Gustav Eckstein

Lamarck

(1. Dezember 1909)


Der Kampf, Jg. 3 Heft 3, 1. Dezember 1909, S. 134–141.
Transkription u. HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


Im Jahre 1793 beschloss der französische Konvent die Errichtung eines naturhistorischen Museums, in dem zugleich über die verschiedenen Zweige der Naturwissenschaften Lehrvorträge gehalten werden sollten. Mit derselben revolutionären Unbekümmertheit, mit der er bei der Wahl der Generale über Rangalter, akademische Vorbildung und jeden Bureaukratenzopf hinwegsah, ging er nun auch bei der Ernennung der Professoren vor. Ein Grundstock war allerdings in den Gelehrten gegeben, die bisher an dem königlichen „Botanischen Garten“ tätig gewesen waren. Aber als es nun zur Besetzung der verschiedenen Lehrämter kam, ergab sich, dass für das grosse Gebiet der Zoologie keine geeignete Kraft da war. Lakanal, der mit dieser Wahl betraut war, entschloss sich zu einem kühnen Schritt: zum Professor der Naturgeschichte der Wirbeltiere ernannte er einen Jüngling von 21 Jahren, der sich bis dahin ausschliesslich mit Mineralogie befasst hatte, und für das Fach der Insekten, Mollusken, Würmer und Pflanzentiere einen Mann von 50 Jahren, der bishei einige grosse Werke über Botanik publiziert hatte. Die beiden Männer hiessen Etienne Geoffroy Saint Hilaire und Jean Monet Chevalier de Lamarck. Es sind die beiden genialsten Zoologen, die Frankreich je besessen.

Natürlich war es für beide eine ungeheure Arbeit, sich in kürzester Zeit in ein Gebiet einzuarbeiten, das ihnen bis dahin fast ganz ferne gelegen hatte. Während aber Geoffroy wenigstens feste Grundlagen in seiner Wissenschaft vorfand, auf denen er weiterbauen konnte, stand Lamarck vom Anfang an dem Chaos gegenüber, einer ungeheuren, noch fast ganz ungeordneten Masse. Nur mit einem kleinen Ausschnitt dieses Gebietes hatte er sich bisher vertraut gemacht, mit den Muscheln, die er aus Freundschaft zu dem Muschelforscher Brugnière zu sammeln begonnen hatte.

Dieser Freundschaftsdienst kam ihm nun sehr zustatten, als er zur Bearbeitung des Faches berufen wurde, dem kein anderer sich hatte zuwenden wollen. Innerhalb eines Jahres war er so weit, dass er die Vorlesungen über die Naturgeschichte der Wirbellosen aufnehmen konnte. Gerade aber das Fehlen fast aller festen Abgrenzungen auf diesem ungeheuren Gebiet, dessen Formenreichtum den der Wirbeltiere weit über-trifft, dürfte für seine Auffassung von der Organismenwelt von ausschlaggebender Bedeutung geworden sein. Hier musste er selbst erst Ordnung in die Fülle der Erscheinungen bringen und konnte sich nicht damit begnügen, die ihm vorliegenden Tierformen in die bereits festgesetzten Klassen, Ordnungen und Arten einzureihen; hier musste ihm daher auch klar werden, dass alle Systeme etwas Künstliches sind, das wir in die Natur hineinbringen, das aber nicht in ihr selbst enthalten ist. Sehr schön drückt er später in seiner Philosophie der Zoologie diesen Gedanken aus:

„Der Zweck einer Klassifikation der Tiere“, sagt er dort, „ist der, vermittelst der von Abstand zu Abstand in der allgemeinen Reihe dieser Wesen gezogenen Scheidelinien unserer Einbildungskraft Ruhepunkte zu geben, damit wir jede schon beobachtete Art leichter erkennen, ihre Beziehungen zu den anderen bekannten Tieren erfassen und neu entdeckte Arten einreihen können. Dieses Mittel erleichtert unsere Studien und Kenntnisse, und seine Anwendung ist für uns unumgänglich notwendig. Aber ich habe bereits gezeigt, dass es ein künstliches Hilfsmittel ist und ungeachtet des scheinbaren Gegenteils keine reale Begründung in der Natur selbst hat.“

Hier wird also die Natur als Einheit aufgefasst, in der alle Unterschiede und Gegensätze nur relative Geltung haben. Von da ist nur mehr ein kleiner Schritt zu der Vorstellung, dass die verschiedenen Formen ineinander übergehen, auseinander hervorgehen. Und dieser Gedanke musste einem Manne von der wissenschaftlichen Unerschrockenheit und Kühnheit Lamarcks kommen, dessen geistiges Streben von jeher dahin gegangen war, Einheit in die Naturbetrachtung zu bringen, indem er zeigte, dass die ganze ungeheure Mannigfaltigkeit unserer Umgebung nach Gesetzen zu begreifen ist, deren Wirksamkeit wir heute noch beobachten können.

