Leo Trotzki

 

Wohin geht Frankreich?

 

Verzeichnis

 

Alphons XIII. (1886-1941): König von Spanien, durch die Revolution 1931 gestürzt.

Austromarxismus: Spielart des Zentrismus, deren führende Vertreter der österreichischen Sozialdemokratie angehörten.

Azaña y Dias, Manuel (1880-1940): Bürgerlicher Republikaner, Ministerpräsident der spanischen Koalitionsregierungen von 1931 und 1936, ab Mai 1936 Präsident, durch Francos Sieg im Bürgerkrieg 1936-39 vertrieben.

Barthou, Louis (1862-1934): 1894-1934 mehrfach Minister, bei einem Attentat auf den jugoslawischen König mitgetötet.

Bauer, Otto (1881-1938): Theoretiker des Austromarxismus.

Blum, Léon (1872-1950): gründete 1902 die Sozialistische Partei Frankreichs (SFIO) mit, nach deren Spaltung 1920 Vorsitzender, 1936-37 und 1946-47 Ministerpräsident der Volksfrontregierungen.

Bonapartismus: „Dank des relativen Gleichgewichts zwischen dem aggressiven Lager der Konterrevolution und dem defensiven Lager der Revolution, dank ihrer zeitweiligen, wechselseitigen Neutralisierung hat sich die Achse der Macht über die Klassen und ihre parlamentarische Vertretung erhoben. (...) Die Regierung erscheint nicht mehr als Exekutivorgan der Parlamentsmehrheit, sondern als Schiedsrichter zwischen den beiden kämpfenden Lagern.
Eine Regierung, die sich über die Nation erhebt, hängt aber nicht in der Luft. Die wirkliche Achse der gegenwärtigen Regierung [in Frankreich] läuft durch die Polizei, die Bürokratie und die Militärclique. Wir haben eine militärisch-polizeiliche Diktatur vor uns, kaum verhüllt durch Dekorationen des Parlamentarismus. Aber eine Regierung des Säbels als Schiedsrichter der Nation ist – Bonapartismus.
Der Säbel hat kein selbständiges Programm. Er ist das Instrument der „Ordnung“. Er ist berufen, zu sichern, was besteht. Wie sein Vorgänger, der Cäsarismus, repräsentiert darum der Bonapartismus, der sich politisch über den Klassen erhebt, im sozialen Sinne immer und jederzeit die Regierung der stärksten und mächtigsten Gruppe der Ausbeuter; folglich kann der heutige Bonapartismus nichts anderes sein als die Regierung des Finanzkapitals, das die Spitzen der Bürokratie, der Polizei, der Offizierskaste und der Presse steuert, inspiriert und korrumpiert.“ (Trotzki, Bonapartismus und Faschismus, 15. Juli 1934, in Schriften über Deutschland, Band 2, Frankfurt am Main 1971, S.677-685, hier S.679f.)

Boulanger, Georges Ernest Jean Marie (1837-91): General, führte in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bewegung für eine Diktatur, die scheiterte.

Briand, Aristide (1862-1932): erst Sozalist, dann bürgerlicher Politiker, mehrfach Minister und Ministerpräsident.

Brüning, Heinrich (1885-?): katholisches Zentrum, 1930-32 Reichskanzler, halbbonapartistisches Regime, gestützt auf Notverordnungen.

Bucharin, Nikolai Iwanowitsch (1889-1938): 1906 Bolschewik, 1917 im Zentralkomitee, seit Anfang der zwanziger Jahre auf dem rechten Flügel, 1926-29 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Komintern, von Stalin hingerichtet.

