Wladimir Iljitsch Lenin

 

Sozialismus und Krieg

 

III. Kapitel
Der Wiederaufbau der Internationale

 

Wie ist die Internationale wiederaufzubauen? Zuvor aber einige Worte darüber, wie die Internationale nicht wiederhergestellt werden darf.

 

Die Methode der Sozialchauvinisten und des Zentrums

Oh, die Sozialchauvinisten aller Länder sind große „Internationalisten”! Sie sind schon seit Kriegsausbruch von der Sorge um die Internationale fast zu Boden gedrückt. Einerseits versichern sie, alles Gerede von einem Zusammenbruch der Internationale sei bloße „Übertreibung”. In Wirklichkeit sei nichts Besonderes geschehen. Man höre Kautsky: Die Internationale ist einfach ein „Friedensinstrument” – Was Wunder, wenn dieses Instrument in Kriegszeiten nicht so recht brauchbar sei. Anderseits haben die Sozialchauvinisten aller Länder ein sehr einfaches – und, was das wichtigste dabei, zugleich internationales – Mittelchen ausgeheckt, um aus dieser Klemme herauszukommen. Ein gar nicht kompliziertes Mittelchen: Man muß nur das Ende des Krieges abwarten, bis dahin haben die Sozialisten eines jeden Landes ihr „Vaterland” zu verteidigen und „ihre” Regierung zu unterstützen, nach Kriegsende aber wird man sich gegenseitig „amnestieren” und anerkennen, daß alle in Recht gewesen sind, daß wir in Friedenszeiten leben wie Brüder, während wir in Kriegsseiten – genau auf Grund der und der Resolutionen – die deutschen Arbeiter dazu auffordern. ihre französischen Brüder zu morden, und umgekehrt.

Darin stimmen gleicherweise Kautsky wie Plechanow, Victor Adler wie Heine überein. Victor Adler schreibt: „Wenn wir diese Zeit der Ungeheuerlichkeiten überstanden haben werden, wird es erste Pflicht sein, einander nicht beim Wort zu nehmen.” Kautsky behauptet, von keiner Seite seien bisher Äußerungen von ernst zu nehmenden Sozialisten bekannt geworden, die befürchten ließen, das Schicksal der Internationale sei in Frage gestellt. Plechanow sagt: „Es wird unangenehm sein”, (den deutschen Sozialdemokraten) „die Hände zu schütteln, die noch vom Blute unschuldig Hingemordeter triefen.” Aber sofort plädiert er für „Amnestie”: „Hier”, schreibt er, wird es durchaus am Platze sein, die Stimme des Herzens der Vernunft unterzuordnen. Um ihrer großen Sache willen wird die Internationale sogar verspätete Reue berücksichtigen müssen.” Heine attestiert in den Sozialistischen Monatsheften Vandervelde, seine Hgadlungsweise sei „mutig und stolz”, und hält ihn der deutschen Linken als Beispiel vor.

Mit einem Wort, wenn der Krieg zu Ende ist setze man eine Kommission ein, bestehend aus Kautsky, Plechanow, Vandervelde und Adler, und im Handumdrehen werden sie eine „einstimmige” Resolution im Geiste der gegenseitigen Amnestie vorlegen. Damit wäre der ganze Streit glücklich vertuscht. Statt den Arbeitern zu helfen, über das Geschehene ins reine zu kommen, wird man sie mit der Schaustellung einer papierenen „Einheit” betrügen. Und die Vereinigung der Sozialchauvinisten und Heuchler aller Länder wird man Wiederherstellung der Internationale nennen.

Man darf sich nicht verhehlen: die Gefahr einer solchen „Wiederherstellung” ist sehr groß. Die Sozialchauvinisten aller Länder sind gleichermaßen daran interessiert. Sie alle wünschen gleichermaßen nicht, daß die Arbeitermassen ihres Landes sich selbst Klarheit verschaffen über die Frage: Sozialismus oder Nationalismus. Sie alle sind gleichermaßen daran interessiert gegenseitig ihre Sünden zu verdecken. Sie alle können nichts anderes vorschlagen, als was der Virtuose der „internationalen” Heuchelei, Kautsky, vorschlägt.