Bei den höchst unzureichenden Mitteln, die seine Zeit bot, konnte eine Aufgabe, die die Arbeitskraft eines Menschen jedenfalls weit übersteigt, nicht in allen Stücken gelingen, und so finden sich in dem Lebenswerk Lamarcks eine Menge ganz phantastischer Vorstellungen neben einer gewaltigen Reihe von genialen Gedanken, die auch noch die Gegenwart in reichem Masse zu befruchten imstande sind.

Das monistische Streben Lamarcks beschränkt sich nicht auf die Tierwelt; er hat versucht, die Chemie, die Geologie, die Botanik und Zoologie sowie endlich die Metereologie in ein einheitliches Weltbild zu vereinigen. Mit seinen Ansichten über Chemie trat er in scharfen Gegensatz zu Lavoisier. Ob seine Theorien irgend eine Berechtigung hatten, kann ich nicht entscheiden; jedenfalls machen sie einen recht phantastischen Eindruck. Hingegen waren seine geologischen Theorien viel ernster zu nehmen. Er versuchte lange vor Lyell die heutige Gestalt der Erdoberfläche aus der Wirksamkeit der Naturkräfte zu erklären, die auch heute noch wirksam sind. Damit machte er einen gewaltigen Schritt hinaus über die Anschauungsweise der damals herrschenden Lehre, die im Anschluss an die Sintflutsage der Bibel an ungeheure Katastrophen glaubte, die das Antlitz der Erde verändert hätten, Ereignisse, die über das Mass der uns bekannten Naturkräfte weit hinausgingen. Auch Lamarcks grösster Gegner, Cuvier, bekannte sich zu einer solchen „Katastrophentheorie“. Im Gegensatz dazu unternahm es Lamarck in seiner 1802 erschienenen Hydrogeologie, zu zeigen, wie die Erscheinungen der Gebirgsbildung, der Hebung und Senkung der Küsten, des Vorkommens von versteinerten Meerestieren in Gebirgen, die Schwankungen im Klima etc. in erster Linie auf die Bewegungen des Wassers zurückzuführen sind.

Das fliessende Wasser wäscht fortwährend das feste Land aus und trägt den Schutt nach dem Meere. Infolgedessen müsste mit der Zeit das ganze feste Land abgetragen und das Meer ausgefüllt werden. Dem widerstrebt aber die Bewegung des Meeres.

Die Anziehungskraft des Mondes bewirkt bekanntlich den Wechsel von Ebbe und Flut im Ozean, dessen Massen dadurch fortwährend in der Richtung von Ost nach West fortbewegt werden. Durch diese Strömung, meint nun Lamarck, werde stetig die Ost-kiiste aller Kontinente vom Meere abgespült, während die Westküsten sich allmählich erheben. Auf diese Weise wandern die Meere im Laufe der Jahrmillionen langsam rund um die Erde. Dies sucht Lamarck damit zu beweisen, dass mitten auf den heutigen Festländern versteinerte Ueberreste von Meerestieren gefunden werden. Besonders über die Versteinerungen des Pariser Beckens hat er sehr eingehende Studien gemacht.

Infolge dieser Wanderung der Meere, folgert er nun weiter, muss sich auch der Schwerpunkt der Erde verschieben und damit ihre Umdrehungsachse. Die Folge davon ist, dass die Pole wandern müssen. Dadurch erklären sich die Funde von versteinerten Resten tropischer Pflanzen in heute kalten Gegenden. Damit ist aber auch die wichtigste Ursache für die Entstehung hoher Gebirge gegeben. Denn da die Erde keine vollkommene Kugel, sondern an den Polen abgeflacht und mithin am Aequator ausgebuchtet ist, muss bei einer Aenderung der Drehungsachse ein neuer Wulst entstehen, von dem alten bleiben aber noch Reste bestehen und diese bilden die hohen Kettengebirge. Als weitere wichtige Faktoren der Gebirgsbildung werden aber auch noch die Tätigkeit des Wassers und die vulkanischen Gewalten anerkannt.

In ähnlicher Weise wie auf das Meer wirkt die Anziehung des Mondes auch auf den Luftozean. Auch dieser hat Ebbe und Flut, die in der Gegend des Aequators am stärksten auftreten. Die Folge davon ist, dass die vom Monde gehobenen Luftmassen nach den Polen abfliessen. Je nachdem sie dabei über Meere oder Länder streichen, entstehen feuchte oder trockene Winde.

