderes Ziel kannten, als die Erhaltung des Friedens. Und als sich das Ungewitter entlud, suchte die Sozialdemokratie eines jeden Landes den Schuldigen – auf der anderen Seite der Grenze! Bebels Kriterium, das als Androhung eine bestimmte Rolle gespielt hat, verlor jeden Sinn in dem Moment, als die ersten Schüsse an den Grenzen hallten. Es ist eben jenes Unheilvolle eingetreten, das Kautsky vorausgesagt hatte.

Doch das auf den ersten Blick Überraschende besteht darin, dass die Sozialdemokratie in Wirklichkeit nicht das Bedürfnis nach einem politischen Kriterium empfand. In der von uns durchlebten Katastrophe der Internationale zeichneten sich die Argumente durch außerordentliche Oberflächlichkeit aus; sie widersprachen sich gegenseitig, wechselten und hatten überhaupt eine untergeordnete Bedeutung – der Kern der Sache bestand darin, dass man das Vaterland verteidigen muss. Unabhängig von historischen Perspektiven des Krieges, von demokratischen und Klassenerwägungen, muss man das uns geschichtlich gegebene Vaterland verteidigen! Verteidigen nicht etwa darum, weil unsere Regierung den Frieden wollte, die Feinde uns aber „perfid überfielen“, wie die internationalen Schmocks schreiben, sondern darum, weil der Krieg unabhängig davon, unter welchen Bedingungen und auf welche Art er hervorgerufen wurde, wer in ihm recht und wer unrecht hat, eine Gefahr für jedes kriegführende Land bedeutet. Die theoretischen, politischen, diplomatischen und militärischen Erwägungen fallen in Trümmer wie vor einem Erdbeben, einer Feuersbrunst oder Überschwemmung. Die Regierung mit ihrer Armee wird zu der einzigen schützenden und rettenden Macht erhöht. Die breiten Massen kehren in Wirklichkeit in einen vorpolitischen Zustand zurück Diese Stimmung der Massen, in wieweit sie nur eine zeitliche Stimmung verbleibt, der elementare Reflex der Katastrophe, braucht nicht kritisiert zu werden. Eine andere Sache aber ist die Haltung der Sozialdemokratie, der verantwortlichen politischen Vertreterin der Massen. Die politischen Organisationen der besitzenden Klassen und vor allem die Staatsgewalt sind nicht einfach mit dem Strome gegangen – sie haben sofort eine in höchstem Grade angespannte und vielseitige Tätigkeit entfaltet, die darauf gerichtet war, diese unpolitische Stimmung zu erhöhen und die Massen um die Armee und Staatsgewalt zu vereinigen. Die Sozialdemokratie hat nicht nur keine irgendwie geartete gleichwertige Tätigkeit in entgegengesetzter Richtung entfaltet, sie hat vom ersten Augenblick an vor der Politik der Regierung und vor der elementaren Stimmung der Massen kapituliert, und statt diese Massen mit Kritik und Misstrauen, wenn auch nur mit einem passiven, zu bewaffnen, hat sie durch ihre ganze Haltung den Übergang der Massen in diesen vorpolitischen Zustand beschleunigt. ln einer auffallenden Bereitschaft, die am allerwenigsten geeignet war, den Herrschenden Achtung vor ihr einzuflößen, hat sie ihren fünfzigjährigen Traditionen und politischen Verpflichtungen entsagt.

