Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands

 

[Dritter Verhandlungstag: Mittwoch, den 1. Januar 1919]

Um 11 Uhr eröffnet Genosse Walcher die Sitzung ...

Vorsitzender [Walcher (Stuttgart)]: Ich habe Ihnen mitzuteilen, daß sich die Verhandlungen mit den Obleuten noch etwas verzögern. Mit den Beauftragten der Vertrauensleute, mit denen die Besprechung geführt war, ist eine Einigung bisher nicht erzielt. Unsere Genossen werden also jetzt mit den Obleuten direkt verhandeln, und es ist anzunehmen, daß diese Verhandlung etwa eine Stunde in Anspruch nehmen wird. Aus diesem Grunde schlagen wir vor, die Verhandlung eine Stunde auszusetzen.

[Genosse] Meyer [Zentrale]: Genossen und Genossinnen, ich schlage Ihnen vor, diese Stunde zu benutzen, um entsprechend dem Vorschlage, der ja aus Ihrer Mitte selbst gekommen ist, kleine Besprechungen zwischen den Delegierten der verschiedenen Bezirke abzuhalten. Sie werden gewiß eine Reihe von Angelegenheiten untereinander zu besprechen haben. Soweit es gewünscht wird, daß Mitglieder der Zentrale dabei sind oder bestimmte Auskunft geben sollen, sind wir gern bereit, diesen Wünschen zu entsprechen.

[Genosse] Widmann (Frankfurt [a. M.]): Genossen, dem könnte ich beipflichten. Aber ich möchte Sie doch darauf hinweisen, daß dann doch die Bezirke einigermaßen abgegrenzt sein müssen. Die Unklarheit hierüber ist gestern schon besprochen worden. Meiner Ansicht nach gehören wir nach Erfurt, aber doch keineswegs nach dem Münchener Bezirk. Da wäre es doch notwendig, daß man wenigstens in Grundrissen angibt, wie man die Bezirke einteilt.

Genosse Meyer [Zentrale]: Genossen und Genossinnen, die Abgrenzung der Bezirke soll ja durch die Organisationskommission geschehen. Heute kann es sich nur darum handeln, daß die Vertreter einiger größerer Bezirke zu einer unverbindlichen Rücksprache zusammentreten, und da würde ich vorschlagen, folgende Gruppen zu nehmen: einmal Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien und Pommern, eventuell noch Posen, ferner die Berliner Genossen, dann die sächsischen Genossen, die Genossen aus Mitteldeutschland – wo Frankfurt hinzutreten will, muß den beiden Frankfurter Genossen selbst überlassen werden –, ferner Rheinland-Westfalen, ein Bezirk Wasserkante, ein Bezirk Süddeutschland; hier würden die bayerischen mit den badischen und württembergischen Genossen zusammengehen. Aber man könnte ja auch noch weiter teilen. Es handelt sich eben nicht um eine endgültige Abgrenzung der Bezirke, die dem nächsten Parteitag vorbehalten bleibt, sondern nur um eine Verständigung der hier anwesenden Delegierten zu einer Besprechung.

Vorsitzender: Sie haben den Vorschlag des Genossen Meyer gehört. – Wortmeldungen liegen nicht vor. Also kann ich Ihr Einverständnis damit voraussetzen. Die Genossen könnten sich also jetzt zusammentun, um Erfahrungen auszutauschen, vielleicht auch Berichte über den Stand der Bewegung geben.

(Pause.)

 

 

Um 1.30 Uhr eröffnet Genosse Pieck die Sitzung ...

Vorsitzender [Pieck]: Genossen und Genossinnen, wir haben entsprechend dem gestrigen Beschluß die Konferenz auf 11 Uhr heute morgen einberufen. Der pünktliche Beginn der Tagung war aber nicht möglich, weil sich die Verhandlungen mit den revolutionären Obleuten dermaßen hingezogen haben, daß wir jetzt erst in so später Stunde die Verhandlungen eröffnen können. Ich bedaure sehr, daß sich die Reihen so gelichtet haben, ich hoffe aber, daß im Laufe der Verhandlungen noch ein Teil der Genossen zurückkehren wird.

Zur Berichterstattung über diese Verhandlungen hat der Genosse Liebknecht das Wort.

[Genosse] Liebknecht [Zentrale]: Genossen, wir wurden gestern gebeten, mit einer Kommission, die die revolutionären Obleute und Vertrauensleute der Großbetriebe Berlins gewählt hatten, zu verhandeln. Diese Kommission bestand, wenn ich nicht irre, aus sieben Mitgliedern. Zu diesen Mitgliedern gehörten unter andern Ledebour, Richard Müller, Däumig, Nowakowski, Eichen, Eckert und Scholze. Es wurde gleich zu Eingang von Genossen Däumig gesagt, daß eine Hauptdifferenz, die sie vermuteten, nämlich die Frage der Beteiligung an den Nationalversammlungswahlen, aus der Welt geschafft sei, weil für sie die Frage dieser Beteiligung auch ausgeschieden sei. („Bravo!“)

Es wurde vom Genossen Ledebour des weiteren Widerspruch erhoben und mit Energie betont, daß er seinerseits doch an der Beteiligung [an] den Nationalversammlungswahlen festhalte. Es wurde nun weiter erörtert, ob ein Zusammengehen weiter möglich sei, und von einzelnen Mitgliedern der Kommission betont, es bestehe ja überhaupt kein taktischer und prinzipieller Unterschied, folglich würde ein Nichtzusammengehen eine große Störung der revolutionären Arbeit bedeuten, das Zusammengehen ist geboten. Indem wir das unterstellten, machten wir den Vorschlag, es sollten in die Programm- und Organisationskommission, die ja gestern bereits von Ihnen gewählt worden ist, noch eine Anzahl von Vertretern der revolutionären Vertrauensleute und Obmänner hineingewählt werden. Wir schlugen vor, fünf Vertreter zu entsenden, und machten darauf aufmerksam, daß in dieser Kommission alles das, was bei allgemeiner Übereinstimmung in Taktik und Prinzip noch der Erörterung bedürftig sein könnte, ja ohne weiteres geregelt werden könnte und daß dieser Einfluß durch diese fünf Mitglieder gewährleistet sei. Dabei wurde klargelegt, daß die Entsendung von fünf Vertretern der revolutionären Obleute folgendes bedeuten würde: Die revolutionären Obleute sind Berliner, Vertreter eines großen Teils der Berliner Arbeiterschaft. Hier handelt es sich aber um eine Vertretung des ganzen Reiches. Von den Vertretern der Kommission sind bisher schon eine ganze Anzahl – ich glaube, es sind acht – Berliner. Wenn diese fünf noch hinzukämen, würden 13 Vertreter Berliner sein. Wenn man die Zentrale mitrechnet, dann würde das gegenüber den nun übrigbleibenden 16 aus dem Reiche ein so starker Einfluß von Berlin sein, daß die Zusage wohl, wie wir annehmen, von dem Kongreß noch gebilligt werden würde, aber kaum überschritten werden könnte.