Diese auf sehr unzulängliche Kenntnis der Tatsachen aufgebaute Theorie enthält neben Phantastischem doch auch eine Reihe scharfsinniger und richtiger Beobachtungen und Folgerungen. Ihr grosses Verdienst aber ist, dass sie eine Erklärung der Welt rein auf Grund natürlicher Zusammenhänge zu bieten sucht. Spätere Zeiten sind an diese Aufgabe mit weit überlegenen Mitteln, mit viel grösserem Wissen von Tatsachen herangetreten. Aber der wenn auch teilweise missglückte Versuch zeigt nicht nur die Kühnheit, sondern auch die Genialität seines Urhebers. Mit Recht kann dieser sagen, die Phantasie führe uns in der Wissenschaft zwar oft irre; „aber ohne Einbildungskraft keine Genialität, ohne Genialität keine Möglichkeit, Entdeckungen zu machen, äusser Entdeckungen von Tatsachen, die dann aber immer ohne befriedigende Konsequenzen bleiben“. Im gleichen Sinne sagt auch Ernst Mach, dass „die wissenschaftliche Forscherarbeit eine recht starke Phantasie erfordert“. Darin zeigt sich eben die Genialität eines Forschers, dass er die Tatsachen neu gruppiert und die zur engen Verbindung fehlenden Glieder durch seine Einbildungskraft so ergänzt, dass sie dann auch in der Wirklichkeit aufgefunden werden können. Dazu ist allerdings eine sehr genaue Vertrautheit mit dem zu behandelnden Stoffe erforderlich, die Lamarck auf den Gebieten der Chemie und Physik nur teilweise, in viel höherem Masse aber auf dem der Biologie zu Gebote stand. Deshalb sind auch seine übrigen naturwissenschaftlichen Hypothesen und Theorien heute fast ganz der Vergessenheit anheimgefallen, seine biologische Auffassung aber, die zu des grossen Mannes Lebzeiten und auch noch lange nachher kaum etwas anderes als Spott und Mitleid erweckte, sie lebt heute wieder mit neuer Kraft auf, und die Prophezeiung Paulys [1] scheint ihrer Erfüllung entgegenzugehen, dass Lamarck, der grösste Vorgänger Darwins, auch sein Nachfolger sein werde.

Die ersten Andeutungen dieser Theorie finden sich bereits in der 1802 erschienenen Schrift: Untersuchungen über die Organisation der Lebewesen, sie ist aber voll ausgebaut in der Zoologischen Philosophie, dem genialen Werk, das gerade vor hundert Jahren erschien. Wenn man bedenkt, in welchem Zustande sich damals die Wissenschaft vom Lebenden befand, kommt einem eist die ganze Kühnheit von Lamarcks Unternehmen voll zum Bewusstsein. Die Lehre von den Versteinerungen, später eine der stärksten Stützen des Darwinismus, war kaum erst schüchtern hervorgetreten. Lamarck selbst gehört neben Cuvier zu ihren Begründern. Von den Zellen als den Bausteinen des Tier- wie Pflanzenleibes wusste man noch nichts. Die Embryologie und die vergleichende Anatomie steckten noch in den Kinderschuhen, Tier- und Pflanzengeographie waren noch unbekannte Begriffe; das Mikroskop war noch ein recht unbehilflicher Apparat, die Lehre von den einzelligen Lebewesen war noch kaum angebahnt.

Die Auffassung von der Entstehung der Lebewesen, die damals allgemein herrschte, fasst Lamarck folgendermassen zusammen: „Die Natur (oder ihr Urheber) hat bei der Schöpfung der Tiere alle möglichen Verhältnisse, in welche dieselben kommen würden, vorausgesehen und hat jeder Art eine konstante Organisation und eine bestimmte und in ihren Teilen unveränderliche Gestalt gegeben, welche jede Art zwingen, an den Orten und in den Klimaten, wo man sie findet, zu leben und hier ihre Gewohnheiten beizubehalten.“

Dieser herrschenden Auffassung stellt er nun seine eigene neue scharf gegenüber:

„Die Natur hat alle Tierarten nacheinander hervorgebracht. Sie hat mit den unvollkommensten oder einfachsten begonnen und mit dem vollkommensten aufgehört. Sie hat ihre Organisation stufenweise entwickelt. Indem sich diese Tiere allgemein auf alle bewohnbaren Orte der Erde ausbreiteten, hat jede Art derselben durch den Einfluss der Verhältnisse, in denen sie sich befand, ihre Gewohnheiten und die Abänderungen in ihren Teilen erhalten, die wir bei ihr beobachten.“