Bethmann-Hollweg erklärte, dass die deutsche Regierung sich in vollem Einverständnis mit dem deutschen Volke befinde, und nach dem Bekenntnis des Vorwärts hatte er, angesichts der von der Sozialdemokratie eingenommenen Stellung, das volle Recht, es zu sagen. Aber er hatte noch ein anderes Recht: wenn die Verhältnisse ihn nicht bewogen hätten, die politische Polemik bis zu einem günstigeren Zeitpunkt hinauszuschieben, hätte er eben hier, in der Sitzung vom 4. August, sich an die Vertreter des sozialistischen Proletariats wendend, sagen können: „Heute erkennt ihr zusammen mit uns die Tatsache der Gefahr, in der sich unser Vaterland befindet, an, und zusammen mit uns wollt ihr sie mit der Waffe in der Hand abwehren. Aber diese Gefahr ist doch nicht gestern geboren und erwachsen. Von der Existenz und den Tendenzen des Zarismus müsst ihr doch auch vordem etwas gewusst haben. Ihr wusstet es, dass wir noch andere Feinde haben. Mit welchem Recht seid ihr über uns hergefallen, wenn wir eine Armee und eine Flotte bauten? Mit welchem Recht habt ihr uns Jahr um Jahr die Militärkredite verweigert, mit dem Rechte des Verrates oder mit dem Rechte der Blindheit? Wenn wir nicht gegen euch unsere Armee gebaut hätten, so wären wir jetzt machtlos gegen eben diese russische Gefahr, die auch euch veranlasst hat, Vernunft anzunehmen. Keine jetzt bewilligten Kredite gäben uns die Möglichkeit, das Verlorene nachzuholen; wir wären jetzt ohne Gewehre, ohne Kanonen, ohne Festungen. Mit eurer heutigen Abstimmung für die fünf Milliarden-Kredite anerkennt ihr, dass eure alljährliche Verweigerung des Budgets nur eine leere Demonstration und schlimmer als das – politische Demagogie – war, denn sobald ihr ein ernstes historisches Examen zu bestehen hattet, habt ihr eure ganze Vergangenheit verleugnet!“

So hätte der deutsche Kanzler sprechen können, und die Rede hätte diesmal ganz überzeugend geklungen. Was hätte darauf Haase antworten können?

„Wir standen nie auf dem Standpunkt der Entwaffnung Deutschlands, angesichts der äußeren Gefahren; eine solche Art Friedensduselei war uns immer vollständig fremd. So lange die internationalen Widersprüche aus sich heraus die Kriegsgefahren erzeugen, wollen wir, dass Deutschland vor einem fremden Einbruch und vor Knechtung geschützt sei. Doch wir erstreben eine militärische Organisation, die im inneren Leben des Landes nicht – als eine künstlich dressierte Organisation – zur Klassenknechtung dienen könnte, die in internationalen Beziehungen nicht zu imperialistischen Abenteuern geeignet wäre, aber gleichzeitig unüberwindlich im Werke der nationalen Verteidigung. Das ist die Miliz! Wir konnten euch das Werk der nationalen Verteidigung nicht anvertrauen. Ihr habt die Armee zu einer Schule reaktionärer Dressur gemacht; ihr habt euer Offizierskorps im Hass gegen die wichtigste Klasse der heutigen Gesellschaft, das Proletariat, erzogen. Ihr seid fähig, Millionen Menschenleben aufs Spiel zu setzen, nicht für wirkliche Volksinteressen, sondern für die egoistischen Interessen der herrschenden Minderheit, die ihr mit dem Namen der nationalen Idee und des staatlichen Prestige verschleiert. Wir trauen euch nicht, und darum eben haben wir jährlich gerufen: ‚Dieser Klassenregierung keinen Mann und keinen Groschen!‘“

„Aber fünf Milliarden! ...“ könnte eine Stimme von links wie von rechts unterbrechen.

„Leider haben wir jetzt keine Wahl: wir besitzen keine andere Armee außer der, welche die jetzigen Herren Deutschlands geschaffen, und der Feind steht vor den Toren. Wir können momentan nicht die Armee Wilhelms II. durch eine Volksmiliz ersetzen, und wenn es nun einmal so ist, so können wir nicht der Armee, welche uns verteidigt, wie sie auch sei, Nahrungsmittel, Kleidung und Kriegsmaterialien verweigern. Wir verleugnen weder unsere Vergangenheit noch entsagen wir unserer Zukunft, wir sind gezwungen, für die Kriegskredite zu Stimmen.“ Das wäre noch das überzeugendste, was Haase hätte vorbringen können.