Nunmehr wurden weitere Erörterungen hierüber gepflogen, in deren Verlauf plötzlich der Genosse Richard Müller sich erhob und erklärte: Nach seiner Überzeugung sei ein Zusammengehen mit uns aber nur unter der Voraussetzung möglich, daß wir unsere bisherige Putschistentaktik aufgeben, nicht fortgesetzt Demonstrationen machten und dergleichen mehr. Ich sagte dem Genossen Richard Müller, er scheine ein Sprachrohr des Vorwärts zu sein („Sehr gut!“), er gebe in diesem Falle eine Darstellung, die den Tatsachen in der schroffsten Weise widerspreche. Wir seien weit von Putschen entfernt. Alle Demonstrationen, die wir veranstaltet hätten, seien allein auf Beschluß der revolutionären Obleute und Vertrauensleute durchgeführt worden. Nach dieser Bemerkung von Richard Müller scheint es so, daß allerdings sich nun plötzlich, entgegen der vorausgegangenen optimistischen Bemerkung von Däumig, ein sehr starker taktischer und prinzipieller Gegensatz auftat. Es wurde von jener Seite erklärt, daß sie mit einer Vertretung von fünf Mitgliedern in der Kommission nicht einverstanden sein würden, sie würden volle Parität fordern, und zwar allenthalben, und von uns wurde gesagt: Wir werden alles tun, um eine Einigung herbeizuführen. Wir wüßten, daß unsere Konferenz auch bereit sein werde zu allem, was die revolutionäre Bewegung fördern könne, und daß der Kongreß eine Einigung begrüßen würde. Wir halten es jedoch für ausgeschlossen, daß der Kongreß den Beschluß auf Ablehnung der Wahlbeteiligung an der Nationalversammlung jetzt wieder aufheben wird, nach der ganzen Art, wie der Kongreß seine Haltung dazu eingenommen hat.

Genossen, es wurde nun an uns die Bitte gerichtet, da wir nicht fertig wurden, wir möchten hier vorschlagen, den Kongreß zu vertagen, heute früh zu weiteren Verhandlungen wieder zusammenzukommen. Sie haben, wie Ihnen ja bekannt ist, gestern diesem Vorschlag entsprochen und damit Ihre Bereitwilligkeit zum Ausdruck gebracht, zur Einigkeit mit allen revolutionären Elementen der Arbeiterschaft zu kommen. Es war ein sehr großes Entgegenkommen, das der Kongreß damit gezeigt hat („Sehr richtig!“), und es kann keinem Berliner Arbeiter und keinem wirklich revolutionären Proletarier in Deutschland verborgen bleiben – es mögen Mißdeutungen so viel hinausgestreut werden, soviel sie wollen –, daß dieser Kongreß gerade durch diese Handlung in der denkbar deutlichsten Weise seinen Einigungswillen gezeigt hat. Das halte ich für nötig, in der Öffentlichkeit zu betonen.

Als wir nun heute früh um 9 Uhr erschienen, waren von der Kommission nur zwei Mitglieder da, die übrigen Mitglieder fanden sich erst sehr spät ein. Der Genosse Ledebour, als letzter, kam erst gegen ¼11 Uhr hierher („Hört! Hört!“), so daß wir wiederum, indem wir pünktlich da waren, gezeigt hatten, daß wir willens waren, bald zum Ziele zu kommen, während auf jener Seite die Zeit uns genommen wurde.

Nachdem wir zusammengetreten waren, erklärte uns die Kommission, sie wolle sich zunächst einmal zurückziehen und ihren Standpunkt skizzieren. Es dauerte wiederum längere Zeit, so daß es wieder kurz vor 11 Uhr war, als wir in irgendeine Verhandlung eintreten konnten. Die Kommission kam dann zurück und legte uns folgende fünf Forderungen vor:

  1. Sie stellte das Ersuchen an den Kongreß, den Beschluß in bezug auf den grundsätzlichen Antiparlamentarismus im allgemeinen und in bezug auf eine Nichtbeteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung aufzuheben. (Lachen.)
  2. Volle Parität innerhalb der Organisation, in der Zusammensetzung des Vorstandes und in allen Kommissionen, Programmkommission usw. Sie wollten überall die Hälfte der Mitglieder haben („Hört! Hört!“), und es wurde von einem der Mitglieder erklärt, diese Hälfte müßten sie zum mindesten haben.
  3. Es soll mit den Obleuten eine Präzisierung unserer Straßentaktik vereinbart und in Berlin keine Aktion ohne Verständigung mit den Obleuten unternommen werden.
  4. Sie forderten vollen, entscheidenden Einfluß auf unsere Presse und die Flugblätter der Partei.
  5. Der Name müsse geändert werden, das Wort „Spartakus“ müsse ausgelöscht werden. („Hört! Hört!“)

Genossen, wir haben – ich brauche die Einzelheiten hier nicht weiter zu erörtern – alsbald erklärt: Wir seien der Überzeugung, daß diese Stellungnahme nicht der Auffassung der Obleute selbst entsprechen könne, und daß wir nun zu den Obleuten selbst hinausgehen und dort die weiteren Verhandlungen pflegen würden.

Unser Standpunkt gegenüber diesen Forderungen ist folgender gewesen: Wir haben gesagt, einen Beschluß über grundsätzlichen Antiparlamentarismus haben wir überhaupt nicht gefaßt. Wir haben einen Beschluß gefaßt, der die Beteiligung an den Nationalversammlungswahlen ablehnt, und daß dieser Beschluß nach allem menschlichen Ermessen nicht geändert werden würde, hatte ich der Kommission bereits am Tage vorher mitgeteilt gehabt. Wenn sie nun heute früh als ersten Punkt ihrer Forderungen Aufhebung unseres Beschlusses hierüber verlangten, so könnten wir das nur so verstehen, daß sie geradezu uns den Stuhl vor die Tür setzen und keinerlei Verhandlungen mit uns ernstlich fortführen wollten.

Weiterhin haben wir erklärt, eine volle Parität könne doch kaum ernstlich in Frage kommen, weil es sich nur um eine Berliner Organisation handle, nicht um ganz Deutschland. Weiterhin können wir doch nicht ohne weiteres sagen, daß diese Vertrauensleute, deren Bedeutung wir wahrlich nicht unterschätzen, organisatorisch für uns so ungeheuer entscheidend ins Gewicht fallen würden – ich betone „organisatorisch“ –, daß sich etwa daraus die Forderung der Parität erklären lassen könnte. Wir wiesen darauf hin, daß – all ihre Aktionskraft und ihre bisherige revolutionäre Tätigkeit in Ehren –, wenn es sich darum handeln würde, nunmehr in die neue Kommunistische Partei einzutreten, es sehr zweifelhaft sei, wie weit ihr Einfluß auf die hinter ihnen stehenden Arbeiter reichen würde. Es sei gewiß, daß sie diese Arbeiter zu Aktionen bewogen hätten und sie auf diese auch sonst gewaltigen Einfluß ausübten, aber es befinden sich unter den Arbeitern, die ihnen auch zu den Aktionen gefolgt wären, eine große Menge, die organisatorisch noch an der Mehrheitspartei klebe, eine große Menge, die zu der USP gehöre, die sich meiner Ansicht nach vorläufig nicht aus der USP herausholen lassen würde, und außerdem auch Nichtorganisierte. Kurzum, wieviel sie gegebenenfalls zu unserer Organisation bringen könnten, sei noch in der Schwebe, und – all ihren Einfluß und ihre Bedeutung in Ehren – es könne doch nicht unterstellt werden, daß sie in dieser organisatorischen Beziehung, die doch hier zugrunde zu legen sei, gewissermaßen die sämtlichen Arbeiter, die sie bei Demonstrationen auf die Beine gebracht hätten, hier verträten, daß also die Forderung von der Parität doch entschieden eine übertriebene Forderung sei.

