Eduard Bernstein

 

Zur Frage des ehernen Lohngesetzes

IV. Die Lohnfondstheorie


Diese Version: Eduard Bernstein: Zur Theorie und Geschichte des Socialismus: Gesammelte Abhandlungen, Bd.1, Berlin 1904, S.18-40.
Transkription/HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


1. Die Lohnfondstheorieen der classischen Ökonomie


Ursprünglich: Neue Zeit, IX. Jg 1. Bd, Nr.12, 1890-91, S.369-375.


Um nicht weiter zurückzugehen, so finden wir die Lohnfondstheorie bei Adam Smith, wie folgt, auseinandergesetzt:

„Die Nachfrage nach Lohnarbeitern kann offenbar nur im Verhältnis zur Zunahme der Fonds wachsen, welche zur Lohnzahlung bestimmt sind.“ [1]

„Diese Fonds,“ setzt Ad. Smith hinzu, „sind von zweierlei Art; sie bestehen erstens aus dem Einkommen (revenue), welches die Kosten des notwendigen Unterhalts, und zweitens aus dem Capital (stock), welches die Auslagen für die Beschäftigung ihrer Meister übersteigt.“

Er erläutert das zunächst an dem Beispiel eines „Gutsbesitzers, Rentners oder Geldmanns“, der, wenn der Überschuss seines Einkommens über das zum Unterhalt seiner Familie Erforderliche wächst, seine Dienstboten (!) vermehrt, und lässt diesem ersten Beispiel das eines „unabhängigen Handwerkers“ folgen – „etwa ein Weber oder ein Schuhmacher“ – der „mehr Capital erworben hat, als er zum Kauf der für seine eigene Arbeit erforderlichen Materialien und zu seinem Unterhalte bis zum Verkauf des Products braucht“, und von dem Überschuss „einen oder mehrere Gesellen beschäftigt, um aus ihrer Arbeit Gewinn zu ziehen“. Nimmt dieser Überschuss zu, so „wird er natürlich auch die Zahl seiner Gesellen vermehren. Die Nachfrage nach Lohnarbeitern wächst also notwendig mit der Zunahme des Einkommens und Capitals eines Landes und kann unmöglich auch ohne dies wachsen“. [2]

Was hier auf den ersten Blick auffällt, ist die Natur der gewählten Beispiele. Beide entsprechen einer Productionsepoche, die noch hinter die Manufactur zurückreicht. Die Gleichstellung von Arbeitern und Dienstboten sowohl, wie das Bild des Handwerksmeisters, der selbst arbeitet und nebenbei noch, nach Massgabe seines „Capitals“, Gesellen beschäftigt, gehören der Feudalzeit an, und wenn sich zu Adam Smith’ Zeiten gerade in Schottland noch massenhaft Typen dafür in der Praxis vorfanden, so stand diesen Resten einer absterbenden Productionsweise als Typus der damals modernen Production die Manufactur gegenüber, in der nicht mehr der Meister den Gesellen, sondern der Capitalist, für gewöhnlich ein Kaufmann, Meister und Gesellen beschäftigt, „um aus ihrer Arbeit Gewinn zu ziehen“. Die Werkstatt weicht der Fabrik, und aus dem zum Hauspersonal des Meisters gehörenden Gesellen wird der moderne, in jeder Hinsicht „freie“ Proletarier. Dieser Process vollzieht sich vor Adam Smith’ Augen; ohne seine Nachteile sich zu verheimlichen, begrüsst Smith ihn als einen gesellschaftlichen Fortschritt; er polemisiert gegen die Zunftvorschriften, die ihn aufhalten, und verherrlicht die ökonomischen Vorteile der durch die Manufactur bewirkten Arbeitsteilung. Um so charakteristischer, dass er als classisches Beispiel für die Lohnfondstheorie das pfahlbürgerliche Handwerk wählt.

Indes ist dieser Rückfall – bekanntlich nicht der einzige bei Adam Smith – keineswegs bei ihm allein zu constatieren. Überall, wo Ökonomen auf die Lohnfondstheorie – die von nun an auf lange hinaus zum Dogma wird – zurückgreifen, vergessen sie alle Lobgesänge auf die unablässigen Fortschritte im Maschinenwesen, die sie noch soeben angestimmt, und unterstellen als Normalzustand der modernen Gesellschaft, wenn nicht das absolute Mittelalter, so doch mindestens das in der Manufactur stecken gebliebene China. „In unseren altgewurzelten Gesellschaften“, schreibt 1821 Destutt de Tracy, „ist der Fonds, aus dem der Lohn bestritten wird ... eine beinahe constante Grösse.“ [3]

Und Ricardo: „Aber in beiden Fällen“ – nämlich, sowohl wenn mit der Vermehrung des Capitals [4] sein Tauschwert steigt, als auch wenn derselbe stabil bleibt oder sinkt – „wird der Marktsatz des Arbeitslohnes steigen, denn mit der Zunahme des Capitals wächst im gleichen Verhältnis die Nachfrage nach Arbeit“. [5]

Und das schreibt Ricardo, nachdem er soeben davon gesprochen, dass das Capital der Menge nach zunehmen, aber sein Tauschwert gleichzeitig fallen könne, da „der Zusatz mit Hilfe von Maschinerie, ohne eine Vermehrung, ja sogar bei einer Verminderung der zu seiner Herstellung bisher erforderlichen Arbeitsmenge verfertigt worden sein kann“.

Ferner John Stuart Mill:

„Der Arbeitslohn kann nur durch eine Vermehrung des zur Mietung von Arbeitern angewendeten Gesamtfonds oder durch eine Verminderung der Zahl der Arbeiter steigen; sowie andererseits nur durch eine Verminderung des zur Bezahlung von Arbeit bestimmten Fonds oder durch eine Zunahme der Zahl der zu bezahlenden Arbeiter sinken.“ [6]

Um auch einen deutschen Ökonomen zu nennen, so sei hier der alte Rau citiert:

„Der Begehr“ – nämlich nach Arbeitern – „wenigstens in den hervorbringenden Gewerben, richtet sich nach der den Unternehmern sich darbietenden Gelegenheit, Arbeit auf einträgliche Weise anzuwenden, und nach dem hierzu verfügbaren Capital ... Ist die Volksmenge gegen jenen Teil des Capitales sehr gross, so kann aus demselben vielleicht nur ein Theil der Arbeiter beschäftigt, in jedem Falle aber nur ein sehr niedriger Lohn gegeben werden, der kaum noch den nötigenUnterhalt gewährt.“ [7]

Diese Theorie oder, wie Marx es nennt, dieses Dogma der classischen Ökonomie, ist schon verhältnismässig früh bekämpft worden, namentlich von seiten der englischen Socialisten in den ersten Decennien dieses Jahrhunderts und ihren festländischen Nachfolgern. Aber die Widerlegung beschränkt sich überall in der Hauptsache auf den Nachweis, dass nicht das in den Händen der Unternehmer befindliche Geld- oder Warencapital, sondern das gesamte, im beständigen Emeuerungsprocess befindliche gesellschaftliche Einkommen es sei, aus dem der Lohn der Arbeiter bestritten wird, derselbe also nicht, wie dies unter der Herrschaft des capitalistischen Eigentums der Fall, in der Menge des erstem seine natürliche Grenze finde. Sie kritisieren das Dogma vom Standpunct ihrer socialistischen Auffassung der Gesellschaft, untersuchen aber nicht, inwiefern es für die bestehende capitalistische Gesellschaft Geltung hat.