Doch wenn mit solchen Erwägungen sich erklären lässt, warum die sozialistischen Arbeiter als Bürger, nicht die militärische Organisation, nicht obstruierten, sondern das erfüllten, was die Umstände als Bürgerpflicht ihnen aufgezwungen, so würden wir vergeblich eine Antwort auf die Hauptfrage erwarten, warum hat die Sozialdemokratie als politische Organisation einer Klasse, der der Anteil an der Regierung versagt worden, als die unversöhnliche Feindin der bürgerlichen Gesellschaft, als republikanische Partei, als ein Zweig der Internationale, warum hat sie die Verantwortung für Handlungen auf sich genommen, die von ihren unversöhnlichen Klassenfeinden vorgenommen wurden?

Wenn wir noch nicht die Möglichkeit haben, heute schon die hohenzollernsche Armee durch eine Miliz zu ersetzen, so heißt das nicht, dass wir heute die Verantwortung für die Operationen dieser Armee auf uns nehmen müssen. Wenn wir gegen Monarchie, Bourgeoisie und Militarismus zur Zeit ihrer friedlichen normalen Haushaltung kämpfen und zu diesem Kampfe mit unserer ganzen Autorität bei den Massen verpflichtet sind, so begehen wir das größte Verbrechen gegen unsere Zukunft, sobald wir diese Autorität der Monarchie, Bourgeoisie und dem Militarismus in dem Moment zur Verfügung stellen, wo sie sich in den schrecklichen, antisozialen, barbarischen Methoden des Krieges zeigen.

Die Nation oder der Staat kann sich nicht von der Verteidigung entbinden. Doch wenn wir den Herrschenden unser Vertrauen verweigern, berauben wir durchaus nicht den bürgerlichen Staat der Waffen und der Mittel der Verteidigung, wie auch des Angriffs – so lange nicht, als wir nicht stark genug sind, einen Händen die Macht zu entreißen. Wir sind eine Partei der Opposition und nicht der Macht – im Kriege wie im Frieden. Damit dienen wir auch am allersichersten jener Teilaufgabe, die der Krieg so scharf herausstellt: dem Werk der nationalen Unabhängigkeit. Die Sozialdemokratie kann nicht das Schicksal einer Nation, der eigenen wie einer fremden, auf die Karte militärischer Erfolge setzen. Indem sie dem kapitalistischen Staat die Verantwortung für die Methoden lässt, mit welchen er seine Unabhängigkeit schützt, die Verletzung und Niedertretung der Unabhängigkeit anderer Staaten, legt die Sozialdemokratie in dem Bewusstsein aller Volksgenossen den Grundstein zur wirklichen nationalen Unabhängigkeit. Indem wir die internationale Solidarität der Werktätigen bewahren und entwickeln, sichern wir die Unabhängigkeit der Nation – auch von dem Durchmesser der Mörser. Wenn der Zarismus eine Gefahr für die Unabhängigkeit Deutschlands bedeutet, so ist das einzige Erfolg versprechende Mittel gegen diese Gefahr ein Mittel, das von uns abhängt: die Solidarität der werktätigen Massen Russlands und Deutschlands. Doch diese Solidarität untergräbt jene Politik, welche Wilhelm II. erlaubt zu erklären, dass hinter ihm das ganze deutsche Volk stehe. Was. sollen wir russischen Sozialdemokraten den russischen Arbeitern in Anbetracht der Tatsache sagen, dass die Kugeln, mit welchen die deutschen Arbeiter auf sie schießen, mit dem politischen und moralischen Siegel der deutschen Sozialdemokratie versehen sind? „Wir können nicht unsere Politik für Russland machen, wir machen sie für Deutschland“, antwortete mir einer der angesehensten Funktionäre der deutschen Partei, als ich ihm diese Frage stellte. Und in diesem Moment habe ich mit der schmerzlichsten Deutlichkeit empfunden, welcher Schlag der Internationale aus ihrer Mitte heraus versetzt wurde.