Wir haben weiterhin gesagt, daß über die Namensfrage usw. schließlich geredet werden könne. Das sei eine Sache, die wir Ihrer Entscheidung unterbreiten würden. Das Wort „kommunistische“ würden Sie sich allerdings nach der Vorgeschichte des Namens nicht entreißen lassen. An irgendwelchen kleinen Änderungen aber solle die Sache nicht scheitern.

Dann wurde aber von uns hervorgehoben, daß die Bedingungen zu 3 und 4, über die Änderung unserer Straßentaktik und die Beaufsichtigung unserer Presse und unserer Flugblätter, ein solch ungeheures Mißtrauen gegen unsere bisherige Taktik zum Ausdruck brächten, daß damit gleichsam die Voraussetzung aufgehoben erscheine, auf der die Verhandlung basiere, nämlich die Voraussetzung, daß man wirklich auf der gleichen politischen Basis stehe. („Sehr richtig!“) Es würde vielmehr daraus hervorgehen, daß man sich in sehr erheblichen Gegensätzen in Taktik und im Prinzip befinde und das habe ich allerdings mit voller Deutlichkeit erklärt daß wir entscheidendes Gewicht darauf legten, daß wir eines Sinnes sind, daß die Hemmungen, die durch ernsthafte taktische und prinzipielle Differenzen in die Organisation der Partei hineingetragen würden, in dieser Zeit nicht ertragen werden könnten. Wir wollen eine Partei von wirklicher Einmütigkeit in allen entscheidenden Fragen, da sie nur dann die Stoßkraft entfalten kann, die sie gerade gegenwärtig absolut braucht. Genossen, es hat eine längere Debatte unter den revolutionären Obleuten stattgefunden, in deren Verlauf vom Genossen Däumig betont wurde, ebenso wie von verschiedenen anderen, daß allerdings wirkliche Gegensätze in taktischer und politischer Hinsicht bestünden. Däumig, der zu dieser Kommission hinzugezogen worden ist, ebenso wie wir hinzugezogen worden sind, gehörte zu den ruhigeren unter den Nichtspartakusleuten, im Gegensatz zu Ledebour, der geradezu ein fanatischer Feind der Spartakisten ist, geradezu verhängnisvoll in seiner Wirksamkeit unter den revolutionären Obleuten. Ich halte es für nötig, das hervorzuheben; es fällt mir nicht leicht, denn mich verbindet seit einem Menschenalter die innigste wahre Freundschaft mit Ledebour, aber ich muß doch sagen, daß er in dieser Körperschaft geradezu wie ein Sprengpulver wirkt. Die guten Eigenschaften des Genossen Ledebour in allen Ehren – niemand kennt sie besser als ich –, wenn er sie nicht besäße, müßte man sich sämtliche Haare ausraufen, soweit man noch welche hat. Es wurde also vom Genossen Däumig und von einigen Rednern betont, daß allerdings wirkliche Gegensätze in Taktik und Prinzip zwischen ihnen und uns bestünden, es wurde von einigen Rednern sogar mit einer gewissen Energie darauf hingewiesen, namentlich wie Richard Müller es getan hat, von Putschen geredet und dergleichen mehr, also ganz à la Vorwärts. Aber, Genossen, ich betone, daß das in keiner Weise der wirklichen Auffassung der revolutionären Obleute entspricht. („Sehr richtig!“) Ich kenne diese Genossen aus einer langen Zusammenarbeit unter den schwierigsten Umständen vor der Revolution und nach der Revolution. Wenn sie derartige Äußerungen getan haben, so sind das nur zufällige Tageserscheinungen.

Nach einer Debatte, die sich längere Zeit hinzog, wurde dann abgestimmt, und zwar über die einzelnen Fragen getrennt. Für das Ersuchen um Abändern des Beschlusses bezüglich des grundsätzlichen Antiparlamentarismus ergab sich eine Majorität. Wir erklärten sofort: Ihr kämpft gegen Windmühlen, ein solcher Beschluß liegt nicht vor. Die Beteiligung an der Nationalversammlung wurde mit 26 gegen 16 Stimmen beschlossen. Aber unter der Minderheit befanden sich unter anderen die Vertreter der äußerst wichtigen Spandauer Betriebe, die allein 60.000 Mann hinter sich haben. Sie sind also für unsern Beschluß auf Ablehnung der Wahlbeteiligung. Es haben nicht nur abgestimmt die Obleute der Betriebe, sondern nach einem ausdrücklichen Vorschlage alle diejenigen, die irgendwelchen Einfluß auf die Arbeiterschaft kraft ihrer Stellung besitzen. Nicht abgestimmt haben zum Beispiel wir, Däumig, Ledebour, die unmittelbar nicht in organisatorischer Verbindung mit der Arbeiterschaft stehen.

Dann wurde über die Parität abgestimmt. Die Parität wurde gefordert mit allen gegen sieben Stimmen. Gleichfalls angenommen wurden die andern Bedingungen, gegen eine Anzahl von Genossen, die sich der Stimme enthielten. Ich forderte nun eine Abstimmung darüber, wieviel Genossen sich auf den Boden unseres Vorschlages stellen würden, fünf Genossen in die Kommission hineinzunehmen. Es haben sich auf diesen Boden acht gestellt gegen 34. Aber dabei hebe ich wiederum hervor, daß unter diesen acht die Vertreter der großen Fabriken sind, der Waffen- und Munitionsfabriken, die die energischste Arbeiterschaft in Berlin haben, Schwartzkopff usw. Kurz und gut, es sind die Vertreter der fortgeschrittensten Teile der Berliner Arbeiterschaft, die sich hinter uns gestellt haben.

Genossen, ich habe noch ein Wort zu sagen über das Ergebnis dieser Verhandlungen mit den revolutionären Obleuten und Vertrauensleuten. Ich habe bereits hervorgehoben, daß diese Genossen nach meinem Dafürhalten die besten und tatkräftigsten Elemente des Berliner Proletariats im allgemeinen verkörpern. Wenn es sich um Aktionen gehandelt hat, waren sie natürlich nicht immer sofort für das Äußerste zu haben, aber im großen und ganzen haben sie das geleistet das können wir sagen –, was man eben bei dem Charakter des deutschen Proletariats erwarten kann. Sie stehen – das hebe ich hervor – himmelhoch über den üblichen Organisationsbonzen der USP in Berlin, dem Großberliner Zentralverband der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei. Das ist ein Unterschied, der mit Worten gar nicht ausgedrückt werden kann. Sie sind also aller Anerkennung wert, und unsere Zusammenarbeit – das hebe ich noch einmal hervor gehört für mich zu den erfreulichsten Kapiteln meiner ganzen Parteitätigkeit. Trotzdem wollen wir uns darüber nicht täuschen, daß sie nicht allesamt mit vollem Bewußtsein, mit voller Entschiedenheit auf dem äußersten radikalen Flügel stehen und daß sie vielfach organisatorisch noch fest mit der USP verknüpft sind und ihnen eine gewisse Abneigung gegen Spartakus und Kommunismus und dergleichen noch stark im Blute liegt. Diese Abneigung ist geschürt worden – auch das hebe ich nochmals hervor – von einigen Genossen, die einen starken Einfluß unter ihnen besitzen, darunter besonders Ledebour, dem Spartakus schon längst vor der Revolution ein Dorn im Auge gewesen ist. („Sehr richtig!“)