Indessen legt man sich von dieser Gefahr zuwenig Rechenschaft ab. Wir haben in dem einen Kriegsjalir eine Reihe von Versuchen erlebt, die internationalen Beziehungen wiederherzustellen. Wir wollen gar nicht von den Konferenzen in London und in Wien sprechen, auf denen ausgesprochene Chauvinisten zusammenkamen, um den Generalstiben und der Bourgeoisie ihrer respektives „Vaterländer” hilfreich beizustehen. Was wir im Auge haben, sind die Konferenzen in Lugano, in Kopenhagen, die Internationale Frauenkonferenz und die Internationale Jugendkonferenz. [7] Diese Zusammenkünfte waren von den besten Wünschen beseelt. Aber sie sahen absolut nicht die hier aufgezeigte Gefahr. Sic unterließen es, die Kampfeslinie der Internationalisten festzulegen. Sie wiesen das Proletariat nicht auf die Gefahr hin, die ihm vom sozialchauvinistischer, Weg zur „Wiederherstellung” der Internationale droht. Sie beschränkten sich in besten Falle auf die Neubestätigung alter Resolutionen, ohne die Arbeiter darauf aufmerksam zu machen, daß die Sache des Sozialismus ohne den Kampf gegen die Sozialchauvinisten hoffnungslos verloren ist. Sie taten in besten Falle nicht mehr als auf der Stelle treten.

 

 

Der Stand der Dinge in der Opposition

Es besteht kein Zweifel daran, daß für alle Internationalisten der Stand der Dinge in der deutschen sozialdemokratischen Opposition von allergrößtem Interesse ist. Die offizielle deutsche Sozialdemokratie, die in der II. Internationale die stärkste und die führende Partei gewesen ist hat der internationalen Arbeiterorganisation auch den empfindlichsten Schlag versetzt. Zugleich aber damit regte sich in der deutschen Sozialdemokratie auch die stärkste Opposition. Unter den großen europäischen Parteien war es die deutsche, in welcher die Genossen, die der Fahne des Sozialismus treu geblieben waren, zuerst die laute Stimme des Protests erhoben. Mit Freuden lasen wir Zeitschriften wie die Lichtstrahlen und Die Internationale. Mit noch größerer Freude erfuhren wir von der Verbreitung illegaler revolutionärer Aufrufe in Deutschland wie zum Beispiel des Aufrufs Der Hauptfeind steht im eigenen Land. Das zeugte davon, daß unter den deutschen Arbeitern der Geist des Sozialismus lebendig ist daß es in Deutschland noch Männer und Frauen gibt fähig, den revolutionären Marxismus zu verteidigen.

Im Schoße der deutschen Sozialdemokratie offenbarte sich am anschaulichsten die Spaltung des heutigen Sozialismus. Wir sehen dort mit aller Deutlichkeit drei Strömungen: die chauvinistischen Opportunisten, die nirgends sonst auf eine so tiefe Stufe des Verfalls und des Renegatentums gesunken sind wie in Deutschland; das Kautskysche „Zentrum”, das sich hier als ganz unfähig erwiesen hat irgendeine andere Rolle zu spielen als die, den Opportunisten Helferdienste zu leisten; schließlich die Linke, die allein die wirkliche Sozialdemokratie in Deutschland vertritt.

Vor allem interessiert uns natürlich der Stand der Dinge in der deutschen Linken. In ihr sehen wir unsere Genossen, in ihr erblicken wir die Hoffnung aller internationalistischen Elemente.

Wie liegen nun hier die Dinge?

Die Zeitschrift Die Internationale hatte völlig recht als sie erklärte, daß die deutsche Linke immer noch einen Gärungsprozeß durchmacht, daß noch große Umgruppierungen bevorstehen und daß es in ihren Reihen entschlossenere und weniger entschlossene Elemente gibt.

Wir russischen Internationalisten maßen uns selbstverständlich nicht im geringsten an, uns in die inneren Angelegenheiten unserer Genossen von der deutschen Linken einzumischen. Wir begreifen, daß nur sie allein kompetent sind, ihre Kampfmethoden gegen die Opportunisten gemäß den Bedingungen von Ort und Zeit zu bestimmen. Wir betrachten es lediglich als unser Recht und als unsere Pflicht, offen unsere Meinung über den Stand der Dinge zu sagen.