„Die Masse des wirklich accumulierten Reichtums, nach seiner Grösse betrachtet, ... ist so durchaus unbedeutend im Vergleich mit den Productivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civilisationsstufe sei; oder auch nur im Vergleich zu der wirklichen Consumtion dieser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre; so unbedeutend, dass die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politischen Ökonomen gerichtet sein sollte auf die Productivkräfte und ihre künftige freie Entfaltung und nicht auf den blossen accumulierten Reichtum, der das Auge frappiert ... Es wird wenig bedacht, von den meisten nicht einmal vermutet, in einem wie äusserst kleinen Verhältnis, sei es nach Masse oder Wirtungskraft, die thatsächlichen Accumulationen stehen zu den menschlichen Productivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Consumtion einer einzigen Menschengeneration, während nur weniger Jahre ... Kraft des Besitzes dieses fixen, dauernden, nur langsam verzehrten Teils des öffentlichen Reichtums – des Bodens und der Rohstoffe, an denen, der Werkzeuge, mit denen gearbeitet wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach geben – kraft dieses Besitzes beherrschen die Eigentümer dieser Gegenstände zu ihrem eigenen Vorteil die jährlichen Productivkräfte aller wirklich productiven Arbeiter der Gesellschaft, so unbedeutend jene Gegenstände auch sein mögen im Verhältnis zu den stets wiederkehrenden Productionen dieser Arbeit ... Es ist ein ewiger Kreislauf von Production und Consumtion. In dieser ungeheueren Masse jährlicher Pro duction und Consumtion würde die Handvoll wirklicher Accumulation kaum entbehrt werden ... Die wirkliche Accumulation ist von durchaus secundärer Bedeutung und erhält auch diese Bedeutung fast ausschliesslich durch ihren Einfluss auf die Verteilung des Jahresproducts.“ [8]

„Ich unternehme es zu beweisen, dass diese Gewähr (nämlich, dass der Arbeiter während der Ausübung seines Berufs die Mittel zum Leben findet) sich aus einem allgemeinen Princip der Verfassung des Menschen ergiebt, und dass die Wirkungen, die man dem als circulierendes Capital bezeichneten Warenfonds zuschreibt, das Ergebnis gleichzeitig vorhandener (co-existing) Arbeit sind. Der Einzelcapitalist hat den Fonds, der zum Unterhalt der Arbeiter erforderlich ist, nicht vorrätig zur Hand, der Arbeiter hängt nicht vom accumulierten Capital ab und kann nicht von ihm abhängen ... Der Nutzen des fixen Capitals beruht nicht auf früherer, sondern auf der gegenwärtigen Arbeit, es bringt seinem Eigner nicht, weil es aufgehäuft ist, Profit, sondern weil es ein Mittel ist, Verfügung über Arbeit zu erlangen.“ [9]

Thompsons Buch erschien in erster Auflage im Jahre 1824, Hodgskins im Jahre 1825. Die Widerlegungen, welche die Lohnfondstheorie in den folgenden Jahrzehnten deutscherseits erfuhr – Hermann: Staatswirtschaftliche Untersuchungen, 1832, und Rodbertus: Zur Erklärung unserer staatswirtschaftlichen Zustände, 1842, – bewegen sich in der Hauptsache im gleichen Ideenkreise, wie die Ausführungen der beiden englischen Socialisten, und sind höchst wahrscheinlich von ihnen oder der an sie anknüpfenden Litteratur beeinflusst. Sie nehmen ihre Beweise aus dem Umlauf der Producte, der aber nur in allgemeinen Umrissen dargestellt wird, während die sich aus der Natur der capitalistischen Production für denselben ergebenden Folgerungen bezw. die bestimmenden Factoren entweder ganz unberücksichtigt bleiben oder hinweggefabelt werden.

Nach Hermann sind es die Consumenten, welche den Arbeitslohn bezahlen, während das Capital nur als „Frachtmittel“ dient; nach Rodbertus werden die Arbeiter „nicht aus dem Capital, aus einem bei Beginn der Arbeit schon vorhandenen Vorrat, sondern aus dem eigenen Product, oder, wenn dies nicht selbst in Unterhaltsmitteln besteht, infolge der Teilung der Arbeit und des Tausches, doch aus Unterhaltsmitteln gelohnt, die Product derselben Periode sind, für welche sie ihren Lohn empfangen“. [10]

Beide Widerlegungen leiden zunächst an demselben Fehler: sie nehmen die Gesellschaft als ein einheitliches Ganze imd abstrahieren von den Besonderheiten ihrer capitalistischen Organisation. Bei Rodbertus ist das erklärlich genug: wie an anderen Stellen seiner bemerkenswerten Schrift, so zielt er auch hier direct auf sein Arbeitsgeld los und springt daher, gerade wo er an dem Punct anlangt, auf den es ankommt, plötzlich von der Gesellschaft, wie sie ist, auf die Gesellschaft über, wie sie sein sollte. Dabei bekommt er es fertig, dem Satz, dass der Arbeiter seine Arbeit dem Capitalisten vorschiesst, eine Deutung zu geben, die den Arbeiter selbst als einen kleinen Capitalisten erscheinen lässt. Wenn es auch richtig ist, dass der Arbeiter erst nach bewirkter Arbeitsleistung ausgelohnt wird, so geschieht dies jedoch keineswegs in Terminen, die sich mit der Productionsperiode decken. Der Maschinenbauer, der Bauhandwerker etc. würden sich schönstenä dafür bedanken, erst nach der Productionsperiode ausgelohnt zu werden. Möglich, dass Rodbertus, der Landwirt war, hier den Landarbeiter aus der Zeit der Naturallöhnung vor Augen hatte, der nach der Ernte sein „Deputat“ erhielt. Er schreibt nämlich wörtlich:

„Allerdings ist auch im Zustande der Teilung der Arbeit, beim Beginn der Productionsperiode, für welche von dem Lohn der darin geschehenen Arbeit die Rede ist, ein Vorrat von Arbeitsmitteln vorhanden, näjnlich derjenige, von welchem der Arbeiter während seiner Arbeit lebt. Allein dieser Vorrat ist nicht ein solcher, aus dem er für die in Rede stehende Arbeit gelohnt wird. Er ist vielmehr schon als Verbrauchsvorrat in den Händen der Arbeiter vorhanden und stammt als Einkommen aus der vorangehenden Periode, für welche er zu seiner Zeit Lohn, aber ebenfalls nur als Anteil am Product, war. Dieser Vorrat ist demjenigen Vorrat analog, den der isoliert wirtschaftende Mensch besass, und der ebenfalls Einkommen, aber nicht Capital, zu nennen war“. [11]

Sowohl dieser Satz, als auch die Behauptung, auf die Rodbertus immer wieder zurückkommt, dass der Arbeiter seinen Lohn „immer nur gegen Producte derselben Zeit, für die er gelohnt wird, realisiert“, abstrahieren von allen Besonderheiten der modernen Productionsweise. Der „Vorrat“, den der Arbeiter am Beginn eines neuen Arbeitertermins (Woche, Doppelwoche, Monat) in Form des Lohnes in Händen hat [12], ist zwar die Bezahlung für die Arbeitsleistung des vorhergegangenen Arbeitstermins, realisiert sich aber keineswegs in Producten desselben, sondern in Producten einer bedeutend weiter zurückliegenden Epoche. Es ist gerade eines der charakteristischen Merkmale der capitalistischen Production, dass der Vorrat, auf den der Arbeiter während der Dauer der Productionsperiode oder der bis zur Realisierung seines Products verstreichenden Periode angewiesen ist [13], ihm als Vorrat zur Verfügung des Capitalisten, als Capital, entgegentritt. Da Rodbertus sich über diese Thatsache hinwegsetzt, verliert seine Auseinandersetzung für die vorliegende Frage jede praktische Bedeutung.