Bürokratischer Zentrismus: „Die herrschende und unkontrollierte Stellung der Sowjetbürokratie züchtet eine Psychologie hoch, die in vielem der Psychologie des proletarischen Revolutionärs direkt entgegengesetzt ist. Die Bürokratie stellt ihre Berechnungen und Kombinationen in der inneren und der internationalen Politik höher als die Aufgaben der revolutionären Massenerziehung und praktiziert sie ohne jede Verbindung mit den Aufgaben der internationalen Revolution. (...) Warum aber ist die Stalinfraktion auf der Linie des nationalen Opportunismus nicht bis zum Ende gegangen? Darum, weil sie die Bürokratie eines Arbeiterstaates ist. Beschirmt die internationale Sozialdemokratie die Grundlagen der bürgerlichen Herrschaft, so ist die Sowjetbürokratie, solange sie keinen Staatsstreich durchgeführt hat, gezwungen sich den durch die Oktoberrevolution gelegten sozialen Grundlagen anzupassen. Daher der Doppelcharakter von Psychologie und Politik der Stalinschen Bürokratie. Zentrismus, aber der Zentrismus auf dem Fundament des Arbeiterstaates, ist der einzige mögliche Ausdruck dieses Doppelcharakters. (...) Die Schwankungen dieses bürokratischen Zentrismus haben, entsprechend seiner Macht, seinen Hilfsquellen und den Widersprüchen in seiner Lage ein ganz unerhörtes Ausmaß erreicht.“ (Trotzki, Was nun, a.a.O., S.260f.)

Cachin, Marcel (1869-1958): vor Erstem Weltkrieg auf linkem Flügel der SFIO, im Krieg Kriegstreiber, 1920 für Beitritt der SFIO zur Komintern, bald Erfüllungsgehilfe der stalinistischen Bürokratie.

Camelot de Roi: Aktivist der reaktionären „Action Française“ bzw. Verkäufer deren Zeitung.

CGT (Confédération Generale du Travail): reformistisch Gewerkschaftsdachverband, nach dem Zweiten Weltkrieg stalinistisch dominiert.

CGTU (Confédération Generale du Travail Unitaire): linke Abspaltung der CGT von 1921, März 1936 wiedervereinigt.

Chautemps, Camille (1885-1963); mehrfach französischer Ministerpräsident, trat einmal wegen der Stawisky-Affäre zurück.

Chiappe, Jean (1876-1940): 1927-34 Polizeipräfekt, seine Entlassung war der Anlass für den faschistischen Putschversuch vom 6. Februar 1934.

Citrine, Walter, seit 1946 Baron Citrine of Wembley (1887-1983) britischer Gewerkschaftsführer 1926-46, würgte Generalstreik 1926 ab, ab 1947 Manager verstaatlichter Industrien.

Comité des Forges (1864-1940): einflussreicher Unternehmerverband der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie.

Croix de feu: Veteranenverband, 1927 gegründet, finanziert vom Parfümhersteller und Zeitungszar (Le Figaro u.a.) François Coty, 1931 wurde de La Rocque Präsident, 1934 150.000 Mitglieder 1936 aufgelöst.

Daladier, Edouard (1884-1970): Politiker der bürgerlichen Radikalen Partei, unterdrückte als Ministerpräsident 1938 einen Generalstreik und unterzeichnete das Münchner Abkommen mit Hitler.

Dan, Theodor (1871-1947): Führender rechter Menschewik, 1922 aus Sowjetunion ausgewiesen.

Déat, Maurice (1894-1955): SFIO, Generalsekretär der 1933 abgespaltenen Neosozialisten, Minister der Volksfront und Unterstützer der Vichy-Kollaborateursregierung, nach Deutschland und Italien geflohen, nach der „Befreiung“ in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

De Man, Hendrik (1885-1953): Professor, Mitglied der belgischen Arbeiterpartei, 1935-40 Minister, wurde der Kollaboration mit den Nazis während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg beschuldigt.

Dimitroff, Georgi (1882-1949): Kominternfunktionär, von den Nazis im Reichstagsbrandprozess angeklagt.

Dollfuß, Engelbert (1892-1934): Mai 1932 österreichischer Bundeskanzler, errichtete nach der Niederschlagung des Arbeiteraufstandes Februar 1934 eine faschistische Diktatur, wurde von Nazis ermordet, die den Anschluss an Deutschland wollten.