Ich schätze das nicht sehr ernst ein, nur wenn es sich um eine Organisationsfrage handelt, wie die jetzt zu erörternde, erklärt es sich, daß sie noch zu einem großen Teile zurückschrecken und sich nicht ohne weiteres dem Spartakusbund anschließen wollen. Es bestehen außerdem sachliche Differenzen – ich habe das hervorgehoben – auch ernstlicher Art in bezug auf die Taktik, trotz alledem, besonders in bezug auf die Demonstrationstaktik, die direkte Aktion. Aber auch da ist die heutige Abstimmung eine Zufallsabstimmung, denn wir haben jetzt eine große Zahl großer Aktionen hinter uns, und die Aktionen haben eine gewisse Mattigkeit in der Arbeiterschaft der Betriebe zeitweilig hervorgerufen. Es wurde uns bereits früher von ihnen mitgeteilt, daß man für weitere Demonstrationen mit einer gewissen Vorsicht operieren müsse. Niemals haben wir daran gedacht, Demonstrationen zu veranstalten, die nicht durch die politische Lage geboten waren, die nicht eine wirkliche Aktion gewesen sind, und ich bin nicht einen Augenblick im Zweifel, daß, wenn die politische Situation eine Demonstration fordert, dann auch die revolutionären Ob- und Vertrauensleute wieder bereit sein würden, mitzumachen. („Sehr richtig!“) Aber als sie sich in diesem Augenblick jetzt theoretisch entscheiden sollten, ob sie noch weiter „törichte“ Demonstrationen mitmachen sollten so töricht und falsch wurde die Frage von einer Seite gestellt –, da kamen ihnen allerhand Bedenken, und sie sagten: Solche Taktik wollen wir nicht haben. Sie verstehen also, wie gerade aus der gegenwärtigen Situation heraus sich die Stellungnahme dieser Genossen zu dieser Frage erklärt, daß sie also ein Zufallsprodukt ist, auch zurückzuführen darauf, daß ein Mann wie Richard Müller, der sich sehr lange von den Sitzungen ferngehalten hatte und jetzt, nach der veränderten politischen Situation, nachdem der Vollzugsrat von Berlin nicht mehr Zentralrat für Deutschland ist, wieder an den Sitzungen teilnahm, seinen Einfluß gegen uns ausgeübt hat. Es kommt weiter hinzu, daß einzelne der Obleute und Vertrauensleute zwar die Arbeiterschaft von Berlin in ihrem verhältnismäßig besten Teil repräsentieren, aber natürlich längst nicht alle Arbeiter, weil eine große Zahl der Arbeiter bei der Mehrheitspartei steht.

Wie haben wir nun das Ergebnis unserer Verhandlungen zu werten? Eine Minderheit von sieben Ob- und Vertrauensleuten hat den Entschluß zum Ausdruck gebracht, sich zu uns zu stellen. Diese Minderheit wird – daran zweifle ich nicht einen Augenblick – alle Folgerungen sofort ziehen, und zwar ihre Folgerung nicht nur für sich persönlich, sondern auch die Folgerung, daß sie die hinter ihr stehenden Arbeiter öffentlich und mit allen Mitteln zu bestimmen versuchen wird, in unsre Partei einzutreten. Wenn wir bedenken, daß dazu die Waffenfabriken von Ludwig Loewe gehören und andre der allergrößten Fabriken, so ist das von unschätzbarem Wert für uns. Eine eigentliche Organisation sind ja die Ob- und Vertrauensleute überhaupt nicht; sie sind ja nur eine Verbindung, eine Zusammenkunft von Vertretern der verschiedenen Betriebe und von andern irgendwie mit den Arbeitern in Verbindung stehenden Genossen. Also das ist der eine Gewinn.

Im übrigen haben die Genossen abgelehnt, sich auf diesen Boden zu stellen. Aber, Genossen, das kann von uns nicht als eine Niederlage empfunden werden. Zunächst einmal kommt es uns ja doch, so wert und lieb uns diese Genossen von den Vertrauensleuten sind, nicht auf sie allein an, sondern auf die Massen, die hinter ihnen stehen („Sehr richtig!“), und diese Massen werden – davon bin ich überzeugt –, soweit sie irgendwie revolutionär durchgebildet sind, soweit sie uns irgendwie in der Agitation erreichbar sein werden, zu einem sehr großen Teile zu uns kommen, selbst wenn die Obleute ihrerseits nicht übertreten. Das ist das eine. Andrerseits werden diese Obleute selbst – davon bin ich auch überzeugt – in aller Kürze vor die Notwendigkeit gestellt werden, weitere Entscheidungen zu fällen. Diese Ablehnung ist ja nur ein Provisorium, die Leute müssen sich positiv entscheiden, was sie tun wollen, und um deswillen, weil sie das Empfinden haben: Mit der bisherigen USP geht’s nicht weiter. Deshalb haben sie ja diese gemeinsame Verhandlung gefordert oder angeregt.

Nun ist bei ihnen der Gedanke aufgetaucht, eventuell noch eine eigene Partei zu gründen. (Lachen. – Rufe: „Noch eine?“) Ich bin überzeugt, daß dieser Versuch, wenn er unternommen werden sollte, nicht allzuviel Erfolg haben dürfte. Ich bin aber auch überzeugt, daß es, selbst wenn ihr Versuch einen gewissen Erfolg haben würde, nicht lange dauern würde, bis die wirklich revolutionären Elemente der Arbeiterschaft auf unserm Boden stehen werden. Es liegt im Grunde genommen nur an verhältnismäßig wenigen Personen und im übrigen an der mangelnden Aufklärung in den Massen, wenn wir nicht gleich heute sagen können, daß sie allesamt zu uns herübergekommen sind. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine neue Partei von ihnen gegründet werden wird, ist unsrer Auffassung nach nicht allzu groß. (Zuruf.)

Schön, wenn keine neue Partei von den revolutionären Ob- und Vertrauensleuten gegründet wird, dann ist es klar, daß diese Genossen in aller Kürze entweder zu uns kommen werden oder aber sich auf den Boden der Haase-Taktik werden stellen müssen. So findet die reinliche Scheidung statt. Wir haben keine andre Möglichkeit, als auf diesen Klärungsprozeß jetzt zu warten. Wir können unmöglich – so war unsre Auffassung – diese fünf Forderungen der revolutionären Ob- und Vertrauensleute bewilligen. Das hieße das ganze Werk dieses Kongresses am Schlusse wieder vernichten („Sehr richtig!“), das hieße unsre ganze Partei wieder preisgeben und natürlich uns dem Gespött der Welt aussetzen. Ich meine, wir haben unsre Bereitwilligkeit zu Verhandlungen und Vereinigungen in der deutlichsten Weise zum Ausdruck gebracht; demagogische Versuche, uns anzuschwärzen, als ob wir als Quertreiber diese Einigung verhindert hätten, werden auf keinen fruchtbaren Boden fallen. Ich habe um deswillen auch diese ausführlichen Darlegungen gemacht. Die Massen werden für uns gewonnen werden können. Der Gewinn von acht der besten dieser revolutionären Ob- und Vertrauensleute fällt sehr erheblich in die Waagschale. Die übrigen werden noch zu uns kommen. Es ist also alles in allem ein Ergebnis, das vielleicht einige Illusionen zerstreut über den Grad der revolutionären Entwicklung in dem Kreis der revolutionären Ob- und Vertrauensleute. Aber auch die Zerstörung von Illusionen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für jede politische Leistung; das, was ist, festzustellen, ist der erste Schritt zur Klärung von Taktik und Programm, und so ist das ein Vorteil für uns, wenn wir auch im ersten Augenblick vielleicht lieber gesehen hätten, daß wir eine möglichst große Portion sofort herüberbekommen würden.