Dasselbe ist der Fall mit der Hermannschen Theorie. Auch hier wird das Problem dadurch gelöst, dass der Capitalist einfach escamotiert wird – leider nur auf dem Papier. Dass der Capitalist nicht für seinen Privatgebrauch, sondern für den Markt producieren lässt, dass also in letzter Instanz die Masse der Consumenten im Preis des fertigen Products auch den Preis der in demselben vergegenständlichten Arbeit bezahlen, ist unleugbar richtig, ändert aber nichts an der Thatsache, dass der Arbeiter seinen Lohn längst erhalten hat und erhalten haben muss, bevor das Product selbst an den Mann gebracht ist. Freilich, wenn sich die Sache überall so machte, wie die Hermannsche Theorie unterstellt, dass der Unternehmer, ehe er an die Production herantritt, mit dem Consumenten darüber verhandelt, was dieser ihm für das Product bietet, dann hätte der Hinweis auf den letzteren, als die für die Lohnhöhe entscheidende Instanz, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen Sinn und Verstand. Da dieser idyllische Zustand aber nur noch in ganz vereinzelten Industrieen besteht, im übrigen dagegen die Preisbestimmung nach ganz anderen Regeln erfolgt, so gehört eine merkwürdige Auffassung dazu, nüt Brentano noch heute dem Hermannschen Argument Allgemeingiltigkeit beilegen zu können. In der That bekommt es Brentano fertig, in seinem 1872 erschienenen Buche: Zur Kritik der englischen Gewerkvereine, zu erklären:

„Der wahre Gegenwert der Arbeit liegt also nicht im Capitale, sondern in dem, was die Consumenten entgegenbieten. Das, was ein Consument für eine Ware bietet, ist aber keineswegs ein unabänderlich feststehender Betrag. Dieser Betrag ist vielmehr verschieden je nach dem Grade, in dem der Consument einer gewissen Ware bedarf, und kann sich möglicherweise auf dessen ganzes Vermögen belaufen.“ [14]

Schade, dass Brentano nicht hinzufügt, wie die Arbeiter unter dem heutigen Wirtschaftssystem zu diesem wahren Jakob, dem „wahren Gegenwert“ ihrer Arbeit gelangen, den „die Consumenten entgegenbieten“.

Von englischen Widerlegungen der Lohnfondstheorie ist die Thorntonsche die bekannteste. Sie ist rein empirisch, eine Zusammenfassung der Erfahrungen der englischen Gewerkvereine. Thornton beruft sich darauf, dass der Unternehmer bei der Bezahlung der Arbeiter sich nicht danach richtet, wie viel er ihnen nach Massgabe seiner Mittel und Einnahmen zahlen kann, sondern danach, wie viel er ihnen nach Lage des Arbeitsmarktes zahlen muss; dass er keinen Fonds hat, von dem er sagt: das ist das alleräusserste, was ich für Löhne ausgeben kann, und darum werde ich es unter allen Umständen für Löhne ausgeben. Was für den einzelnen Unternehmer nicht besteht, bestehe aber auch nicht für die Gesamtheit der Unternehmer, folglich könne von keinem nationalen Lohnfonds die Rede sein, sondern sei auch für die Gesamtheit der Arbeiter die Summe ihres Einkommens keine absolut begrenzte, dieselbe vielmehr bis zu einem gewissen Grade der Ausdehnung fähig. Er zählt sechs Fälle auf, in denen es nach seiner Ansicht den Gewerkvereinen möglich sei, durch organisierte Action eine dauernde Lohnerhöhung zu Wege zu bringen, und zwar sei dies der Fall (ich citiere nach der deutschen Ausgabe):

  1. in einem Gewerbe, in welchem, zufolge einer Eigentümlichkeit seines Wesens, die Unternehmer thatsächlicb ein Monopol für ihren District besitzen;
  2. in einem Gewerbe, für dessen Betrieb das eine Land ausserordentUche Vorzüge vor den übrigen Ländern besitzt;
  3. in einem Gewerbe, bei dem die Nachfrage infolge des wachsenden Reichtums oder der zunehmenden Anzahl der Kunden zur Zeit in fortwährendem Steigen begriffen ist;
  4. in einem Gewerbe, in dem ohne Steigerung, vielleicht sogar bei einer beträchtlichen Herabsetzung der Preise, die durch verbesserte Maschinen und Arbeitsprocesse gehobene Productivität der Industrie den Arbeitgebern eine grössere Warenmenge zur Verfügung stellt und also ihren Bruttogewinn vermehrt;
  5. in sämtlichen Gewerben, falls die Lohnerhöhung in allen gleichzeitig und gleichmässig stattfindet; und
  6. in jedem Gewerbe, in dem die Geschäfte in so grossem Masstabe betrieben werden, dass dabei trotz eines niedrigen Procentsatzes ein grösserer Gewinn zu erzielen ist, als in anderen Gewerben bei einem hohen Procentsatze. [15]

Thornton behauptet in seinem 1869 erschienenen Buch, es unterliege „kaum irgend einem Zweifel, dass die Totalsumme des jährlichen Verdienstes der englischen Arbeiter, dank den Gewerkvereinen, gegenwärtig um volle 5 Millionen Pfund Sterling mehr beträgt, als es ohne sie betragen haben würde“. [16] Pro Kopf der, nach Thornton, daran beteiligten 2.600.000 erwachsenen männlichen Arbeiter eine Mehreinnahme von etwa 2 Pfund, gleich 40 Mark, pro Jahr.

Sieht man sich die Thorntonsche Zusammenstellung etwas genauer an, so wird man bei 1, 2 und 3 unschwer erkennen, dass sie die Fälle darstellen, in denen es möglich sein soll, eine Lohnerhöhung auf die Consumenten abzuwälzen, wo also die Hermannsche Theorie ihre Berechtigung hätte. Es käme zu ihnen eigentlich noch der fünfte Fall hinzu; dieser aber ist der einzige, in dem Thornton sich nicht auf erwiesene Thatsachen stützt – denn eine gleichzeitige und gleichmässige Lohnerhöhung in allen Gewerben hat es bisher noch nicht gegeben – und ist denn auch glücklich falsch, was bei der Abwesenheit jeder systematischen Untersuchung der Productionsverhältnisse in Thorntons Buch allerdings kein Wunder ist.