Wir sind überzeugt, daß der Verfasser des Leitartikels in der Internationale voll und ganz im Recht war, als er erklärte, daß das Kautskysche „Zentrum” der Sache des Marxismus größeren Schaden zufügt als der offene Sozialchauvinismus. Wer jetzt die Gegensätze vertuscht, wer unter der Maske des Marxismus den Arbeitern jetzt das predigt, was das Kautskyanertum predigt, der schläfert die Arbeiter ein, der ist schädlicher als die Südekum und Heine, die die Frage hart auf hart stellen und die Arbeiter zwingen, sich selbst zu orientieren.

Die Fronde gegen die „Instanzen”, die sich Kautsky und Haase in letzter Zeit erlauben, darf niemand in die Irre führen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und den Scheidemännern sind keine prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten. Die einen glauben, Hindenburg und Mackensen hätten schon gesiegt und man dürfe sich bereits den Luxus eines Protests gegen Annexionen erlauben. Die anderen sind der Meinung, Hindenburg und Mackensen hätten noch nicht gesiegt und man müsse infolgedessen „bis zum Ende durchhalten”.

Das Kautskyanertum führt gegen die „Instanzen” nur einen Scheinkampf – und zwar zu keinem anderen Zweck, als um nach dem Krieg vor den Arbeitern den prinzipiellen Streit vertuschen und die Sache mit einer geschwollenen, unbestimmt links gehaltenen Resolution Nr.1001, worin ja die Diplomaten der II. Internationale solche Meister sind, verkleistern zu können.

Es ist Idar, daß die deutsche Opposition in ihrem schweren Kampf gegen die „Instanzen” auch diese nichtprinzipielle Fronde des Kautskyanertums ausnutzen muß. Aber der Prüfstein für jeden Internationalisten muß nach wie vor die ablehnende Haltung gegenüber dem Neokautskyanertum sein. Nur der ist wahrhaft ein Internationalist, der gegen das Kautskyanertum kämpft und begreift, daß das „Zentrum”, auch nach der scheinbaren Schwenkung seiner Führer, in Prinzipienfragen der Verbündete der Chauvinisten und Opportunisten bleibt.

Von größter Bedeutung ist unsere Haltung gegenüber den schwankenden Elementen in der Internationale überhaupt Solche Elemente .- vorwiegend Sozialisten von pazifistischer Färbung – gibt es ebenso in den neutralen wie in einigen kriegführenden Ländern (in England zum Beispiel die Unabhängige Arbeiterpartei). Diese Elemente können unsere Mitläufer werden. Ein Zusammengehen mit ihnen gegen die Sozialchauvinisten ist geboten. Man darf aber nicht vergessen, daß sie nur Mitläufer sind, daß diese Elemente bei der Wiederherstellung der Internationale im Wichtigsten und Wesentlichen nicht mit uns, sondern gegen uns marschieren werden, daß sie mit Kautsky, Scheidemann, Vandervelde und Sembat zusammengehen werden. Auf internationalen Konferenzen darf man sein Programm keinesfalls auf das beschränken, was für diese Elemente annehmbar ist Sonst geraten wir selbst in die Gefangenschaft dieser schwankenden Pazifisten. So war es zum Beispiel auf der Internationalen Frauenkonferenz in Bern. Die deutsche Delegation, die die Auffassungen der Genossin Clara Zetkin unterstützte, spielte auf dieser Konferenz faktisch die Rolle des „Zentrums”. Die Frauenkonferenz sagte nur das, was annehmbar war für die Delegierten aus der opportunistischen holländischen Partei Troelstras und für die Delegierten aus der ILP (Unabhängige Arbeiterpartei), die – wir wollen das nicht vergessen – auf der Londoner Konferenz der „Entente”-Chauvinisten für die Resolution Vanderveldes gestimmt hat. Wir bezeugen der ILP unsere größte Hochachtung für den mannhaften Kampf, den sie während des Krieges gegen die englische Regierung führt. Wir wissen aber, daß diese Partei nie auf dem Boden des Marxismus gestanden hat und auch jetzt nicht auf diesem Boden steht. Und wir halten es gegenwärtig für die Hauptaufgabe der sozialdemokratischen Opposition, die Fahne des revolutionären Marxismus zu entrollen, den Arbeitern unsere Auffassung von den imperialistischen Kriegen fest und bestimmt zu sagen, die Losung revolutionärer Massenaktionen auszugeben, d.h. die Epoche der imperialistischen Kriege zum Beginn einer Epoche von Bürgerkriegen zu machen.