Es fragt sich nun, wie Lamarck diese Entwicklung von einfachen zu komplizierteren Formen erklärt. Dass die niedrigsten bekannten Lebewesen aus unbelebter Materie hervorgehen, galt ihm wie den meisten seiner Zeitgenossen als selbstverständlich. Die Irrigkeit dieses Glaubens wurde erst viel später nachgewiesen. Während aber die anderen Zoologen damals an dieser Urzeugung zwar keinen Anstoss nahmen, dabei aber an der Unveränderlichkeit der Arten festhielten, liess Lamarck von dieser Voraussetzung seine Entwicklungslehre ihren Ausgang nehmen. Dass die Arten nicht unveränderlich waren, das ging nicht nur als notwendige Folgerung aus seiner philosophischen Auffassung hervor, das zeigten ihm insbesondere auch die Ergebnisse künstlicher Züchtung von Tieren und Pflanzen. Hier berührt sich also Lamarck sehr nahe mit Darwin; aber bereits hier zeigt sich klar und scharf der Gegensatz ihrer Auffassungsweise. Während nämlich Darwin später das Hauptgewicht auf die Wahltätigkeit des Züchters legt, der nur die ihm günstig erscheinenden zufälligen Varietäten zur Zucht verwendet, ist für Lamarck die Frage entscheidend, wie denn diese Varietäten überhaupt zustande kommen. Er erklärt dies damit, dass durch die Züchtung die Tiere und Pflanzen in eine ganz andere Umgebung kommen, als die Natur ihnen bietet, und dass sie sich dieser anpassen müssen. Diese Anpassung beruht bei Lamarck auf der Tätigkeit, auf dem Lebensprozess der Organismen, während sie nach Darwins Ansicht im freien Naturleben durch die auslesende Wirksamkeit der Schädlichkeiten der Umgebung zustande kommt.

Lamarck geht davon aus, dass das Leben der Organismen in der Befriedigung ihrer Bedürfnisse besteht, dass also diese für die Gestaltung des Lebens massgebend sind, daher insbesondere auch für die Betätigung der Organe. Ein Tier zum Beispiel, das auf die Flucht zur Rettung seines Lebens angewiesen ist, wird seine Beine mehr verwenden als eines, das sich vor dem Feinde verkriecht. Ein Raubtier wird seine Zähne anders gebrauchen als ein Pflanzenfresser. Nun ist es aber eine oft beobachtete und wohlbekannte Tatsache, dass der nicht übermässige Gebrauch ein Organ kräftigt und stärkt, dass aber ein nicht oder wenig gebrauchtes Organ allmählich verkümmert. Darauf beruht ja der Wert aller Uebung. Jeder Mensch, der zum Beispiel längere Zeit zu Bett liegen musste, weiss, wie schwach er nachher in der ersten Zeit auf den Beinen ist, bis die Muskeln wieder durch Uebung genügend gekräftigt sind. Aber diese Wirkung von Gebrauch und Nichtgebrauch erstreckt sich nicht nur auf die Muskeln, obwohl bei diesen die Wirkung am auffälligsten ist. Sie tritt auch bei allen anderen Körperorganen hervor. So können die Sinne durch Uebung geschärft werden. Der entwickelte Tastsinn der Blinden zum Beispiel ist ja bekannt. Alles Lernen beruht auf solcher Kräftigung der Nerven und Hirnpartien durch Uebung. Auch die Drüsen des Körpers sind einer solchen Ausgestaltung durch öftere Inanspruchnahme fähig, und selbst die Knochen, diese scheinbar so starren Massen, werden in ihrer Stärke nicht nur, sondern auch in ihrer Gestalt und auch in ihrer Lage durch den Gebrauch beeinflusst. Ja, selbst ihre innere Struktur wird durch die Druck- und Zugverhältnisse, denen sie ausgesetzt werden, so verändert, dass Wolff, einer der besten Kenner dieser Materie, die Bildsamkeit der Knochen mit der des Wachses vergleicht.

Wenn nun eine Tierart durch lange Zeit unter denselben Verhältnissen lebt, mithin also sich stets bei ihr dieselben Bedürfnisse und dieselbe Art ihrer Befriedigung einstellen, dann müssen diejenigen Organe sich stark entwickeln, die durch diese Lebensweise viel in Anspruch genommen werden, während die nicht gebrauchten verkümmern.

Vorausgesetzt ist dabei allerdings, dass diese erworbenen Veränderungen wenigstens teilweise auf die Nachkommenschaft vererbt werden. Lamarck behauptete eine solche Erblichkeit, wenn die betreffende Eigenschaft beiden Eltern zugekommen war. Bis in die neueste Zeit blieb diese Annahme unangefochten, und auch Darwin bekannte sich zu ihr. Erst sein Schüler Weismann leugnete die Vererbung erworbener Eigenschaften und es ist über diese Frage eine ganze umfangreiche Literatur entstanden. Doch scheint gerade jetzt die ältere Auffassung Lamarcks und Darwins wieder entschieden die Oberhand zu gewinnen.

Lamarck hat seine Anschauungen über den Gang der Entwicklung und die Rolle, welche die Bedürfnisse des Organismus dabei spielen, in einer Reihe von Beispielen erläutert. Er weist darauf hin, dass Tiere, die viel im Wasser leben und daher aufs Schwimmen angewiesen sind, die Zehen ihrer Gliedmassen stets möglichst spreizen werden, um dem Wasser eine grosse Fläche ihrer Ruderorgane zu bieten. Infolgedessen dehnt sich die Haut zwischen den Zehen immer mehr aus, und auf diese Weise entstehen die Schwimmhäute bei den Fröschen, den Enten und Gänsen und anderen Schwimmern. Im Gegensatz dazu erhalten Vögel, deren Lebensweise es mit sich bringt, dass sie viel auf Zweigen sitzen, mit der Zeit lange und kräftige Krallen.