So bleibt z.B. bei der Formulierung der ersten drei Fälle die Frage der besonderen Natur der dort in Betracht kommenden Arbeiten ganz unerörtert, und doch liegt es auf der Hand, wie viel gerade von dieser Frage abhängt. Nehmen wir z.B. Fall 1. So richtig, es ist, dass in einer ganzen Reihe von Industrieen, in Bezug auf die derselbe zutrifft – z.B. in den Bauhandwerken, im Kundengeschäft der Bekleidungsund ähnlicher Industrieen – die Arbeiter im grossen und ganzen gegründete Aussicht haben, bei guter Organisation und günstigem Geschäftsgang Lohnerhöhungen durchzusetzen und aufrecht zu erhalten – so gilt doch diese Regel keineswegs unbedingt. Je mehr in diesen Industrieen die Teilung der Arbeit durchgeführt ist, um so mehr hören die Aussichten auf, für alle beteiligten Arbeiter die gleichen zu sein. Örtliche und selbst Welt-Monopolindustrieen, in denen Maschinen und Handlanger oder Frauen oder jugendliche Arbeiter die Hauptfactoren des Betriebes bilden, sind von dieser Regel bis jetzt noch so gut wie ausgeschlossen. Ausserdem bildet sich gerade in gewissen Monopolbetrieben oft eine solche Machtstellung der Unternehmer gegenüber den Arbeitern aus, dass diese auf dem Wege der blossen Coalition gar nichts vermögen, wenn ihnen nicht überhaupt jede Coalition bei Strafe des Hungertodes verboten ist.

Erst bei Fall 4 und 6 wird von Thornton die Art des Betriebes als wichtiger Factor im Kampf zwischen Capital und Arbeit gewürdigt, indes auch hier, und namentlich in Fall 6 nur in ganz vagen Umrissen. Dass die in beiden Paragraphen entwickelten Umstände solche sind, die den Arbeitern die Erkämpfung besserer Lohnbedingungen erleichtern, sagt die einfachste Überlegung und hat die Erfahrung oft genug bestätigt. Aber es kommt auch hier sehr auf die Natur des Betriebes und den Charakter der Arbeit an.

Zu welchem Unsinn die rein äusserliche Betrachtungsweise Thorntons führt, dafür nur ein Beispiel. Auf Seite 324 seines Buches sagt er wörtlich:

„Selbst in einem Lande, in dem der Handel in steigender Entwicklung begriffen ist, vermag der Unionismus unmöglich den Lohn in irgend einem besonderen Gewerbe zu erhöhen, ohne dass er die Nachfrage nach den Erzeugnissen anderer Gewerbe um den Aufschwung bringt, den diese sonst genommen haben wüiden, oder ohne dass er in gleichem Masse die Nachfrage nach Arbeitskräften in jenen anderen Gewerben benachteiligt.“</<P CLASS="fst">>

Danach sind es unter allen Umständen die alten Consumenten, welche die Lohnerhöhung zu bezahlen haben, während die Arbeiter, die sie errungen haben, den Mehrbetrag ihres Einkonmiens systematisch zu vergraben pflegen. Der Unternehmergewinn aber ist ein Noli me tangere, womit wir auf Umwegen wieder bei der soeben erst begrabenen Lohnfondstheorie angelangt wären. Welch fröhliche Auferstehung!
 

2. Die Lohnfondstheorie und die moderne Industrie


Ursprünglich: Neue Zeit, IX. Jg. 1. Bd, Nr.16, 1890-91, S.503-509.


Was ist nun aber wirklich an der Lohnfondstheorie? Ist sie richtig? Ist sie falsch? Oder, in welcher Hinsicht ist sie richtig, und in welcher Hinsicht ist sie falsch?

Die Widerlegungen, die wir bisher kennen gelernt, verschieben die Frage, statt sie zu beantworten. Dass der Arbeiter jedesmal den Lohn bekomme, den der Unternehmer zahlen kann, hat die classische Ökonomie nie behauptet. Was Thornton gegen diese Ansicht vorbringt, widerlegt bloss die im Interesse der Capitalisten vorgenommenen Auslegungen der Lehren der classischen Ökonomie, nicht diese selbst. Ricardo, der obendrein ausdrücklich betont, dass er bei seinen Betrachtungen immer nur von Gütern spricht, „auf deren Hervorbringung die Concurrenz ohne Einschränkung wirkt“, also die Frage des Arbeitslohns in Monopolindustrieen ganz beiseite lässt, Ricardo spricht zu Dutzenden von Malen von einem Steigen des Arbeitslohns auf Kosten des Profits. Er stellt es sogar als ein volkswirtschaftliches Axiom auf, dass das Steigen des Arbeitslohns den Preis derWaren nicht erhöht, dagegen „unvermeidlich den Profit verringert“, oder, wie er sich an einer anderen Stelle ausdrückt, „die Arbeitsanwender eines Teils ihres wirklichen Profits beraubt“. Wie gesagt, Thornton hat alles mögliche widerlegt, nur nicht die Lohnfondstheorie, wie sie dem Lohngesetz Ricardos zu Grunde liegt. Er hat in Bezug auf diese auch nicht einen Gedanken hervorgebracht, der sie in ihrem Grundgedanken erschütterte.

Das letztere kann man dagegen denjenigen nicht absprechen, die die Lohnfondstheorie mit Einwänden bekämpft haben, die sich auf die Consumenten als die wirklichen Lohnzahler beziehen. Ihr Gedankengang ist, wie aus dem obigen ersichtlich, dem Ricardos direct entgegensetzt. Es fragt sich nur, ob er uns in der Sache selbst einen Schritt weiter bringt.

Es ist das entschieden zu bestreiten. Schon Adam Smith spricht in dem eingangs des vorigen Capitels citierten Satz vom Einkommen und dem Capital als den Quellen des Lohnfonds, und mehr sagt der Hinweis auf die Consumenten auch nicht. Nicht darauf kommt es an, ob schliesslich die Consumenten im Preis des Products auch den Lohn zahlen, sondern, ob sie jeden Lohn zahlen, den die Arbeiter fordern wollten. Ricardo be streitet die Möglichkeit, die Lohnerhöhung – wohlgemerkt, immer nur in Bezug auf Waren, deren Hervorbringung der freien Concurrenz untersteht – auf die Consumenten abzuwälzen; die Erfinder der Theorie, dass die Consumenten und nicht die Unternehmer den Lohn zahlen, sind den Gegenbeweis schuldig geblieben. Sie umgehen die Schwierigkeit, indem sie alle Zwischenglieder ausmerzen, die zwischen dem Arbeiter als Producenten und den Consumenten stehen, d.h. nicht weniger als das ganze capitalistische Wirtschaftssystem. Ist das bei den Socialisten wenigstens begreiflich, so verliert es bei Vertretern der bürgerlichen Ökonomie jeden Sinn.

Was z.B. die schon erwähnte Hermannsche Theorie betrifft, von der Leute, wie Röscher, Brentano und ihre Schüler, so viel Aufhebens machen, so kann der Wert derselben nicht besser illustriert werden, als durch die Schlüsse, die ihr Urheber selbst zu verschiedenen Zeiten aus ihr gezogen.