Doriot, Jacques (1889-1945): 1923 Generalsekretär der Kommunistischen Jugend Frankreichs, geriet 1934 in Opposition zur KPF wegen der Ablehnung einer Arbeitereinheitsfront gegen die Faschisten, gründete 1936 eine faschistische Partei, arbeitete 1940-44 mit der Nazibesatzung Frankreichs zusammen.

Doumergue, Gaston (1863-1937): 1924-31 französischer Präsident, versuchte 1934, ein bonapartistisches Regime zu errichten.

Dritte Internationale: siehe Komintern.

Duclos, Jacques (1896-1975), ab 1926 im Zentralkomitee, 1933-1964 im Sekretariat der Kommunistischen Partei Frankreichs.

Faure, Paul (1878-1960): Generalsekretär der SFIO, 1940 für die Vichy-Regierung.

Flandin, Pierre-Etienne (1889-1958), Führer der Republikanischen Linken, längere Zeit Innenminister, 1934-35 6 Monate Ministerpräsident, 1940 für Vichy-Regierung.

Frossard, Louis-Olivier (1889-1946): 1918 Generalsekretär der SFIO, 1920-22 der Kommunistischen Partei Frankreichs, 1923 Rückkehr zur SFIO, stand in dreißigern auf ihrem rechtem Flügel, 1940 Mitglied in der mit den Nazis zusammenarbeitenden Vichy-Regierung .

Gil Robles Quiñones, José Maria (1898-1980): Führer der faschistischen CEDA in Spanien, die 1934-36 an der Regierung beteiligt war.

Grumbach, Salomon (1884-1952): gehörte zum rechten Flügel der SFIO.

Guesde, Jules (1845-1922): Begründer des französischen Marxismus, lief im Ersten Weltkrieg zum Imperialismus über.

Herriot, Edouard (1872-1957): seit 1919 Führer der bürgerlichen Radikalen Partei.

Hilferding, Rudolf (1877-1942): sozialdemokratischer Wirtschaftsexperte, 1923 und 1928-29 deutscher Finanzminister, 1933 nach Frankreich emigriert, von Vichy-Regierung an Nazis ausgeliefert und ermordet.

ILP (Independent Labour Party, Unabhängige Arbeiterpartei): 1893 gegründet, nahm an Gründung der Labour Party 1900 teil, verließ sie 1932 und kehrte 1939 wieder zu ihr zurück.

Jeunesses Patriotes: paramilitärische Organisation, vor allem aus klerikalen und extrem nationalistischen Studenten.

Jouhaux, Léon (1870-1954): Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbandes CGT 1909-40 und 1945-47, erhielt 1951 für seinen jahrzehntelangen Kampf gegen den linken Flügel der Arbeiterbewegung den Friedensnobelpreis.

Kamenjew (Rosenfeld), Lew Borisowitsch (1883-1936) Bolschewik, 1922-24 Geheimfraktion mit Stalin und Sinowjew gegen Trotzki, 1925-27 in Opposition zu Stalin, 1936 nach Schauprozeß hingerichtet.

Kautsky, Karl (1854-1938): galt vor dem Ersten Weltkrieg als Cheftheoretiker des internationalen Marxismus, bekämpfte aber ab 1910 den marxistischen Flügel der SPD um Rosa Luxemburg. Von Kautskys Flügel in der SPD („marxistisches Zentrum“ zwischen Bernsteins Revisionismus und Rosa Luxemburgs „Radikalismus“, in Worten revolutionär und marxistisch, in Taten reformistisch) leitet sich der Begriff Zentrismus ab..

Kerenski, Alexander Fjodorowitsch (1882-1970): Mitglied der kleinbürgerlichen Partei der Sozialrevolutionäre in Russland, März 1917 als einziger nichtbürgerlicher Minister in provisorischer Regierung, Mai Kriegsminister, Juli Ministerpräsident, durch Oktoberrevolution vertrieben.