Die zahlreichen Beispiele der sogenannten rudimentären, das heisst verkümmerten Organe bieten eine weitere reiche Fülle von Belegen. Lamarck weist hier besonders auch darauf hin, dass bei Tieren, die stets im Dunkel leben, wie Maulwurf oder Triton, die Augen ganz verkümmern, da sie für diese Tiere keine Bedeutung, keinen Nutzen mehr haben und daher äusser Gebrauch gesetzt sind. Das Gehör hingegen ist bei allen Tieren, die überhaupt die Anlage zu diesen Organen besitzen, auch gut entwickelt, weil es unter allen Umständen für das Tier von Vorteil ist und daher oft gebraucht wird.

Von all den zahlreichen Beispielen, die Lamarck zur Erläuterung der von ihm gefundenen Gesetze beibringt, ist keines so populär geworden, wie das der Giraffe, deren langer Hals und lange Vorderbeine damit erklärt werden, dass das in trockenen Gegenden lebende Tier genötigt ist, das Laub der hohen Bäume abzufressen und zu diesem Zweck seinen Hals auszustrecken und den Leib aufzurichten. An dieses Beispiel hat sich der billige Witz, der so häufig das Werk des Genies verfolgt, das er nicht begreift, mit Vorliebe herangemacht und besonders die unbedingten Anhänger der Darwinschen Theorie der natürlichen Zuchtwahl ergossen reichlich ihren Hohn über den naiven Lamarck, der glaubte, dass der Hals vom Ausstrecken länger werde. Merkwürdig ist dabei allerdings, dass diese Darwinisten ganz vergassen, einmal bei ihrem Meister selbst nachzusehen, wie denn er sich zu diesem Problem stellte. Da hätten sie gefunden, dass Darwin in der Entstehung der Arten sich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt. Da dieses Beispiel besonders deutlich den Unterschied zwischen den Auffassungen dieser beiden grossen Biologen erkennen lässt, zugleich aber auch die Stellung beleuchtet, die Darwin zur Lehre Lamarcks einnimmt, will ich die betreffende Stelle hierhersetzen.

„Was die Giraffe betrifft,“ sagt Darwin, „so wird die beständige Erhaltung derjenigen Individuen eines ausgestorbenen, hoch hinaufreichenden Wiederkäuers, welche die längsten Hälse, Beine u. s. w. besassen, und nur ein weniges über die durchschnittliche mittlere Höhe hinauf abweiden konnten, ebenso wie die beständige Zerstörung derjenigen, welche nicht so hoch weiden konnten, hingereicht haben, dieses merkwürdige Säugetier hervorzubringen; aber der fortgesetzte Gebrauch aller dieser Teile zusammen mit ihrer Vererbung wird ihre Koordination in bedeutungsvoller Weise unterstützt haben“.

Darwin hat also diese „lächerliche“ Auffassung, dass der Hals der Giraffe durch fortgesetztes Ausstrecken verlängert wurde, als berechtigt anerkannt. Allerdings führt er hier dieses Lamarcksche Prinzip nur als Ergänzung seiner natürlichen Zuchtwahl an. Später aber, in der Abstammung des Menschen, hat er mit dem ihm eigenen Freimut einbekannt, dass er den Einfluss der natürlichen Zuchtwahl auf Kosten der Wirksamkeit des Gebrauches und Nichtgebrauches der Organe früher überschätzt habe, und in einem Brief vom Jahre 1880 bezeichnet er es als „seinen grössten Fehler, dass er der direkten Einwirkung der Umgebung, Nahrung, Klima u. s. w. eine zu geringe Bedeutung zugeschrieben habe“.

Tatsächlich lehrt ja auch eine unbefangene Beurteilung der oben zitierten Theorie Darwins, dass sich der lange Giraffenhals wohl durch den anhaltenden Gebrauch dieses Organs, auch unabhängig von natürlicher Zuchtwahl erklären lasse, nicht aber durch diese allein. Denn damit die Tiere mit langem Halse überleben konnten, mussten sie eben erst da sein. Ueberdiess hat Kassowitz mit Recht darauf hingewiesen, dass die Zuchtwahl unmöglich alle Giraffen mit kürzerem Halse ausgerottet haben kann, da sonst alle jungen Tiere hätten zugrunde gehen müssen. So zeigt gerade das so viel bespöttelte Beispiel von der Giraffe die Ueberlegenheit der Erklärung Lamarcks gegenüber derjenigen Darwins.

