Mao Tse-Tung


Das chinesische Volk ist aufgestanden

(21. September 1949)


Mao Tse-tung: Ausgewählte Werke, Band V, Peking 1978, S.11-15. [1]
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Werte Delegierte!

Die vom ganzen Volk sehnlichst erwartete Politische Konsultativkonferenz ist hiermit eröffnet.

Auf unserer Konferenz sind mehr als 600 Delegierte, die alle demokratischen Parteien und Massenorganisationen Chinas, die Volksbefreiungsarmee, die verschiedenen Gebiete und Nationalitäten des Landes sowie die Auslandschinesen vertreten. Das zeigt, daß unsere Konferenz eine Konferenz der großen Einheit des Volkes des ganzen Landes ist.

Diese große Einheit ist erreicht worden, weil wir die vom USA-Imperialismus unterstützte reaktionäre Kuomintang-Regierung besiegt haben. In etwas mehr als drei Jahren hat die heldenhafte Chinesische Volksbefreiungsarmee, eine Armee, wie sie die Welt noch selten gesehen hat, alle Offensiven der mehrere Millionen Mann starken Truppen der reaktionären Kuomintang-Regierung, die von den USA unterstützt wurde, zerschlagen und ist zum Gegenangriff und zur Offensive übergegangen. Gegenwärtig nähern sich die mehrere Millionen Mann zählenden Feldarmeen der Volksbefreiungsarmee bereits Taiwan, Kuangtung, Kuangsi, Kueitschou, Szetschuan und Sinkiang. Die große Mehrheit des chinesischen Volkes ist schon befreit. In etwas mehr als drei Jahren hat sich das ganze Volk zusammengeschlossen, es hat die Volksbefreiungsarmee unterstützt, gegen den Feind gekämpft und im wesentlichen den Sieg errungen. Auf dieser Grundlage ist die heutige Politische Konsultativkonferenz des Volkes einberufen worden.

Unsere Konferenz trägt deshalb den Namen Politische Konsultativkonferenz, weil wir schon einmal, vor drei Jahren, gemeinsam mit der Kuomintang Tschiang Kai-scheks eine Politische Konsultativkonferenz abgehalten haben. [2] Die Ergebnisse jener Konferenz wurden von der Kuomintang Tschiang Kai-scheks und ihren Helfershelfern sabotiert, aber sie hinterließ dennoch im Volk einen unauslöschlichen Eindruck. Sie bewies, daß zusammen mit Tschiang Kai-scheks Kuomintang, die dem Imperialismus als Lakai dient, und ihren Helfershelfern nichts vollbracht werden konnte, was im Interesse des Volkes liegt. Selbst wenn Beschlüsse erzwungen wurden, nützte das nichts, denn sie zerrissen, sobald sie ihre Zeit für gekommen hielten, alle Beschlüsse und entfesselten einen grausamen Krieg gegen das Volk. Das einzige Ergebnis dieser Konferenz war, daß sie den Volksmassen eine tiefe Lehre erteilte und sie begreifen ließ: Es gibt absolut keinen Raum für Kompromisse mit Tschiang Kai-scheks Kuomintang, diesem Lakaier des Imperialismus, und ihren Helfershelfern; da ist nur die Alternative entweder diese Feinde zu stürzen oder von ihnen unterdrückt und niedergemetzelt zu werden, einen anderen Weg gibt es nicht. Unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas hat das chinesische Volk im Verlauf von etwas mehr als drei Jahren sehr rasch Klarheit gewonnen, hat es sich zu einer landesweiten Einheitsfront gegen Imperialismus, Feudalismus und bürokratischen Kapitalismus sowie deren Generalrepräsentanten, die reaktionäre Kuomintang-Regierung zusammengeschlossen, den Volksbefreiungskrieg unterstützt, die reaktionäre Kuomintang-Regierung im wesentlichen geschlagen, die Herrschaft des Imperialismus in China gestürzt und die Politische Konsultativkonferenz wieder zum Leben erweckt.

Die jetzige Politische Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes ist auf einer völlig neuen Grundlage einberufen worden; sie repräsentiert das ganze Volk und hat dessen Vertrauen und Unterstützung. Daher erklärt die Politische Konsultativkonferenz des Chinesschen Volkes, daß sie die Funktionen und Befugnisse eines Nationale Volkskongresses ausübt. In Übereinstimmung mit ihrer Tagesordnung wird die Konferenz das Organisationsgesetz für die Politische Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes, das Organisationsgesetz für die Zentrale Volksregierung der Volksrepublik China und das Gemeinsame Programm der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes verabschieden, das Nationalkomitee der Politische Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes und den Rat der Zentralen Volksregierung der Volksrepublik China wählen, die Staatsflagge und das Staatswappen der Volksrepublik China bestimmen, über den Sitz der Hauptstadt der Volksrepublik China entscheiden und die in den meisten Staaten der Welt übliche Zeitrechnung annehmen.