Revolutionäre sozialdemokratische Elemente gibt es trotz alledem in vielen Ländern. Sie sind in Deutschland vorhanden, in Rußland, in Skandinavien. (eine einflußreiche Richtung, deren Vertreter Gen. Höglünd ist), auf dem Balkan (die bulgarische Partei der Tesnjaki), in Italien, in England (ein Teil der Britischen Sozialistischen Partei); in Frankreich Vaillant selbst hat in der Humanité eingestanden, daß er Protestbriefe von Internationalisten erhielt (obzwar er keinen einzigen davon vollständig veröffentlichte), in Holland (die Tribunisten [8]) usw. Diese marxistischen Elemente – sollten sie auch zu Anfang zahlenmäßig noch so schwach sein – zusammenzuschließen, in ihrem Namen an die heute in Vergessenheit geratenen Lehren des revolutionären Sozialismus zu erinnern, an die Arbeiter aller Länder die Aufförderung zu richtet, mit den Chauvinisten zu brechen und sich unter dem alten Banner des Marxismus zu sammeln – das ist die Aufgabe des Tages.

Die Konferenzen mit sogenannten Aktionsprogrammen haben bisher nur dazu geführt, daß auf ihnen mehr oder minder vollständig das Programm des simplen Pazifismus proklamiert wurde. Marxismus ist nicht Pazifismus. Für die schnellste Beendigung des Krieges zu kämpfen ist notwendig. Aber nur wenn gleichzeitig zu revolutionärem Kampf aufgerufen wird, erhält die „Friedens”forderung proletarischen Sinn. Ohne eine Reihe von Revolutionen ist der sogenannte demokratische Frieden eine spießbürgerliche Utopie. Ein wirkliches Aktionsprogramm wäre nur ein marxistisches Programm, das den Massen eine erschöpfende und klare Antwort auf das Geschehene gibt sie über das Wesen des Imperialismus und über den gegen ihn zu führenden Kampf aufklärt offen ausspricht, daß der Zusammenbruch der II. Internationale durch den Opportunismus herbeigeführt worden ist und offen zur Errichtung einer marxistischen Internationale ohne und gegen die Opportunisten aufruft. Nur ein solches Programm, das bezeugen würde, daß wir weder den Glauben an uns selbst noch den Glauben an den Marxismus verloren haben, daß wir dem Opportunismus den Kampf auf Leben und Tod ansagen, würde uns früher oder später die Sympathien wirklich breiter proletarischer Massen sichern.

 

 

Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands und die III. Internationale

Die SDAPR hat schon längst mit ihren Opportunisten gebrochen. Die russischen Opportunisten sind jetzt auch noch Chauvinisten geworden. Das bestärkt uns nur noch in der Meinung, daß der Bruch mit ihnen im Interesse des Sozialismus notwendig ist. Wir sind überzeugt daß die gegenwärtigen Differenzen zwischen Sozialdemokraten und Sozialchauvinisten absolut nicht geringer sind, als es die Differenzen zwischen Sozialisten und Anarchisten waren, auf Grund deren sich die Sozialdemokraten von diesen letzteren trennten. Der Opportunist Monitor hat in den Preußischen Jahrbüchern ganz richtig gesagt, daß für die Opportunisten und für die Bourgeoisie die jetzige Einheit vorteilhaft ist, denn sie zwingt die Linken, sich den Chauvinisten unterzuordnen, und hindert die Arbeiter, sich in den Streitfragen richtig zu orientieren und ihre wahrhaft proletarische, wahrhaft sozialistische Partei zu schaffen. Wir sind zutiefst überzeugt, daß beim heutigen Stand der Dinge der Bruch mit den Opportunisten und Chauvinisten die erste Pflicht eines Revolutionärs ist – genauso wie die Trennung von den Gelben, den Antisemiten, den liberalen Arbeiterverbänden usw. notwendig war, damit man die zurückgebliebenen Arbeiter rascher aufklären und sie in die sozialdemokratische Partei einreihen konnte.

Die Dritte Internationale müßte unserer Ansicht nach gerade auf einer solchen revolutionären Basis geschaffen werden. Ob der Bruch mit den Sozialchauvinisten zweckmäßig ist, das steht für unsere Partei nicht in Frage. Diese Frage ist für die Partei unwiderruflich entschieden. Eine Frage ist für sie nur, ob sich dieser Bruch im internationalen Maßstab in allernächster Zeit vollziehen läßt.