Komintern (Kommunistische Internationale): gegründet 1919 von Lenin und Trotzki, arbeitete auf den ersten Kongressen die Grundlagen revolutionär-marxistischer Politik im Zeitalter des Imperialismus aus, wurde dann zunehmend zum Instrument der stalinistischen Außenpolitik, schwankte zwischen ultralinker (1924f., 1928-33) und opportunistischer (1925-28, ab 1934) Politik, 1943 aufgelöst.

Kun, Bela (1886-1939): Gründer der Kommunistischen Partei Ungarns und der Räterepublik 1919, Emigration in die Sowjetunion, stalinistischer Kominternfunktionär, 1939 hingerichtet.

Lacoste, Robert (1898-?): SFIO, in der Nachkriegszeit Minister.

Lafargue, Paul (1842-1911): zusammen mit Jules Guesde Begründer des französischen Marxismus, Schwiegersohn von Marx.

La Rocque, Casimir Graf de (1886-1946): französischer Faschistenführer, kämpfte 1920 für polnische Kapitalisten gegen russische Revolution, 1924 in Nordafrika für französische Kolonialherrschaft, baute Veteranenverband Croix de feu zur faschistischen Massen-Vorfeldorganisation aus.

Laval, Pierre (1883-1945): in seiner Jugend Sozialist, dann konservativer Politiker, 1935-36 Ministerpräsident, wegen Zusammenarbeit mit den Nazis hingerichtet.

La Vérité: Zeitung der französischen Trotzkisten 1929-36.

Le Populaire: Organ der SFIO.

Lerroux y Garcia, Alejando (1964-1949): seit 1901 mehrfach Abgeordneter der Republikanischen Partei in Spanien, mehrfach Minister und Ministerpräsident.

L’Humanité: bis 1920 einflussreichste Zeitung der SFIO, dann Zentralorgan der Kommunistischen Partei.

Litwinow, Maxim (1876-1952): Bolschewist, dann Stalinist, 1930-38 sowjetischer Volkskommissar für Äußeres (= Außenminister)

Longuet, Jean (1876-1938): führte 1915 die pazifistische Minderheit in der SFIO, lehnte aber 1920 den Beitritt zur Kommunistischen Internationale ab, Enkel von Marx.

Losowski, S.A. (1878-1952?): Bolschewist, dann Stalinist, 1921-37 Generalsekretär der Revolutionären Gewerkschaftsinternationale.

MacDonald, James Ramsay (1866-1937): 1894 Mitglied der Independent Labour Party, 1900 Mitbegründer der Labour Party, 1924 und 1929 Premierminister, ab 1931 Allparteienregierung, weshalb die ILP aus der Labour Party austrat.

Manuilski, Dimitri Z. (1883-1959): schloss sich 1917 mit Trotzkis Gruppe den Bolschewiki an, später Stalinist, 1929-34 1. Sekretär der Komintern.

Marin, Louis (1871-1960): 1924-40 mehrfach Minister.

Marty, André (1886-1956): organisierte die Meuterei in der französischen Schwarzmeerflotte, um eine Intervention gegen Sowjetrussland zu verhindern. Danach in der französischen KP und der Komintern Funktionen, 1952 ausgeschlossen.

Marquet, Adrien (1884-1955): SFIO, Neosozialist, Minister unter Doumergue und in der Vichy-Regierung, nach „Befreiung“ verhaftet.

Millerand, Alexandre (1859-1934): 1885 Radikaler, dann Sozialist, 1899 erster „sozialistischer“ Minister, dann Minister in rechten Regierungen, für Krieg gegen Sowjetrussland, 1920-24 Präsident nach Wahl gemäßigter bürgerlicher Regierung („Linkskartell“) zum Rücktritt gezwungen..