Allerdings lässt sich in dieser Weise nur das Anwachsen und Stärkerwerden bereits vorhandener Organe erklären. Es bleibt aber die Frage, wie die ersten Anlagen zu diesen Organen entstanden sind. Dazu kommt für Lamarck selbst noch die weitere Schwierigkeit, aufzuklären, wie die Entwicklung bei den niedersten Tieren und bei den Pflanzen erfolgt ist, denen er psychische Fähigkeiten und daher auch das Fühlen von Bedürfnissen absprechen zu müssen glaubte. Jedenfalls aber muss er auch ihnen Stoffwechsel, Wachstum und, was er ausdrücklich als eine Folgeerscheinung des Wachstums ansieht, Fortpflanzung sowie Reizbarkeit zu erkennen.

Hier müssen wir einen Moment auf die allgemeinen chemischen Theorien Lamarcks zurückgreifen. Diesen zufolge ist die die leblose Materie beherrschende Kraft die Kohäsion. Dieser wirken Wärme und Elektrizität entgegen. In den lebenden Körpern halten sich Kohäsion und Wärme das Gleichgewicht; der zwischen diesen beiden Kräften stattfindende Kampf bewirkt eine gewisse Spannung in den Organismen, die sich als Reizbarkeit äussert. Diese Spannung wird durch die Elektrizität reguliert, die deren Vergrösserung oder Herabsetzung in den einzelnen Körperteilen bewirkt, je nachdem die Aussenwelt auf diese einwirkt. Infolgedessen strömen die „Fluida“, die Flüssigkeiten, die den Körper durchsetzen, bald nach dem einen, bald nach dem anderen Körperteil und bahnen sich so allmählich bessere Wege. Organteile, die infolge häufiger Reizung oft mit diesen Flüssigkeiten überschwemmt werden, wachsen nicht nur, sondern an diesen Stellen können durch den Zustrom der Fluida neue Organe entstehen. Bei den höheren Tieren, die Empfindung und Willen besitzen, wird dieser Strom durch den Willen selbst reguliert und bewirkt so die Stärkung, aber auch die Neuentstehung von Organen.

Man sieht, dieser Teil von Lamarcks Theorie leidet wieder einigermassen an einer Fülle von Phantasie und einem Mangel an Klarheit. Die Vorstellung der „Fluida“, die den Körper durchströmen, und zu denen auch Wärme und Elektrizität gehören, teilte er allerdings mit der Gelehrtenwelt seiner Zeit. Immerhin steckt auch in den uns oft etwas kraus anmutenden Gedankengängen ein genialer Kern. Mit Recht weist Lamarck in der Einleitung seiner Zoologischen Philosophie darauf hin, dass zwar der Einfluss des Physischen auf das Geistige viel studiert wird, nicht aber der Einfluss des Geistigen auf das Physische. In dieser Hinsicht beginnt erst unsere Zeit, das so lang Versäumte nachzuholen. Die ganze moderne physiologische Psychologie beruht auf dem Studium der physiologischen Begleit- und Folgeerscheinungen der psychischen Vorgänge. Ferner haben zum Beispiel die Versuche, Flypnose und Suggestion zu Heilzwecken zu benützen, zu genauerer Erforschung des Einflusses geführt, den das Seelenleben auf die körperlichen Erscheinungen ausübt, und auch im Studium der hysterischen Krankheitserscheinungen spielt diese neue Fragestellung eine Rolle. Allerdings sind alle diese Fragen auch heute noch recht wenig geklärt, und man darf daher dem kühnen Forscher, der vor hundert Jahren sich an diese Probleme machte, keinen Vorwurf machen, wenn er bei dem ersten Versuch scheiterte. Spätere Forscher haben diesen ganzen Komplex von Zusammenhängen einfach unberücksichtigt gelassen. Sie waren damit Lamarck gegenüber sicherlich im Unrecht; aber sie handelten vorsichtiger als dieser Gipfelstürmer, und wenn sie dabei auch nicht zu seinen genialen Geistesblitzen gelangten, so entgingen sie doch dem Spott der Mit- und Nachwelt.

Würden nun alle Organismen, meint Lamarck, unter genau den gleichen äusseren Bedingungen heranwachsen, so müssten sie auch genau die gleichen Formen annehmen, die ganze Entwicklung verliefe in einer geraden Linie. Nun haben sich aber die Organismen über die ganze bewohnbare Erde ausgebreitet, und zugleich haben die verschiedenen Teile der Erde auch mannigfache Schicksale erfahren. Länder sind im Meere versunken, andere haben sich gehoben, das Klima wurde kalt und warm, der Pflanzenwuchs und die umgebende Tierwelt haben sich geändert. Infolgedessen mussten auch die Bedürfnisse der unter die verschiedenen Verhältnisse gebrachten Tiere andere werden, und so wurde der einheitliche Bauplan der Natur gestört, am Baum des Lebens bildeten sich mannigfache Zweige.