Aber im übrigen gibt uns gerade das Resultat dieser Verhandlungen die neue Lehre: Es ist von uns noch nicht genug gearbeitet worden, es ist von uns noch nicht genug getan zur Klärung und Revolutionierung der Massen. Es ist unsre Aufgabe, mit allen unsern Kräften an dieses Werk zu gehen, und ich bin überzeugt, daß gerade die Arbeit dieses Kongresses im allgemeinen dazu beigetragen hat, die Begeisterung für die Ziele, für die Aufgaben, die wir zu erfüllen haben, in ganz Deutschland zu erhöhen, daß die Arbeitskraft, die Energie, die Leidenschaftlichkeit, die Zähigkeit, mit der wir an die Arbeit gehen werden, verstärkt ist, wenn es überhaupt möglich ist, und daß wir auf diesem Kongreß die wichtigste Arbeit geleistet haben, um uns die Kraft, die wir vielleicht in diesem Augenblick noch nicht besitzen, in Bälde zu schaffen.

Ich möchte Sie, Genossen, bitten, sich darüber zu äußern, ob Sie mit der Tätigkeit, die wir bei den Verhandlungen gepflogen haben, einverstanden sind, ob Sie irgendwelche Aussetzungen zu machen haben, ob irgendeiner von Ihnen meint, daß man doch auf die Bedingungen der revolutionären Ob- und Vertrauensleute eingehen könnte. Von dieser Haltung, von Ihrer Auffassung darüber wird natürlich das Weitere abhängen. Nicht das, was wir in der Kommission vertreten haben, ist entscheidend, sondern Ihr Wille ist es, der für das Schlußergebnis der Verhandlungen mit dieser Körperschaft ganz allein maßgebend sein wird.

 

 

Vorsitzender: Es sind eine Reihe von Genossen zur Diskussion gemeldet: Sturm [Hamburg], Kahlert, Jacob und Rieger (Berlin).

Ferner ist folgende Resolution eingegangen:

Der erste Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands hat aus dem Bericht des Genossen Liebknecht mit Bedauern ersehen, daß einige sich radikal gebärdende Elemente der bankrotten USPD sich damit befassen, eine Verwirrung in die Reihen der revolutionären Ob- und Vertrauensleute Groß-Berlins zu tragen, die bis zuletzt treue Gefolgschaft leisteten in allen Aktionen des Spartakusbundes in Berlin. Unter verschiedenen, zum Teil anmaßenden, unzulässigen Vorwänden suchen diese Leute Kapital zu schlagen aus ihrem Einfluß unter den revolutionären ... Der Parteitag zweifelt nicht daran, daß die Massen des revolutionären Proletariats Groß-Berlins, vor die Wahl zwischen der KPD und der USPD gestellt, sich für die Kommunistische Partei Deutschlands entscheiden werden.

Genosse Sturm hat das Wort dazu.

[Genosse] Sturm [Hamburg]: Genossen, zu der eben verlesenen Resolution möchte ich nur ein paar Worte hinzufügen. Es ist ja klar: Wenn der entschlossene Demokrat, aber unentwegte Sozialist Ledebour, dann der Schaukelmann Richard Müller und außerdem noch der Konfusionsrat und Prediger des Atheismus Däumig ihre Finger im Spiele haben, kann eigentlich nichts Rechtes herauskommen; und, Genossen, wenn diese Leute sich damit befassen, Konfusion zu treiben, so mögen sie sich doch auf ihre eigene Art und Weise blamieren. Wir brauchen diese Sache nicht eingehend zu behandeln. Ich stelle den Antrag, von einer Diskussion über diese außerordentlich klare Angelegenheit überhaupt Abstand zu nehmen („Sehr richtig!“), die Resolution, die ich mit dem Genossen Becker mir hier einzubringen erlaubt habe, anzunehmen und die Sache als reine Berliner Angelegenheit den Berliner Genossen zur Erörterung und Erledigung zu übergeben. Denn damit wird ein für allemal der Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands sagen: Das Berliner Proletariat hat viel geleistet, es hat noch sehr viel zu leisten, aber Berlin ist nicht ganz Deutschland („Sehr richtig!“), und namentlich ist keineswegs ganz Deutschland oder gleich ganz Deutschland derjenige Teil der Obleute Groß-Berlins, der nur einen Teil der Arbeiter vielleicht hinter sich hat, eventuell auch das nicht, die aber versuchen, aus der ganzen Geschichte eine kleine Extrawurst für sich zu machen. („Sehr richtig!“)

[Genosse] Rieger [Berlin] (zur Geschäftsordnung): Ich schließe mich den Ausführungen des Genossen Sturm an, seinem Vorschlage, von einer weiteren Diskussion abzusehen, und ziehe infolgedessen meine Wortmeldung zurück.

Ich möchte aber bei dieser Gelegenheit eine Anfrage an die Zentrale richten: ob damit zu rechnen ist, daß die beschlossenen Flugblätter, und zwar die Rede des Genossen Liebknecht und ein Teil der Rede der Genossin Luxemburg betreffend die Winnigsche Angelegenheit, so schnell hergestellt werden können, daß sie das Sprengpulver unwirksam machen.

Vorsitzender: Genossen, wir müssen zunächst darüber abstimmen, ob wir Schluß in der Debatte eintreten lassen wollen. Wünscht jemand gegen diesen Antrag auf Schluß der Debatte das Wort?

[Genosse] Schubert [Charlottenburg] (zur Geschäftsordnung): Ich möchte bloß dazu bemerken, daß die Fassung der Resolution etwas anders gehalten werden kann. „ Sonst bin ich ebenfalls für den Schluß der Debatte.

[Genosse] Hirsch [Cuxhaven] (zur Geschäftsordnung): Die Ausführungen des Genossen Sturm habe ich vielleicht nicht ganz richtig verstanden. Nach meiner Meinung hat er folgendes ausgeführt: Die Resolution soll von uns angenommen werden und soll dann der Zentrale als eine Berliner Angelegenheit übergeben werden. (Widerspruch.) Ich möchte mich dafür aussprechen, daß die Frage, ob diese Resolution nun veröffentlicht werden soll oder nicht, der Zentrale überlassen wird, weil die Zentrale das als eine Berliner Angelegenheit besser beurteilen kann als wir in unsrer Gesamtheit.

Vorsitzender: Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Schluß der Debatte. Wer für Schluß der Debatte ist, den ersuche ich, die Hand zu erheben.

(Geschieht.)

Ich danke! Ich bitte um die Gegenprobe.

(Die Gegenprobe erfolgt.)

Es ist gegen zwei Stimmen angenommen.

Dann kämen wir zur Abstimmung über den Antrag, der hier gestellt worden ist. Haben die Genossen ihn bei der Verlesung alle verfolgt?

(Die Resolution wird von Genossen Liebknecht noch einmal verlesen.)

Ein Redner: Ich möchte meinerseits vorschlagen, dem Schlußsatz dieser Resolution folgenden Wortlaut zu geben:

Der Parteitag zweifelt nicht daran, daß die Massen des revolutionären Proletariats von Groß-Berlin, vor die Wahl zwischen der KPD und der USPD gestellt, sich für die Kommunistische Partei Deutschlands entscheiden werden.