Mitterand, François (1916-1996): Für die linksbürgerliche UDSR mehrfach Minister 1965 Präsidentschaftskandidat, Chef der 1971 aus SFIO und anderen Gruppen gegründeten neuen Parti Socialiste (Sozialistische Partei), 1981-95 Staatspräsident.

Moch, Jules (1893-??): 1928 SFIO-Abeordneter, 1938, 1945-51, wiederholt Minister, 1958 Innenminister, unter de Gaulle französischer Vertreter in internationalen Gremien.

Mollet, Guy (1905-1975): 1923 SFIO, seit 1946 mehrfach Minister, 1956-57 Ministerpräsident, 1958-59 Staatsminister unter de Gaulle.

Monmousseau, Gaston (1883-1960): ab 1925 in Kommunistischer Partei, Chef des linken französischen CGTU-Gewerkschaftsdachverbandes, ab 1935 (mit Jouhaux) der wiedervereinigten CGT.

Müller, Hermann (1876-1931): SPD-Politiker, 1920 und 1928-30 Reichskanzler.

Negus: Titel der äthiopischen (abessinischen) Kaiser bis zur Abschaffung der Monarchie durch die Revolution 1974.

Neos, Neo-Sozialisten: Rechter Flügel der SFIO, spaltete sich 1933 ab.

Oustric, Albert: Bankier, dessen Spekulationen 1930 zu einem Bankkrach führten, mehrere hohe Regierungsbeamte waren in den Skandal verwickelt.

Papen, Franz von (1879-): Juni bis Dezember 1932 bonapartistische Regierung in Deutschland, dann Steigbügelhalter und Vizekanzler Hitlers.

Paul-Boncour, Joseph (1873-1972): bis 1931 SFIO-Mitglied, Volksfrontminister, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder SFIO.

Pétain, Philippe (1856-1951): 1925 General in Nordafrika, 1934-36 Minister, 1939 Botschafter in Rom, 1940 Chef der bonapartistischen Marionettenregierung der Nazis in Vichy.

Pflimlin, Pierre (1907-): 1945 MRP-Abgeordneter, 1956 Vorsitzender, vor de Gaulles Putsch Ministerpräsient, danach Staatsminister.

Pivert, Marceau (1895-1958): seit 1924 in SFIO, in den dreißiger Jahren Chef der Seine-Föderation der SFIO, gründete 1935 die Revolutionäre Linke, war 1936 Minister der Volksfrontregierung, trat 1938 aus der SFIO aus und gründete die PSOP (Sozialistische Arbeiter- und Bauernpartei), 1946 kehrte er in die SFIO zurück und war bis 1950 wieder Chef der Seine-Föderation.

Prätorianer: In der Antike persönliche Schutzgarden römischer Feldherren und Kaiser.

Racamond, Julien (1885-1960): Sekretär der CGTU, nach der Fusion mit CGT dort, auch PCF-Mitglied.

Renaudel, Pierre (1871-1935): rechter SFIO-Flügel, 1933 ausgeschlossen.

Revolutionäre Linke (Gauche Revolutionaire): Oppositionsgruppe in der SFIO um Pivert.

Röhm, Ernst (1887-1934): Begründer und Stabschef der Sturmabteilungen (SA) der Nazis, 30.6.1934 auf Befehl Hitlers erschossen.

Rykow, A. (1881-1938): alter Bolschewik, unterstützte Stalin gegen Trotzki, dann rechte Opposition, nach Stalins 3. Schauprozess hingerichtet.

Salan, Raoul (1899-1984): französischer General, Oberkommandierender in Indochina bis 1954, 1956-Dezember 1958 in Algerien, beteiligt am Putsch für de Gaulle im Mai 1958, ab 1959 Militärgouverneur von Paris, wegen Putschversuch gegen de Gaulle in Algerien vom 22.4.1961 (weil der die Unmöglichkeit der Fortsetzung der Kolonialherrschaft eingesehen hatte) in Abwesenheit zum Tode verurteilt, von Algerien ausgeliefert, zu Gefängnis begnadigt, 1968 amnestiert, 1982 (also unter der SP-KP-Regierung) rehabilitiert.