Werte Delegierte! Wir sind alle überzeugt, daß diese unsere Arbeit in die Geschichte der Menschheit eingehen wird, und sie wird zeigen: Die Chinesen, die ein Viertel der Menschheit bilden, sind nunmehr aufgestanden. Die Chinesen sind von jeher eine große, mutige und arbeitsame Nation; erst in der neueren Zeit sind sie zurückgeblieben. Diese Rückständigkeit ist einzig und allein auf die Unterdrückung und Ausbeutung durch den ausländischen Imperialismus und durch die einheimischen reaktionären Regimes zurückzuführen. Seit mehr als einem Jahrhundert haben unsere Vorgänger unbeugsam gegen die in- und ausländischen Unterdrücker gekämpft und niemals damit aufgehört. Zu diesen Kämpfen zählt auch die von Dr. Sun Yat-sen, dem großen Vorkämpfer der chinesischen Revolution, geführte Revolution von 1911. Es ist das Vermächtnis unserer Vorgänger, daß wir ihr unvollendetes Werk fortsetzen mögen. Wir haben dementsprechend gehandelt. Wir haben uns zusammengeschlossen, durch den Volksbefreiungskrieg und die große Volksrevolution die in- und ausländischen Unterdrücker niedergeschlagen und proklamieren jetzt die Gründung der Volksrepublik China. Unsere Nation wird sich nun in die Gemeinschaft der Frieden und Freiheit liebenden Nationen der Welt einreihen, wird mutig und fleißig arbeiten, sich ihre eigene Zivilisation und ihr eigenes Glück schaffen und zugleich Frieden und Freiheit in der Welt fördern. Unsere Nation wird niemals mehr eine Nation sein, die sich beleidigen und demütigen läßt. Wir sind aufgestanden. Unsere Revolution wurde von den Völkern der ganzen Welt mit Sympathie und Jubel begrüßt. Überall in der Welt haben wir Freunde.

Unser revolutionäres Werk ist noch nicht vollendet, der Volksbefreiungskrieg und die revolutionäre Volksbewegung entwickeln sich weiter, und wir müssen unsere Anstrengungen fortsetzen. Die Imperialisten und die einheimischen Reaktionäre werden sich niemals mit ihrer Niederlage abfinden, sie werden noch bis zuletzt einen Verzweiflungskampf führen. Nachdem im ganzen Land Ruhe und Ordnung eingekehrt sind, werden sie immer noch mit allen Mitteln Sabotage treiben und Unruhe stiften, sie werden jeden Tag und jede Stunde Versuche unternehmen, ihre Macht in China wiederherzustellen. Das ist unausbleiblich, unterliegt keinem Zweifel, und wir dürfen keinesfalls in unserer Wachsamkeit nachlassen.

Unser Staatssystem, die demokratische Diktatur des Volkes, ist eine mächtige Waffe, mit der die Ergebnisse des Sieges der Volksrevolution geschützt und die Intrigen der in- und ausländischen Feinde zur Wiederherstellung ihrer Herrschaft vereitelt werden können. Wir müssen diese Waffe fest in Händen halten. In internationaler Hinsicht müssen wir uns mit allen Frieden und Freiheit liebenden Ländern und Völkern zusammenschließen, vor allem mit der Sowjetunion und den neudemokratischen Staaten, damit wir in unserem Kampf zum Schutz der Ergebnisse des Sieges der Volksrevolution und gegen die auf Restauration abzielenden Intrigen der in- und ausländischen Feinde nicht allein stehen. Solange wir an der demokratischen Diktatur des Volkes und am Zusammenschluß mit unseren ausländischen Freunden festhalten, werden wir stets siegreich bleiben.

Die demokratische Diktatur des Volkes und der Zusammenschluß mit unseren ausländischen Freunden werden rasche Erfolge bei unserer Aufbauarbeit ermöglichen. Wir stehen zur Zeit vor der Aufgabe des wirtschaftlichen Aufbaus im Landesmaßstab. Wir haben äußerst günstige Bedingungen dafür: eine Bevölkerung von 475 Millionen und ein Territorium von 9,6 Millionen Quadratkilometern. Es ist wahr, vor uns liegen Schwierigkeiten, sehr viele sogar, aber wir sind fest davon überzeugt, daß der heldenhafte Kampf des ganzen Volkes alle Schwierigkeiten überwinden wird. Das chinesische Volk hat darin äußerst reiche Erfahrungen. Wenn unsere Vorgänger und wir selbst die langen Jahre größter Schwierigkeiten durchstehen und die mächtigen einheimischen und ausländischen Reaktionäre besiegen konnten, warum sollten wir nach dem Sieg nicht imstande sein, ein blühendes und gedeihendes Land aufzubauen? Wenn wir weiterhin den Stil des einfachen Lebens und harten Kampfes bewahren, uns eng zusammenschließen und an der demokratischen Diktatur des Volkes und am Zusammenschluß mit unseren ausländischen Freunden festhalten, werden wir an der Wirtschaftsfront rasch Siege erringen können.

Der Aufschwung im wirtschaftlichen Aufbau wird unweigerlich von einem Aufschwung in der kulturellen Entwicklung begleitet sein. Die Zeiten, in denen die Chinesen für unzivilisiert gehalten wurden, sind nun vorbei. Wir werden in der Welt als Nation mit hochentwickelter Kultur in Erscheinung treten.

Wir werden unsere Landesverteidigung stärken und es keinem Imperialisten mehr erlauben, in unser Land einzufallen. Die bewaffneten Kräfte unseres Volkes, deren Fundament die heldenhafte und erprobte Volksbefreiungsarmee ist, müssen erhalten bleiben und sich weiterentwickeln. Wir werden nicht nur ein starkes Heer, sondern auch eine starke Luftwaffe und eine starke Marine haben.

Laßt die einheimischen und ausländischen Reaktionäre vor uns zittern! Laßt sie nur sagen, wir würden dieses oder jenes nicht zustande bringen! Durch unermüdliche Anstrengungen wird das chinesische Volk sicheren Schrittes sein Ziel erreichen!


Anmerkung

1. Eröffnungsansprache von Genossen Mao Tsetung auf der I. Plenartagung der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes

2. Vgl. Die Offensive Tschiang Kai-scheks durch einen Selbstverteidigungskrieg zerschlagen, Anmerkung 2, Ausgewählte Werke Mao Tsetungs, Bd.IV, S.92ff.


Zuletzt aktualisiert am 13.8.2008