Die Staatswirtschaftlichen Untersuchungen von Fr. B.W. Hermann erschienen in erster Auflage im Jahre 1832. Damals gab es in Deutschland eine Arbeiterfrage im modernen Sinne des Wortes noch nicht, es handelte sich vielmehr darum, die Industrie von allen, ihre Entfaltung hemmenden Fesseln zu befreien, auch von solchen, die sich in der Form von Privilegien darstellten. Dieselbe Unbefangenheit in Bezug auf das Verhältnis von Arbeit und Capital, die Adam Smith’ Untersuchungen über den Volkswohlstand auszeichnet, treffen wir infolgedessen auch bei Hermann. Seine Entdeckung, dass nicht die Unternehmer, sondern die Consumenten den Lohn zahlen, richtet ihre Spitze gegen die Protectionswirtschaft des damals in den Regierungscanzleien noch vielfach spukenden Mercantilsystems und die Zünftelei.

„Es ist eine Schmach“, folgert er, „dass sich die Regierungen so oft von Gewerbsunternehmem vorwerfen lassen, sie ernährten so und so viel Einwohner des Staates, da doch dieselben ebenso gut umgekehrt die Unternehmer ernähren. Nur grobe Unbescheidenheit der letzteren kann aus jenem Grunde Begünstigung durch Abgabenerlass und Unterstützung durch Vorschüsse verlangen, und es ist eine Verletzung der Regierungspflichten, sie zu gewähren.“ [17]

Das ist eine kräftige Sprache, der man es anmerkt, dass ihr Urheber noch nicht vom Baum der Erkenntnis – Classenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat – gekostet hat.

Zwischen dem Erscheinen der ersten und dem der zweiten Auflage des Hermannschen Buches liegt ein Zeitraum von 38 Jahren. Hermann selbst hat die zweite Auflage nicht mehr ganz fertig stellen können, er ist über ihrer Abfassung im Jahre 1868 gestorben, und zwei jüngere Docenten, die jetzigen Professoren Meyr und Helferich, haben dieselbe, soweit Manuscript von seiner Hand vorhanden, nach seinem Tode – 1870 – herausgegeben. In dieser zweiten Auflage wird die Lohnfondstheorie zwar noch mit demselben Argument wie in der ersten widerlegt, aber die Sprache ist eine ungleich höflichere – gegenüber dem Capital, und die Folgerung kehrt diesmal ihre Spitze nach einer ganz anderen Seite hin. Der oben citierte Satz ist verschwunden, und dafür lesen wir jetzt:

„Dass die Quelle des Lohns das Capital der Unternehmer sei, ist nicht bloss theoretisch irrig, sondern auch in praktischer Beziehung eine höchst bedenkliche Lehre, weil sie den Arbeiter in der oberflächlichen Ansicht bestärkt, der Unternehmer sei sein Arbeitgeber, und nur von diesem hänge die Höhe seines Lohnes ab. Wenn der bedürftige Arbeiter sich an solchen Schein von Wahrheit anklammert, dem bei der Lohnverwilligung vermeintlich freien Unternehmer feindlich, ja gewaltthätig gegenübertritt, so kann dies niemand Wunder nehmen, dass aber die Lehre „der Wissenschaft“ das eigennützige Vorgehen unwissender Arbeiter in Strikes durch den Satz bestärkt, die Quelle des Lohns sei das Capital des Unternehmers, zeigt, wie vorsichtig man mit Aufstellung allgemeiner Lehrsätze in praktischen Disciplinen sein sollte.“ [18]

Wie anders dringt dies Zeichen auf mich ein! An die Stelle des „unbescheidenen Capitalisten“ ist „das eigennützige Vorgehen unwissender Arbeiter in Strikes“ getreten. Den Arbeitern muß jetzt Raison beigebracht werden. Und wodurch? Scheinbar noch immer durch den alten Hinweis auf den Consumenten. Aber der Consument selbst sieht jetzt ganz anders aus als dazumalen. Er zahlt zwar dem Unternehmer den Preis des Products und in demselben den Preis der im Product verkörperten Arbeitsleistung, aber er bietet nicht, er dictiert den Preis. Dies und nichts anderes steckt in dem Satz von dem „bei der Lohnverwilligung vermeintlich freien Unternehmer“. Der Consument ist nicht Hinz oder Kunz, sondern der Markt, und seine Gesetze sind die Gesetze des Marktes, die Gesetze der Concurrenz. Damit sind wir wieder an demselben Punct angelangt, von dem Ricardo ausgeht, und hätten nun erst zu untersuchen, nach welchen Grundsätzen die Verteilung des Ertrages der Production vor sich geht. Der Hinweis auf die Consiunenten widerlegt so wenig die Lohnfondstheorie, wie der Hinweis auf den Wechsel der Jahreszeiten das Ptolemäische Weltsystem. So wenig, wie aus diesem allein die Falschheit des Satzes von der Umdrehung der Sonne um die Erde zu beweisen war, so wenig lässt sich aus der blossen Thatsache des Umlaufs der Producte die Falschheit des Satzes beweisen, dass die Höhe des Arbeitslohns von der Grösse der Fonds abhängt, welche sich in den Händen der Unternehmer behufs Verwendung als Lohncapital befinden. Dass diese Fonds der Circulation angehören, wusste auch die alte Ökonomie, die überall die Auslagen für den Arbeitslohn zum circulierenden Capital rechnet. Mit der Thatsache der periodischen Emeuening dieses, wie überhaupt der verschiedenen Bestandteile des circulierenden Capitals wird ihre Capitaleigenschaft nicht im mindesten berührt. Zwischen Arbeiter und Consument steht der Capitalist, und was man untersuchen muss, ist, wie in dessen Händen der für den Arbeitslohn verwendbare Capitalteil ausschaut. Oder, um die Frage gesellschaftlich zu nehmen, wie sich unter dem System der capitalistischen Production der zu Arbeitslöhnen verwendbare Teil des gesellschaftlichen Reichtums gestaltet.

Es liegt auf der Hand, dass, um diese Frage zu beantworten, wir zunächst wissen müssen, wie überhaupt der gesellschaftliche Reichtum produziert wird. Die classische Ökonomie ging, wie wir gesehen haben, in ihren Feststellungen von Voraussetzungen aus, die der manufacturmässigen Production entsprechen. Aber die capitalistische Entwicklung ist bei der Manufactur nicht stehen geblieben. Sie hat im weiteren Verlauf die auf der Maschinerie beruhende Grossindustrie geschaffen, die ein Gebiet der Industrie nach dem anderen erobert hat und schliesslich die massgebende Productionsweise geworden ist. Wir müssen also, bevor wir weiter gehen, zunächst dieser Productionsform und ihren socialen Rückwirkungen einige Betrachtungen widmen.