Ein Redner: Ich möchte bemerken, daß die revolutionären Obleute sich nicht in der Gefolgschaft, sondern im Bunde mit dem Spartakusbunde befunden haben. Das Wort „Gefolgschaft“ müßte daher durch ein anderes ersetzt werden.

[Genosse] Liebknecht [Zentrale]: Ich möchte vorschlagen, statt „Gefolgschaft“ dann „Kampfgemeinschaft“ zu sagen.

Vorsitzender: Wir haben darüber abgestimmt, daß hier in eine Debatte über die Resolution nicht eingetreten werden soll, und ich glaube, daß das auch nicht notwendig ist, da die Resolution ja eigentlich der Extrakt der ganzen Darstellung des Genossen Liebknecht ist.

[Genosse] Liebknecht [Zentrale]: Genossen, es liegt an der Abfassung der Resolution außerordentlich viel, und ich bitte, es mir nicht übelzunehmen, wenn ich die mir vorgelegte Resolution ein klein wenig mit der Lupe betrachte, da sie ja veröffentlicht werden muß, weil wir öffentlich verhandeln.

Gestatten Sie, daß wir uns zwei Minuten hier zurückziehen, damit wir uns ganz kurz noch einmal über den Wortlaut der Resolution verständigen.

 

 

Vorsitzender: Ich schlage Ihnen vor, inzwischen eine Reihe kleiner Angelegenheiten zu erledigen, die noch behandelt werden müssen.

[Genosse] Hammer [Essen]: Im Namen der Genossen von Rheinland und Westfalen möchte ich an die Zentrale folgende Anfrage richten: Wie stellt sich die Zentrale zu der Herausgabe von Flugblättern gegen Beteiligung an den Nationalversammlungswahlen? Sollen die von der Zentrale oder von den örtlichen Organisationen herausgegeben werden?

Weiter möchte ich fragen: Wie stellt sich die Zentrale zu der Herausgabe der russischen Broschüren, namentlich von Lenin, Trotzki usw.? Wir möchten beantragen, daß in nächster Zeit mehrere Broschüren von Lenin, Trotzki usw. von der Zentrale herausgegeben werden.

[Genosse] Eberlein [Zentrale]: Parteigenossen, dazu kann ich bemerken, daß es selbstverständlich ist, daß in den nächsten Tagen bereits die Flugblätter gegen die Beteiligung an den Wahlen erscheinen und von der Zentrale herausgegeben werden. Es wird aber nicht möglich sein, für das gesamte Reich Flugblätter in dem Umfange herzustellen oder bei den heutigen Post- und Bahnverhältnissen den Genossen zuzusenden, wie es notwendig ist. Ich habe gestern bereits in meinen Ausführungen gesagt, daß wir wünschen, daß die örtlichen Mitgliedschaften und Bezirke in ihrer Tätigkeit autonom sein sollen. Es wäre also notwendig, daß auch in den Bezirken sofort Flugblätter der verschiedensten Art in unserem Sinne herausgegeben werden, so daß also einesteils von der Zentrale, andernteils von den Bezirken Flugblätter herausgegeben werden. Ich will gleich zur technischen Frage bemerken, daß, wenn irgendwo große Mengen von Flugblättern gebraucht werden, wir bereit sind, um die Unkosten zu mindern, Matrizen zur Verfügung zu stellen, die Ihr nur zu drucken braucht.

Zu der Herausgabe von Broschüren und dergleichen möchte ich bemerken, daß gleichfalls eine Anzahl Broschüren in Druck ist, die Herausgabe aber durch die Papierknappheit sehr erschwert wird. Die Broschüre von Lenin ist bereits erschienen; wir geben sie zum Preise von einer Mark ab. Sie können heute schon Exemplare von der Zentrale erhalten. Der Verkaufspreis wurde auf 2.00 Mark festgesetzt. Wir liefern sie für 1.00 Mark. Sie können den Preis für die Broschüre willkürlich festsetzen, sie auch verschenken. [1]

Agitationsmaterial ist in Arbeit. Zur Zeit ist aber leider weiter nichts zur Hand als das, was Ihnen ausgehändigt worden ist. Soweit es möglich ist, mehr herzustellen, soll es geschehen. Ich sagte aber schon einmal, es liegt nicht an der Zentrale, es liegt daran, daß nicht genügend Papier vorhanden ist und wir die größten Schwierigkeiten haben, Papier zu beschaffen.

[Genosse] Rieger [Berlin]: Ich hatte die Anfrage an die Zentrale gerichtet, ob die Rede des Genossen Liebknecht über die Spaltung und die Ausführungen der Genossin Luxemburg über die Winnig-Schweinerei nicht recht bald als Flugblätter hinausgegeben werden können, damit wir in der Lage sind, diesen Spaltungs- und Quertreibereiversuchen einmal entgegentreten zu können.

[Genosse] Eberlein [Zentrale]: Diese Flugblätter werden so schnell wie möglich erscheinen. Ich habe die Herren Stenographen bereits gebeten, mir die Übertragung so schnell wie nur irgend möglich zuzustellen. Aber die Übertragung einer so langen Rede nimmt doch immerhin Zeit in Anspruch. Sie wird so schnell in Druck gegeben werden, wie es möglich ist. Sie können sich darauf verlassen.

[Genosse] Kahlert [Berlin]: Ich möchte den Gedanken unterstützen, von den Flugblättern, die in größerer Menge gebraucht werden, Matrizen zu versenden. Die Genossen in der Provinz haben dann die Möglichkeit, sich selbst ihre Flugblätter zu drucken und zu verbreiten.

Vorsitzender: Es wird sich vielleicht ermöglichen lassen, daß wir von einigen Flugblättern Matrizen in die Provinz senden, damit sie dort unter Umständen gedruckt werden können. Im übrigen können alle diese Anfragen nur der Zentrale überwiesen werden. Wir können nicht mit Sicherheit versprechen, daß ihnen nachgekommen wird, weil manches, wie es Eberlein von dein Papier bereits gesagt hat, nicht von uns abhängt.

[Genosse] Heckert (Chemnitz): Parteigenossen und -genossinnen, ich möchte vorschlagen, daß die Zentrale ein Archiv anlegt, wo alle illegale Literatur, die während des Krieges erschienen ist, gesammelt wird. Die Zentrale hat schon damit angefangen, aber es werden noch Jahre vergehen, bis die Sammlung abgeschlossen ist.

Dann ist wichtig, daß da, wo Genossen tätig sind, ein kleiner Bericht über die illegale Tätigkeit und ihre Erfolge während des Krieges gemacht wird. Das wird dringend notwendig sein, um überhaupt einen gewissen Überblick über unsere Bewegung zu haben. Wir werden auch manche Erfahrungen zum Besten der Allgemeinheit verwenden können.

[Genosse] Levien (München): Ich unterstütze den Antrag des Genossen und wünsche, daß auch englische und französische Literatur, und zwar linksradikale Literatur, gesammelt wird, nicht bloß für das Archiv, sondern auch zur Verbreitung. Es werden sich eine Reihe von Genossen, die Englisch und Französisch können, vielleicht mit der Übersetzung befassen. Ich werde auch gern einen Teil übernehmen.