Die Sache wird selbstverständlich nicht besser in dem Falle, wo die sozialistischen Parteien beider kriegführenden Länder ihr Schicksal mit dem Schicksal ihrer Regierungen verbunden haben, wie in Deutschland und Frankreich. Keine äußere Macht, keine Konfiskationen, Verhaftungen und Zerstörungen könnten der Internationale einen solchen Schlag versetzen, wie sie es selbst tat, als sie vor dem Staatsmoloch kapitulierte, wo dieser die Sprache von Feuer und Eisen zu führen begann.

* * *

In seiner Essener Rede hat Kautsky – als logisches Argument, durchaus nicht als reale Möglichkeit – das fürchterliche Bild gezeichnet, wo sich Bruder gegen Bruder erhebt im Zeichen „des Verteidigungskrieges“. Jetzt, wo dieses Bild zur blutigen Wirklichkeit geworden, bemüht sieh Kautsky, uns mit ihr zu versöhnen. Er sieht keinen Zusammenbruch der Internationale. „Der Gegensatz zwischen deutschen und französischen Sozialisten liegt nicht in dem Kriterium, nicht in der grundsätzlichen Auffassung, sondern in der verschiedenen Auffassung der Situation, die selbst sich wieder aus der Verschiedenheit der geographischen Lage ( ! ) der Beurteilenden ergibt. Dieser Gegensatz wird sich also kaum überwinden lassen, so lange der Krieg tobt: Jedoch ist er kein prinzipieller Gegensatz, sondern einer besonderen Situation entsprungen und braucht daher diese nicht zu überdauern" (N.Z. 33. Jg. S.3). Wenn Guesde und Sembat als Poincarés, Declassés und Briands Gehilfen auftreten und als Gegenspieler Bethmann Hollwegs, wenn sich die französischen und deutschen Arbeiter gegenseitig die Kehlen durchschneiden, und das nicht als Zwangsbrüder der Bourgeois-Republik und der hohenzollernschen Monarchie, sondern als Sozialisten in Erfüllung ihrer Pflicht unter der geistigen Führung ihrer Parteien, so ist das kein Zusammenbruch der Internationale; „das Kriterium“ ist ein und dasselbe, bei dem deutschen Sozialisten, der die französische Kehle durchschneidet und bei dem französischen Sozialisten, der die deutsche Kehle durchschneidet. Wenn Ludwig Frank zur Waffe griff, so nicht um den „prinzipiellen Gegensatz“ gegenüber den französischen Sozialisten zu bekunden, sondern um sie in voller prinzipieller Eintracht niederzuschießen, und wenn Frank selbst von der Kugel eines Franzosen fiel – vielleicht auch eines sozialistischen Fraktionskollegen – so gibt es hier keinen Schaden für das gemeinsame „Kriterium“, es ist nur die Folge „der Verschiedenheit der geographischen Lage“. Wahrlich, es ist bitter, solche Zeilen zu lesen, doppelt bitter, dass sie aus Kautskys Feder entstammen.

Die Internationale war gegen den Krieg. „Kommt es trotz aller Bemühungen der Sozialdemokratie darob zu einem Kriege“, sagt Kautsky, „dann muss sich eben jede Nation ihrer Haut wehren, so gut sie kann. Daraus folgt für die Sozialdemokratie aller Nationen das gleiche Recht oder die gleiche Pflicht, an dieser Verteidigung teilzunehmen keine darf der anderen daraus einen Vorwurf ( ! ) machen.“ (a.a.O., S.7).