Die bürgerliche Ökonomie pflegte bisher die Maschine fast nur unter dem Gesichtswinkel der technologischen Umgestaltung des Productionsprocesses zu betrachten. Die Maschine ist das Mittel, die Productivität der Arbeit zu erhöhen, um den gesteigerten Anforderungen des Weltmarktes zu entsprechen. Das ist bis zu einem gewissen Grade richtig, die Rückwirkung der erweiterten Märkte auf die Gestaltung der Productionsweise ist eine Thatsache, die niemand verkennen wird. In den Schlussabschnitten des Capitels: Die sog. ursprüngliche Accumulation zeigt Marx im Capital, wie die Auflösung der Gefolgschaften und die Expropriation des Landvolks im Ausgang des Mittelalters zugleich die „freien“ Arbeitskräfte und den Markt für die aufkommende Manufactur liefert.

„Die Expropriation und Verjagung eines Teils des Landvolks setzt mit den Arbeitern nicht nur ihre Lebensmittel und ihr Arbeitsmaterial für das industrielle Capital frei, sie schafft den innern Markt.” [19]

Und ebenso zeigt Marx, wie der Weltmarkt den industriellen Capitalisten geschaffen.

„Zweifelsohne“, schreibt er in dem Abschnitt: Genesis des industriellen Capitalisten, „verwandelten sich manche kleine Zunftmeister und noch mehr selbständige kleine Handwerker oder auch Lohnarbeiter in kleine Capitalisten imd durch allmählich ausgedehntere Exploitation von Lohnarbeit und entsprechende Accumulation in Capitalisten sans phrase ... Indes entsprach der Schneckengang dieser Methode in keiner Weise den Handelsbedürfnissen des neuen Weltmarktes, welchen die grossen Entdeckungen Ende des XV. Jahrhunderts geschaffen hatten.“ [20]

Wie das Handels- und Wuchercapital zum industriellen Capital wurde, wie Colonialsystem, Staatsschuldensystem, modernes Steuersystem und Protectionssyslem nachhelfen mussten, das mag der Leser bei Marx selbst nachlesen, es gehört nicht in unsere Erörterung. [21]

Aber die Maschine hat nicht nur die Productivität der Arbeit erhöht und schliesslich ins Riesenhafte gesteigert, sie hat auch, und das war ebenfalls einer der Gründe ihrer Einführung, die Natur und Beziehungen der einzelnen Factoren des Productionsprocesses vollständig verschoben. In der Manufactur spielte die Persönlichkeit des Arbeiters, seine individuelle Geschicklichkeit noch eine entscheidende Rolle. Arbeiter, vereinzelt oder in Gruppen, führen jeden einzelnen Teilprocess in der Production mit ihrem Handwerkszeug aus. „Wird der Arbeiter dem Process angeeignet, so ist aber auch vorher der Process dem Arbeiter angepasst.“ [22] In der maschinenmässigen Production fällt dies, vom Menschen ausgehende Princip der Teilung der Arbeit hinweg; der Arbeitsprocess, und mit ihm der subjective Factor in demselben, der Arbeiter, wird dem objectiven Factor, der Maschine, bezw. dem technologischen Organismus, den die moderne Fabrik darstellt, angepasst. Während der Arbeiter sich bisher des Arbeitswerkzeugs bediente, ist er es jetzt, der das Arbeitswerkzeug oder einen technischen Apparat bedient. Nicht er, sondern automatische, durch Naturkräfte getriebene Motoren setzen es in Bewegung, und er hat bei seinen Functionen diesen Bewegungen zu folgen. Wachsamkeit und Gelenkigkeit verdrängen immer mehr die Virtuosität und die Muskelkraft des Handwerkers. Je mehr sich die Maschinerie vervollkommnet, um so mehr werden die Verrichtungen des an der Maschine thätigen Arbeiters eintönig, so dass dieser schliesslich eher einem Maschinenteil gleicht, denn einem mit Willen und Verstand begabten Wesen.

Demgemäss verändert sich denn auch mit dem Eindringen der Maschine in die Production der subjective Factor derselben. Wo die Maschine Muskelkraft entbehrlich macht, tritt Frauen- und Kinderarbeit neben die Männerarbeit oder ganz an ihre Stelle. „Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der capitalistischen Anwendung der Maschinerie!“ [23] In welch’ schamloser Weise die Ausbeutung der Kinder in der modernen Grossindustrie betrieben wurde, mit welchem Heisshunger das Capital sich der Kinder des Proletariats bemächtigte und ihnen das Lebensblut aussaugte, um es in Mehrwert zu verwandeln, erzählen die Berichte der Fabriks- und Gesundheitsinspectoren der Industrieländer. Der Bethlehemitische Kindermord wurde in verzehnfachter, verhundertfachter Auflage wiederholt, bis endlich die Zustände so schreiend wurden, dass die Gesetzgebung wohl oder übel einschreiten musste, nicht ohne bei jedem ihrer Schritte auf den heftigsten Wider stand der Fabrikanten zu stossen. Heute hat die Gesetzgebung in den meisten Industrieländern eine, freilich vielfach unzu längliche, Altersgrenze für die Beschäftigung jugendlicher Ar heiter in den Fabriken gezogen, sowie die Arbeitszeit der zur Fabriksthätigkeit zugelassenen jugendlichen Arbeiter beschränkt. Aber jede Lücke des Gesetzes wird ausgenutzt, die billige Kinderarbeit dem Moloch Industrie zu erhalten.

Auch für die industrielle Frauenarbeit sind allmählich gewisse Beschränkungen eingeführt worden, die aber nicht verhindert haben, dass dieselbe in steter Zunahme begriffen ist. Ganze Industriezweige sind bereits der Frauenarbeit unterworfen, in vielen bilden die weiblichen Arbeiter die Mehrheit, in anderen ansehnliche Minderheiten, und immer neue Gebiete der Industrie erschliessen sich ihnen.

Aber die Männerarbeit sieht in der modernen Fabrik ebenfalls anders aus, als im Handwerk und der Manufactur. Das Verhältnis zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern ist noch mehr zu Ungunsten der ersteren verschoben. Ja, diese Unterscheidung, die in der Manufactur und daher auch in der classischen Ökonomie eine so grosse Rolle spielt, verliert in der modernen Industrie oft jede praktische Bedeutung, so dass gaj nicht selten die ungelernte, aber durch die Maschinenarbeit noch nicht zerrüttete Arbeitskraft als die höhere, die „gelernte“ Arbeitskraft dagegen als einfache, „unqualificierte“ Arbeit gewertet wird. Und jeder Fortschritt in der Technik, jede Vervollkommnung in der Maschinerie drückt auf die höhere Arbeit, welcher Gattung sie auch sei, und weist neue Kategorieen derselben ins Lager der einfachen unqualificierten Arbeit. [24] Während aber in der Manufactur die Einführung neuer Erfindungen und Verbesserungen oft am Widerstand der Arbeiter scheiterte, das vom Handwerk her übernommene Herkommen dem technischen Fortschritt die grössten Hindernisse in den Weg legte und dadurch der Productionsprocess in technischer wie ökonomischer Hinsicht auf Jahre und Jahrzehnte hinaus qualitativ in allen seinen Teilen unverändert blieb, selbst wenn die Production quantitativ eine Steigerung erfuhr, ist das Charakteristicum der auf der Maschinerie beruhenden Production die Revolution in Permanenz. Veränderungen im Productionsprocess vollziehen sich in kürzesten Zwischenräumen, neue Maschinen sind, kaum eingeführt, bald wieder veraltet, und oft ist das einzige Hindernis, das einem technischen Fortschritt im Wege steht, nicht der Widerstand, sondern das Gegenteil, die gebrochene Widerstandskraft der Arbeiter. Das wusste schon Ricardo. „Maschinerie und Arbeit“, schreibt er im Capitel über Maschinenwesen, „befinden sich in fortgesetztem Concurrenzkampf miteinander, und oft kann jene nicht eingeführt werden, als bis die Arbeit (d.h. der Arbeitslohn) steigt.“