[Genosse] Eberlein [Zentrale]: Die Zentrale hat schon vor einiger Zeit beschlossen, daß dieses illegale Material gesammelt und als Broschüre herausgegeben werden soll. Wenn uns von Genossen noch Material, das sie selbständig herausgegeben haben, zur Verfügung gestellt werden könnte, wäre es uns sehr erwünscht.

Vorsitzender: Dann habe ich noch bekanntzugeben, daß die Genossen von der Seeküste sich eine Stunde nach Schluß der heutigen Konferenz an der bekannten Stelle treffen möchten.

Weiter habe ich bekanntzugeben, daß die Wirtschaftlichen Übergangsforderungen, die hier in Schreibmaschinenschrift herausgegeben worden sind, gedruckt worden sind. Aber es ist jetzt nicht festzustellen, wo sie sich befinden. Der Drucker behauptet, sie in unserem Zentralbüro abgegeben zu haben, dort sind sie aber nicht. Die Druckerei ist jetzt geschlossen, so daß wir nicht feststellen können, wo die 200 Exemplare geblieben sind. Wir werden uns aber bemühen, sie den Genossen in der Provinz sofort zuzustellen.

Dann ist noch folgendes Telegramm eingegangen, an Liebknecht, das aber unserer Sache dient:

Viel Glück und Gedeihen Ihrer gerechten Sache im neuen Jahr wünschen Ihnen im Namen vieler Kurt Twarz, Otto Krüger, Ernst Deutschmann, Erste Matrosendivision, 3. Zweigkompanie, Kiel. („Bravo!“)

Dann wird Prudlo [2] noch ein Telegramm verlesen.

[Genosse] Prudlo [Beuthen] [2]: Genossen und Genossinnen, gerade am Neujahrstage habe ich eine gute Nachricht aus Oberschlesien erhalten. Ich habe von meinem Genossen, der mich zur Zeit in Beuthen vertritt, da der erste, der sich mir angeschlossen hatte, infolge verschiedener Differenzen mit seiner Familie, seinem Vater vor allem, sich von mir trennte, die Nachricht einhalten, daß bereits auf der Friedensgrube in Oberschlesien die Arbeiterschaft den Betrieb übernommen habe. Es funktioniert großartig. Daraus ist zu ersehen, daß wir in Oberschlesien trotz der kurzen Zeit sehr weit vorgeschritten sind, daß wir bereits die Sozialisierung der Betriebe so weit organisiert haben, daß die Arbeiterschaft aus sich selbst heraus die Betriebsräte gewählt hat, die auch imstande sind, den Betrieb zu übernehmen und weiterzuführen. Die Direktoren wurden abgesetzt, und die Arbeiter führen den Betrieb weiter. („Bravo!“ und Händeklatschen.)

Nun will ich noch folgendes bemerken: Die langen Diskussionen und Differenzen, die wir dieser Tage gehabt haben, haben uns sehr viel Zeit gekostet. Wir aus Oberschlesien sind darauf angewiesen, sobald wie möglich heimzukommen, unser wartet viel Arbeit, und wir haben viel zu tun, wenn wir den ganzen oberschlesischen Grubenbezirk organisieren wollen. Aber die Vorwürfe von der Zentrale sind zu einem gewissen Teile unberechtigt gewesen. Wir haben aus eignen Mitteln gearbeitet, haben gar nichts von der Zentrale verlangt, haben uns einfach auf unsere eigenen Füße gestellt und haben uns auch organisiert.

Die Zentrale soll, wie bereits erwähnt wurde, zu groß sein. Nein, im Gegenteil, sie ist noch viel zu klein! Wir haben Referenten gebraucht aus Berlin, die uns in den ersten Tagen aushelfen konnten, weil wir allein nicht fertig werden konnten. Wir müssen einige Leute dazu haben, die uns auch unterstützen können, wir kriegen keinen Referenten in Oberschlesien.

Dann wollte ich noch etwas erwähnen in bezug auf die Uneinigkeit. Wenn die Uneinigkeit hier so groß sein sollte, wie gestern zum Beispiel von dem einen der Internationalen Kommunisten ... (Unruhe. – Glocke des Vorsitzenden.)

Vorsitzender: Sie haben nur das Wort zur Verlesung eines Telegramms. Ich habe Ihnen sehr viel Freiheit gelassen; aber Sie überschreiten die Grenzen. – Die Sache ist erledigt. Dann werden die Genossen aus Danzig, Danzig-Ohra, Stettin, Dortmund, Herne, Göttingen, München, Nürnberg und die Genossen aus Oberschlesien ersucht, für eine kurze Besprechung nach Schluß der Konferenz an diesen Tisch zu kommen.

Ferner werden die Genossen, die im Kommunaldienst stehen, ersucht, ihre Adressen hier am Büro abzugeben.

Dann wünscht der Genosse Heckert noch zu einer Anfrage das Wort.

[Genosse] Heckert [Chemnitz]: Ich möchte noch einen dringenden Appell an Sie richten. Die Deutschen haben eine sonderbare Eigenschaft. Sie fragen nicht: Was tut er, oder wie ist die Sache, sondern sie fragen immer: Wer ist das, wo kommt er her, was ist er? Und sie haben eine richtige Wut, Adressen zu sammeln. Wir leben noch nicht in den glücklichen Zeiten des Zukunftsstaates, wo jeder Mensch frei nach seinem eigenen Willen wird leben können, wir werden wahrscheinlich noch einmal eine Zeit des Belagerungszustandes bekommen, und dann möchte ich doch dringend bitten, die Adressensammelwut einzustellen. Wenn die Zentrale und die einzelnen Genossen des Bezirks die in Frage kommenden Adressen kennen, dann ist das genügend. Es muß nicht jeder Genosse ein ganzes Sammelalbum von Adressen haben, damit alle Kameraden vielleicht der Polizeibehörde wieder ausgeliefert sind, wenn wieder eine schlimme Zeit kommt. Wir sind schon sowieso in genügender Menge jetzt bekannt, und da brauchen die andern Adressen, die nicht bekannt sind, nicht auf einem Präsentierteller überreicht zu werden. Wenn Sie mit einer andern Gegend korrespondieren wollen, tun Sie das durch die Zentrale. („Sehr richtig!“)

[Genosse] Globig [Jugend]: Genossen, die revolutionäre Jugend besorgt ihre Arbeiten selber, und die Klärung in den einzelnen Orten ist soweit ganz gut gediehen, aber wir sind nicht mit allen Orten in Verbindung. Soweit an einem Orte die oppositionelle Jugend noch nicht organisiert ist oder aus ihrem ganzen Reinigungsprozeß noch nicht heraus ist, möchten wir die Parteigenossen, die Delegierten bitten, daß sie uns doch Adressen von jugendlichen Genossen aus dem Reich mitteilen. Ich habe gestern eine Adresse an die verschiedenen Delegierten abgegeben. Ich bitte, verfahren Sie danach, schicken Sie uns Adressen von jugendlichen oder geben Sie uns Berichte aus den Orten über die Jugendarbeit, soweit Sie dazu imstande sind. Die Arbeit ist um so notwendiger, weil am 25. Januar ein großer Kongreß der Jugend für Deutschland ist; und da möchte ich bitten, daß die Jugend aus allen Orten vertreten ist. [3]

[Genosse] Plättner [Dresden]: Der stenographische Bericht über den Prozeß Friedrich Adler ist als Broschüre zum Preise von 20 Pfennigen erschienen. Wer gewillt ist, diese Broschüre zu verbreiten, der kann die Bestellung hier aufgeben oder sich an die Redaktion des Kommunist in Bremen wenden.