Lamarck darf daher, seine Darlegungen zusammenfassend, sagen:

„Die Natur hat also, um bei den Organismen den Zustand der Dinge, den wir wahrnehmen, herbeizuführen, direkt, das heisst ohne irgendwelchen organischen Vorgang, nur die einfachst organisierten Tiere und Pflanzen hervorbringen müssen, und sie erzeugt dieselben noch tagtäglich in derselben Weise an günstigen Orten und zu günstigen Zeiten. Dadurch nun, dass sie diesen Organismen, die sie selbst erschaffen hat, die Fähigkeiten der Ernährung, des Wachstums, der Fortpflanzung und der jeweiligen Vererbung der in der Organisation erworbenen Fortschritte verlieh, und dass sie allen organisch erzeugten Individuen diese nämlichen Fähigkeiten übertrug, wurden die Organismen aller Klassen und aller Ordnungen mit der Zeit und durch die unendliche Verschiedenartigkeit der immer wechselnden Verhältnisse nach und nach hervorgebracht.“

Lamarck scheut auch vor den letzten Konsequenzen seines Standpunktes nicht zurück, und fünfzig Jahre vor Darwins Entstehung der Arten stellt er kühn eine Theorie auf über die Abstammung des Menschen von affenartigen Vorfahren; und es ist erstaunlich, wie seine Theorie mit der modernsten Auffassung der Anthropologie übereinstimmt.

Lamarck geht von der Annahme aus, dass eine hochstehende Affenart durch irgendwelche Verhältnisse gezwungen wurde, das Leben in den Wipfeln der Bäume aufzugeben und sich auf dem Boden fortzubewegen. Wenn nun diese Affenart das Bedürfnis hatte, die vorderen Gliedmassen frei zu bewegen und den Kopf hoch zu halten, um einen grösseren Gesichtskreis zu beherrschen, so musste sich im Laufe der Generationen aus dem Typus der Vierhänder ein solcher der Zweihänder entwickeln, bei denen die hinteren Gliedmassen sich immer mehr dem Gehen anpassten, wodurch die vorderen eine immer grössere Freiheit erlangten. So werden sie geschickt zum Gebrauch von Werkzeugen, zu denen sich Ansätze schon bei den Affen finden. Dass der aufrechte Gang dem menschlichen Körper erst aufgezwungen wurde, während seine natürliche Stellung die auf allen vier Extremitäten wäre, das beweist Lamarck besonders auch mit dem Hinweis darauf, dass die Anordnung der Körperteile so ist, dass die aufrechte Haltung ein Tätigkeitszustand ist und keine Ruhelage. Insbesondere ist der Kopf nicht in seinem Schwerpunkt eingefügt und hat daher ebenso wie Brust und Bauch das Streben, nach vorne zu fallen. Im Besitz von primitiven Waffen und Werkzeugen braucht der Urmensch zum Fangen und Festhalten der Beute sowie zur Abwehr von Feinden sein Gebiss nicht mehr in dem Masse wie früher zu benützen. Dieses entwickelt sich daher zurück, die vorspringende Schnauze verschwindet, der Gesichtswinkel wächst.

Der Besitz dieser ersten Waffen und Werkzeuge musste dem Menschen eine gewaltige Ueberlegenheit über die Tiere geben, die er zum Teil ausrottete, zum Teil verdrängte. Er selbst breitete sein Geschlecht über die Teile der Erde aus, die ihm am meisten zusagten; und da er natürlich gerade mit den Wesen in die schärfste Konkurrenz treten musste, die ihm ihrer organischen Veranlagung nach am nächsten standen, rottete er diese Arten aus; daher rührt der grosse Abstand, der heute den niedersten Wilden vom höchsten Affen trennt.

Mit Recht legt Lamarck das grösste Gewicht darauf, dass der Urmensch sicherlich ein soziales Wesen war, da sich sonst seine Sprache nicht hätte entwickeln können. So aber zwang ihn gerade die grosse Mannigfaltigkeit der Verhältnisse, in die er auf seinen Eroberungszügen kam, zu gegenseitigen Mitteilungen. Zur Befriedigung dieses Bedürfnisses griff der Mensch zu den verschiedensten Verständigungsmitteln durch Zeichen, unter denen sich schliesslich die artikulierten Stimmlaute, die Sprache, als das beste und brauchbarste behaupteten. Die niedereren Tiere hingegen, von den Menschen verfolgt und gehetzt, bleiben auf die primitivsten Lebensbedürfnisse beschränkt und finden keine Gelegenheit und Veranlassung zur Ausbildung höherer Fähigkeiten. Ihnen genügen daher zur Verständigung wenige Zeichen und Töne.

Hier zeigt sich abermals ein wesentlicher Unterschied, ein Gegensatz zwischen den Auffassungen von Lamarck und Darwin. Dieser sieht den wichtigsten Entwicklungsfaktor in der Not und dem dadurch bedingten Kampf ums Dasein, jener aber im möglichst ungehemmten Spiel der Kräfte, denen Zeit und Gelegenheit gegeben sein muss, um auf die reichen Anregungen der Aussenwelt zu antworten.