In der Manufactur war das Verhältnis des in Arbeitswerkzeugen, Rohmaterial etc. verwendeten Capitalteils zu dem in Arbeitslöhne umzusetzenden ein jeweilig gegebenes. Es veränderte sich, wenn einer dieser Factoren Preisschwankungen erlitt, in der Regel genau im entsprechenden Verhältnis. Stiegen zum Beispiel die Arbeitslöhne um lo Procent, so war, wenn früher das Verhältnis der innerhalb einer Productionsperiode verwendeten Arbeitsmittel und Werkzeuge zu den in der gleichen Periode erforderlichen Arbeitslöhnen x : y war, dasselbe jetzt y :10/11x. Ein Ausgleich war nur auf Kosten des Preises der Producte oder des Unternehmergewinns möglich.

Anders in der auf der Maschinerie beruhenden Production bezw. in der durch diese revolutionierten Gesellschaft. Hier ist das Verhältnis zwischen demjenigen Teil des Capitals, der als Productionsmittel functionieren soll, und demjenigen, der in lebendige Arbeitskraft umgesetzt wird, in beständiger Wellenbewegung begriffen. Auch bei gleichbleibendem Preise der menschlichen Arbeitskraft und aller hier in Betracht kommenden Producte verschiebt es sich in verhältnismässig curzen Zwischenräumen, und zwar in der Richtung dass y, der constante, als Productionsmittel functionierende Capitalteil in Verhältnis immer grösser, x, der in Arbeitslöhnen umgeietzte Capitalteil, relativ immer kleiner wird. Nicht nur die echnologische Grundlage der Production, die arbeitsparende Maschine, ist in beständiger Fortentwicklung begriffen, sondern der ganze Arbeitsprocess. Jede Steigerung im Preis der menschlichen Arbeitskraft aber wird in verhältnismässig kurzer Zeit durch neue Arbeitsmethoden, die eine grössere Ausbeutung des industriellen Arbeiters möglich machen, Steigerung der Productivität der menschlichen Arbeit, Verdichtung derselben und gleichzeitige Überf lüssigmachung von Arbeitern ausgeglichen. [25] Indes, auch die menschliche Arbeitskraft selbst ist nicht mehr die der Manufacturindustrie. Sie ist vom Handwerk und seinen Schrullen emancipiert oder wird es doch von Tag zu Tag mehr. Sie ist ebenfalls eine elastische Potenz. Wo gestern ein Famiienvater stand, steht heute ein halbwüchsiges Mädchen; der ^latz, den gestern ein geschulter Kunsthandwerker einnahm, fcrird heute von einem gelehrigen Arbeitsburschen ausgefüllt. e mehr „arbeitsparende“ Maschinen und Methoden eingeührt werden, desto mehr wächst relativ und absolut die Zahl Ier für die Production disponiblen Arbeitskräfte.

Ist unter diesen Umständen schon für den einzelnen Unternehmer von einem „Lohnfonds“, als einem genau bestimmbaren Teil seines Betriebscapitals, nur in sehr bedingtem Sinne die Rede, so verliert das Wort oder der Begriff, auf die Gesellschaft als Ganzes angewendet, jede greifbare Bedeutung. Der einzelne Unternehmer kann und muss sich wenigstens in allgemeinen Umrissen berechnen, welchen Betrag er unter gegebenen Verhältnissen für Löhne aufzuwenden hat. Er wird aber die Frage, ob er diesen Betrag auch aufwenden kann, nicht von der Länge seines Geldbeutels, sondern von dem voraussichtlichen Ertrag des Geschäfts abhängig machen. Die Länge des Geldbeutels entscheidet nur die Frage, ob er das ganze Unternehmen anfangen bezw. fortführen soll.

Zu keinem anderen Resultat gelangen wir, wenn wir die Lohnfondstheorie in der erweiterten Form untersuchen, die ihr Ricardo und nach ihm u. a. John Stuart Mill gegeben haben. Mill geht, wie der oben citierte Satz zeigt, von der Gesellschaft als Ganzem aus. Er unterstellt einen gesellschaftlichen Lohnfonds, den er als denjenigen Teil des circulierenden Capitals definiert, der „zum directen Ankauf von Arbeit bestimmt ist“, zuzüglich „aller Fonds, die, ohne einen Teil des (gewerblichen) Capitals zu bilden, im Austausch für Arbeit bezahlt werden müssen, wie z. B. die Löhne von Soldaten, häuslichen Dienstboten und allen sonstigen unproductiven Arbeitern“. Dieser gesellschaftliche Lohnfonds wird von ihm als eine gegebene Grösse behandelt, in welche die Arbeiter, Dienstboten, Mietssoldaten etc. sich zu teilen, d.h., wenn sie gut zu leben wünschen, ihre Zahl ihr anzupassen haben. Diese Verallgemeinerung, zu der Mill durch seinen, geradezu blinden Cultus für den Malthusianismus verleitet wurde, verschlechtert die alte Lohnfondsidee, statt sie zu verbessern.

Für die Gesellschaft als Ganzes ist unter den heutigen Productionsverhältnissen auch nicht die entfernte Idee einer Möglichkeit gegeben, einen „Lohnfonds“ als bestimmten oder begrenzbaren Teil des gesellschaftlichen Capitals zu construieren. Ist ihr doch dieses selbst ein Buch mit sieben Siegeln. Seine stoffliche Grösse kann sie nur annähernd „schätzen“, seine potentielle Kraft, auf die es bei dem beständigen Fluss der Production mit einem, alle Elemente des Wirtschaftslebens verzweigenden Creditsystem wirklich ankommt, entzieht sich unter der herrschenden Productionsanarchie jeder Controle.

„Die classische Ökonomie“, schreibt Marx, „liebte es von jeher das gesellschaftliche Capital als eine fixe Grösse von fixem Wirkungsgrad aufzufassen.“ [26]

Das entsprach, wie wir gesehen haben, der manufacturmässigen Production, oder es ist bei ihr wenigstens begreiflich. Es ist absolut widersinnig in der Ära der grossen Industrie. Das gesellschaftliche Capital ist, auch von der Accumulation abgesehen, im beständigen Fluss, und sein Wirkungsgrad masslos. Selbst in den kurzen Epochen sogenannter Prosperität kommt es nur noch teilweise zur Entfaltung. Der industriellen Reservearmee des Capitals entspricht eine in beständiger Zunahme begriffene Capitalreserve, ein Überschuss an sachlichen Productivkräften.