[Genosse] Heckert [Chemnitz]. Ich möchte den Genossen Plättner und seine Freunde, die noch im Besitz dieser Adler Broschüre sind, bitten, diese Broschüre der Zentrale zum Selbstkostenpreise zur Verfügung zu stellen, damit sie für das ganze Reich verteilt werden kann. Es sind in vielen Orten noch Genossen, die keine haben, und die Zentrale kann sie vielleicht dann umsonst verteilen.

[Genosse] Plättner [Dresden]: Dazu kann ich nur feststellen, daß wir diese Broschüre bereits der Expedition des Kommunist überwiesen haben. (Zuruf: „Das kann doch geändert werden! „)

Die Dinge liegen so, daß wir infolge der damaligen Verhältnisse, da die Broschüre in 20.000 Exemplaren herausgekommen ist, sehr viel Schulden haben, und die müssen doch gedeckt werden. (Zurufe: „Selbstkostenpreis!“ „Sollen doch bezahlt werden!“)

Vorsitzender: Genossen, diese Sache können wir nicht hier im Plenum verhandeln; die Genossen mögen sich mit der Zentrale in Verbindung setzen. – Ich glaube, damit ist wohl dieser etwas bunte Teil unsrer Tagesordnung erledigt.

Zur Verlesung der Resolution in der Berliner Angelegenheit hat der Genosse Liebknecht das Wort. Ich bitte um etwas Ruhe.

 

 

[Genosse] Liebknecht [Zentrale]: Genossen, die Resolution beginnt mit der Bemerkung: „Der erste Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands.“ Ich glaube, wir haben ein gutes Recht, diese Konferenz nachträglich als den ersten Parteitag zu taufen. (Zustimmung.) Ich finde Ihr Einverständnis und glaube, daß wir damit dem Kinde einen neuen Namen gegeben haben. Die Resolution lautet:

Der erste Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands hat aus dem Bericht des Genossen Liebknecht mit Bedauern ersehen, daß einige scheinradikale Mitglieder der bankrotten USPD versuchen, Verwirrung in die Reihen der revolutionären Ob- und Vertrauensleute Groß-Berlins zu tragen, die treue Kampfgemeinschaft der revolutionären Ob- und Vertrauensleute mit dem Spartakusbunde in Berlin zu stören und dem gedeihlichen Wirken unserer Partei in Berlin ein Hindernis in den Weg zu legen.

Der Parteitag erklärt, daß die Kommunistische Partei Deutschlands sich durch diese Quertreibereien nicht beeinflussen lassen wird. Der Parteitag begrüßt diejenigen revolutionären Ob- und Vertrauensleute, die sich mitsamt ihren Wählern in geschlossenen Reihen unter die Fahne der Weltrevolution stellen, die allein von unserer Partei in Deutschland hochgehalten wird.

Der Parteitag zweifelt nicht daran, daß die Massen des revolutionären Proletariats von Groß-Berlin, vor die Wahl zwischen der KPD und der USPD gestellt, sich für uns entscheiden werden.

Ich bitte außerdem noch, Ihre Einwilligung darin feststellen zu dürfen, daß von unsrer Seite auch in Zukunft alle weiteren Bemühungen unternommen werden sollen, um ein einmütiges Zusammenarbeiten, ein Zusammengehen und eine Verbindung mit den revolutionären Ob- und Vertrauensleuten, die bisher noch nicht zu uns gehören, vorzubereiten und durchzuführen. („Sehr richtig!“) Ich stelle fest, daß dies das Einverständnis des gesamten Parteitages hat Wir werden unsre Bereitwilligkeit nicht irgendwie von Kleinigkeiten abhängig machen, wir werden zeigen, daß wir nicht kleinlich sind, wir werden zeigen, daß wir eine große Bewegung sind, und einzig die großen Gesichtspunkte bei den Verhandlungen mit diesen revolutionären Ob- und Vertrauensleuten in den Vordergrund stellen.

Vorsitzender: Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über diese Resolution. Wer damit einverstanden ist, den ersuche ich, eine Hand zu erheben.,

(Geschieht.)

Ich danke. Ich bitte um die Gegenprobe.

(Die Gegenprobe erfolgt.)

Einstimmige Annahme.

 

 

[Genosse] Wurm [Berlin Roter Soldatenbund](zu einer Erklärung): Parteigenossinnen und -genossen! Bevor Sie wieder in die Heimat zurückgehen, möchte ich noch den herzlichen Appell an Sie richten, in Sachen des Roten Soldatenbundes mehr als bisher zu arbeiten. Sie alle wissen, wie ungeheuer schwierig es ist, in die Herzen der Frontsoldaten hineinzukommen; Sie alle wissen, wie es unsre höchste Aufgabe sein muß, sämtliche Soldaten für uns zu gewinnen, damit sie nicht gegenrevolutionären Bestrebungen nutzbar gemacht werden können. Soll uns diese Arbeit im Reiche gelingen, wie sie uns zum Teil bereits in Berlin gelungen ist, so bedarf es zunächst Ihrer Unterstützung, und ich bitte Sie im Interesse der allgemeinen Sache, im Interesse der Fortführung der revolutionären Ereignisse nochmals dringend, für die Sache des Roten Soldatenbundes im Reiche so gut wie überall, an allen Stellen zu arbeiten. („Bravo!“)

Vorsitzender: Genossen, damit scheint unsre Tagesordnung erschöpft zu sein. Ich möchte die Genossen ersuchen, Platz zu nehmen. Genosse Meyer wird noch einige Abschiedsworte an Sie richten.

[Genosse] Meyer [Zentrale]: Genossinnen und Genossen! Wir haben in kurzer Zeit eine außerordentlich reiche Tagesordnung erledigt, und wir danken Ihnen, daß Sie diese Zeit mit uns zusammengearbeitet haben. Die Beschlüsse, die wir gefaßt haben, sind von außerordentlicher Wichtigkeit. Allerdings legen wir – und ich glaube Ihr Einverständnis dabei voraussetzen zu können – nicht besonderen Wert auf die Organisation als solche und auf die Form der Organisation, sondern das wichtige ist, daß jetzt unter neuen Verhältnissen diese neugeschaffene Organisation alles das in verstärktem, in erweitertem. in verbessertem Maße leistet, was wir bisher innerhalb der USPD oder der andern Organisation haben leisten müssen. Unsre Aufgabe ist – das ist aus den Referaten und aus den Diskussionen mit aller Deutlichkeit hervorgegangen –, die Revolution vorwärtszutreiben, sie zu einer wirklich sozialen Revolution zu machen; und wir haben unsre Tagung begonnen und beschließen sie mit dem Gelöbnis, was in unsern Kräften steht, dazu beizutragen, um dieses Ziel zu erreichen: die soziale Revolution in Deutschland und das Auf gehen der sozialen Revolution in der Weltrevolution, die uns den Sieg für immer bringen wird. (Lebhafter Beifall.)

Vorsitzender: Genossen, ich glaube die Konferenz am besten zu schließen, wenn ich Sie auffordere, mit mir einzustimmen in ein Hoch auf die internationale sozialistische Weltrevolution: Sie lebe hoch!

(Die Versammlung stimmt in den dreimaligen Hochruf ein.)

Die Konferenz ist geschlossen.

(Schluß 3 Uhr.)

 


Zuleztzt aktualisiert am 15.10.2003