Hundert Jahre sind seit dem Erscheinen der Zoologischen Philosophie vergangen. Der Entwicklungsgedanke, der dort zum erstenmal mit wissenschaftlicher Rücksichtslosigkeit und mit genialem Scharfklick vorgetragen wurde, hat heute die Welt erobert; aber nicht im Zeichen Lamarcks. Gerade fünfzig Jahre nach Lamarcks Werk erschien Darwins Entstehung der Arten. Und dieses Buch hat dem Entwicklungsgedanken die Bahn gebrochen. Die Feier des hundertsten Geburtstages des grossen englischen Gelehrten, die in diesem Frühjahr in der ganzen zivilisierten Welt gefeiert wurde, hat gezeigt, wie sehr dieser Grundgedanke seines Werkes Gemeingut der Welt der Gebildeten geworden ist. Gegen Darwin richtete sich die Wut der Klerikalen, sein Name wurde zum Kampfruf für die Befreiung der Geister aus geistiger Knechtschaft. Lamarck, der die natürliche Entwicklung aller Lebewesen einschliesslich des Menschen schon fünfzig Jahre vor Darwin gelehrt hatte, blieb dagegen lange Zeit ganz vergessen. Als Systematiker allerdings behielt er grosses Ansehen. Ihm verdankt die Wissenschaft die Einteilung der Tierwelt in Wirbeltiere und Wirbellose, und auch sonst sind seine umfangreichen Werke über Botanik und Zoologie reich an fruchtbringenden Gedanken über Systembildung. Aber diese Verdienste wurden in erster Linie hervorgehoben, um sie in Gegensatz zu den „haltlosen Phantastereien“ zu bringen, mit denen sich der Sonderling abgegeben hätte, die aber eines ernsten Mannes der Wissenschaft doch eigentlich unwürdig wären, und über die man mit Spott oder mit mitleidigem Achselzucken hinwegsah. Erst der durch Darwins Aufreten bewirkte Triumph des Entwicklungsgedankens liess das Andenken seines grossen Vorgängers wieder aufleben, das schon zu seinen eigenen Lebzeiten fast verloren gegangen war.

Schon sein grosser Zeitgenosse Goethe, der sich so lebhaft für die Frage der Einheitlichkeit der Naturauffassung und besonders des Bauplanes der Lebewesen interessierte, scheint von Lamarcks Theorien nichts gewusst zu haben. Cuvier feindete sie heftigst an und verhöhnte sie sogar in der Gedächtnisrede, die er Lamarck zu Ehren in der französischen Akademie zu halten hatte. So erfuhr dieser das traurige Schicksal, das so vielen wahren Genies nicht erspart blieb. Er starb verlacht und vergessen im tiefsten Elend.

Als 17jähriger Jüngling hatte er in der Schlacht von Vellinghausen auf einem verlorenen Posten ausgeharrt, bis er abberufen wurde. Als Greis behauptete er mit noch grösserer Ausdauer und Tapferkeit den von ihm selbst gewählten vorgeschobenen und von seinen Zeitgenossen vergessenen Posten der Wissenschaft. Die Zoologische Philosophie hatte er 1809 im Alter von 65 Jahren geschrieben. In den Jahren 1815 bis 1822 erschien seine Naturgeschichte der wirbellosen Tiere in sieben Bänden. In der Einleitung zu diesem riesigen Werk gab er nochmals eine Darstellung seiner Theorie. Nur die ersten fünf Bände konnte er selbst vollenden. Dann legten sich die dunklen Schatten der Blindheit über die Augen des einst so scharfsichtigen Forschers. Doch selbst dann noch rastete der Nimmermüde nicht. Ein Jahr nach seinem Tode erschien seine letzte Schrift, das Analytische System der positiven Kenntnisse des Menschen. Er hatte es seiner Tochter, die ihn in den letzten Jahren mit hingehendster Liebe pflegte, diktiert.

Am 18. Dezember 1829 erlöste der Tod den müden Greis von seinem Leiden. Er war 85 Jahre alt geworden, und Sorgen, Kummer und Kränkungen waren ihm stets im reichsten Masse zuteil geworden. Als Darwin starb, trauerte die halbe Welt um ihn, seine Leiche wurde mit fürstlichem Gepränge im nationalen Pantheon beigesetzt. Lamarck starb im bittersten Elend, seit Jahren erblindet und im ständigen Kampfe mit der Not, vergessen und verlassen von der Mitwelt, beweint nur von seinen Kindern. Sein Grab ist unbekannt.

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Fussnote

1. A. Pauly, Darwinismus und Lamarckismus. München 1905.


Zuletzt aktualisiert am 18. Mai 2023