Es ist ganz klar, daß eine internationale marxistische Organisation nur dann zustande kommen kann, wenn in verschiedenen Ländern die Bereitschaft vorhanden ist, selbständige marxistische Parteien zu schaffen. Deutschland als das Land der ältesten und stärksten Arbeiterbewegung ist dabei von ausschlaggebender Bedeutung. Die nächste Zukunft wird lehren, ob die Bedingungen für die Schaffung einer neuen marxistischen Internationale bereits herangereift sind. Wenn ja, so wird unsere Partei mit Freuden in eine solche vom Opportunismus und Chauvinismus gesäuberte III. Internationale eintreten. Wenn nicht, so wird das nur beweisen, daß zu einer solchen Säuberung noch eine mehr oder minder lange Evolution erforderlich ist. Und dann wird unsere Partei innerhalb der alten Internationale den äußersten oppositionellen Flügel bilden – solange nicht in den verschiedenen Ländern die Basis für eine auf dem Boden des revolutionären Marxismus stehende Internationale Arbeiterassoziation geschaffen sein wird.

Wir wissen nicht und können nicht wissen, wie die Entwicklung in den nächsten Jahren auf der internationalen Arena weitergehen wird. Was wir aber sicher wissen und wovon wir unerschütterlich überzeugt sind, ist dies, daß unsere Partei in unserem Land unter unserem Proletariat unermüdlich in der vorgezeichneten Richtung arbeiten und in ihrem tagtäglichen Kampf bemüht sein wird, die russische Sektion einer marxistischen Internationale zu schaffen.

Auch wir in Rußland haben keinen Mangel an offenen Sozialchauvinisten und Gruppen des „Zentrums”. Diese Leute werden gegen die Schaffung einer marxistischen Internationale ankämpfen. Wir wissen, daß Plechanow auf der gleichen prinzipiellen Basis steht wie Südekum und diesem schon jetzt die Hand entgegenstreckt. Wir wissen, daß das von Axelrod geleitete sogenannte „Organisationskomitee” das Kautskyanertum auf russischem Boden predigt. Unter dem Vorwand der Einheit der Arbeiterklasse predigen diese Leute die Einheit mit den Opportunisten und durch sie mit der Bourgeoisie. Aber alles, was wir über den gegenwärtigen Stand der Arbeiterbewegung in Rußland wissen, gibt uns die volle Bürgschaft dafür, daß das klassenbewußte Proletariat Rußlands wie bisher auf seiten unserer Partei bleiben wird.

 

 

 

Anmerkungen

7. Die Internationale Sozialistische Jugendkonferenz zur Erörterung der Stellung zum Krieg fand vom 4. bis 6. April 1915 in Bern statt. Auf der Konferenz waren Vertreter von Jugendorganisationen aus 10 Ländern anwesend: Rußland, Norwegen, Holland, Schweiz, Bulgarien, Deutschland, Polen, Italien, Dänemark und Schweden. Die Konferenz beschloß die alljährliche Durchführung eines Internationalen Jugendtages und wählte das Internationale Büro der Sozialistischen Jugend, das entsprechend den Beschlüssen der Konferenz die Zeitschrift Jugend-Internationale herauszugeben begann, an der auch W.I. Lenin und K. Liebknecht mitarbeiteten.

8. Tribunisten – eine sich um die Zeitung De Tribune scharende linke Gruppe der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Hollands. 1909 wurden die Tribunisten aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Hollands ausgeschlossen und gründeten eine selbständige Partei (die Sozialdemokratische Partei Hollands). Die Tribunisten bildeten den linken Flügel der Arbeiterbewegung Hollands, waren jedoch keine konsequente revolutionäre Partei. Im Jahre 1918 beteiligten sich die Tribunisten an der Gründung der Kommunistischen Partei Hollands.

De Tribune – Zeitung des linken Flügels der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Hollands, die ab 1907 in Amsterdam herausgegeben wurde, seit 1909 das Organ der Sozialdemokratischen Partei Hollands und von 1918 an Organ der Kommunistischen Partei Hollands.

 


Zuletzt aktualisiert am 11.10.2003