Solcher Art ist dieses gemeinsame Kriterium: seine Haut verteidigen, sich verteidigungsmäßig gegenseitig die Schädel einschlagen, ohne daraus einander „Vorwürfe“ zu machen. Wird denn aber die Frage durch die Einheitlichkeit des Kriteriums und nicht durch seinen Inhalt gelöst? Bei Bethmann-Hollweg, Sasonow, Grey und Delcassè ist auch eine volle Einheitlichkeit des Kriteriums; zwischen ihnen gibt es auch keinen prinzipiellen Gegensatz; sie haben am allerwenigsten ein Recht, einander Vorwürfe zu machen, ihr Verhalten entspringt nur „der Verschiedenheit der geographischen Lage“; wäre Bethmann ein englischer Minister, wäre er ebenso aufgetreten wie Sir Grey. Ihr Kriterium ist gleichartig wie ihre Kanonen, die sich nur durch den Durchmesser von einander unterscheiden. Die Frage ist jedoch, ob wir ihr Kriterium zu dem unsrigen machen können. „Glücklicherweise ist es ein Missverständnis, als ob die deutsche Sozialdemokratie im Kriegsfalle nach nationalen und nicht nach internationalen Gesichtspunkten urteilen wollte, dass sie sich in erster Linie als deutsche und in zweiter Linie als Proletarierpartei fühlte.“ So sprach Kautsky in Essen. Und jetzt, wo an Stelle der allen Arbeiterparteien der Internationale gemeinsamen internationalen Standpunkte bei jeder Partei der nationale getreten ist, versöhnt sich Kautsky nicht nur mit diesem „Missverständnis“, sondern sucht darin eine Einheitlichkeit des Kriteriums und die Gewähr der Wiedergeburt der Internationale.

„In jedem nationalen Staat muss auch das Proletariat seine ganze Energie dafür einsetzen, dass die Selbständigkeit und Geschlossenheit des nationalen Gebietes unversehrt bleibt. Das ist ein wesentliches Stück der Demokratie, dieser notwendigen Basis für den Kampf und Sieg des Proletariats.“ (a.a.O., S.4.)

Wie besteht denn aber in solchem Falle die Sache mit der österreichischen Sozialdemokratie? Muss sie auch ihre ganze Energie einsetzen für die Erhaltung der nichtnationalen und antinationalen Donaumonarchie? Und die deutsche Sozialdemokratie? Indem sie sich politisch mit ihrer Armee verquickt, fördert sie nicht nur die Aufrechterhaltung des Österreich- ungarischen nationalen Chaos, sondern erleichtert die Vernichtung der nationalen Einheitlichkeit Deutschlands selbst. Die nationale Einheit wird nicht nur von einer Niederlage, sondern auch von einem Siege bedroht. Vom Gesichtspunkt des europäischen Proletariats ist es gleicherweise schädlich, ob ein Teil französischen Territoriums zu Deutschland geschlagen wird, oder ein Teil deutscher Erde zu Frankreich. Endlich erscheint auch die Erhaltung des europäischen Status quo in keiner Weise als unser Programm; die politische Karte Europas ist mit der Spitze des Bajonetts gezeichnet, das an allen Grenzen über den lebendigen Körper der Nationen gegangen ist. Indem die Sozialdemokratie ihre nationalen (oder antinationalen) Regierungen mit ihrer Energie unterstützt, überlässt sie wiederum der Macht und Einsicht des Bajonetts die Korrektur der Karte Europas. Indem sie die Internationale in Teile zerreißt, vernichtet die Sozialdemokratie die einzige Macht, welche imstande ist, der Tätigkeit des Bajonetts ihr Programm der nationalen Unabhängigkeit und Demokratie entgegenzustellen und in kleinerem oder größerem Grade dieses Programm zu verwirklichen, unabhängig davon, welches der nationalen Bajonette vom Siege gekrönt sein wird.

Die alte Erfahrung wird neuerdings bestätigt: wenn die Sozialdemokratie ihre nationalen über ihre Klassenaufgaben stellt, so begeht sie das größte Verbrechen nicht nur gegen den Sozialismus, sondern auch gegen das richtig und weit verstandene Interesse der Nation.

 


Zuletzt aktualiziert am 13.3.2001