Salengro, Roger (1890-1936): Innenminister der Volksfrontregierung.

SAP (Sozialistiche Arbeiterpartei): linke Abspaltung von der SPD 1931, trat 1933 vorübergehend für eine Vierte Internationale ein, ging dann wieder nach rechts, unterstützte unter anderem Volksfrontpolitik.

Scheidemann, Philipp (1865-1939): SPD-Politiker, versuchte November 1918, Revolution zu vereinnahmen, 1919 Regierungschef, 1933 emigriert.

Schleicher, Kurt von (1882-1934): General, Dezember 1932-Januar 1933 deutscher Reichskanzler.

Schneider: Konzern der Maschinenbau- und Rüstungsindustrie.

SFIO (Section Française de l’Internationale Ouvrière, Französische Sektion der Arbeiterinternationale): so hieß die Sozialistische Partei Frankreichs bis 1971. 1920 hatte sich die Mehrheit abgespalten und die Kommunistische Partei Frankreichs gebildet.

Sforza, Graf (1872-1952): 1920-21 italienischer Außenminister, nach Mussolinis Machtübernahme im französischen Exil.

Sinowjew (Radomyslski), Grigori Jewsejewitsch (1883-1936): Bolschewik, bis 1917 mit Lenin im Exil, 1919-1926 Vorsitzender der Kommunistischen Internationale, 1922-24 Geheimfraktion mit Stalin und Kamenjew gegen Trotzki, 1925-27 in Opposition zu Stalin, 1936 nach Schauprozess hingerichtet.

Stalin (Dschugaschwili), Josef Wissarionowitsch (1879-1953): Bolschewik, 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Geheimfraktion mit Sinowjew und Kamenjew gegen Trotzki, Oktober 1924 Doktrin vom „Sozialismus in einem Land“, 1925-28 Bündnis mit Bucharin, Zugeständnisse an Kapitalisten, 1928 Kurswechsel: überstürzte Kollektivierung der Landwirtschaft und Industrialisierung, ab 1936 Ausrottung der alten Bolschewiki, 1941 brachte Stalins Vertrauensseligkeit gegenüber Hitler die Sowjetunion an den Rand der Katastrophe, im Krieg russischer Nationalismus geschürt, 1953 während Vorbereitung einer neuen Terrorkampagne gestorben.

Stawisky, Sergej Alexander: Finanzier, starb Januar 1934 unter mysteriösen Umständen, was zu einiger Unruhe führte.

Tardieu, André (1976-1945): rechter Politiker, 1929-32 zentrale Rolle.

Thälmann, Ernst (1866-1944): Seit Mitte der zwanziger Jahre an der Spitze der KPD, setzte Stalins ultralinke Politik („Sozialfaschismus“ etc.) um, von den Nazis 1933 ins KZ Buchenwald gebracht und dort 1944 ermordet.

Thorez, Maurice (1900-1964): Bergarbeiter, wurde Anfang der dreißiger Jahre Generalsekretär der französischen KP, nach dem Zweiten Weltkrieg Minister unter de Gaulle.

Tillon, Charles (1898-1993): Teilnehmer der Meuterei der französischen Schwarzmeerflotte 1919, Mitglied der CGTU und Kommunistischen Partei, Spanien- und Widerstandskämpfer, 1945-52 im Politbüro der KP, 1952 zusammen mit Marty ausgeschlossen, 1957 wieder aufgenommen, 1970 wieder ausgeschlossen wegen Kritik am Einmarsch in der Tschechoslowakei.

Vaillant-Couturier, Raoul (1892-1937): Redakteur von L’Humanité.

Vandervelde, Emile (1866-1938): seit 1885 in der Arbeiterpartei Belgiens, jahrelang Vorsitzender der Zweiten Internationale und Minister in Koalitionsregierungen mit Bürgerlichen.