„Sobald ... die der grossen Industrie entsprechenden allgemeinen Productionsbedingungen hergestellt sind, erwirkt diese Betriebsweise eine Elasticität, eine plötzliche, sprungweise Ausdehnungsfähigkeit, die nur an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet ... Die ungeheure, stossweise Ausdehnbarkeit des Fabrikwesens und seine Abhängigkeit vom Weltmarkt erzeugen notwendig fieberhafte Production und darauf folgende Überfüllung der Märkte, mit deren Contraction Lähmung eintritt ... Die Zeiten der Prosperität abgerechnet, rast zwischen den Capitalisten heftigster Kampf um ihren individuellen Raumanteil am Markt.“ [27]

Sind es diese und ähnliche Stellen im Capital, die Brentano im Verfolg des oben citierten Ausspruchs zu der Bemerkung veranlassen, dass Marx’ Theorie „den Einfluss des fehlenden Bedarfs auf das Wirtschaftsleben“ „allenthalben übersieht“, und „der Einfluss des relativen Rückgangs oder Fehlens der Nachfrage“ von Marx „ganz ignoriert“ wird?

Mit dem „fehlenden Bedarf“ hat es im übrigen seine Richtigkeit. Er ist nachgerade zum kritischen Factor in der Morphologie der Industrie geworden, um auch einmal zünftig zu sprechen. Die Krankheit des Jahrhunderts – Fettsucht – ist auch ihr Leiden; nicht die Unzulänglichkeit, sondern die überfliessende Fülle des gesellschaftlichen Reichtums die Quelle ihrer Schmerzen. Sie schreit nach einem medicinischen Tausendkünstler, der sie von Zeit zu Zeit „schmerzlos“ des allzulästigen Fettes entledige, und hofft auf die heilende Wirkung der Cartelle, die ihr die Schweninger der politischen Ökonomie als Universalmedicin angepriesen haben. Wir wollen abwarten, wie weit das Mittel vorhält. Inzwischen aber entnehmen wir gerade aus diesem Schmerzensschrei über den „fehlenden Bedarf“ und der Zufluchtnahme zu den Cart eilen das Geständnis, dass die moderne Gesellschaft für die Ausdehnung ihrer Productionsorgane und damit des „Arbeitsfonds“ nur noch eine Schranke kennt – das capitalistische Interesse. Die capitalistische Organisation und Leitung der Production, die Monopolisierung der Productionsmittel in den Händen der Capitalisten, die Abhängigkeit des Arbeiters von den Gesetzen des Weltmarktes, das ist das wirkliche Geheimnis, der einzige reelle Hintergrund der berühmten Lohnfondstheorie. Alles übrige ist „Schall und Rauch“.

 

Fussnoten

1. Ad. Smith: Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Volkswohlstandes. Deutsch von F. Stopel, Bd.I, pag.95.

2. a.a.O., pag.95, 96.

3. Destutt de Tracy: Traité de la volonté et de ses effets, pag.202. Citiert in Marx’ Capital, II. Bd., pag.485.

4. Worunter Ricardo alle zur Fortsetzung der Production erforderlichen Gebrauchswerte, Nahrung und Kleidung inbegriffen, versteht.

5. The works of David Ricardo, ed. by McCulloch, pag.51.

6. Mill: Grundsätze der politischen Ökonomie. Deutsch von Ad. Soetbeer, Bd.II, pag.2.

7. Rau: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, 6. Aufl., 1860.

8. William Thompson: Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth. Citiert in Marx’ Capital, II. Bd., pag.309-313.

9. T. Hodgskin: Labour defended against the Claims of Capital, pag.12, 15. [Zusatznote zur Buchausgabe]

10. a.a.O., pag.16.

11. a.a.O., pag.17.

12. Bezw. haben sollte, da bekanntlich in sehr vielen Fällen der Arbeiter gezwungen ist, auf Credit zu leben.

13. Der Arbeiter in der mechanischen Weberei stellt z. B. in sehr kurzer Zeit ein fertiges Product her. Bis dasselbe aber „realisiert“ ist, d.h. in den Consum eingeht, vergehen in der Regel Monate.

14. a.a.O., pag.202.

15. Thornton: Die Arbeit. Deutsch von H. Schramm, Leipzig 1870, pag.317-318.

16. a.a.O., pag.334.

17. Cap.IV: Wirkung des Capitals, pag.285.

18. 2. Aufl., pag.479.

19. Das Capital, I. Bd., 2. Aufl., pag.778.

20. a.a.O., pag.781.

21. Das Obenstehende zeigt, mit welchem Recht Brentano, in seiner Schrift: Über die Ursachen der socialen Not, von Marx sagt: „Es ist gleichzeitig charakteristisch und auffeilend, dass Marx dieser Abhängigkeit der modernen Industrie von dem Weltmarkt gar nicht (!) gedenkt“ (pag.17). [Abgeänderter Zusatz: Der weiterhin von Brentano gegen Marx erhobene Vorwurf, dass er sogar den zwischen beiden bestehenden Causalzusammenhang umdrehe, indem er sage: die grosse Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, während das Umgekehrte der Fall sei, trifft bestenfalls die absolute Form des Satzes, da der Causalzusammenhang der beständiger Wechselwirkung ist. Vergl. die Stelle im 1. Teil des III. Bandes, Cap.14, wo es heisst, dass die Ausdehnung des Handels, obwohl „in der Kindheit der capitalistischen Productionsweise deren Basis“, in ihren Fortschritt „ihr eigenes Product geworden“ sei. (III. Bd., 1. Teil. pag.218.)]

22. Marx, a.a.O., pag.395.

23. Marx, a.a.O., pag.411.

24. Obwohl der vorstehende Satz eine Tendenz feststellt, die als die bedeutsamste der capitalistischen Production zu bezeichnen ist, kann er in der absoluten Fassung, die ihm oben gegeben worden, nicht aufrechterhaltenwerden. Auf einer weiteren Stufe machen die Maschinen oder sonstige Vervollkommnungen der Technik sog. unqualificierte Arbeit überflüssig und schaffen oder bedingen neue menschliche Arbeit höherer Art. Auch ist die Bedienung der Maschine oft sehr qualificiertc Arbeit; neben Maschinen, die bloss eine fast mechanische Aufmerksamkeitund Fütterung verlangen, giebtessolche,dieerhebliche Kraft, Übung, Geschick erfordern. Grade die höchstentwickelten Fabriken zeigen daher oft eine sehr differenzierte Hierarchie von Arbeiten. Der Einzelne tritt zwar dem Gesamtunternehmen gegenüber mehr und mehr zurück, der menschliche Factor behält aber auch in der grossen Industrie seine Bedeutung. Dies, und der Umstand, dass in den meisten extractiven Industrieen die Productivität der Arbeit sich nur in massiger Progression steigert, modificiert das im Text Gesagte, wenn es auch den grundsätzlichen Unterschied zwischen der Arbeit in der grossen Industrie and der Arbeit in der Manufactur nicht umstösst. Mehr darüber im Nachtrag. [Zusatznote zur Buchausgabe]

25. Über Modificierungen dieses Satzes vgl. den Nachtrag.

26. a.a.O., pag.634.

27. Das Capital, I. Bd., pag.47-475.


Zuletzt aktualisiert am 16.1.2009