Viviani, René (1863-1925): 1893-1902 sozialistischer, 1906-1922 unabhängiger Abgeordneter, im Ersten Weltkrieg Minister.

Volksfront: Nachdem die Komintern bis 1934 das Bündnis mit anderen Arbeiterorganisationen („Einheitsfront“) abgelehnt hatte, drängte sie ab 1935 darauf, auch bürgerliche Parteien in Bündnisse einzubeziehen:
“Die Volksfronttheoretiker gehen im wesentlichen über die Anfangsgründe der Arithmetik, nämlich die Addition, nicht hinaus: Die Summe von „Kommunisten“, Sozialisten, Anarchisten und Liberalen ist größer als jeder Teil für sich. Das ist die ganze Weisheit. Allein, die Arithmetik reicht in diesem Fall nicht aus. Es bedarf mindestens der Mechanik: das Gesetz des Parallelogramms der Kräfte ist auch in der Politik gültig. Die Resultante pflegt bekanntlich um so kürzer zu sein, je stärker die zusammenwirkenden Kräfte unter sich auseinanderstreben. Ziehen die politischen Verbündeten nach entgegengesetzten Richtungen, so kann die Resultante gleich Null sein.
Ein Block verschiedener politischer Gruppen der Arbeiterklasse pflegt zur Lösung gemeinsamer praktischer Aufgaben ganz unerlässlich zu sein. Unter gewissen historischen Umständen ist ein solcher Block imstande, auf die unterdrückten kleinbürgerlichen Massen, deren Interessen denen des Proletariats verwandt sind, anziehend zu wirken. Die Gesamtheit eines derartigen Blocks kann viel größer sein als die Kraft jedes seiner Bestandteile. Hingegen ist ein politisches Bündnis des Proletariats mit der Bourgeoisie, deren Interessen in der heutigen Epoche in den Grundfragen um 180 Grad auseinanderklaffen, in der Regel nur imstande, die revolutionäre Kraft des Proletariats zu lähmen.“ (Trotzki, Die spanische Lehre: Eine letzte Warnung (17. Dezember 1937), in: ders.: Revolution und Bürgerkrieg in Spanien, a.a.O., S.295-312, hier S.296f.)

Wendel, de: einer der mächtigsten Konzerne der französischen Eisen- und Stahlindustrie.

Weygand, M. (1867-1965): französischer General.

Zentrismus: „Formal und deskriptiv kann man sagen, dass der Zentrismus alle jene Strömungen im Proletariat und an dessen Peripherie umfasst, die sich zwischen Reformismus und Marxismus ausbreiten und zumeist verschiedene Entwicklungsetappen auf dem Wege vom Reformismus zum Marxismus und umgekehrt repräsentieren. Marxismus wie Reformismus haben festen sozialen Boden unter den Füßen. Der Marxismus drückt die historischen Interessen des Proletariats aus. Der Reformismus entspricht der privilegierten Stellung der proletarischen Bürokratie und Aristokratie im kapitalistischen Staat. Der Zentrismus, den wir aus der Vergangenheit kannten [im Unterschied zum bürokratischen Zentrismus] hatte keine selbständige soziale Basis und konnte keine haben.“ (Trotzki, Was nun, a.a.O., S.255f.)

Zweite Internationale: 1889 gegründeter Zusammenschluss sozialdemokratischer Parteien, die ersten Jahre unter maßgeblicher Beteiligung von Friedrich Engels. In den folgenden Jahren bekamen reformistische und opportunistische Kräfte in den meisten Mitgliedsparteien die Oberhand. 1914 unterstützten fast alle ihre jeweilige Regierung. Die Internationale zerfiel, wurde aber Anfang der zwanziger Jahre wiederbelebt.

Zyromsky, Jean (1890-1975) Chef des Linken Flügels der SFIO um die Zeitschrift Bataille Socialiste (1927-40), 1945 zur Kommunistischern Partei übergewechselt.

 


Zuletzt aktualiziert am 22.7.2008.